Wo ist die Lust am Sex geblieben und wie bekomme ich sie zurück? (W)

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Sinarellas
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 10:16

Ich kann dir einen Tip geben: Gebt euch 2 Wochen kein Geschlechtsverkehr. Nur Petting und sowas ist erlaubt, aber absolut kein GV. Macht dies zwei Wochen lang und versucht das mal durchzuhalten.
Hat bei mir damals Blokaden aufgelöst, nach dem zweiten Versuch keinen GV zu haben, haben wirs nicht ausgehalten und alles lief wie es laufen sollte.
Das ganze Zerdenke und Gegrüble hilft einfach nicht.
..:..

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StatueOfFreedom
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 10:30

Kann mich da Nico anschließen. Bei euch scheinen Beziehungsprobleme auf eure Sexualität auszustrahlen. Nur am Sex zu drehen, wird euch auf Dauer nicht glücklich machen. Genau dazu will die systemische Sexualtherapie motivieren, insofern freue ich mich, dass du dich darauf einlassen möchtest. Ich weiß nicht, bei welchem Sexualtherapeut du warst, aber hier ist Vorsicht geboten, denn im Grunde kann sich heute jeder Sexualtherapeut oder -experte nennen, ohne dass er irgendeine fundierte Ausbildung genossen hat. In der systemischen Sexualtherapie ist es auch Leitlinie, dass nur in Ausnahmefällen ein Partner behandelt wird, sondern immer beide Partner in die Therapie gehen. Warum? Weil es in den meisten Fällen von Beziehungsdynamiken rührt, dass es sexuell nicht klappt. Außerdem bringt eine Einzeltherapie direkt mit sich, dass dieser Partner "schuld" ist und sich nur ein bisschen behandeln lassen muss, damit er mit dem "gesunden" Partner mithalten kann. Das ist in den meisten Fällen ein gefährlicher Trugschluss. Man denke zB an Fälle, in denen ein Partner seinen Selbstwert durch übermäßigen Sex unter Beweis stellen will und der andere Partner verzweifelt versucht mitzuhalten. Natürlich wird der Partner mit dem stärkeren Verlangen behaupten, der andere Partner sei doch nicht ganz normal. Wieso sollte nur der vermeintlich verlangensschwächere in die Therapie gehen?

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Nachtvogel
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 15:02

Hallo!
Es hat mich anfangs sehr gestört, dass er so "oberflächlich" ist. Und genau deshalb war ich am Anfang oft sehr nah dran, einfach Schluss zu machen. Obwohl .. auf der einen Seite ist da dieses "Nicht-über-Gefühlen reden können", auf der anderen Seite hat er ein tierisch gutes Menschenverständnis, kann unheimlich gut hinter Kulissen blicken und ihm fallen alle möglichen kleinen Facetten vom Verhalten auf - von mir und anderen Leuten. Er fragt dann nach, was los ist und lässt nicht locker, bis sie Sache ausdiskutiert ist. Er ist auch sehr daran interessiert, wie es mir und anderen ihm nahestehenden Personen geht. Insofern ist er auf eine Weise sehr sensibel, auf der anderen Seite ist er aber auch oft völlig hilflos, wenn er dann was sagen soll - z.B. wenn jemandem aus dem engen Freundeskreis was zugestossen ist. Das flackert dann manchmal kurz durch, wenn er mich mit etwas verzweifelten Blick ansieht und fragt, was er denn nun sagen oder tun sollte. Danach -zack- ist er wieder ruhig, von gleichmässigem Gemüt. Er geht den schwierigen Dingen (z.B. Besuche bei Personen in schwieriger Lage) allerdings nicht aus dem Weg. Das sind alles so Gegensätze, die ich auch nach ein paar Jahren Zusammensein immernoch nicht verstanden habe, U.a. wegen diesen Fragezeichen habe ich auch keine klare Antworte auf "passen wir zusammen oder nicht" habe.

