Opfer zu Täter

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Niniwech
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Opfer zu Täter

Beitrag Do., 31.01.2008, 22:08

Huhu,

kann mir jemand erklären, aus welchen (psychologischen) Gründern Opfer von Missbrauch oft auch Täter werden?

Das einzige, das mir einfällt, ist dass sie ihre eigene Situation noch mal durchleben, aber dieses mal den "starken" Part spielen, und sie das unbewusst freut.

Ich hab im Internet gesucht, aber ich hab nicht wirklich was gefunden....

LG,
Niniwech
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Nox
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Beitrag Do., 31.01.2008, 22:19

hallo!

phewww, schwierige frage.
kommt ganz drauf an, inwiefern du "täter" meinst - im psychischen oder körperlichen sinne?

geschädigte als täter im psychischen sinne kann ich nachvollziehen. dadurch, dass man überlebt, baut man entweder eine gewisse sensibilität oder aber gefühlskälte gegenüber anderen auf. oder beides. auch worte können sehr, sehr verletzen.

im körperlichen sinne... ja, ich denke da ist das gefühl im spiel, endlich selbst die "macht", oder die kontrolle zu erlangen, nachdem man wehrlos und ausgeliefert war. oder, dass man es net anders erlebt und kennengelernt hat, und das weitergibt (-> übertragung)

nachvollziehen kann ichs auchnet. meiner meinung nach rechtfertigt selbst das schlimmste trauma keineswegs, wenn man selbst auf andere, unschuldige losgeht.

und ganz abgesehen davon, ich denke dass da mehr dahintersteckt als missbrauchserfahrungen, um zum täter zu werden.

lg, s.

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mikra
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Beitrag Do., 31.01.2008, 22:45

Halli hallo!

Ich bin der Meinung, das hat was mit Agression zu tun!
Seine Wut entlich ausleben zu können. Dies Menschen kennen nichts anderes als jemand anderen weh zu tun! Sie glauben fast das ist normal!

Es ist wie zwei Spielzeugautos wenn sie mit unterschiedlicher Geschwindigkeit zusammenstossen! Was passiet mit dem Autos sie tauschen ihre Geschwindigkeiten! Genauso ist es beim Täter, er denkt er hat seine Wut weitergegeben und er ist davon befreit.

l.g.
Erich J. Lejeune, Unternehmer (1944 - )
„Wer sein Glück anderswo sucht, als in sich selbst, wird es nie finden.”

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Thread-EröffnerIn
Niniwech
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Beitrag Do., 31.01.2008, 23:14

Nachtrag:
Ihr hab recht ich meinte nicht nur, dass man dann selbst sexuell oder physisch missbraucht, sondern auch emotionaler Missbrauch der eigenen Kinder z.b.

..... interessante Antworten... ich wart noch mehr ab, versuch mir dann nen Reim drauf zu machen ^^
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mikra
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Beitrag Do., 31.01.2008, 23:21

Was willst Du denn noch alles wissen?
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rainyday
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Beitrag Do., 31.01.2008, 23:31

Vermutlich haben die Opfer die zu Tätern werden den Zugang zu sich selbst und ihren Gefühlen verloren und können diese nichtmal identifizieren. Sie sind nicht in der Lage eine erwachsene Beziehung einzugehen und tun das einzige wozu sie in der Lage sind: sie suchen sich Schwächere.
Ich frage mich allerdings was mit dem Unrechtsbewusstsein geschehen ist. Wahrscheinlich können sie darauf verzichten, weil sie sich selbst immer noch als Opfer fühlen und nie ihre eigenen Erlebnisse aufgearbeitet haben.
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Nox
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Beitrag Do., 31.01.2008, 23:35

ja, kann rainydays worte nur unterstreichen.

manche beginnen mit anderen zu spielen, in sexueller hinsicht wie in emotionaler. auch eine kompensationsmöglichkeit - die entstandene leere durch sogenannte "kicks" (=selbstbetrug) zu ersetzen.

oder aber das altbekannte schema, leute, die einem zu nahe zu kommen, wegzustoßen, "denn es ist meine hölle und soll nicht eure werden". keineswegs persönlich gemeint, aber dennoch verletzend fürs gegenüber, egal ob partner, kinder, familie etc.

complicated...

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Mausie
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 02:54

Nun ja, es gibt viele Arten von Täterschaft. Meine Mutter z. B. wurde als Kind von ihrer Mutter geschlagen. Als sie merkte, dass ihre Söhne deren Schwester missbrauchen, hat sie es zugelassen. Sie war unfähig ihre Tochter zu schützen. Vielleicht wollte sie auch so wenigstens 2 Kinder retten als nur das eine. Nun ja, für sie ist wohl damals eine Welt zusammengebrochen als sie sehen musste, dass auch ihre Familie eine Chaos ist. Sie war letzenendlich einfach überfordert mit der Situation und wollte es nicht sehen, was da geschah.

Es ist oft das Problem des Schemas. Man selber kennt es nicht anders und irgendwie holt die Vergangenheit einen wieder ein. Man fühlt sich wieder in die Situation hineinversetzt und ist genau wie damals nicht im Stande zu handeln. Zudem hat man es ja auch überstanden, als wird der andere es auch schon schaffen.

Oft wird man teilweise auch verbittert. Man verlangt den anderen zu viel ab und wird regelrecht rücksichtslos. Ich selber hatte in schlimmsten Zeiten gerne den Leuten gesagt, dass sie sich nicht so haben sollen. Es gäbe Schlimmeres. Klar gibt es schlimmeres, aber jeder geht anderes damit auch um.

