Abschied nehmen...

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Minerva
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Abschied nehmen...

Beitrag Mo., 31.08.2009, 17:04

hallo forumgemeinde,

wie die TH Überschrift schon sagt geht es ums abschied nehme. Ich meine keinen zeitlich begrenzen Abschied sondern einen für immer.

Zum Hintergrund: Mein Stiefmutter leidet seit 2004 an einem inoperablen Hinrstammtumor. Trotz Strahlentherapie und weitern Behandlung wird ihr Zustand zusehns schlimmer. D.z. wird sie mit einem neuen Medikament behandelt und event. wird eine weiter Strahlentherapie in betracht gezogen. Fakt ist aber leider das es wirklich schlecht für sie ausschaut. Und mir mein Gefühl sagt das langsam die zeit kommt ade zusagen.
Aufgrund ihres Zustandes pflege ich sie im mom Tags über, was eine sehr belastende sache ist psychisch wie auch physiche ist.

Nun hat hier jemand ähnlich Erfahrungen gemacht?

Und wie nimmt man Abschied?

Lieben Gruß
sofa
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren

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Nachtvogel
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Beitrag Mo., 31.08.2009, 18:18

Hallo Sofa,

meine Mutter ist an Pankreaskrebs gestorben. Sie hat fast zwei Jahre gekämpft, aber letztendlich ..
Wie nimmt man Abschied .. ich glaube, da gibt es keine Anleitung, keine allgemeinen Regeln und auch keine richtigen Hilfestellungen. Das weiss nämlich niemand in so einem Moment, auch nicht die Person, die gehen muss. Auch sind die Phasen doch so unterschiedlich .. mal wird es angekommen, akzeptiert, mal ist da riesige Angst, mal Frustration, mal Todeswunsch (nicht vorher durch die Hölle gehen zu brauchen). Mal hat sie den Wunsch, einfach noch etwas so normal wie möglich leben zu können, den Rest des Lebens zu geniessen - mal ist es wichtig, über das Sterben reden zu können.
Ich denke, es ist einfach wichtig, da zu sein. Nicht künsteln, nicht verstellen, keine Tränen runterschlucken. Einfach so wie man ist und wie man sich gerade fühlt da sein. Dann geht man miteinander quasi automatisch durch die verschiedenen Phasen.

LG, Nachtvogel

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Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 31.08.2009, 19:36

Liebe Sofa

Auch die Mutter meines Freundes hatte ein Pankreaskarzinom.
Im Juli 1999 hat sie es erfahren, im Februar 2000 darauf war sie schon tot. Er hatte gar keine Zeit, musste einfach funktionieren. Ich denke, es gibt kein Rezept dafür. Das musste ich auch bei meiner Arbeit im Spital immer wieder erfahren. Ich denke wie Nachtvogel, authentisch sein ist das Beste. Vielleicht möchtest du mal weinen, mal wütend sein, mal wehmütig. Alles liegt drin. Alles ist möglich, soll auch sein. Bei einem Hirntumor ist ja auch wichtig zu bedenken, dass sich vielleicht auch die Persönlichkeit verändert. Das ist dann aber bereits nicht mehr sie, wie sie war.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft für die kommende Zeit und va. auch den Mut, dir die nötigen Ressourcen für dich selber freizuschaufeln. Dir etwas Gutes zu gönnen, was dir persönlich Kraft gibt. Sie stirbt ihren Tod. Du musst dann damit leben. Darum ist es so wichtig, vorzusorgen.