Mir fällt es da leichter, meine Gefühle, Anteilnahme usw. in Worte zu fassen und auf den Menschen zuzugehen. Mir fällt es überhaupt leichter, auf Menschen zuzugehen, die Schwäche/Gefühle/Emotionen zeigen (können). Und ich fühle mich in kleineren Kreisen wohl. Leute, die auf Party machen, laut sind usw. lösen in mir schnell den Fluchtreiz aus :D
In Sachen Sex ist er allerdings nicht wirklich drauf aus, gross drüber zu reden. "Man kann ja auch alles zerreden und sich gedanklich in Dinge verrennen." Kann gut sein, dass er da auch irgendwie seine Altlasten hat (über die er - Überraschung- nicht reden will) und daher der "Konfrontation" lieber aus dem Wege geht. Insofern - stimmt. Es liegt sicherlich bei weitem nicht nur an mir, sondern an uns beiden - bzw. an unseren Vorgeschichten unabhängig voneinander .. als auch an der jetzigen Beziehungsdynamik. Einfach trennen und mit jemand anders neu beginnen, ist hier sicherlich kein Patentrezept. Das läuft dann halt das erste halbe Jahr in blinder Leidenschaft toll - und dann steht man vor den selben eigenen Ängsten, die man die ganze Zeit schon mit sich rumschleppt. Zusätzlich die neue Person, die man erstmal kennenlernen, zu der man erstmal Vertrauen aufbauen muss. Und dann die Grosse Unbekannte in der Rechnung: Welche Altlasten usw. hat der Neue auf Lager? Und kann man Sex und Beziehung trennen (ausser bei ONS)? Irgendwie hängen Beziehungs- und Sexprobleme doch meistens irgendwie zusammen, oder?

@Sinarellas: Im Prinzip eine gute Idee, doch löst Petting bei mir eher Ängste aus als GV. Irgendwie fühle ich mich da so blossgestellt, irgendwie ausgeliefert. Liegt wohl also teilweise auch an mir, dass bei uns das Vorspiel nicht ewig dauert. Könnte aber sein, dass man das deshalb gerade mal mehr "trainieren" könnte ..
Face your fear ;-P

Die Fähigkeit zu tiefgehenden Gesprächen und Anfälligkeit zu Depressionen gehen nicht automatisch Hand in Hand. Ich hatte nur einige Freunde, bei denen das so war. Zum Glück aber auch Freundinnen, bei denen es nicht so ist, und mit denen ich immer mal wieder lange gemütliche Unterhaltungsabende mit einer Tasse Tee (oder Flasche Rotwein) veranstalten kann.

"Mindfulness" deshalb, weil "Ohne-Gedanken-Sein" und diese Ruhe generell sehr natürlich ist. Lange habe ich mich gefragt, was sich wohl darunter befindet .. doch irgendwann aufgegeben. Entweder ist er halt so ein ruhiger Typ oder er hat sich diesen Schutzmantel schon sehr früh zu gelegt und ist quasi reingewachsen.

LG, Nachtvogel

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Nico
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 15:09

Ich finde es interessant, dass du es auszuschließen scheinst, einen Partner finden zu können, mit dem es einfach funktioniert und passt.
Klar Altlasten hat jeder Mensch, diese müssen sich aber nicht zwangsläufig zum Problem auswachsen sondern können eine Beziehung ja auch bereichern und stabilisieren.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Mellilah
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 15:10

Mir geht es auch genau so und ich denke es geht rein von der phyche aus, weil man sich denkt man funktioniert einfach nicht und verkrampft !

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StatueOfFreedom
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Beitrag Sa., 19.11.2016, 09:15

Interessant. Beim Petting fühlst du dich bloßgestellt. Deshalb habt ihr nur ein kurzes Vorspiel, es geht also meistens direkt zur Sache. Ist das auf Dauer befriedigend für dich? Seid ihr in der Lage aus Sex mehr zu machen als einen rein-raus-und-dann-ist-Ruhe-Akt? Da würde mir die Dauer auch die Motivation zu Sex fehlen. Damit meine ich jetzt nicht, dass man stundenlanges Vorspiel braucht, mit Kerzenschein und Rosenblüten. Aber Freude daran zu empfinden, den anderen zu streicheln, anzufassen, angefasst zu werden, gestreichelt zu werden, das sollte auch zu einer befriedigenden Intimität dazu gehören. Wie schön kann es sein, sich dem anderen vollkommen hinzugeben, ohne Verkrampfen, ohne Befprchtungen, abgelehnt zu werden. Aber ob das Altlasten von dir sind oder ob das nicht vielmehr ein Vertrauensdefizit schon auf der Beziehungsebene mit sich bringt, das kann dir hier wohl niemand beantworten.

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