Gründe für Selbstverletzungen

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Salus
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Gründe für Selbstverletzungen

Beitrag Di., 19.05.2009, 19:12

Hallo, ich bin Eiche1
Ich verletze mich seit ein paar Jahren selbst, obwohl ich das vorher nicht getan habe, also wohl eher nicht aktiv und bewusst.
Ich musste schon ein paar mal genäht werden so oft ging das Ritzen schief.
Meine Frage an alle die das kennen: Wisst ihr wenn ihr euch selbst verletzt habt immer einen Grund dafür, also einen ausloeser für den Schneidedruck??
Ich persönlich habe zwar manchmal etwas Stress, aber nichts was ich nicht bewältigen könnte. Ich kann also nicht sagen weshalb und warum ich mich gerade schneide, wenn ich das tue.
Wisst ihr was ein Grund sein könnte , irgendetwas das ich nicht bewusst sehen kann ?
Warum kann ich mir mein Ritzen nicht erklären.

mfg
Eiche1

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Di., 19.05.2009, 19:31

Hallo Eiche1!

Ja, eigentlich kann ich mittlerweile schon sagen(zumindest im Nachhinein),warum es wieder einen Rückfall gab.

Die Selbstverletzung hat für mich viele, verschiedene Funktionen. Vielleicht lässt sich damit beginnen:

1)Befreiung von Schuldgefühlen u. Selbsthass (durch Missbrauch)
2)Möglichkeit, Sexualität zu unterdrücken
3)Dissoziative Zustände bzw. Flashbacks und andere furchtbare Zustände werden dadurch unterbrochen
4)Wenn ich ganz leer bin und mich Sinnlosigkeitsgefühle überfallen, merke ich, dass ich doch noch existiere
5)Wenn ich andere "hasse" oder auf andere sehr wütend bin, das aber nicht zeigen kann oder glaube, es nicht zeigen zu dürfen.
6)Selbstbestrafung(wg.Missbrauch)
7)Wenn ich Angst habe


Das sind die wichtigsten Gründe, glaube ich.
Sollte ich einen vergessen haben, werde ich ihn reinschreiben.

War dir das eine Hilfe?
Vielleicht ist ein Grund dabei, der auch für dich ein Grund ist!?

Liebe Grüße

Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.

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Clara11
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Beitrag Di., 19.05.2009, 19:40

Hallo Eiche,

hab damit nach einer Retraumatisierung angefangen, erst nur geritzt, später kam dann schlagen dazu, letzteres wenn ich meine, Strafe verdient zu haben, weil ich was falsch gemacht habe oder vermeindlich falsch - halt so ein Versagergefühl. Schneiden hat bei mir viel mit Angst, Leere und ansatzweise Dissoziativen Zuständen zu tun. Merke einfach, dass ich die Kontrolle verliere, bzw. alte Gefühle wie Ohnmacht, Demütigung, Angst so stark sind, dass ich fast nicht mehr da bin und dann aus diesem Zustand rauswill. Ist mir auch öfter im Büro passiert, wenn es besser gewesen wäre, wenn ich nach hause hätte gehen können oder einfach an die frische Luft. Inzwischen kann meistens die Gefühle Erinnerungsbildern zuordnen und dann schaffe ich es meist auch ohne auszukommen. Es dauert ein bißchen, bis man lernt zu spüren was da passiert und gegenzusteuern, aber ich glaube immer noch, dass man das lernen kann.

Machst Du ne Therapie, wenn nicht würde ich absolut dazu raten. Kriegt man nicht ohne Unterstützung in den Griff und auch Freunde oder Partner können da nur bedingt helfen.

