Ekel&Gewichtszunahme nach ersten sexuellen Erfahrungen

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Rubinrot
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 22
Beiträge: 6

Ekel&Gewichtszunahme nach ersten sexuellen Erfahrungen

Beitrag Sa., 31.05.2014, 20:15

Ich habe folgendes Problem:

Ich bin 21 Jahre alt und vor 2 Jahren kam ich mit meinem ersten Freund zusammen. Die Beziehung hielt 1 Jahr lang. Er war sehr direkt und schon nach den ersten Wochen waren wir sexuell aktiv. Ich ließ mir nicht anmerken, wie unangenehm mir das war und spielte mit. Ein paar Wochen später sagte ich ihm zwar, dass das alles total neu für mich wär und er mein erster Freund/Partner wär, aber er war nur erstaunt und meinte: Dafür, kannst du das aber alles richtig gut!
Während dem Jahr in dem wir zusammen waren, hatten wir oft Sex und alles was dazu gehört. Aber mir war das von Anfang an unangenehm. Schon wenn er mich küsste und ich merkte, dass er mehr will, hatte ich schon keinen Bock mehr und bekam innerlich Panik und Ekel, aber ich ließ mir überhaupt nichts anmerken.
Dazu muss ich sagen, dass ich schon von Kleinauf gelernt habe, mich gut zu verstellen und meine wahren Gefühle zu verdrängen und mich so zu verhalten wie es mein momentanes Umfeld / soziales Setting für wünschenswert hält.

Nun meine Frage:
Ich weiß nicht woran, dass liegt, dass ich solch einen Ekel vor dem männlichen Geschlecht habe
Seit der Beziehung hab ich auch total Angst, dass mich andere "männliche Wesen" angucken und eventuell hübsch und anziehend finden könnten. Ich ekel mich total davor.

Außerdem fand ich Typen / Männer noch nie anziehend oder gar sexuell erregend. Wenn früher in den Schulpausen über männliche Stars geschwärmt wurde oder Mädchen in meinem Alter einen Jungen von der Schule als "süß" betitelt haben, war das für mich eher irritierend. Aber auch damals hab ich mir natürlich nichts anmerken lassen und hab "mitgeschwärmt". Ist das nicht auch total krank und abnormal? Wieso hab ich kein Interesse am männlichen Geschlecht?

Des Weiteren habe ich auch seit meinem 15 Lebensjahr Essstörungen. Zuerst Anorexie uns später mit 18 Bulimie.
Außerdem ist es so, dass seit dem ich meine ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht habe, sich das stark auf mein Essverhalten ausgewirkt hat. Meine Essanfälle wurden noch massiver, dafür die Gegenmaßnahmen jedoch geringer, so dass ich momentan im adipösen Gewichtsbereich bin.
Ich schäme mich so für mein Gewicht und schaffe es, trotz therapeutischer Hilfe, nicht abzunehmen. Ich versuche es schon seit über einem Jahr, aber ich werde nur dicker.

Nun frage ich mich auch die ganze Zeit, ob die sexuellen Erfahrungen irgendwas damit zu tun haben, dass sich meine Essstörung so krass verschlechtert hat und ob diese mich auch daran hindern, abzunehmen.
Nur irgendwie kommt mir das total dämlich vor, weil Sexualität doch eigentlich was Schönes ist oder?

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel in dem Post geschrieben ...
Ich würde mich aber dennoch über Antworten freuen
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirne nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert. (René Descartes)

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag So., 01.06.2014, 11:40

Liebe Rubinrot,

nun Sexualität ist nur dann etwas Schönes, wenn sie gerne, am besten mit Liebe und FREIWILLIG geschieht. Nicht dann, wenn Du einfach mitmachst, obwohl es Dich anekelt.
Du musst nicht mitmachen und ich denke/hoffe das weisst Du.

