Passive Agressivität

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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candle
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 08:09

sonnenblume124 hat geschrieben: Wie habe ich mal sinngemäß gehört: Die Kunst ist es, sich freiwillig in Abhängigkeit zu begeben, d.h. man entscheidet selbst, sich zu geben, ohne sich im anderen zu verlieren. Da könnte was dran sein, finde ich.
Das Problem ist ja: Überlegst Du Dir dann vorher Dein Handeln? Ich denke im alltäglichen Leben hat man oft keine Wahl und spinnt sich regelrecht darin ein. Natürlich muß man auch die Erkenntnis haben, was da abläuft, dann lange Jahre lernen zu handeln um es dann "tragen" zu können. Viele, meine ich, spüren diese kleinen Abhängigkeiten gar nicht bzw. gehen dann einen "Deal" ganz für sich ein- nur man läuft Gefahr sich tiefer zu verstricken.

Deine Situation kenne ich nicht, aber wie gesagt: Es ist schwer.

Bei mir hatte sich der Mensch fast zwei Jahrzehnte nicht geändert. Ich hatte geglaubt, wenn man sehr jung zusammenkommt, gibt es Möglichkeiten jemanden zu "beeinflussen" sag ich jetzt mal, denn Beziehungen entwickeln ja schon eine Eigendynamik. Nun ja, es hat nicht funktioniert. Und treffe ich heute neue Menschen, handeln viele ähnlich und ähnlich und ähnlich... mich macht das regelrecht frustriert dieses Klammern an mich verbunden mit Machtspielen und Kontrolle.

Nun ja, letztlich muß jeder sich selber bewußt werden was er sich antut, jammern nützt da dann eben wenig, aber für sich selber etwas tun viel!

candle
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sonnenblume124
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 08:28

Nun ja, zwei Jahrzehnte zu versuchen ist schon eine ganz schön lange Zeit. Alle Achtung! Da kann ich schon verstehen, wenn man resigniert und nicht mehr so positiv denkt. Du hast deine Entscheidung getroffen (bist nicht mehr mit ihm zusammen vermute ich), aber irgendwie beschäftigt es dich noch ganz schön sehr, kann das sein? Wenn du jetzt glücklicher bist als vorher, wars richtig, sich zu trennen. Jeder Mensch ist für sein Glück selbst zuständig, wie du schon sagst.

Mit der Abhängigkeit das ist schwer. Ich hatte zeitweise das Gefühl, mitten in diesen Strudel von Manipulation, Kontrolle und unfairen Spielereien hineingerissen worden zu sein OHNE mich dagegen wehren zu können. Ich saß da drin, war zutiefst traurig, abhängig von der Liebe und Zuneigung meines Partners. (dass das auch persönliche Ursachen hat weiß ich). Dann habe ich den Weg gewählt, mich abzunabeln und auch ihm mehr Freiraum zu geben. Dadurch bin ich auch stärker geworden, selbstbewusster. Ich weiß jetzt, wo ich hin will und was ich will. Ich will ihn und mit IHM leben. Ob ich das in zwei Jahren auch noch so sehe, das weiß ich natürlich nicht.

sonnenblume

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candle
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 08:35

sonnenblume124 hat geschrieben: aber irgendwie beschäftigt es dich noch ganz schön sehr, kann das sein?
Es beschäftigt mich in sofern als das ich immer wieder an solche Menschen gerate. Und die kann ich mir nicht immer aussuchen. OK- im Job lasse ich es mir gefallen, aber Partnerschaft- nee Danke!
mitten in diesen Strudel von Manipulation, Kontrolle und unfairen Spielereien hineingerissen worden zu sein OHNE mich dagegen wehren zu können.
Ich habe mich immer gewehrt, aber es war Energieverschwendung. Ich bin auch nie von einer Liebe abhängig gewesen und bin recht selbstbewußt- auch dies führte zu Streitereien mit dem Partner. Wie man es macht, ist es verkehrt.... Irgendwie haben viele, die ich kennengelernt habe den Willen mich irgendwie unterwerfen zu müssen, aber wie langweilig wäre es, würde ich zur Marionette?
Ich will ihn und mit IHM leben.
Was tut er denn?

