Wie mit dem Vorwürfen umgehen

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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pillow
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Wie mit dem Vorwürfen umgehen

Beitrag Mo., 20.05.2013, 10:56

Hallo, auch ich muss nun endlich mal meine Geschichte los werden. wurde als Kind mehrmals von verschiedenen Personen missbraucht. Häusliche Gewalt lag an der der Tagesordnung. nun nach 35 Jahren habe ich alles soweit in der Thera aufgearbeitet und los gelassen. ich hab allen Mut zusammen gefasst und einen Brief an die Verursacher abgeschickt. die Folge: Telefon Terror, Vorwürfe und Beschimpfungen.
hat jemand auch schon den Mut gehabt, darüber zu reden? wie gehe ich mit dem Vorwürfen nur um? ich hab ein schlechtes Gewissen diesen Schritt gemacht zu haben obwohl ich nicht mehr anders konnte, ich hab es für mich als die Beste Lösung gesehen, endlich mit allem abzuschliessen.
Über eure Erfahrungen und Tipps bin ich sehr dankbar

Pillow

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Chancen
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 11:34

Wenn du das Gefühl hattest, es ansprechen zu wollen, dann war es auf jeden Fall gut, dass du den Brief geschrieben hast.

Was nun passiert ist, war zu erwarten. Die Menschen, die dir schon als kleines hilfloses Kind weh getan haben, schießen nochmal nach und hauen drauf.
Mache dir bewusst, dass ihre Reaktion nichts über dich aussagt, sondern nur über sie als die Bestien, die sie waren und wie sich gezeigt hat, immer noch sind.

Wenn du loslassen willst und abschließen, dann ist das DEINE Entscheidung. Ganz egal wie sie darauf reagieren. Du hast es in der Hand. Es ist deine Geschichte. Was sie tun oder wie sie reagieren kannst du nicht beeinflussen. Es ist ihre Entscheidung für die sie ganz allein verantwortlich sind. Und wenn sie sich dafür entscheiden, dich mit Vorwürfen und Beschimpfungen zu überhäufen, dann ist das ihre Entscheidung.

Was kannst du nun tun um für dich Sorge zu tragen, um dich zu schützen?

Ganz einfache Dinge: Am Telefon nicht abheben. Nicht zurückrufen. Gegebenenfalls auch Telefonnummer wechseln. Briefe nicht öffnen. Ihnen einfach keine Möglichkeit mehr geben, ihre Beschimpfungen loszuwerden. Du musst dir das nicht anhören.

Umgib dich mit Freunden und lieben Menschen, die dich mögen und für dich da sind. Sprich auch viel mit deinem Therapeuten und lass alles an Wut, Ärger, Angst und Sorge raus, was noch in dir drinnen ist. Lass dich von deinen Lieben unterstützen.

Wenn man eine schlimme Geschichte hat, und sie aufarbeitet, dann ist das ein lebenslanger Prozess, der nicht an irgendeinem Punkt einmal aufhört, indem man ein Häkchen drunter setzt. Du hast schon so viel geschafft, bist einen weiten Weg der Genesung gegangen. Darüber zu sprechen und deine Ängste und Nöte, die in jedermanns Leben immer wieder mal auftauchen, weiterhin mitzuteilen und dir kontinuierlich Trost und Beistand zu holen, ist das Beste was du tun kannst. Immer, wenn Ängste oder Wut auftauchen: teile dich mit und wende dich an eine liebe Schulter zum Anlehnen.

Du bist nun erwachsen und kannst für dich selbst Sorge tragen. Was diese Leute dir nun an Vorwürfen und Beschimpfungen entgegen bringen, musst du nicht mehr akzeptieren. Als Kind warst du wehrlos. Heute nicht mehr!

Alles Gute!

Chancen

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RTRV
Helferlein
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 11:38

Diesen Schritt traue ich mir noch nicht zu, gerade wegen der Befürchtung was kommt dann?

Ich finde es sehr mutig und stark von dir, dich für dich eingesetzt zu haben! Das zeugt davon, wie weit du schon bist! Du kannst stolz auf dich sein und bitte es ist klar, dass man sich gegen DEINE Vorwürfe wehrt.

Das ist gerade nämlich ein Thema, dass ich gerade ein bisschen im Kopf habe. Warum das Umfeld, meine Eltern und Verwandten nicht nur nichts mitbekommen haben, sondern auch die Täter der Meinung sind, das war ja gar nicht so

Du hast deinen Schritt getan und jetzt musst du Grenzen setzen. Ihnen und dir, vor allem ihnen!
Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es noch nicht das Ende.
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ziegenkind
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 12:21

ganz pragmatisch pillow: kannst du nicht deine telefonnummer ändern? kannst du ihnen nicht vorher sagen, du haben gesagt, was zu sagen sei, ihr geplapper interesiere dich nicht? mit ihrer schulld müssten sie alleine klar kommen, dich sollte sie in ruhe lassen. ist das vorsellbar für dich, dass du so etwas sagst?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Gelli
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 13:26

