Psychotherapie: Kassen stellen Reformkonzept vor (BRD)

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pandas
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Beitrag So., 15.12.2013, 20:31

Quatsch hat geschrieben: Tja, Lacan heißt Gruppe!
Warum?
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sandrin
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Beitrag So., 15.12.2013, 20:32

stern hat geschrieben: Was sind Heilmittel? Medikamente wohl eher nicht, oder?
Heilmittel sind z. B. Logopädie, Massagen, Ergotherapie usw.

Wow, das mit den Befugniserweiterungen, das finde ich auch krass. Kann ich mir noch gar nicht vorstellen.

Auf der anderen Seite sind Therapeuten Ärzten gleichgestellt. Insofern war es ja eine Diskriminierung.

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stern
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Beitrag So., 15.12.2013, 20:45

Also man wird wohl nicht bestreiten können, dass es die absolute Ausnahme im europäischen Vergleich ist, dass man eine Therapie bis 300 Stunden bei einem Therapeuten seiner Wahl vollfinanziert bekommt. Also, wer das bestreitet...
was aber nicht heißt, dass das "besser" ist... man kann "Heilung" bzw. "Krankheitsbesserung" doch wirklich nicht so beschleunigen, dass es ins Raster der Sparmaßnahmen passt. Äh, man kann natürlich sparen, aber dann wird man evtl. nicht hinreichend genesen entlassen.

Wenn man selbst lange Therapie hatte und beklagt, 300h sind zu lang, fände ich eher befremdlich. Hat es dann nichts gebracht, wenn man das so sieht? Ich hätte es jedenfalls toll gefunden, wenn ich "nicht alle Sch*ss" lang hätte zittern müssen, ob eine Verlängerung durch geht... und etwas mehr (längerfristige) Sicherheit gehabt hätte, auf wieviele Stunden ich mich einstellen kann. Aber daran mache ich es (im Moment) nicht fest im Sinne alleiniger Entscheidungsgrundlage (zumal ich zufrieden bin).

Wenn es so kommt, wie in dem Papier erwähnt, werden solche Häppchen-Bewlligungen (in noch kürzeren Zyklen) eher zunehmen... selbst psychometrische Tests sind dann beizulegen. Nun ja, entweder reißt man dann halt weniger an/auf (weil in absehbarer Zeit Ende sein könnte).. oder man reißt etwas auf, und läuft in Gefahr, dass nach der Kurzzeittherapie finito ist... soweit man nicht anderweitig überbrücken kann. Das ist doch echt unbefriedigend. Und nein, das betrifft nicht nur PA-Patienten... sondern alle Patiente aller Richtlinien-Verfahren.
Zuletzt geändert von stern am So., 15.12.2013, 20:53, insgesamt 1-mal geändert.
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sandrin
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Beitrag So., 15.12.2013, 20:53

Es ging nur darum, dass leberblümchen ja irgendwie zu bestreiten scheint, dass wir uns einem schlechteren Standard anderer Länder angleichen. Und ich bin klar der Meinung, dass das mit der neuen Regelung wäre.

Selbstverständlich möchte ich nicht, dass das passiert. Aber ich befürchte es eben.

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pandas
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:04

Anders ist nicht gleich schlechter.
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leberblümchen
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:07

Du verstehst es nicht, sandrin, oder?

Vergleichst du Deutschland mit Afghanistan? Sag doch mal konkret, von welchem schlechteren Standard du sprichst. Pandas hat z.B. Finnland verlinkt; das italienische System ist auch eines der wenigen Dinge, die in Italien sicher einigermaßen funktionieren. Guck dir die Niederlande an.

Quatsch, hast du in Frankreich eine Therapie gemacht, oder woher weißt du das, was du schreibst?

Es ist wohl so, dass jeder meint, in seinem Land sei es am schlechtesten (außer sandrin...).


chaosfee
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:14

Meines Wissens nach funktioniert das medizinische Versorgungssystem in Italien gar nicht, zumindest nicht in traditionell schlechter gestellten Regionen (ländlich, Süden). Kennst du das italienische System gut?
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stern
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:26

Ja, Verschlechterung wird in der Tat befürchtet.