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sonnenblume124
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 08:49

candle hat geschrieben:Irgendwie haben viele, die ich kennengelernt habe den Willen mich irgendwie unterwerfen zu müssen, aber wie langweilig wäre es, würde ich zur Marionette?
Na ja bin kein Profi, aber vielleicht bist du charakterlich ein bestimmter Typ Frau, auf welchen solche Männer anspringen. In dem Buch "wenn Männer mauern" wird das so beschrieben, dass es eben auch DEN TYP Frauen gibt, der auf solche Männer "reinfällt" (das Opfer, die Managerin, die Retterin). Und ich gehöre wohl zu einem Typ dazu, welcher das ist, da bin ich mir nicht sicher. Ich halte mich auch für selbstbewusst und durchsetzungsfähig, vielleicht ist es gerade das, wonach diese Männer unbewusst suchen, weil sie darin ihre frühere Bezugsperson, die Mutter wiedererkennen, die sie vereinnahmt und von sich abhängig gemacht hat. Sie suchen einerseits danach, weil es etwas Vertrautes ist, andererseits haben sie davor Angst. Das führt dazu, dass sie immer wieder in ihren Augen bei so einer Frau "gefangen" werden.

Was er tut? Meinst du für die Beziehung? Ich glaube zu spüren, dass er sich bemüht, auf seine in sich gefangene Weise. Und dass er daran wirklich interessiert ist, dass wie beide zusammen bleiben.

Sonnenblume

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candle
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 10:51

sonnenblume124 hat geschrieben: Was er tut?
Ich meine wie er die passive Agressivität ausübt?

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sonnenblume124
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 13:24

Unbeteiligt. Verschlossen, keine (oder ganz seltene) Gefühlsregungen, weder positive noch negative. Es gibt nur schwarz und weiß. Staut Aggressionen in sich an und wird dadurch ungehalten. Kritisiert. Respektlos in Streitsituationen (steht auf und geht einfach; kann nicht fair streiten). Will sich durchsetzen. Gibt sich bei bestimmten Äußerungen/Handlungen meinerseits extrem gelassen, zahlt es mir aber an anderer passender Stelle zurück (mein Eindruck). Will sich nicht festlegen. Kann keinen Druck von außen ertragen. Lässt mich Entscheidungen treffen, für die er selbst keine Verantwortung übernehmen will.
Das sind Erfahrungen aus der Vergangenheit. Er ist aber dabei, sich zu ändern, will es offenbar auch. Ist also nicht mehr alles so extrem.

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Cat
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 20:53

Hy!

Ich höre hier zum ersten Mal etwas von passiver Agressivität, und
wollte mal fragen ob -> wüste Beschimpfungen die eigentlich nicht mehr zu ertragen sind, jemanden so zu behandeln(das Gefühl geben) als wäre er weniger als Dreck wert, öffentliche Demütigungen, ständige Unterstellungen, etc. auch dazu gehört...

Bin an so einen Menschen geraten.
Er ist aber soweit, dass er selber einsieht was er getan hat, erkennt Unrecht; weiß selber was er ist und wie er sich verhält.
Er und ich! erkennen das seine jetzigen Verhaltenszüge(obwohl das echt schon kein Verhalten mehr ist...) alles auf seine sehr, sehr schlimme prägende Vergangheit zurück zu führen ist.

Er sieht alles selber ein - was ja schon mal der erste Weg zur Besserung ist.
Dennoch ist seine immerwährende Antwort auf alles:
"Wozu denn? Wär ändert sich denn für mich? Für mich hat sich doch noch nie wer geändert."
Weiß jemand eine gute Antwort darauf? Denn ich hab schon so vieles probiert, weiß aber dass das noch nicht alles war...

Jeder normale Mensch würde mir sagen, hau sofort ab von diesem Typ.
Dazu muss ich aber sagen, dass ich mir total bewusst bin, was sich hier abspielt!
Auch er hat schon ein paar mal zu mir gesagt, geh besser an meiner Seite wirst du nur zerstört und das kann er nicht ertragen, oder sowas in der Art.
Was er aber eigentlich nie wollte, denn er WILL ja das ich bei ihm bleibe und wir eine normale Beziehung führen... er gesteht sich ja auch alles selber ein was er für Fehler macht.
Dennoch, hat er dann wieder so depressive Phasen wo er wirklich meint er muss nichts für die Beziehung tun. Besonders nicht auch mal auf meine Wünsche eingehen, wo ich doch fast! alles für ihn tue...