Die Frage weshalb Du die männlichen Geschlechtsorgane abstossen findest kann ich Dir natürlich nicht beantworten. Aber vielleicht ist sie auch ganz banal beantwortet - vielleicht stehst Du auf Frauen?? Dann würde mich Deine Reaktion jedenfalls nicht wundern.

LG,
pp

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Rubinrot
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 22
Beiträge: 6

Beitrag So., 01.06.2014, 14:44

Hallo peppermint patty,

danke für deine Antwort.

Ja, eigentlich weiß ich schon, dass ich nicht alles mitmachen "muss". Aber wenn ich mir vorstellen würde, nach meinen Wünschen zu handeln, habe ich immer Angst, dass man mich dann nicht mehr mag.
Ich glaube, deshalb habe ich auch alles mit meinem Ex-Freund mitgemacht. Ich hatte viel zu große Angst, dass er das nicht gut finden würde und sich von mir trennt. Ich wollte nicht allein sein.

Hmmm ... hab mir auch schon mal Gedanken darüber gemacht, dass ich auf Frauen stehen könnte.
In meiner späten Teenagerzeit (so mit 17/18 Jahren) war die Beschäftigung mit dem Thema schon sehr groß. Aber irgendwie konnte ich mich mit dem Gedanken nicht abfinden. Ich wollte nicht "unnormal" sein!

Ich bin irgendwie auch total hin-und-her gerissen. Mein soziales Umfeld erwartet, dass ich auf "Männersuche" bin. Meine Verwandten fragen schon voll oft, wann ich denn wieder einen Freund mit nach Hause bringe. Oder sie schlagen mir Orte vor, an denen ich junge Männer kennen lernen kann. Dabei bin ich mir gar nicht so sicher ob ich das will. ... Aber ich will auch nicht unnormal sein.
Ich will unter keinen Umständen "auffallen". Ich hab auch schon überlegt, ob ich mir wieder einfach irgend einen Typen suche. Also jemanden, der Interesse an mir zeigt usw. Nur damit die Kommentare mal aufhören und ich nicht immer so doof dastehe ... bei Familientreffen oder im Gespräch mit Freundinnen, die über ihre Partner erzählen. Ich hasse es aufzufallen und dann werde ich immer komisch angeguckt und mir werden Fragen gestellt, warum ich denn Single bin und dass sie das ja nicht verstehen könnten.

In mir ist so ein Satz, dass ich den Erwartungen der anderen immer entsprechen muss. Und irgendwie komm ich damit gar nicht klar. ... Ich bin total verwirrt.

LG
Rubinrot
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirne nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert. (René Descartes)

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag So., 01.06.2014, 15:09

Liebe Rubinrot,

tu Dir das bitte nicht an, Dir einen Freund zu suchen, nur weil es von Dir erwartet wird. Du würdest ihn nicht lieben und der Sex wäre entsprechend wieder ekelhaft für Dich. Das macht die Sache nur noch schlimmer. Dadurch wird es Dir seelisch immer schlechter gehen.
Du hast ein Recht darauf die zu sein, die Du bist. Dazu gehört auch Deine sexuelle Orientierung. Also für den Fall, dass Du auf Frauen stehen solltest, versuche dahinter zu kommen, was dieses nicht "normal" sein denn so schlimm macht. Du willst nicht auffallen? Was ist daran so schlimm?

Hattest Du denn mal Kontakt zu Lesben? Ich glaube, dass wäre vielleicht eine Möglichkeit herauszufinden, dass diese nicht so "unnormal" sind. Und sie könnten Dir vielleicht helfen - nur falls Du lesbisch bist - dazu zu stehen.

Lass Dich von niemanden verbiegen - auch nicht von Dir selbst. Es wäre sehr schade, wenn Du großes Dir selbst großes Leid zufügst nur weil es es eine Erwartungshaltung von außen gibt. Solltest Du also auf Frauen stehen, wirst Du damit Dein Leben lang konfrontiert, den vor seiner sexuellen Orientierung kann man nicht flüchten. Die ist so wie sie ist. Und wie sagte schon Wowi - und das ist auch gut so!!