LG Clara
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort

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anarchistin
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 20.05.2009, 07:14

bei mir sind das in erster linie
1 selbstbestrafung
2 schuldgefühle
3 trauer
4 langeweile
5 SUCHT (und das halt ich für total wichtig- svv ist eine SUCHT!)

tja und nun bin ich am aufhören mit dem svv - ausserdem hab ich angst das ich es i-wann wieder mal net kontrolliern kann (ist mir erst 1x passiert!) und dann zu tief schneide. eigentlich hatte ich es grad 5 monate geschafft nicht zu schneiden und vorgestern ists mir wieder passiert. diesmal aber "überlegter". also gar nicht tief, nur ein paar kratzer. aber ich muss sagen: es ist eine sucht!! deswegen glaub ich auch das du das machst. weil du sagst ja selbst: es gibt nichts mit dem du nicht auch anders fertig werden würdest...
Der Weg der Extreme führt zum Palast der Weisheit!

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noway
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Beiträge: 46

Beitrag Mi., 20.05.2009, 13:26

Rational betrachtet kann man es sich meist anfangs eher schlecht erklären: Man tut es und wenn man sich nicht selbst dazu anhält, sich mal genauer mit den Ursachen zu beschäftigen und sich auch einzugestehen, dass man nicht immer vernunftgesteuert handelt, so kommt man in der Regel doch dahinter.
Ich bin zwar nach wie vor mir nicht so recht sicher, da es wohl unterschiedliche Gründe gibt, doch einige sind mir bereits bewusst:
- innere Anspannung
- Kontrolle
- Sucht
- Schmerz als etwas "Intimes", das nur mir gehört
- mangelnde Akzeptanz mir selbst ggü.
- ab und an diverse Ängste
- Beendigung dissoziativer Zustände, tw. auch aus Angst vor diesen
- Wunsch nach Zuwendung und Hilfe (auch wenn ich die Verletzungen nie und nimmer freiwillig jemandem zeigen würde) & Gefühl des Alleinseins
- Überfordung unterschiedlicher Art
- Umwandlung von Fremd- in Autoaggression (sprich negative Gefühle anderen ggü. finden in Aggressionen mir selbst ggü. Ausdruck)
Und so weiter und so fort... Gerade fällt mir nichts mehr ein, wobei die gelisteten Ursachen ja wohl auch schon ausreichen.
LG noway

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Thread-EröffnerIn
Salus
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Beiträge: 33

Beitrag Mi., 20.05.2009, 19:52

Vielen Dank für eure zahlreichen antworten.
Es tut so gut nicht alleine da zu stehen.
Vieles von dem ihr hier schreibt kenne ich, und vielleicht werde ich es mit hilfe einer Therapie irgendwann schaffen .

lfg
eiche1

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Beavis
sporadischer Gast
sporadischer Gast
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Beiträge: 20

Beitrag Mi., 20.05.2009, 21:45

Ich habe mich früher aus dem Grunde geschnitten, weil mich andere verletzt haben, oder weil ich wütend auf andere war.

Ich habe mich einige Jahre nichtmehr geschnitten, weil ich erkannt habe, das ich meine Agressionen nicht noch zusaätzlich an mir auslassen sollte und inzwischen auch mal gut Kontra geben kann.

Leider gab es einen Rückfall. Einen heftigen. Ich hatte mir geschworen, sollte ich mich nochmal verletzen, wird es keine erneute Möglichkeit dazu geben.
Dieser Rückfall beruhte ebenfalls auf Wut. Allerdings auf mich selber, weil ich mich in eine Situation gebracht hatte, die ich vorher bereits abschätzen konnte.
Ich habe es getan, als Bestrafung,weil ich dumm war und mich darauf eingelassen hatte.
Ich hasse mich selbst dafür, das ich mir die Situation angetan habe und wollte dort um jeden Preis raus. Die Narbe ist eine Warnung, das ich mich in der Sit. nicht weiterbewegen werde/sollte.
Deswegen halte ich nach solchen Aktionen auch wieder länger durch....

Ich lehne weitere Therapien ab, da ich mich sehr gut einschätzen kann und auch nur selbst in der Lage bin mir zu helfen. Darüber nochmal zu sprechen erscheint mir entsprechend Sinnlos.

