Bin grad in einem tiefen Loch

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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derverlassene
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Bin grad in einem tiefen Loch

Beitrag Mo., 22.06.2009, 15:27

Hi, bin neu hier,

da ich mir grad nich anders zu helfen weiß, schreibe ich hier mal mein von der Seele.
Ich habe ziemliche Verlassensängste, weil meine Eltern mich als ich zwei Jahre alt war 4 Wochen bei meiner Oma gelassen habe, weil sie Urlaub in gemacht haben. Da ich damals nich wusste, was "in 4 Wochen" bedeutet dachte ich sie sind tot oder wollen mich nicht mehr. Habe das nie verkraftet und das Thema verlassen werden hat mich immer wieder eingeholt. Als ich später Beziehungen hatte hab ich mich immer verlassen gefühlt, wenn meine Freundin nur mal mit Freundinnen abends weg gehn wollte... Dazu kommt, dass ich bei meiner Mutter alleins ohne Geschwister aufgewachsen bin. Mein Vater hat sich nie sonderlich für mich interessiert und meine Mutter hat kaum gute Worte über ihn fallen lassen. Das hat dazu geführt, dass ich immer sehr abhängig war von meiner Mutter. Ich denke sie hat mich als eine Art Ersatz-Mann gesehen, was auch nicht gerade gesund ist für die Entwicklung eines Kindes.

Nachdem meine letzte Beziehung nach 7 1/2 Jahren gescheitert war habe ich eine Therapie gemacht, weil ich Depressionen bekam. Ich habe es einfach nicht verkraftet verlassen zu werden...klar. Konnte wochenlang nicht schlafen ohne Medikamente und das Leben war die reinste Hölle.

So, das zur Vorgeschichte.
Ich bin mittlerweile verheiratet und habe ein Kind mit einer Frau die ich liebe. Das Problem ist, dass sie als Kind missbraucht wurde und Probleme mit Bindungen bzw. Sex hat. Am Anfang war unser Sex immer sehr gut und normal häufig. Dann kam unser Sohn und schlagartig wurde aus mehrmals die Woche maximal einmal die Woche. Bedingt durch meine Trennungsängste und dass ich das gegenteil von meinem Vater sein wollte dachte ich, ich mache genau das Richtige, solange ich nur immer zuhause anwesend bin und für sie Familie da bin. Ich hab mich nicht mehr mit Freunden getroffen sondern mir eingebildet zuhause zu sein ist das einzig Wichtige. So. Theoretisch weiß ich auch genau, dass das nich gut ist und ich kenne mich durch die Therapie ganz gut. Aber je länger die Therapie her ist, desto öfter falle ich zurück in dieses Denken "Immer bei dem zu sein den ich liebe ist das Einzig wahre..." Das hat sich so eingeschlichen. Meine Frau mit ihren Bindungsängsten ist halt genau das Gegenteil. Sie hat aber wohl um mich nicht zu beunruhigen nie wirklich einen Aufstand deshalb gemacht.

Sie war jetzt in Kur wegen einem Burnout und dort hatte sie wohl auch eine Art Therapie. Die Frau sagte ihr, was bei uns schief läuft und dass sie ruhig auf Sex verzichten solle, solang sie denkt dass sie es nicht will. Dieser plötzlich Wandel keinen Sex mehr zu kriegen macht mich aber total fertig... Wir haben so gut wie keine Intimität mehr zusammen. Ich will immer Sex und ihr näherkommen und sie blockt mich ab. Sie sagt sie will nochmal eine Therapie machen und ich hab mich auch schon vormerken lassen. Das Problem ist, dass hier alle Therapieplätze monatelang ausgebucht sind... Meine Frau hatte vor weniger als zwei Jahren schon eine Therapie und hier in Deutschland kann man erst wieder nach zwie Jahren eine Therapie beantragen. Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, ob wir das solange durchhalten werden. Ich/Wir sind grad total verzweifelt mit der Situation.

Vielleicht kann ja jemand hier gute Tipps geben und Ratschläge, wie ich weiter vorgehen sollte...

Danke schonmal,

Grüße Michael

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Nemo30
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Beitrag Mo., 22.06.2009, 19:08

Hallo Michael,

das ist wirklich ein ganz schön schwieriges Thema!

Ich würde Dir raten, anstatt Sex erst einmal andere schöne Dinge zusammen zu machen. Wenn erst einmal ein Kind da ist, hat man für vieles nicht mehr die Zeit (und Ruhe) wie vor der Geburt.