LG,
pp

Benutzeravatar

Herzeleide
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 51
Beiträge: 49

Beitrag So., 01.06.2014, 18:40

Rubinrot hat geschrieben:Ich wollte nicht "unnormal" sein!
Ich glaube, verborgen in diesem Satz, liegt viel mehr als die Frage nach der sexuellen Orientierung. Die Frage ist, ob Du ÜBERHAUPT Lust verspürst, jemandes Körper oder Deinen eigenen Körper zu berühren und zu begehren und Dir so Lustgefühle zu verschaffen. Dass Du damit beschäftigt bist, nach außen mit allen Mitteln so zu wirken, als wärst Du "normal", scheint ziemlich viel anderes gar nicht erst zuzulassen. Auch Deine Gewichtszunahme erscheint mir wie ein "Schutz" vor Attraktivität, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, Begehren auszulösen.

Benutzeravatar

Selene
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 396

Beitrag So., 01.06.2014, 19:08

Liebe Rubinrot,
Aber wenn ich mir vorstellen würde, nach meinen Wünschen zu handeln, habe ich immer Angst, dass man mich dann nicht mehr mag.
Ich glaube, das ist ein ganz zentraler Punkt, der im von Dir angesprochenen Fall Überwinden zu sexuellen Handlungen/Esstörung nur einen besonderen Leidensdruck erzeugt.
Jeder Mensch kennt diese Angst, denke ich, denn wir sind alle soziale Wesen. Jedes Kind, das ja abhängig ist, erst recht. Du bist jetzt Anfang 20, kein abhängiges Kind mehr, und die Frage, ob man dieser Angst nachgibt oder nicht, ist jetzt eine ganz entscheidende Weggabelung.

Und ich kann Dir nur meine Meinung sagen: Gib dieser Angst nicht einfach nach, als ob das alternativlos wäre. Sondern sei Dir bewusst, dass Du wenn Du so (weiter) lebst, Du niemals Dein eigenes Leben gelebt haben wirst, ja noch nicht einmal versucht haben wirst, Deinen eigenen Weg zu finden. Du hast nur ein einziges Leben und dafür bist Du allein verantwortlich. Nicht die Leute, die kluge oder weniger kluge Bemerkungen machen oder Erwartungen äußern, müssen Dein Leben verantworten, sondern allein Du selbst. Du musst es leben, nicht sie. Du wirst nicht sterben, wenn "die anderen" sich über Dich wundern, vielleicht wirst Du verletzt, vielleicht verlierst Du manche Kontakte, vielleicht findest Du dafür neue, das ist das Leben und gehört dazu. Aber sich selbst zu verlieren, ein fremdes Leben zu führen, nicht das eigene, das ist meiner Meinung nach keine Basis für irgend was, erst recht nicht für "wahre" Liebe und gute Freundschaften. Keiner wird Dich am Ende belohnen, loben oder gar lieben, wenn Du eine Lüge gelebt hast, erst recht nicht Du selbst. Aber wenn Du Dein Leben lebst, dann wirst Du am Ende sagen können, ok, ich habe Fehler gemacht, ich bin verletzt worden und ich habe verletzt, aber es gab auch sehr viel Schönes und Gutes und Wertvolles und es war eben meine Art, mein Weg, mein Versuch eines guten Lebens. Und das ist, davon bin ich überzeugt, das Wichtigste, was wir in der Hand haben im Leben. Eine Garantie für ein glückliches Leben gibt es nicht, aber ein authentisches Leben, dafür kann man sich entscheiden, und das ist schon mal die halbe Miete, um ein gutes Leben zu haben.