Alles Liebe für Dich!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Carry
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 07:25

Liebe Sofa,
ich weiß auch nicht wie man Abschied nimmt.
Ich denke, daß es ganz wichtig ist authentisch zu bleiben.
Vielleicht hilf dir der Link weiter:

http://www.lebensgedanken.de/ratschlaeg ... benden.htm

Hoffentlich bin ich nicht zu spät

Ich bin in Gedanken bei dir
Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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puppi1978
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 08:54

Hallo Sofa,

der jüngste Bruder meines Vaters hatte auch einen Hirntumor. Er hat 5 Jahre damit weitergelebt, nun ist er seit 6 Jahren tot.... Vor 7 Jahren hat ein anderer Bruder meines Vaters erfahren, dass er den selben Hirntumor hat wie sein jüngerer Bruder... sie haben noch ein Jahr gemeinsam gelitten, seitdem kämpft mein älterer Onkel alleine weiter... Es gibt immer wieder Rückschläge, aber noch gibt er nicht auf....

Als wir erfahren haben, dass mein jüngerer Onkel keine chemo mehr bekommen kann, da er bereits zuviele Bestrahlungen hatte, konnten wir zuschauen wie er nach der letzten OP qualvoll unter Schmerzen auf seinen Tot gewartet hat... Abschied zu nehmen war sehr schwer, aber irgendwie - als der Moment da war, war man auch irgendwie froh, dass er nun nicht mehr leiden muss...

Mein älterer Onkel lebt jetzt schon 7 Jahre damit, die Medizin ist weiter als damals und er bekommt andere Therapien... die Hoffnung, dass er überlebt ist immer da.....

Für mich ist die Zeit in der ich noch hoffe ganz ok, schwierig wurde es als ich kapiert habe, dass es keine Überlebenschance mehr gibt... als er noch gelebt hat und ich ihn angesehen habe und wußte, dass ich ihn nicht mehr lange haben werde.... aber der Moment des Todes war eher eine Erlösung...

Ich hoffe für uns, dass die Medizin unseren Lieben noch ein schöne Zeit auf dieser Erde schenken kann...
Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Fühle mit dir

lg
Puppi

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Minerva
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:39

hallo,

danke für eure Antworten.

@carry,
danke für den Link. Sehr interessant wirklich

Nun ich habe im mom das gefühl man wartet und wartrt und es tut sich ncihts. Weder etwas positives oder negativen es läuft im mom in einer augenscheinlichen Monotonie...es bewegt sich einfach nichts. Und das ist wirklich beschissen man hofft und bangt und wartet. Es ist wirklich hart im mom.

Danke nochmal für euer warmen worte.

Lieben gruß
sofa
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Thread-EröffnerIn
Minerva
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 03:49

seit gestern weis ich wie man Abschied nimmt...

ICh habe mich gestern von meiner stiefmutter verabschiedet. Ihr nur noch gewünscht das ihr leiden endlich zu ende ist. Habe ihr gewünscht das sie endlich wieder Lachen kann. Ich habe nicht geweint...ich habe sie angelächelt.

Heute morgen um kurz nach 3 wurde sie endlich erlöst-sie ist im Krankenhaus ganz friedlich gestorben. In Würde ohne Maschienen-ohne den Versuche sie krampfthaft am leben zuerhalten.

Sie würde am Mittwochen in Krankenhaus eingeliefert mit akuter Atemnot-zu ihrer pirmären Krankheit kam eine sehr starke Lungenentzündung dazu-ihre neurologischen Ausfälle nahmen stündlich zu.

Sie stand seit dem auf dem Bahngleis und wartet auf einen Zug der sie mit nimmt-und ja heute morgen um kurz nach 3 dürfte sie endlich einsteigen.

Der schmerz ist groß-die tränen fließen. Klar ich und meine Familie haben einen geliebten MEnschen verloren aber trotzdem sind wir froh so makaber sich das auch anhört aber wir sind froh das ihr leid endlich ein ende gefunden hat.
NAch 5 Jahren kampf gegen die krankenheit hat sie endlich ihren Frieden-sie wird bestimmt auf dem wolken tanzen weil sie endlich wieder laufen kann-weil sie lachen kann-weil sie wieder richtig sehn kann-wieder richtig sprechen und atmen kann.