Verbringt Stunden zusammen, wenn das Kind bei Oma (?) oder bei einem Babysitter Eures Vertrauens ist. Gönnt Euch ruhige Momente zum Reden z. B. bei Kerzenschein. Geht Essen... Genießt Innigkeit - nur halt eben ohne Sex. Nach der Schwangerschaft ist das bei vielen Frauen sowieso nicht so einfach, denn der Kopf ist seltener frei für Sex! Hinzu kommen dann noch Eure Vorgeschichten...
Permamenter Druck und Sorge um das Kind und die Beziehung sind da nicht wirklich hilfreich

Vielleicht geben Dir eine innige Umarmungen und Streicheleinheiten das Gefühl, eben nicht verlassen zu werden? Kannst Du mit Ihr darüber reden? Vielleicht findet Ihr einen Mittelweg, um so beide Eure Ängste im Griff zu halten, bis der Therapieplatz frei ist.

Alles Liebe!!!

Nemo

P.S. Überrasch Sie mal. Vielleicht mit einem nett gedecktem Tisch (viiiele Kerzen und was selbstgekochtem!?

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candle
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Beitrag Mo., 22.06.2009, 19:15

derverlassene hat geschrieben: Dieser plötzlich Wandel keinen Sex mehr zu kriegen macht mich aber total fertig...
Liebe sollte das wohl aushalten, oder? Ich verstehe die Männer nicht, dass sie bei geringsten Problemen nur noch auf ihre Bedürfnisse schauen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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DX64
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Beitrag Di., 23.06.2009, 05:41

candle hat geschrieben:
derverlassene hat geschrieben: Dieser plötzlich Wandel keinen Sex mehr zu kriegen macht mich aber total fertig...
Liebe sollte das wohl aushalten, oder? Ich verstehe die Männer nicht, dass sie bei geringsten Problemen nur noch auf ihre Bedürfnisse schauen.

candle
So wie ich das verstanden habe, ist Sex für derverlassene eine Art Rückversicherung der Nähe und nciht primär etwas zur Befriedigung seiner primär Bedürfnisse.
Es ist natürlich höchstproblematisch, wenn jemand mit Bindungsangst auf jemanden trifft mit Verlustangst. Wenn es dann bei einem oder beiden stark ausgeprägt ist, ist die persönliche Hölle für mindestens einen von beiden fast schon vorprogrammiert.
Gut ist ja schonmal, dass ihr beide therapiebereit seid.
Da es so lange Wartezeiten gibt nun die Frage, ob ihr es euch finanziell leisten könntet, dass zumindest einer von euch beiden seine Therapie selbst zahlt. Vielleicht helfen ja ein paar Stunden als Notfallprogramm während der Wartezeit auf einen Platz.
Aber ich denke doch, dass sich ein freier Platz finden lässt. therapeuten schießen wie Pilze aus dem Boden, einfach mal schauen.
VG

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derverlassene
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Beitrag Di., 23.06.2009, 10:02

Hallo,

vielen Dank für Eure Antwoten! Ja, bei mir spielt nicht die Bedürfnisbefriedigung die primäre Rolle...da kann ich mir auch selbst Abhilfe verschaffen. Die Zurückweisung ist für mich das große Problem. Dass dieser Vorwurf von einer Frau kommen musste war ja klar. Das vertieft wieder meine Überzeugung, dass die Geschlechter sich in dem Punkt eigentlich gar nicht nicht verstehen können...

Meine Frau hat die Malerei entdeckt und malt jetzt jede Sekunde, die sie bekommen kann. Gerade habe ich Urlaub und sitze im Nebenzimmer mit dem Laptop. Ich versuche mich nicht darauf zu konzentrieren, dass ich mich "ausgesetzt" fühle. Die Vorstellungen sich zu vereinen überkommen mi ch manchmal wie Dämonen und lassen mich nicht mehr los. Vor allem nachts im Bett wenn ich neben ihr liege ist das schlimm. Mir ist auch klar, dass ich eigentlich mehr alleine für mich machen sollte aber in meinem Kopf ist es so, dass ich quasi warte, bis wir uns wieder vereint haben, damit ich dann zufrieden auch wieder mal Entfernung genießen kann...Ein Teufelskreis.