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Sauterelle
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Beiträge: 221

Beitrag Mi., 20.05.2009, 21:56

hallo

ich schneide mich wirklich jetzt nur noch ganz selten- stattdessen erfüllt bulimie diese funktion jetzt, was ich aber auch erst ganz spät erkannt habe.

wenn ich mich schneide/geschnitten habe, ging es meist um eine ungeheure aggression in mir, die durch gefühle wie ohnmacht/machtlosigkeit hervorgerufen worden sind. zunächst ging es um die ständige kontrolle meiner eltern und jetzt um die machtlosigkeit gegenüber meinem freund. ein stückweit muss ich auch zugeben, dass das gefühl, dass sie sehen könnten, dass ich mir weh tue und es ihnen widerum weh tut, auch eine rolle spielt. ich habe es aber immer beherrscht, das ganze nur ihn äußersten "notfällen" zu tun. auch habe ich immer darauf geachtet, dass die stellen meist verdeckt sind und wenn nicht, schnell wieder verheilen. nur einmal war ich so furchtbar wütend, dass ich zu viel druck mit dem teppichmesser ausgeübt habe- hab mich so erschreckt und hatte panische angst es werde gar nicht mehr verheilen. seitdem lass ich es so gut es geht

allerdings fühlt ihr euch vielleicht manchmal auch so schwach und lächerlich deswegen? einerseits fügen wir uns schmerzen zu und sind dementsprechend auch relativ schmerzressistent, aber auf der anderen seite, obwohl wir schmerzen kennen, schaffen wir es nicht mal wirklich unsere probleme anzugehen, oder?

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Gärtnerin
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1162

Beitrag Do., 21.05.2009, 07:47

@Eiche: Wir hatten hier schon einmal einen ganz ähnlichen Thread: viewtopic.php?f=16&t=1919
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Niemandsland
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Beiträge: 69

Beitrag Fr., 29.05.2009, 21:49

Hallo Eiche1,

also seit einigen Monaten mache ich nichts mehr und bin stolz drauf .
Aber damals fing es meistens damit an, dass ich mit meiner Vertrauens-
person Streit hatte, dann knallten die Sicherungen durch und ich ich tat es.
Als ich dann das erste Mal hinter mir hatte, bot sich das Ritzen in mehreren
Situationen an... ich glaube, dass ich die Narben mochte weil ich zeigen
konnte: "Hey es geht mir nicht gut, ich spreche nicht viel, ABER da ist was!"

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Chaos_91
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Beiträge: 62

Beitrag Sa., 30.05.2009, 19:34

Liebe Eiche1

es gibt verschiedene gründe warum sich menschen selbst verletzten.

bei mir war es der selbsthass, mich bestrafen zu müssen.
bei anderen ist es trauer, schuld, angst.

glaub mir du bist nicht die einzige bei der das schneiden einige male schief gegangen ist. auch ich musste genäht werden, weil ich die schnitte zu tief angesetzt hatte.

was jetzt genau bei dir der grund ist, musst du selbst herrausfinden.
nach welchen situationen ist der druck denn am schlimmsten? was sind die auslöser? menschen, gegenstände, gefühle?

liebe grüße
Chaos
Das Glück ist ein Engerl,
leider fliegts ganz allein,
drumm kann auch das Glück
nicht überall sein!

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littleBlackCloud
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Beitrag Fr., 05.06.2009, 09:28

bei mir sind es meistens verschiedene gründe die sich anhäufen bis ich förmlich platze, aber manchmal auch nur einer...
gründe sind:

1. Hass auf mich selbst. will mich praktisch selbst bestrafen.

2. Hass auf jemand anderen. damit ich demjenigen nicht weh tue, tue ich mir selbst weh.

3. Kann mich nicht mehr spüren. möchte einfach irgendetwas spüren. kommt ziemlich oft vor, das ritzen fällt dann aber komischerweise fast nie so schlimm aus wie wenn ich wütend bin, was mich ein wenig wundert. aber ich denke da kann ich einfach noch klarer denken und kontrollieren wie tief es geht.