@pillow

Ich kann dich in etwa verstehen das dich das nervt,ja auch fertig macht wenn du mit Telefonterror oder ähnlichem zu tuen hast seit dem du angefangen hast die "Geschichte"aufzuarbeiten und letztendlich loszulassen.
Ich finde das sehr mutig und stark das du nicht mehr in der Vergangenheit "gefangen"sein wolltes,sondern frei sein möchtes.
Ich habe das auch so gemacht wie du.
ich habe meine "Geschichte"die auch mit Mißbrauch,Gewalt,und Dehmütigung zu tuen hatte,mit Hilfe meines Theras aufgearbeitet und hab auch zumindes meiner Mutter real einen Brief geschrieben indem ich ihr meine Wut,meine Traurigkeit vor die "Füße"geworfen habe,ich habe ihr die Schuld vor die Füße geworfen die sie mir von klein auf aufgetragen hatte,denn ich hatte zu keinem Zeitpunkt schuld an dem was mir passiert ist.
In dem Brief an meine Mutter habe ich auch aufgeschrieben was sie mir angetan hat oder auch nicht getan hat.Ich hatte mit dem abschicken des Briefes das gefühl,das ich etwas "abgegeben"habe,es gehört nicht mehr zu mir.
Klar,das was geschehen ist wird man nie vergessen,es wird einem auch immer wieder mal in irgenteiner Form begegnen,aber durch die Aufarbeitung hat man gelernt das einem die Vergangenheit nichts mehr anhaben kann.
Meinem Vater dem eigentlich größten Verbrecher habe ich nicht geschrieben,das war mir zu schwierig,zumal ich jahrelang keinen Kontakt mehr zum Vater hatte.Ich habe auch so erarbeiten können das er der Verbrecher ist und nicht ich.
Wenn deine "Verursacher"dich
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Gelli
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 13:37

nun mit Telefonterror oder Beschimpfungen nerven dann versuch soweit du nur kannst das zu umgehen.
Wenn es mit dem Telefon weiter so geht dann ändere die Nummer,wenn sie dich beschimpfen,dann sag dir,es betrifft dich nicht mehr,du bist frei von Schuld,denn das Verhalten der anderen können wir nicht verändern,aber wir können ihnen was entegegen setzen.
Mach dir keine Vorwürfe,in dem Sinne,hätt ich man nicht..........
Du hast für dich das einzig richtige und gute getan,denn du willst dich und hast dich befreit von deinem "Balast",was dich jahrelang gequält hat.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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pillow
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 15:49

Ich hab es unbedingt für mich abschliessen wollen die Antwort und die Reaktion war sehr heftig für mich.Mir wurde mal wieder die Schuld in die Schuhe geschoben. ich! Ich hab es zugelassen und vielleicht auch gewollt oder provoziert. das macht mich wütend und traurig. Wie kann ich nur so etwas behaupten und es sei doch sicherlich aufgefallen, wenn es wirklich so gewesen wäre. ich war ja nun mal immer schon anders! So die Aussagen.
Wieder mache ich mir Gedanken darüber, ob ich die Schuld zu tragen habe und ob ich nun das "schwarze Schaaf " bin.
Diese ganzen Gedanken versuche ich zu beseitigen. es war nicht meine Schuld.
Es wird ab getan, als Einbildung gedeutet.

denke auch über die kommenden Zeiten nach. wird man sich wieder normal und vernünftig unterhalten können? werden meine noch offnen Fragen beantwortet? oder ist es so, das ich mir auch weiterhin antworten geben muss.

Pillow


ziegenkind
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 16:19

pillow, ich verstehe dich so gut. ja, ich hatte auch diese sehnsucht bestätigung von außen zu bekommen, zu hören, ja, es war, ja, es war schlimm und nein, du hast keine schuld. vielleicht ist es bei dir anders. aber meistens bekommt man diese antworten nicht. ich hab sie nicht gekriegt. sonst müsste sich in dem familiensystem gegenüber früher radikal etwas geändert haben. sie haben früher weggeschaut und damals warst du klein.warum also sollten sie dir heute helfen? wenig wahrscheinlih, nicht?

es gibt keine alternative dazu, dass du dir selber all das sagst. mir hat dabei die therapie geholfen. v.a. deshalb, weil ich da gefühlsmäßg erlebt habe, wie schlimm das war. ich hab in der therapie auch gelernt: wenn ich mir selber nicht glaube, dass es schlimm war, dann glaube ich das auch niemand anderem. dann will ch es zar immer wieder von anderen hören. aber die worte schlagen keine wurzeln in mir. nur ich elber kann mir die gewissheit geben. von daher: du brauchst deine feigen und gemeinen verwandten nicht.

die gute nachricht: wenn du es aushälst, dir wirklich zuzuhören, dann ist alles ganz klar. dann verschwinden all die zweifel. glaub mir. das wird passieren.

und dann: vielleicht willst DU irgendwann nichts mehr mit leuten zu tun haben, die ein kleines mädchen mit so was allein lassen und weggucken.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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RTRV
Helferlein
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Beitrag Mo., 20.05.2013, 18:55

Vernünftig reden, wenn sowas im Raum steht? Ich glaube nicht ...

Und warum läßt du dir die Meinung von anderen aufdividieren, wenn du es eigentlich besser weißt?
Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es noch nicht das Ende.
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