Psychischer Missbrauch durch Religionen

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Skepsis
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Psychischer Missbrauch durch Religionen

Beitrag Mi., 13.09.2017, 11:58

Ich weiß nicht, wieviele sich mit diesem Thema schon beschäftigt haben, aber kann es denn nicht sein, dass bestimmte religiöse Überzeugungen ein psychischer Missbrauch an Menschen ist?

Nehmen wir mal an, dass jemand Angst hat, dass eine Gottheit ihn nach dem Leben bestraft, aber in Wahrheit gibt es so eine Gottheit gar nicht und dieser Glaube wurde nur erfunden, um Menschen besser lenken zu können bzw. zu manipulieren.

So etwas wäre psychischer Missbrauch durch eine Religion.

Meistens hört man immer nur von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester oder Folter durch Islamisten.

Ist es denn nicht auch schon ein Missbrauch von dem Phänomen "Religion", wenn Menschen durch Furcht oder anderen Manipulationsmethoden von einer Religion bzw. religiösen Überzeugung abhängig gemacht werden?

Religiöse Manipulation hinterlässt doch auch sicher ihre Spuren. Somit wäre ein psychischer Missbrauch durch Religionen gegeben.

Jede Religion, spezielle Judentum, Christentum und Islam versuchen ja mit Heilsversprechen von sich abhängig zu machen. Vom Islam werden sogar Konvertiten verfolgt, gefoltert und getötet. Früher war das im Judentum und Christentum genauso!

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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 12:25

Hallo Skepsis,

das Thema hat mich auch schon oft beschäftigt. Erstmalig als Kind, als ich mich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren versuchte zur Kommunion gehen zu müssen. Als ich wieder mal diese Diskussion mit meiner Mutter hatte biss mich genau in diesem Moment ein Hund ins Bein. Diesen Dackel werde ich nie vergessen. Meine Mutter sagte: "Siehste, biste selber Schuld. So straft Gott Menschen, die sich gegen ihn stellen", ... oder besser gesagt, gegen den Willen meiner Mutter sind. Um meine Angst noch zu steigern erklärte mir meine Mutter, dass dieser Hund Tollwut hat und ich krank werde, ... nur weil ich nicht so will wie Gott will, .... oder besser gesagt, wie sie wollte.
Sie machte mir Angst mit ihren Geschichten über Hölle und Gottes Bestrafung, mit Geschichten darüber, was Gott mir alles antun wird, wenn ich Vater und Mutter nicht ehre, ihnen widerspreche, ich nicht gehorsam bin, ... , wenn ich nicht das tue was er will. Oder besser gesagt, was meine Mutter will, die Gott vorschob um ihren eigenen Willen durchzusetzen.
Ich ging zur Kommunion, trat aber aus der Kirche aus, als ich das entsprechende Alter hatte. Gegen den Willen meiner Mutter. Doch diesmal konnte sie nichts tun. Ich war in einem Alter, in der ich über meine religiöse Gesinnung selber bestimmen konnte.
Ja, ich finde das Missbrauch. Da wird der eigene Wille durchgesetzt durch Angstmachung eines Kindes, das noch nicht alt genug ist um selber entscheiden zu dürfen. Ich wurde mit Höllengeschichten zum Gehorsam gezwungen, so dass ich mich aus Angst nicht wehren konnte gegen diverse Verhaltensweisen meiner Mutter.
Meine Mutter hat Gott benutzt um mich gefügig zu machen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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lisbeth
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 15:11

Hallo Skepsis,

religiöse Manipulation ist real und hinterlässt Spuren, wird nur oft von allen Beteiligten (Eltern, Geistliche, weitere Amts- und Würdenträger) verneint, zT auch von Psychotherapeuten. Bin mir nicht sicher, was jetzt konkret deine Frage/Dein Problem ist, vielleicht kannst du das nochmal genauer formulieren?