Sicher gibt es Länder, in denen die Versorgung schlechter ist... schlimmer geht immer. Nur ob das erstrebenswert ist. In anderen Ländern ist die psychotherapeutische Versorgung mglw. besser. Bei Ländervergleichen muss ich aber passen.

Faktisch soll ein Angebots-Mangel bestehen (es wird zumindest teilweise behauptet, dass die Bedarfsplanung auf Basis unangemessener Verhältniszahlen beruht. Die KKen bestreiten das aber und gehen vielmehr von Überversorgung bzw. wohl auch Ineffizienz aus). Wenn tatsächlich Angebotsmängel an Plätzen bestehen ist es zumindest folgerichtig, dass man (quantitativ) mehr Patienten "durchschieben" kann, wenn man die Zeiten verkürzt bzw. Leute verstärkter in Gruppen steckt.

Im Grunde ist das die gleiche Diskussion seit Jahren... nur jetzt hat man sich wieder etwas anderes ausgedacht, um um die Mangelsituation umzuverteilen. Das eine Mangelsituation vorherrscht, erscheint mir schon aufgrund von Wartezeiten plausibel, die es vielen (?) Praxen gibt. Teilweise sollen Wartelisten gar nicht mehr geführt werden, weil man es gar nicht schaffen würde, diese abzuarbeiten.
Zuletzt geändert von stern am So., 15.12.2013, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.
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pandas
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:27

Das nationale Gesundheitssystem bietet in erster Linie stationäre Behandlungen an. Darüber hinaus können sich Patienten an staatliche Ambulanzen oder Kliniken wenden, die teilweise auf Ess- und Angststörungen oder Drogensucht spezialisiert sind. Außerdem gibt es Zentren für Gesundheit und soziale Dienstleistungen, die sich in erster Linie mit Familienplanung befassen, aber auch psychologische Beratung und psychotherapeutische Behandlung anbieten. Die Therapien sind meistens befristet. Zum Einsatz kommen hauptsächlich psychoanalytische-psychodynamische Verfahren, kognitiv-behaviorale Therapie und Familientherapie, wobei der Trend zu Kurzzeittherapien geht.
Quelle: http://www.aerzteblatt.de/archiv/108618 ... ferenziert
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sandrin
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:33

@ pandas: Hast du den Punkt "Viele Unannehmlichkeiten" auch gelesen?


pandas
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:36

@ sandrin

Ich habe das gepostet, um die Unterschiedlichkeit der Systeme zu zeigen

und gerade nicht, um sie in schlechter oder besser zu werten:

Sie sind erstmal schlicht anders als es die Reformpläne hierzulande vorhaben ...
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sandrin
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Beitrag So., 15.12.2013, 21:40

Da ist was dran.
Ich würde mir auch wünschen, dass es ein besser ausgebautes System von Beratung und Krisenintervention geben würde.


leberblümchen
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Beitrag So., 15.12.2013, 22:12

chaosfee, staatliche Versorgung ist - das liegt in der Natur der Sache - immer ein bisschen weniger 'priveligiert', als das in einem System der Fall ist, wo jeder seinen eigenen Behandler aussuchen kann. Es geht also - wie ja auch andere schon schrieben - nicht so sehr um ein "woanders ist es besser", sondern darum, zu zeigen, dass es auch anders gehen kann. Dass der Süden Italiens nicht so viel mit dem Norden zu tun hat, ist wohl klar. Weniger extrem gilt das aber auch bei uns: Ein Dorf in MeckPom ist nicht München-Grünwald.

Trotz aller Nachteile hat die staatliche Versorgung aber unbestritten Vorteile, nämlich eine kostenlose Versorgung für alle. Und es ist auch nicht so, dass jedes Gesundheitszentrum in Italien Dritte-Welt-Niveau hat...

Irgendwie irritiert es mich, dass einige hier offensichtlich wirklich denken, in Deutschland sei alles erst mal toll. Und wenn man auch nur ein Fünkchen verändern möchte (z.B. Steuererhöhung, Tempolimit, Veggie-Day), dann bricht die Panik aus, von wegen: "Die wollen uns was wegnehmen" - wie gesagt: Anders ist nicht schlechter.

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stern
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Beitrag So., 15.12.2013, 22:18

sandrin hat geschrieben:Da ist was dran.
Ich würde mir auch wünschen, dass es ein besser ausgebautes System von Beratung und Krisenintervention geben würde.
In dem Link von widow (Seite 1) war das ja auch angedeutet: Eeeeigentlich haben Psychotherapeuten ja aufklärende bzw. beratende Funktion... um nicht zu sagen: Aufklärungspflicht, was bestimmte Belange angeht. Ich weiß nicht, ob das andere anders erlebt haben... aber ich fühlte mich bei PT bisher nie schlecht beraten bzw. aufgeklärt (wenn Dinge bewusst verschwiegen werden, über die eigentlich aufzuklären ist, so ist das mMn ein Unding... und wenn man sich noch so sehr auf therapeutische Gründe beruft).

Was mMn eher der Punkt ist: Findet man zeitnah einen Therapeuten, der helfen kann. Selbst für Kliniken gibt es teilweise sehr lange Wartezeiten... soweit es nicht Akutpsychiatrie ist.

Was man sich von dieser Sprechstunde erhofft verstehe ich nicht ganz. Denn a) berät und diagnostiziert der Therapeut in Probesitzungen eh. Und b) was nutzt es mir, wenn jemand sagt, für sie wäre eine Therapie gut, ich dann Schwierigkeiten habe, eine Platz zu finden.

Und Beratungsstellen reichen nicht unbedingt aus, um psychische Krankheiten zu heilen (ich habe 2 eher schlechte Erfahrungen mit Beratungsstellen, die auch dazu beigetragen haben, dass ich von PT eine falsche Vorstellung hatte... aber da war ich auch noch nicht so weit... man war aber auch nicht in der Lage sich darauf/auf mich hinreichend einzustellen. Mit einer Stelle hatte ich ein gutes Telefonat wegen einer speziellen Sache.. das war aber erst Jahre später als ich bereits in psychotherapeutischer Behandlung war). Nichtmal der Hausarzt war mir eine Hilfe bei der Auswahl eines passenden Angebotes, im Gegenteil. Hatte ich ja schon erwähnt. Das ist schon länger her: Ein Neuro knallte mich mit Medikamenten zu... als er weitere Dosiserhöhungen ansetzen, hatte ich so die Schnauze so voll, dass ich alles weggeschmissen habe (leichtsinnig, aber nun ja) und die "Behandlung" abgebrochen habe. Hinweis auf PT gab es auch nicht, aber er nahm sich recht viel Zeit für Gespräche. Viel mehr als bei Ärzten üblich. Später habe ich das dann selbst mal recherchiert, an wen ich mich wenden könnte...

Natürlich haben Beratungsstellen ihre Berechtigung. Heikel wird es aber, wenn diese Leute auffangen sollen, denen eine anderweitige Behandlung verwehrt worden ist, da sie als unnötig befunden wurde... und die Unterbringung in einer Beratungsstelle suggeriert, dass dieser Mensch die passende Hilfe erhalten hat. Sehe ich vielleicht auch aufgrund meiner Erfahrung etwas enger.

Und was habe ich von einer Diagnose von jemanden bzw. Sprechstunden bei jemanden, der dann die Behandlung nicht übernimmt? Wenn man ein paar Probestunden nimmt (sofern nicht gleich der erste Behandler passt) hat man ja jetzt schon mitunter mehr Einschätzungen als einem lieb ist.
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chaosfee
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Beitrag So., 15.12.2013, 22:49

Ich glaube niemand hier behauptet, dass in D alles toll sei. Wir haben eine gute Versorgung, darüber sind sich, glaube ich, alle Diskutanten einig.

Wenn es Reformen gibt, die Patienten nützen und nicht bloß eine Umetikettierung des Bestehenden sind - dann haben hier sicher die wenigsten etwas dagegen. Aber der Trend ist einfach mal, und das ist nicht zu leugnen, Leistungen zunehmend auf die Patienten / Arbeitnehmer umzuschichten und Gesetzliche Kassen / Arbeitgeber zu entlasten. Und dieses Reformpapier der Kassen ist sehr, sehr leicht in diesem Fahrwasser zu lesen.
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