SIe gehört zu den 3% der Patienten die es länger als 5 Jahre geschafft haben-sie war stark-hat den kampf nicht aufgegeben-so schwer es ihr auch fiel...war immer optimistisch!

wie man abschied nimmt? Jeder auf seine Weise...das ist die Antwort...

liebe grüße von einer sehr glücklichen aber auch zu tiefst traurigen sofa..

Rest në paqe
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren

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Carry
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 11:37

liebe sofa,
deine Worte berühren meine seele...

Carry
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struggle
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Beitrag Fr., 18.09.2009, 15:46

Liebe Sofa!

Ich wünsche dir dennoch mein aufrichtiges Beileid und viel viel Kraft um auch noch alles weitere durchzustehen.

Ich hoffe, du findest dieses Gedicht genauso tröstend wie ich:


auf der anderen Seite des Weges

der Tod ist nichts
ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen
ich bin ich, ihr seid ihr
das, was ich für euch war, bin ich immer noch
gebt mir den Namen,
den ihr mir immer gegeben habt
sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt
gebraucht nie eine andere Redeweise
seid nicht feierlich oder traurig
lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben
betet, lacht denkt an mich
betet für mich,
damit mein Name im Hause ausgesprochen wird
so, wie es immer war
ohne irgend eine besondere Bedeutung
ohne die Spur eines Schattens
das Leben bedeutet das, was es immer war
der Faden ist nicht durchschnitten
warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin ?
ich bin nicht weit weg
ich bin nur auf der anderen Seite des Weges


struggle
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Nachtvogel
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Beiträge: 299

Beitrag So., 20.09.2009, 13:27

Klar ich und meine Familie haben einen geliebten MEnschen verloren aber trotzdem sind wir froh so makaber sich das auch anhört aber wir sind froh das ihr leid endlich ein ende gefunden hat.
So ging es mir auch bei meiner Mutter.

Kennst du den Film / das Buch "Big Fish" von Daniel Wallace? Ich muss bei der Schlusszene immer weinen: Der Vater liegt im Krankenhaus, ist am Sterben und bittet seinen Sohn, ihm doch noch eine Fabel zu erzählen .. und zwar möchte er hören, wie es ist, wenn er stirbt. Und der Sohn erzählt von ihrer abenteuerlichen Flucht aus dem Krankenhaus hin zum Fluss. Dort sind alle Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen - alle Leute aus dem Leben seines Vaters versammelt. Alle freuen sich, ihn zu sehen, lachen und klatschen. Dann bringt der Sohn ihn zum Fluss, vorbei an seiner Frau, die ebenfalls lacht. Im Wasser verwandelt sich der Vater sofort in einen grossen Fisch, dreht noch ein paar Runden und schwimmt dann davon.

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Hausmaus
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Sa., 26.09.2009, 16:49

Liebe Sofa89!

Zu allerest einmal mein tiefes Mitgefühl für den Verlust deiner Stiefmutter!

Und ein Dankeschön, dass du bei ihr gewesen bist, dass du ihr die letzte Zeit schön gemacht hast.
Das klingt vielleicht ein bißchen merkwürdig, aber ich komme sozusagen frisch aus dem Hospizkurs und aus der Praktikum und erlebe es immer wieder, wie dankbar die Menschen sind, die auf ihrer letzten Reise begleitet werden.
Sich verabschieden kann man - wie du sagst - auf die unterschiedlichste Weise.
Ich schweige am liebsten, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll.
Am Anfang ist das sehr schwer gewesen, weil man meint, man muß dem Kranken unbedingt etwas sagen, man muß ihn fragen etc. Pustekuchen! Auch das Schweigen ist eine schöne "Kommunikation" und tut oft der Seele mehr gut, als ewiges Gerede.

Dein Bild vom Sterben, dass man auf den Zug wartet und endlich einsteigen kann, gefällt mir sehr gut und drückt auch das aus, was wir im Hospiz immer wieder sagen: sie/er macht sich auf die letzte Reise...

Alles LIebe und Gute und vorallem trotzdem ein Lächeln für dich!
elisabeth

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