Nachdem ich vorgestern nacht nicht geschlafen habe und wir eine Riesendiskussion hatten war ich so am Boden, dass es mir danach komischerweise erstmal wieder leichter fällt mich zurück zu nehmen in meinen Bedürfnissen. Mein Problem ist auch, dass ich immer wieder kleine Seitenhiebe austeile um ihr klar zu machen, dass ich leide. Das macht natürlich alles nur schlimmer. Am Schlimmsten wäre für mich dass alles so bleibt und dadurch die Beziehung kaputt geht. Dann würde ich mir Vorwürfe machen, dass ich nicht unternommen habe. Das Schlimmste ist, dass man keinen Ansatzpunkt hat, womit man arbeiten kann. Meine Frau kann und will nämlich nicht darüber reden mit mir. Ihre Therapeutin in der Kur hat ihr wohl klar gemacht, dass sie vor allem auf sich Rücksicht nehmen muss, dass wir nicht so viel über negative Probleme reden sollen und das kommt meiner Frau, die an sich schon ein sehr verschlossener Mensch ist natürlich sehr entgegen. Ich zerrede dafür immer gerne alles leider.

Mir wird immer wieder klar, während ich z.b. darüber schreibe, dass ich ganz gut reflektieren kann aber ich die Umsetzung in die Tat nicht schaffe...das ist für mich echt fast mit Dämonen vergleichbar, die mich aus der Kindheit wieder einholen.

Freue mich über alle Ratschläge von Euch!

Grüße Michael

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Pitt
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Beitrag Di., 23.06.2009, 10:30

Was spricht gegen eine gemeinsame Therapie, sprich Paartherapie?
Lg
PItt

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derverlassene
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Beitrag Di., 23.06.2009, 11:21

Eigentlich nichts...bis auf die Kosten. Aber wenn alles nichts hilft, sprich Einzeltherapie werde ich das auch mal probieren. Danke für den Vorschlag!

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Innere_Freiheit
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Beitrag Di., 23.06.2009, 22:08

Hallo du,

der sich hier als Verlassener definieren mag.

Eine unangenehme Situation, in der du dich gerade befindest!
derverlassene hat geschrieben:Das Schlimmste ist, dass man keinen Ansatzpunkt hat, womit man arbeiten kann.

Das allerdings ist ein Punkt, den ich dir beantworte kann:
Jeder Mensch kann immer nur an sich selbst arbeiten, nie an einem Anderen.
Du bin nun da, mit der Angst, wieder verlassen zu werden, wieder alleine dazustehen, so wie damals... Dies scheint für dich sehr schlimm zu sein, deine Angst sehr groß....
Und genau dies ist der Punkt, an dem du arbeiten kannst, dies ist der Punkt wo Heilung für dich nötig und möglich ist...
und wo du frei werden kannst von allen Liebesbeweisen...

Durch deine Heilung schaffst du nicht nur bessere Bedingungen für dich selbst.... sonder auch für eure Beziehung. Es könnte sein, dass sich die Beziehung deutlich verbessert, denn sie wird dadurch freier - freier von Forderungen, von deinem "Brauchen", von unbewussten und bewussten Druck...

Lieben Gruß und viel innere Freiheit wünscht dir

Innere Freiheit
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Beitrag Mi., 24.06.2009, 08:15