Oft ist es doch so, dass der Sohn sieht, wie die Mutter vom Vater geschlagen wird. In der Kindheit empfand er es als schlimm, später aber verhält er sich seiner Frau gegenüber genauso. Er kennt es letzlich nicht anders. Damals hat der Vater auch seinen Willen bekommen, also es klappt doch.

Als Kind nimmt man sich dummerweise die Eltern zu sehr als Vorbildfunktion zu Herzen. Oft ist es nicht leicht, aus diesem Schema wieder herauszukommen. Ich denke viele kennen den Gedanken:

"Hoffentlich werde ich nicht mal genauso wie meine Eltern."

Dummerweise prägt aber die Kindheit das spätere Leben.

Mfg Mausie

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Nox
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 02:58

hey

stimme dir größtenteils zu, aber dagegen:
Mausie hat geschrieben:Dummerweise prägt aber die Kindheit das spätere Leben.
kann man was unternehmen. klar, kommt immer drauf an, wie weit man ist, doch schemata lassen sich unterbrechen.

lg, s.

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Mausie
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Beiträge: 46

Beitrag Mo., 04.02.2008, 03:01

zu shtria:
Oft ist es nicht leicht, aus diesem Schema wieder herauszukommen.
Ich habe nix gegenteiliges behauptet . Nur leicht ist der Weg nicht.

Mfg Mausie

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Nox
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 03:06

nein, der weg ist ziemlich schwierig und steinig, da geb ich dir vollkommen recht.

mein posting war auch absolut kein angriff gegen dich, hab nur oft - zu oft erlebt, dass manche menschen diverse schemata als "freibrief" ansehen, um genauso weiterzumachen.

allein wenn ich meine verwandtschaft mütterlicherseits ansehe - was da alles passieren musste, bis meine mutter endlich checkte, was da abging... da gabs dann eben immer die "entschuldigung" namens "ich bin doch selbst opfer, man akzeptiere mich und alles was ich tue, ohne was anzumerken".
klar, man tut sich leichter, einen menschen zu verstehen wenn man weiß, wieso er/sie so handelt, doch wenn man dann stagniert, wirds net besser. net für die person selbst, noch für die umwelt.

lg

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expat
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 07:37

Zunächst muss man ja davon ausgehen, dass die eigenen Schmerzen verdrängt wurden. Traumatische Erlebnisse landen also im Unterbewusstsein. Sie sind aber nicht einfach weg, nicht vergessen, aber eben nicht bewusst vorhanden. Die Abwehr gegen diese verdrängten Inhalte führen nun zu unseren Fehlverhalten. Warum nun in diesem Fall gerade das Ausführen der verdrängten Inhalte von der Abwehr gewählt wird, ist mir auch nicht ganz so klar. Vielleicht so: Indem ich es heute mit jemandem Anderen tue, erscheint die Tatsache von damals weniger bedrohlich. Da ist die Natur der Neurose recht erfinderisch im Verdrängen. Opfer von Gewalt haben im Wesentlichen zwei Wege der Abwehr: Sich mit der Gewalt zu "versöhnen" = der Masochist, oder sich mit der Gewalt zu verbinden = der Sadist. Das sind die Extremstufen. Vergleichbar ist das mit der Phobie oder der Gegenphobie. Bei ersterer vermeide ich zwanghaft Situationen, die mich erinnern, bei letzterer begebe ich mich zwanghaft in Situationen, die mich erinnern. Ich schaffe mir dann Situationen im Jetzt, die das Damalige vergleichsweise in seiner Bedrohlichkeit mindern.
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amsterdam
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 11:10

meiner meinung nach ist es selbstschutz.

stellt euch eine linie mit 3 punkten vor:

ganz links täter - in der mitte "neutral" - und ganz rechts opfer.


der optimalfall wäre, wenn wir weder täter, noch opfer wären. bzw. kommen wir so zur welt. und dann erleben wir gewisse situationen.

ich denke, man beginnt aber eher als opfer. das gefällt uns aber nicht.
viele haben bleibende schäden, sind traumatisiert usw.

wir sehen dann aber meistens, dass der täter nicht wirklich bestraft wird.
als opfer hat man in den meisten fällen die absolute "arschkarte" gezogen.

und dann passiert es, dass man vom opfer zum täter wird.
weil man genau gesehen hat, dass der täter eigentlich ungestraft blieb, und aus seinem verhalten dem opfer gegenüber keinen schaden genommen hat.

und als täter ist man einfach in der besseren situation, denn man kann dann immer nocht "neutral" sein. und verliert dabei sein gesicht nicht - man kann gnade walten lassen.... - das problem ist nur, dass es keinem menschen zusteht täter zu sein.....

nur wer mal opfer war, kann zum täter werden.

aber ich würde die frage einfach mal so beantworten.

lg


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expat
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 12:04

Genau so ist es nicht, weil eine Übertlegung eben keine Rolle spielt.
Das war's
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rainyday
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Beitrag Mo., 04.02.2008, 14:01

Nein, reiflich überlegen wird der Täter wohl nicht, wieso er eine Tat begeht. Das geschieht unterbewusst. Er plant höchstens seine Handlungen damit er nicht erwischt wird.
Was ist eigentlich mit den Männern die verheiratet sind UND sich an Kindern vergreifen? Haben die alle eine Paraphilie? Oder ist das oft nur eine rücksichtslose Wiederholung erlernten Verhaltens? Denn umgekehrt kann man auch pädophil werden ohne selbst missbraucht worden zu sein.
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