in meinem Freund seh ich oft meinen Vater

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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funkeline
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in meinem Freund seh ich oft meinen Vater

Beitrag Mo., 13.10.2008, 00:31

Hallo, vielleicht kann mir jemand helfen.

Ich fang mal ganz vorne an (kurz gefasst). Seit ich dem ich zurück denken kann, spielten bei meinen Eltern Alkohol, Streit und Gewalt immer eine große Rolle. Es gab keinen Tag, wo die beiden nicht tranken. Meine Schwestern und ich wußten immer ganz genau, wann es besser war, sich zurück zu ziehen. Mein Vater arbeitet bei den Streitereien immer mit Psychoterror. Ich kann mich daran erinnern, wie ich in solchen Situationen nach unten in die Stube gerufen wurde und mir dann anhören musste, was für eine schlechte Ehefrau meine Mutter doch sei. Sie macht nicht sauber; im Bett würde schon lange nichts mehr laufen (er müßte doch vielleicht mal zu einer Prostituierten gehen...)(da war ich ca. 10Jahre); wie undankbar sie doch sei;... und im endeffekt ist sie eh immer am Streit schuld. Auch heute noch lässt er keine Situation aus, sie irgendwie (im Suff) nieder zu machen. Mittlerweile lässt mich das kalt. Sogar was ich über ihn denke und von ihm halte, kann ich offen und laut sagen. Besuchen tu ich meine Eltern nur noch selten (wir wohnen 2 Kilometer auseinander), wenn, dann nur am Vormittag, zur Frühstückszeit.
Ich habe einen 7 jährigen Sohn (aus früherer Beziehung) und lebe nun seit 2 Jahren mit meinen Freund (28) als Familie zusammen. Er selbst hat keine Kinder und mußte sich natürlich erstmal komplett umstellen. Eigentlich läüft alles ganz gut, wäre da nicht die Erinnerung an meine Kindheit. Wenn wir uns streiten, bringt er Sachen zum Ausdruck, die mich ständig an meinen Vater erinnern (Mimik, Gestiken,...). Ich merke auch, daß wenn wir wenig Sex miteinander haben, das er schlechte Laune bekommt und es zu 80 % Streit gibt. Ich hasse es mich zu streiten, doch er kommt dann mit Aussagen, die für mich auf Unverständnis treffen. Er nörgelt auch ständig an der Erziehung von meinem Sohn rum (z.B. ich ziehe mir einen Prinzen ran). Wenn ich ihn dann sage er sollte sich mal an seine Kindheit erinnern, kommt dann nur :
"Das hab ich mir früher nie erlaubt". Es teilweise wie früher, genauso hat mein
Vater auch gesprochen. Manchmal habe ich Angst vor seinen "Reaktionen", er wird nicht gewaltätig oder so, doch allein seine Körpersprache macht mir schon Angst. Ein für mich unverständliches Kopfschütteln von ihm reicht schon, um zudenken ,was ist denn jetzt nicht richtig, was hab ich falsch gemacht. Ich habe ihm das auch schon gesagt und er ist dann sehr liebe/verständnisvoll und möchte mir auch helfen, er versucht z.B.anders zu reagieren, doch so schwer wie mir es fällt, nicht meinen Vater in diesen Situationen zu sehen, ist es für ihn genauso schwer anders zu reagieren. Wir lieben uns beide sehr und möchten nächstes Jahr auch Heiraten, doch ohne Hilfe seh ich da glaub schwarz. Ich möchte nicht so enden wie meine Mutter.
Was ganz lieb von meinem Freund war, er sagte:"Lass uns zu deinem Vater fahren, dann scheuerst du ihm eine und bedankst dich für deine beschissene Kindheit!" .Natürlich habe ich das nicht gemacht, doch der Gedanke alleine tat schon sehr gut. Ich möchte mit meinen Freund alt werden, doch erstmal wie gesagt müssen wir diese Probleme aus dem Weg räumen. Doch wie?

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Tarengrim
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Beiträge: 234

Beitrag Mo., 13.10.2008, 13:59

Die meisten Leute erkennen ihre Eltern in dem Beziehungspartner wieder, wenigstens zu einem gewissen Teil. Bei dir ist es vermutlich noch schlimmer und du siehst vermutlich in fast jedem Mann, den du näher an dich heranlässt deinen Vater.

Verschiedene Meinungen bei der Erziehung snid genau so normal wie dass üblicher Weise die Mütter nachsichtiger sind als die Väter (gibt natürlich Ausnahmen). Zu deinem Vater zu fahren und ihm körperliche gewalt anzutun klingt zwar auf den ersten blick vielleicht befreiend und gut, würde aber auf lange Sicht eher weniger ändern, wenn nicht sogar, garnichts.

Das einzige das vielleicht funktionieren könnte wäre dir unterscheide zwischen deinem Freund und deinem Vater immer wieder vor Augen zu führen und zu akzeptieren, daß er nicht so wie dein Vater werden wird.

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Tricia
Helferlein
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weiblich/female, 28
Beiträge: 48

Beitrag Fr., 17.10.2008, 20:26

Hallo funkeline,

ich kann mich meinem Vorredner wohl anschließen.
Es ist mehr ein Bewusstwerdungsprozess von dir selbst.

Also die Erinnerungen an deinen Daddy sind so tief und fest gespeichert, dass sie nur mit viel Sensibiltät gelöst werden können.
Das sollte dein Freund und du bedenken.

Ihr müsst euch immer mit Distanz und guten Gesprächen darüber auseinander setzen und er muss dir Verständnis zeigen. Und du musst deinem Freund Zeit geben über alles in Ruhe nachdenken zu können, damit er dich richtig behandeln kann.
Es kann nämlich auch mal recht schnell passieren, dass er in das Verhaltensmuster deines Vaters fällt, weil du es so gewohnt bist.
Was aber keines Falls bedeutet, dass er so werden wird oder wirklich so ist, wie dein Vater.
Ihr seid alle drei eigenständige Menschen, jeder individuell mit seinen eigenen Gefühlen, Gedanken, Erinnerungen und Erlebnissen.

Alles Liebe,
Tricia

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Mieze
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Beiträge: 3

Beitrag Fr., 11.09.2009, 16:05

Hey funkeline,

erstma es tut mir echt leid wegen deiner miesen kindheit
es muss sehr schwer sein sich wieder einzukrigen in so situationen mit deinem freund.
aber ich glaube wenn ihr lang genug daran arbeitet wird es besser gehen mit solchen situationen bzw. auseinandersetzungen umzugehn.
für beide.
so was ich gerade so herausgelesen habe, liebt dein freund dich wirklich sehr und steht voll hinter dir.
eine schlechte vergangenheit ist sehr böse mit ihren ganzen erinnenerungen und sie ist auch nicht vollständig verdräng/ oder vergessbar.
aber man kann alles dafür tun dass die zukunft nicht so aussieht.

setzt euch also öfters mal zusammen und redet einfach darüber, heul dich auch einmal so richtig aus bei ihm, das kann wirklich helfen.
du wirst sehn deine angst davor dass er so wie dein vater werden könnte wird langsam kleiner bis sie vollkommen verschwindet.
und wenn das nichts hilft, dann versucht es doch mit einer paartherapie,
schließlich gibt es die ja, um beziehungsprobleme zu lösen bzw. sie zu bereinigen.
und ihr werdet weiterhin eine glückliche familie abgeben.
ich wünsch dir, deinem freund und dem Kleinen viel glück auf eurem weiteren lebensweg.

kizzi
eure mieze
träume nicht dein Leben sondern lebe deinen Traum!

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