Hallo,

ja, ich beschäftige mich auch recht viel mit Spiritualität. Das ist auch befreiend aber letztlich sind schon starke Strukturen in meinem Gehirn vorhanden, die nicht einfach weg zu zaubern sind schätze ich.
Ich frage mich immer inwiefern denn überhaupt noch Beziehungen nötig sind, wenn man immer total frei ist und auf niemanden angewiesen ist. Dann kann ich doch auch gleich allein bleiben oder? Klar muss man sich selbst lieben können um Liebe geben zu können. In diesem Punkt muss ich Innere_Freiheit auf jeden Fall Recht geben. Aber Dinge wie die Loslösung vom eigenen Ego sehe ich mittlerweile als problematisch bzw. kann man das auch sehr falsch interpretieren. Bei mir schwankt die Stimmung immer sehr stark zwischen totaler Zufriedenheit und totaler Depression.
Außerdem macht es mir Angst wenn ich lese in vielen Berichten, dass wenn ein Sex-Loch in einer Beziehung entsteht solle man sogar noch mehr Sex und Nähe suchen, da Ablehnung und Distanz nur zu mehr Distanz führt. Und das setzt mich auch wieder unter Druck. Ich denke dann "wenn ich jetzt nicht immer wieder Sex fordere, wird es nie enden und wir werden nie mehr Sex haben". In Wahrheit ist es vielleicht andersrum...keine Ahnung. Das ist ja eben das Schlimme für mich, dass ich nicht weiß wie ich mich am Besten Verhalten soll. Ich versuche es momentan damit einfach das Thema nicht mehr anzusprechen. Ich weiß ich werde das nicht ewig aushalten... irgendwann kommt auch der Punkt wo es nicht mehr umkehrbar ist glaube ich. Man weiß ja dann irgendwann gar nicht mehr wie man mit Sex und Berührung umgehen soll.
Sagt man nicht immer, dass man sich genau den Ängsten stellen soll und ihnen nicht immer aus dem Weg gehen soll? Das ist zumindest meine Ansicht. Ich habe auch Zahnarztangst und habe mir jetzt einen Termin gemacht und war nun auch schon bei Zahnärzten. Je häufiger ich mich der Situation stelle, desto weniger Angst bereitet sie mir. Wieso sollte das in dieser Hinsicht anders sein? Oder ist das bei missbrauchten Menschen anders? Ich lerne gerne dazu und gebe auch zu, dass ich mich nicht hineinversetzen kann in eine Frau, die als Kind missbraucht wurde. Es ging wohl auch nicht bis zum Äußersten...es waren wohl mehr Berührungen im Genitalbereich gegenseitig die als harmlos dargestellt wurden von einem Lehrer.
Es tut mir gut hier mit jemandem darüber reden zu können. Danke füe Eure Antworten!

Grüße Michael

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candle
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Beitrag Mi., 24.06.2009, 08:59

Hallo derverlassene!

Ich hatte meinen vorigen Beitrag ja entfernt, weil ich merkte, dass ich da falsch reagiert habe. Offenbar kennst Du Dein Problem und bemühst Dich, Dich zu informieren. Das finde ich sehr gut. Vielleicht war ich auch gefärbt, weil es in meiner Ehe leider nicht funktioniert hatte. Da kommen dann alte Erinnerungen hoch.
derverlassene hat geschrieben: Ich frage mich immer inwiefern denn überhaupt noch Beziehungen nötig sind, wenn man immer total frei ist und auf niemanden angewiesen ist.
Das habe ich mich auch ganz verstockt mal lange Zeit gefragt. Letztlich bin ich aber genau da angekommen zu sehen welches meine Wünsche sind an eine Partnerschaft, womit ich leben kann und womit nicht in einer Beziehung. Ich denke auch, dass jeder Mensch Defizite hat und so ist es doch eigentlich ganz wunderbar, wenn man sich gegenseitig seine Lücken schließen kann. Das geht aber nur, wenn das auch jeder für sich erkennt und es dann nicht noch exzessiv berteibt (also den Partner damit in den Wahnsinn treibt). So mal etwas schräg formuliert.
Für mich ist das des Rätsels Lösung: Vertrauen
Wie bekommt man das aber in einen Menschen? Das ist der Punkt, an dem Du selber arbeiten mußt. Vertrauen darauf, dass Deine Frau eine Krise hat, dass ihre Reaktionen im Moment nicht gegen Dich sind. Dich etwas zurückstellen können in Deinen Ansprüchen, ihr die Schritte erlauben zu äußern, die sie gehen kann. Hier müssen kleine Zärtlichkeiten nicht ausfallen, aber man kommt immens unter Druck, wenn man den anderen vor Augen hat, und weiß was er braucht und will und es selber nicht leisten kann. Das wird auch Deine Frau schmerzen.
Es ging wohl auch nicht bis zum Äußersten...es waren wohl mehr Berührungen im Genitalbereich gegenseitig die als harmlos dargestellt wurden von einem Lehrer.
Hier würde ich sagen: Es geht gar nicht um das "Äußerste", sondern dieses Machtkonstrukt. Als Kind ist man einer eigentlichen Vertrauensperson ausgeliefert. Was richtig und falsch ist, bekommt eine völlig neue Dimension im sexuellen Bereich. So sehe ich das, dass der Mißbrauch mit Dir im Moment eine ständige Wiederholung findet, auch wenn es nicht real ist, sind die Gefühle dazu aber sehr stark.
Vor allem schwingt in Deinem Satz mit "Ist ja nicht so schlimm". Da allein würde ich vermutlich schon wütend, traurig werden, mich von Dir nicht ernstgenommen fühlen und würde Angst bekommen mich in irgendeiner Weise mich Dir anzuvertrauen- seelisch und körperlich.