Zu mir und meinen Erfahrungen:
Ein großer Teil meiner Probleme (nicht alles) kommt daher, dass ich in einem manipulativ-fundamentalistischen Glaubenssystem groß geworden bin. Also diese ganzen "Wahrheiten" mit der Muttermilch aufgesogen habe. Etwas anderes gab es nicht und es durfte auch nicht in Frage gestellt werden. Meine Eltern sind immer noch drin, ihre Eltern waren es, und die Eltern ihrer Eltern. Es geht also um "Wahrheiten" die über Generationen gültig waren und nie hinterfragt wurden und weitergegeben wurden. Und das hinterlässt auch Spuren, sowohl im emotionalen als auch im kognitiven Bereich, da bin ich mir sicher.

Ich bin seit ca. 25 Jahren raus. Der Kampf nach draußen hätte mich fast umgebracht. Das war im Skript so nicht vorgesehen. Und ich hatte wirklich Todesangst damals.

Die Themen verfolgen mich bis heute. Vor allem auf einer emotionalen Ebene. Schuldgefühle. Schamgefühle. Angst, vernichtet zu werden, weil ich etwas "Verbotenes" mache oder sogar nur denke oder fühle (Gott sieht alles). Ich habe einen Onkel, der eine paranoide PS hat, und ich kann mir ziemlich genau vorstellen, was da alles mitgewirkt hat.

Im Englischsprachigen Raum gibt es eine Menge Menschen, die dazu schreiben und forschen. Mein Fokus lag jetzt aufgrund meiner Geschichte auf dem christlichen Fundamentalismus. Aber es gibt auch Vieles zum Judentum und zum Islam.

Mir hat das Lesen geholfen, meine eigenen Erfahrungen einzuordnen. Zu sehen, das hat System. Es gibt Gründe, warum ich mich heute so fühle wie ich mich fühle. Ich bin kein Freak und ich bin auch nicht der einzige Mensch auf der Welt, dem es so geht. Es hat mir auch geholfen zu verstehen, was früher in der Familie bei uns passiert ist und auch nicht passiert ist.

Ein paar Anknüpfungspunkte, die mir sehr weitergeholfen haben - falls du weiter recherchieren möchtest:
  • Marlene Winell ist Psychotherapeutin, selbst einer christlich-fundamentalistischen Missionarsfamilie aufgewachsen. Hat ein Konzept entwickelt, das ich ganz interessant finde: Religious Trauma Syndrome. Wenn du mal googelst findest du eine Menge von ihr, sie hat auch ein Selbsthilfebuch geschrieben "Leaving the Fold" - das fand ich extrem hilfreich, auch wenn der eigentliche Ausstieg bei mir schon länger zurück lag. Dadurch konnte ich endlich eine Menge einordnen, was vorher nicht möglich war.
  • Valerie Tarico, arbeitet viel mit Winell zusammen und hat auch ihre eigene Geschichte mit christlichem Fundamentalismus. Gibt viele Artikel von ihr im www.
  • Robert Lifton, und seine Arbeiten zum Thema "Gehirnwäsche" bzw. thought reform - ist eher allgemein und Totalitarismus als Ganzes bezogen, das meiste lässt sich aber auch auf religiöse System und ihr Funktionieren übertragen. Wichtig auch seine acht (?) Kriterien für totalitäre (Gedanken-)Systeme.
  • Margaret Singer, hat viel zu Sekten und "mind control" veröffentlicht
  • Janja Lalich hat viel mit Singer zusammen gearbeitet, aber auch eigene Bücher veröffentlicht.
Im deutschsprachigen Raum:
  • Dieter Rohmann, ein Psychotherapeut der viel zu Sektenausstieg berät und publiziert.
  • Sektenberatungsstellen (es gibt auch nicht-kirchliche)
  • es gibt diverse Zeugen-Jehovahs-Aussteiger, die im TV waren oder auch Bücher und Artikel veröffentlicht haben. Was mich sehr berührt hat, war die Autobiographie von Misha Anouk ("Goodbye Jehova"), weil sich die Erfahrungen so gleichen. Auch wenn die Glaubenssysteme ganz verschieden sind. (Bei uns wurden früher die "Zeugen" total gedisst, weil die natürlich nicht den "richtigen" Glauben haben). Dann zu lesen, dass ein Kind, das dort im geschlossenen System aufwuchs fast identische Erfahrungen hatte wie ich in meinem geschlossenen System... das hat mir ganz ganz viel zu denken gegeben, auch zur Systematik die hinter so einem schädlichen Religionssystem steckt.
  • Die Bücher von Deborah Feldman - sie beschreibt ihren Ausstieg aus einer ultraorthodoxen jüdischen Sekte in Brooklyn/NY und ihren Weg seitdem. Sehr empfehlenswert.
Soweit erstmal. Würde mich freuen, wenn du etwas zu dir und den Themen schreibst, und warum dich das so beschäftigst.

VG lisbeth.
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Blume1973
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 16:04

Nehmen wir mal an, dass jemand Angst hat, dass eine Gottheit ihn nach dem Leben bestraft, aber in Wahrheit gibt es so eine Gottheit gar nicht und dieser Glaube wurde nur erfunden, um Menschen besser lenken zu können bzw. zu manipulieren.
Hallo Skepsis!

Ich kenne tatsächlich den ein oder anderen Menschen, der an Bestrafung nach dem Tod glaubt, wenn man sich nicht an die Gebote des christlichen Glaubens hält. Traurig, wirklich schlimm, sich soetwas einreden zu lassen und selbst als Erwachsener noch an diese Dinge zu glauben. Das muss Gehirnwäsche der Eltern?, Pfarrer?, ... sein. Anders kann ich mir das nicht erklären. Angst - ja Angst davor, schlechtes Gewissen entsteht dadurch. Man wird gehindert an einem normalen Leben. Zum Beispiel auch das "kein Sex vor der Ehe" ... wie unnötig diese "Regel". Ich kenne ein Mädchen, die sich nach jedem Sex, ausgepeitscht hat, als Strafe. Und das ist nur ein kleines Beispiel.

Ich dachte als Kind auch, dass Gott mich überall beobachtet. Überall, sogar am Klo natürlich und bei SB. Das war mit großer Scharm und schlechtem Gewissen verbunden.

Ich könnte sooo viel zu dem Thema schreiben, aber ich bin unterwegs ....

Grüße Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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Ophelia12
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 17:27

Hallo zusammen,
Christlicher Fundamentalismus ist auch mein Thema.
Auch ich und mein Bruder sind in einer religiösen Sekte aufgewachsen. Meine Eltern sind noch drin und dürften mit uns "Ausgeschlossenen"
Kindern nix zu tun haben. Das würden sie dann "liebevolle Erziehung" nennen. Die " Freunde mit denen ich groß geworden bin dürfen mich nicht beachten etc. Es ist eigentlich der soziale tot.
Und ja, es ist Missbrauch und Manipulation an der Seele an den Geist. Eigene Gedanken zu haben ist nicht erlaubt. Ständig hat man Angst vor der Vernichtung. Man muss missionieren, wenn man es nicht tut hat man " Blutschuld" auf sich geladen.

Danke Lisbeth für dein Posting ich habe mich in dein geschriebenen wiedererkannt.

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 20:44

in meinem sexuellen Missbrauch in einer Gruppierung war genau so der psychische Missbrauch vorhanden,
denn ohne den psychischen ist ein sexueller kaum möglich, von daher kann ich mich damit auch indentifizieren.
Mehr kann ich dazu aber gerade nicht schreiben
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Mondin
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 22:10

Ich bin selbst das Opfer ritualisierter (spirituell verblendeter) Gewalt, halte es retrospektiv jedoch für viel zu kurz gegriffen und gedacht, nun pauschal die Religionen dafür verantwortlich zu machen. Religion (genau wie Politik, Kultur, Kust u. ä.) sind immer nur "so gut oder schlecht" wie die Menschen, die sie machen/ausüben.

Will meinen, ein Missbraucher ist ein Missbraucher, ob mit oder ohne "Gottest Hilfe". Religion, bzw. religiöse Verblendung, wird nur immer wieder gerne aus Erklärung für jegliche Bestialitäten herangezogen, die Menschen unter ihrem Deckmäntelchen begehen.

Ich empfehle man die ernsthafte Beschäftigung mit der Geschichte (und Transformation) der Kirche seit dem frühen Mittelalter. Da gehen ganze Kronleuchter auf, was die "Bedürfnisbefriedigung" der Gläubigen angeht. Mutter Kirche ist ein Konzern, der sich seit langer Zeit recht gekonnt zu vermarkten weiß. Aber nicht "die Kirche" missbraucht, sondern ganz konkret Menschen, die sich in diesen Dunstkreis begeben und dann Straftaten begehen.

Diese begehen sie so oder so. Womöglich in anderem Kontext und anders gearteten Details. Aber jemand der Kinder vögelt, der tut das mit oder ohne Religion. Und jemand der Leute meint manipulieren zu müssen, der tut das in jeder Umgebung. Womöglich bietet eine Spirituelle Basis dazu ein geeignetes Umfeld, aber mit etwas Suchen ließen sich Radikalisierungstendenzen auch überall dort erzeugen, wo Menschen sehnsüchtig sind oder Ängste sie belasten.

Die Religion zu geißeln, ja mei, Religionsbashing ist halt gerade in. Das geht auch wieder vorbei.

Grüßerle!
Mondin

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lisbeth
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 22:43

Nee, Mondin, es geht hier nicht um Kirchen- oder Religionsbashing an sich.
Von mir aus können andere gerne in ihren jeweiligen Glaubenswelten leben und glücklich sein.

Es geht für mich hier auch nicht darum, das Religion als "Begründung" herhält, für andere Arten des Missbrauchs. Das was du mit "Gottes Hilfe" benennst. Das kommt vor, aber das ist für mich nicht der springende Punkt.

Es geht darum, dass die Religion - das System - selbst der Missbrauch ist. Und ja, das gibt es.
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― Anne Lamott

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Skepsis
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 23:12

Danke @lisbeth, das sehe ich auch so ähnlich wie du! ;)

@Mondin: Ja, sicher gibt es auch gute Anteil an Religionen, aber in diesem Beitrag geht es mal darum, die dunklen Seiten der Religionen zu beleuchten, die meiner Meinung zuoft von diversen Religionsvertretern (die wie Verkäufer mit ihrem Produkt hausieren gehen) ganz bewusst verdeckt werden.

Es gibt eben auch den psychischen Missbrauch durch Religionen, nur bleibt er zuoft im Dunklen, alleine schon deshalb, weil es in den Religionen bekanntlich verpönt ist über das Böse zu sprechen und psychischer Missbrauch (in welcher Form auch immer) ist BÖSE! Genauso böse wie körperlicher und sexueller Missbrauch, nur redet man darüber viel mehr.

Ich finde es ja mehr als merkwürdig, dass man in jeder Heiligen Messe mit einem Menschen, der gekreuzigt wurde, konfrontiert wird. Kreuzigung ist Folter und jeden Sonntag oder öfters mit Folter konfrontiert zu werden und darin auch noch Erlösung zu sehen hat finde ich einfach etwas sehr Perverses, auch wenn Tod unf Auferstehung zu den Grundlehren des Christentums gehören. Aber das gehört mal gesagt.

Im Judentum, aber auch im Christentum wird man ja auch regelmäßig mit dem Thema Flucht (Exodus des jüdischen Volkes aus Ägypten) belästigt und Quasi ständig mit nicht einmal geschichtlich-gesicherten Extremgeschichten konfrontiert. Dauernd geht es um das Böse, Folter und im Handumdrehen gleich wieder um den guten Gott, der dann alles wieder reinwischt.

Komischerweise passt das so gar nicht mit der Realität und den Fakten des Lebens zusammen.

Im Islam und Hinduismus würde man sicher auch fündig werden.

Es geht in der Religion immer darum, das "Ich" auszuschalten und sich einen Gott, der einmal böse ist, dann wieder gut, dann wieder so, dann so, dann wieder so, wie es dem Prediger gefällt, usw. anzuvertrauen bzw. seine "Gebote" zu befolgen.

Wenn man die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Gott aus allen Religionen zusammenfasst bzw. vergleicht, dann kommt er wie ein Psychopath und Saddist rüber.

Dieses "Hin und Her" und die ständige Konfrontation mit Gewalt (Kreuzigung Jesu im Christentum, Verfolgung der Ungläubigen im Islam, der böse Pharao im Judentum, usw.) in den Religionen ist jedenfalls ein psychischer Missbrauch der Menschen durch die jeweilige Religion.

Zum Glück glaube ich religionslos an Gott und brauche mir diese saddistischen Märchen in keiner Kirche, keiner Moschee, keiner Synagoge und sonst einem Gotteshaus anhören. Da kommt mir einfach nur das Kotzen! Das muss einfach gesagt werden!
Zuletzt geändert von Skepsis am Mi., 13.09.2017, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Mondin
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 23:16

lisbeth hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 22:43

Es geht darum, dass die Religion - das System - selbst der Missbrauch ist. Und ja, das gibt es.
Religion ist für mich kein aktiv wirksames System. Genau wie Demokratie kein aktiv wirksames System ist. Es ist ein Denkmodell, eine Vorstellung, das/die als Basis des Zusammenlebens dient. Dieses Modell als solches ist gar nichts. Das was es missbräuchlich werden lässt, sind die Menschen, die es mit Inhalten füllen. Eine reine Denkunsart ist kein Missbrauch, das ist höchstens eine Ver(w)irrung.

Tut mir leid, lisbeth. Über solcherlei Schuldzuweisungen habe ich lange nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass sie sachlich falsch sind. Das ist so, als wolle man einer Kaffeemaschine die Bedienfehler des Anwenders anlasten, wenn statt Kaffee nur heißes Wasser rauskommt.

Ein Denkmodell als "Verantwortlichen" heranziehen zu wollen, ist so, als dem Heroin die Schuld zu geben, dass der Junkie fixt. Ich finde das zu kurz gedacht. Wäre es nicht das Heroin, so würde der Junkie etwas Anderes finden um sich wegzudröhnen. Das Problem ist nicht die Droge (als solches dient Religion ja mitunter auch oft), sondern die Sucht des Junkies. Will man die Droge überflüssig machen, dann muss man die Sucht hinterfragen, nicht die Droge.

Die Droge ist nur ein Ding - nicht mehr, nicht weniger.

;-)

....

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candle.
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 23:29

Mondin hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 23:16 Ein Denkmodell als "Verantwortlichen" heranziehen zu wollen, ist so, als dem Heroin die Schuld zu geben, dass der Junkie fixt. Ich finde das zu kurz gedacht.
Ich sehe das genau so wie du! In der Regel ist es nicht DIE Religion, sondern DIE Eltern, die einen in die Religion einführen, diese ausführen.

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Beitrag Mi., 13.09.2017, 23:32

Mondin hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 23:16
lisbeth hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 22:43

Es geht darum, dass die Religion - das System - selbst der Missbrauch ist. Und ja, das gibt es.
Das was es missbräuchlich werden lässt, sind die Menschen, die es mit Inhalten füllen.

Will man die Droge überflüssig machen, dann muss man die Sucht hinterfragen, nicht die Droge.

Die Droge ist nur ein Ding - nicht mehr, nicht weniger.
Ich glaube genau hier liegt der Denkfehler von dir, Mondin und anderen Menschen, die so denken! Es sind nämlich nicht die Anwender schuld, sondern die, die das Produkt erfunden haben. Bei Religionen sind es genauso Menschen, wie bei Drogen. Wenn ein Mensch etwas Schlechtes erschaffen hat, dann ist das schlecht, was er erschaffen hat und dies gehört von Menschen beseitigt. Da ist dann nicht der Schuld, der in die Falle tappt, sondern der, der nicht dafür sorgt, dass diese Falle entfernt wird, somit im Falle von Heroin, damals die Zulassungsbehörden und im Fall von der Religion der Staat, der bestimmte religiöse Überzeugungen verbieten könnte bzw. etwas dagegen unternehmen (so etwas wie Prävention), bevor etwas passiert.

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Beitrag Mi., 13.09.2017, 23:35

candle. hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 23:29
Mondin hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 23:16 Ein Denkmodell als "Verantwortlichen" heranziehen zu wollen, ist so, als dem Heroin die Schuld zu geben, dass der Junkie fixt. Ich finde das zu kurz gedacht.
Ich sehe das genau so wie du! In der Regel ist es nicht DIE Religion, sondern DIE Eltern, die einen in die Religion einführen, diese ausführen.

candle
Aber die Eltern wurden ja selbst schon durch die Religion manipuliert, sonst würden sie nicht ihre Kinder manipulieren.

Ein Arzt sollte auch nach den Ursachen suchen und nicht nur die Symptome bekämpfen.

Bei den Religionen ist es nicht anders: Die Ursache für den psychischen Missbrauch erforschen, statt die Symptome wie Hass gegen Andersdenkende, usw. oder Terrorismus zu bekämpfen. Das ist der komplett falsche Ansatz!

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candle.
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 23:48

Skepsis hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 23:35 Aber die Eltern wurden ja selbst schon durch die Religion manipuliert, sonst würden sie nicht ihre Kinder manipulieren.
Das mag ja auch so sein, aber als Erwachsener kannst du dich ja (theoretisch) frei entscheiden. Warum viele Menschen das offenbar nicht können, wäre wieder ein anderes Thema.
Ein Arzt sollte auch nach den Ursachen suchen und nicht nur die Symptome bekämpfen.
Das tun Ärzte ja auch?!
Bei den Religionen ist es nicht anders: Die Ursache für den psychischen Missbrauch erforschen, statt die Symptome wie Hass gegen Andersdenkende, usw. oder Terrorismus zu bekämpfen. Das ist der komplett falsche Ansatz!
Und dann? Du schreibst ja selber, dass man es den Eltern schon nicht verbieten konnte das weiter zu führen.

Naja, etwas verschroben und verdreht hier gerade, wenn du meinst man löscht Religionen aus und alles ist im Lack. Dann kommt es eben in einem anderen Gewandt daher.

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lisbeth
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Beitrag Do., 14.09.2017, 05:23

candle. hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 23:48 Das mag ja auch so sein, aber als Erwachsener kannst du dich ja (theoretisch) frei entscheiden. Warum viele Menschen das offenbar nicht können, wäre wieder ein anderes Thema.
Und genau da hakt dein Gedankenspiel. Theoretisch ja. Weil jeder Mensch erstmal theoretisch dazu in der Lage ist.

Praktisch nein. Weil sich zumindest in dem was ich ich erlebt habe, sich die Fähigkeit (sich frei für oder gegen etwas zu entscheiden) in dir gar nicht entwickeln konnte. Und zwar auf ganzer Linie. Das war einfach nie da. Und jede Zuckung, die nur ansatzweise in diese Richtung geht wird unterbunden - wie auch immer. In meinem Fall völlig ohne körperliche oder verbale Gewalt. Und damit gibt es auch kein "Vorher" auf das du dich als erwachsene Person beziehen könntest. Was du dann irgendwann rauskramen könntest - da war doch etwas - und an dem du dich orientieren könntest um deinen Weg nach draußen zu finden.

Und damit bin ich hier jetzt draußen, weil ich keine "Systemdiskussionen" darüber führen will. Wer sich über seine realen Erfahrungen damit austauschen möchte, kann mir gern eine PN schicken.
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― Anne Lamott

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