4. Innere leere. halte es ab einem gewissen punkt nicht mehr aus total gleichgültig zu sein. dann ritze ich mich damit ich wenigstens irgendwas fühle.

5. Schuldgefühle. kommt seltener vor, weil ich dann meistens nur im bett liege und heule. aber manchmal kommt dann auch das ritzen hinzu, praktisch um die schuld zu sühnen, würd ich sagen.
6. Klingt blöd... aber manchmal ist da auch soetwas wie langeweile. so eine richtige innere quälende langeweile. wo mir nichts besseres einfällt als mich zu ritzen, damit ich wenigstens da raus komme.

7. Klingt noch mal ein stück blöder... aber ich habe mich auch schon oft geritzt um ganz einfach zu sehen ob es nicht noch ne ecke heftiger geht. zum beispiel habe ich früher angefangen mir die haut praktisch wegzukratzen und schaben... mit einer pinzette zum beispiel. dann bin ich irgendwann aus einer laune heraus, weil ich sehen wollte ob ich es packe auf so einwegrasierer umgestiegen, die haben natürlich nie viel schaden angerichtet. mehr als so dunkle "narben" (sind ja keine echten) waren da nicht. und erst vor kürzerem bin ich dann auf cutter umgestiegen. ich mag keine rasierklingen, weil ich da zu viel angst habe in der wut wirklich extremen schaden anzurichten.

ich glaube das war's so ziemlich...

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lilu
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Beiträge: 415

Beitrag Fr., 05.06.2009, 19:53

Ich habe die Situation oft, wenn in mir alles durcheinander ist, ich ein komisches Gefühl in mir habe und ich es nicht zuordnen kann, bei Hoffnungslosigkeit, absoluter Verzweiflung, extremer Anspannung, Wut die ich nicht auflösen kann, ich mich schlecht fühle und ich weiß nicht warum und dieses Gefühl dann nicht weggeht...

Also es sind sehr unterschiedliche Dinge und ich habe diese Sch..-Sucht mal mehr mal weniger im Griff. Ich hoffe das wird irgendwann mal besser und wünsche Euch das ebenfalls...

Eure Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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inAs
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Beiträge: 40

Beitrag Sa., 06.06.2009, 12:34

hallo eiche!
also bei mir pers. ist es meistens schon so, dass ich einen konkreten Grund dazu habe, es wieder tun zu müssen.allerdings war das nicht immer so...manchmal verspüre ich auch heute einfach so noch den Druck es einfach tun zu müssen..oft weiß ich dann auch nicht warum ich es schon wieder tun musste...ich denke also bei mirpers. ist es weil ich auch oft mit den Stress/den Druck/dem SVV/einfach best. probleme in meinem Leben nicht klarkomme..dass muss gar nicht auf der bewussten Ebene ablaufen..
vl beschäftigt dich etwas, im Hintergrund, dass dich dazu bringt, dass du vl verdrängt oda so hast, u daher nicht genau weißt warum du wieder den Druck dazu verspürst.
Ich hatte auch mal einige Zeit Stress, den ich aber meiner meinung nach leicht zu bewältigen war..trotzdem musste ich mich wegen diesen Stress ritzen..ohne dafür jz einen konkreten auslöser zu haben..
weiß nicht obs dir weiterhilft ..
hoffe du findest bald eine Antwort=)


Silent*
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weiblich/female, 35
Beiträge: 348

Beitrag Fr., 10.07.2009, 20:29

Hallo

hmm, ist gar nicht so einfach

- Druckabbau, wenn er sich angestaut hat
darunter halt Aggressionen, Selbsthass, Wut auf mich ...
- Wut auf andere und meine Dummheit nicht mein Mund aufzumachen
- wenn ich an falschen Stellen den Mund aufmachte, wo ich besser ruhig sein sollte
- Als bestrafung demnach ...
- manchmal weiß ich gar nichts darüber -.- merk nur, das was ist, was zuvor noch nicht da war
- muss was spüren ... diese Taubheit und auch emotionale Taubheit macht mich verrückt ...

usw.

lg

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