Letztlich ist es interessant: Du kämpfst aus alten Mechanismen um Anteilnahme an Dir, Verständnis für Dich, sehe es vielleciht einfach mal umgedreht? Du darfst einmal für einen Menschen da sein, der Dein Verständnis, Anerkennung und eine besondere Art von Zuwendung braucht. Das ist für Dich eine Herausforderung, aber es kann durchaus etwas schönes daraus erwachsen, für Dich, für Deine Frau, für Euch. Ihr könntet Euch auf einer neuen Ebene begegnen, vielleicht macht es auch die Beziehung stärker. Nichts ist besser als Probleme gemeinsam meistern zu können, das macht irgendwie untrennbarer.

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sonnambula
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Beitrag Mi., 24.06.2009, 17:32

Findest du denn ausschließlich die Verbundenheit zu deiner Frau durch gemeinsamen Sex? Das wäre allerdings sehr wenig, traurig und würde mir auf gar keinen Fall ausreichen.

Unternehmt ihr denn nichts gemeinsam, teilt ihr keine Hobbies? Ich denke auch gerade wenn ein Kind da ist gibt es doch genügend Möglichkeiten und v.a. Anlässe die Gegend gemeinsam unsicher zu machen. Für mich entsteht Verbundenheit dadurch, dass ich das Leben mit meinem Partner zusammen genießen kann, zusammen Lachen und Freude spüren kann.
Sei deiner Frau ein Ausgleich aus dem stressigen Alltag, bring sie auf andere Gedanken, zeig ihr, dass das Leben mit dir Spaß macht. Damit meine ich allerdings nicht wie bereits jemand vor mir ein verkrampftes Essen bei Kerzenscheinlicht sondern eher einen tollen Familienausflug z.B. ins Thermalbad, zum Hochseilpark, auf die Kirmes...etc.!
Das mag nun vielleicht alles viel zu simpel klingen, aber immer nur grübeln und reden zermürbt und nervt gewaltig.

Sieh dich deinen Verlassensängsten nicht so hilflos ausgeliefert. Auch ein Therapeut kann auf kein Knöpfchen drücken und danach ist wieder alles gut.

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mi., 24.06.2009, 21:59

Hallo Michael,

meiner Ansicht nach geht es hier jetzt ja garnicht um "Dinge wie die Loslösung vom eigenen Ego".
Bei dir ist ganz aktuell Angst vor dem Verlassen werden da, hervorgerufen durch die aktuelle Beziehungssituation. Und genau aus diesem Grund ist es jetzt vielleicht an der Reihe, an deiner eigenen Verlassenheitsangst zu arbeiten.

Weißt du, so etwas gibt es bei vielen Paaren:
Je mehr der eine unbedingt Sex haben will - umso mehr lehnt der andere Sex ab.
Je mehr der eine Nähe will - umso mehr geht der Andere auf Distanz.
(Es gibt unzählige derartige Beispiele.)
Kennst du das Bild: Ein Mann und eine Frau sitzen in einem Kanu. Der Mann lehnt sich nach rechts total weit aus dem Boot heraus. Die Frau lehnt sich nach links total weit aus dem Boot heraus. Nun kommt ein Passant vorbei und fragt die Frau nach dem Grund für ihr Herauslehnen. Die Frau antwortet: "Ich muss das tun, weil der Mann sich so weit herauslehnt. Das Boot würde ansonsten ja umkippen." Der Mann antwortet auf dieselbe Frage: "Ich muss mich so weit herauslehnen, weil meine Frau sich so weit herauslehnt. Das Boot würde ansonsten ja umkippen."
Verstehst du, was ich meine. Wenn es dem einen gelingt, sich etwas weniger weit hinauszulehnen, dann muss auch der Andere sich anpassen und wird sich wahrscheinlich nach und nach ebenfalls weniger herauslehnen...
derverlassene hat geschrieben:Ich frage mich immer inwiefern denn überhaupt noch Beziehungen nötig sind, wenn man immer total frei ist und auf niemanden angewiesen ist. Dann kann ich doch auch gleich allein bleiben oder?
Das wäre doch ideal: Nicht angewiesen zu sein....., frei zu sein....., genau das mit einem anderen Menschen zu teilen, was man aus freiem Herzen teilen mag.... Ohne etwas zu brauchen....., ohne darauf angewiesen zu sein, dass der Andere die eigenen inneren Löcher aus der Kindheit stopft....

Innere Freiheit
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