Meine Frage auch: kennt sich jemand damit aus? und
wann ändert ein Mensch etwas an sich selbst?

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candle
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Beitrag Mo., 04.05.2009, 21:51

Cat hat geschrieben: Meine Frage auch: kennt sich jemand damit aus? und
wann ändert ein Mensch etwas an sich selbst?
Ich denke ja Männer tun sich allgemein schwerer.

Also bei meinen Ex- Mann war es so, dass er um die Ehe zu retten noch eine Therapie begann. Er brach sie ab, bzw. verschwieg es mir lange und meinte das alles OK wäre und er nicht mehr so ist wie es war...

Dann habe ich mal nachgefragt wie es läuft und angeblich hat sein Thera gesagt: Frau weg, sein Problem weg! Es hat sich also nichts geändert! Er ist nun immer noch so. Sein Problem macht er oft noch zu meinen bzw. ich sei Schuld das er so ist. Dass er immer schon so war, hatte er offenbar vergessen.

Und nun sind wir geschieden.

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Sommer-Stumpenhorst

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sonnenblume124
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Beitrag Do., 07.05.2009, 09:18

@cat:

also dieses Verhalten ist schon krass. So extrem ist meiner nicht. Kann dir daher auch keinen guten Rat geben. Du musst DIR als erstes die Frage stellen, ob DU mit diesem Mann zusammen sein willst und wie du dich dabei fühlst. Auch wenn er erkennt, was er tut und wenn Ihr Euch beide bewusst seid, dass die Ursache in schlimmen Kindheitserfahrungen liegt, so musst DU doch aber mit ihm leben können und wollen. Da hilft wahrscheinlich auch nur eine Therapie.
Gruß sonnenblume

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Sour
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Beitrag So., 10.05.2009, 14:14

Hallo Sonnenblume und natürlich an alle anderen,

ich erkenne mich in Deinem Bericht sehr gut wieder. Unsere Freunde scheinen sich sehr ähnlich zu sein @: "Unbeteiligt. Verschlossen, keine (oder ganz seltene) Gefühlsregungen, weder positive noch negative. Es gibt nur schwarz und weiß. Staut Aggressionen in sich an und wird dadurch ungehalten. Kritisiert. Respektlos in Streitsituationen (steht auf und geht einfach; kann nicht fair streiten). Will sich durchsetzen. Gibt sich bei bestimmten Äußerungen/Handlungen meinerseits extrem gelassen, zahlt es mir aber an anderer passender Stelle zurück (mein Eindruck). Will sich nicht festlegen. Kann keinen Druck von außen ertragen. Lässt mich Entscheidungen treffen, für die er selbst keine Verantwortung übernehmen will."

Auch ich bin jetzt an einen Punkt geraten, wo ich das Ganze "durchschaue", nach anfänglicher Verwirrtheit, Schuldgefühlen, Übertragung (so, dass ich mir wie die Auslöserin vorgekommen bin/vorkomme). Insofern knabbere ich auch an Candles berechtigter Frage: woher weiß ich, dass es wirklich er ist, oder bin ich diejenige, die mit meinem Verhalten seines verursacht?
"Aggression" finde ich ein wirklich schwieriges Wort, man hat dazu spezielle Assoziationen. Aber es sind eher diese Dinge, die Du beschreibst (die ich oben auch noch einmal zitiert habe). Beängstigt es Dich nicht manchmal, dass Du eine Beziehung führst, in der er eine ganz andere Realität hat (denn er muss sich ja irgendwas zusammenspinnen damit diese "passive Aggressivität" zu Tage kommt). Du weißt also nie, wann er "zurückschlägt", kannst also nie wissen, was in seinem Kopf vorgeht?! Wie kommst Du damit zurecht? Wie schaffst Du es, nicht ständig hin und her zueiern? Wie gehst Du konkret damit um, dass er so unbeteiligt ist?
Vielleicht kannst Du einfach noch ein wenig mehr beschreiben...ich finde mich in Deinem Bericht so gut wieder und lächtze gerade nach Informationen...Sorry, dass ich Dich nach so privaten Dingen frage, aber ich hoffe, Du hast Lust Dich ein wenig auszutauschen?!

Liebe Grüße
Sour

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