Liebe Grüße
Selene
Es gibt kein Übermaß an Liebe,
kein Übermaß an Wissen,
und kein Übermaß an Schönheit
Ralph Waldo Emerson

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Rubinrot
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 22
Beiträge: 6

Beitrag Mo., 02.06.2014, 19:03

@ peppermint patty

Ich hab diese Angst aufzufallen schon mein ganzes Leben lang, da ich körperlich behindert bin. Ich versuche immer alles das ich das verstecken kann, was aber meistens nicht so klappt. Und wenn doch, dann nicht für lange. Ich hab das Gefühl, dass ich gar nichts wert bin. Ich weiß nicht wie ich mein Leben lang noch damit klar kommen soll, weil ich es so hasse nicht normal und so wie alle anderen zu sein. Ich habe immer Angst ausgegrenzt zu werden ... und das wegen allen Dingen an mir. Alles an mir ist komisch und nicht "richtig", sei es körperlich aber auch geistig. Ich fühle mich total überflüssig in der Welt.

Bis jetzt hatte ich noch keinen Kontakt zu Lesben. Und im Moment traue ich mich auch gar nicht irgendeinen Schritt dahingehend zu unternehmen, weil ich generell aufgrund meines massiven Übergewichtes Probleme habe raus zu gehen.


@ Herzeleide

Das mit dem Übergewicht als Schutz vor Attraktivität klingt sehr plausibel. Das hat auch ein bisschen Ähnlichkeit mit der Zeit als ich Untergewicht hatte. Da hab ich auch gemerkt, dass sich die Jungs nicht für mich interessiert haben und ich war echt froh drum. Ich hab mich so überlegen gefühlt. Die anderen Leute, mit denen ich damals zu tun hatte, hatten ihre Themen und ich war irgendwie in meiner "Welt". In einer Welt, in der ich so dünn sein konnte wie ich wollte und frei war.
Und jetzt ist es natürlich gefühlsmäßig die totale Katastrophe. Ich denke mal, dass jmd, der keine Essstörung hat, sich mit solch massivem Übergewicht nicht gerade wohl fühlt, aber für jemanden, wie mich, der schon mal starkt untergewichtig war, ist das die Hölle pur. Ich habe gar keine Kontrolle mehr. Über gar nichts. Nicht über´s Essen, nicht über meinen Körper. Nichts. Ich bekomme gar nichts mehr auf die Reihe. Ich bin ein fettes, disziplinloses Etwas!


@ Selene

Danke für deine Worte.
Ich weiß, dass ich nur ein Leben habe und so schlimmer ist es, dass ich es nicht auf die Reihe kriege. Ich hab immer das Gefühl, dass die anderen Menschen ihr Leben ganz normal leben können und nur ich Diejenige bin, die so Schwierigkeiten hat mit dem Leben klar zu kommen.
Schwierig ist auch für mich mich zu entscheiden welches denn mein Leben sein soll. Also, wenn ich "mein" Leben leben soll, dann weiß ich noch nicht mal wie das genau aussehen soll. Also ich weiß nicht was "meins" ist.
Ich habe auch total Panik mich für irgendwas zu entscheiden und dann irgendwann zu merken, dass ich es doch ganz anders gewollt hätte. Und dann ist es zu spät. Ich weiß nicht welchen Weg ich gehen soll. Anderen Menschen erscheint das so leicht. Die wissen intuitiv was sie mit ihrem Leben machen wollen. Die "leben einfach". Und ich kämpfe jeden Tag und weiß nicht was "Leben" überhaupt genau bedeuten soll und wie es aussehen soll. Geschweige denn weiß ich wie ein authentisches Leben für mich aussehen soll. Ich trau mich nicht "anzufangen". Ich hab viel zu viel Angst vor dem Leben / der Zukunft. Ich glaube, deshalb fühlt es sich seit ein paar Jahren auch so an, als ob ich nicht von der Stelle komme und mich im Kreis drehe. ...
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirne nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert. (René Descartes)

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag