Selbstgerechtigkeit in Bezug auf Suizid/Gegenmaßnahmen

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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The Universal
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Selbstgerechtigkeit in Bezug auf Suizid/Gegenmaßnahmen

Beitrag Do., 19.05.2011, 09:16

Ich finde es immer wieder erfrischend, wie man hier im Forum meine Beiträge löscht, und User (nicht nur mich) raus ekelt, die sich dahingehend nicht für dumm verkaufen lassen, wenn es um den Nutzen einer Psychotherapie geht. Ich leide seit meiner Kindheit unter schweren Depressionen, war ca. 500 Tage in stationärer Behandlung, habe über 20 verschiedene Medikamente bekommen, und bis heute geht es mir nicht gut, weil es auch keine Lösung für meine Probleme gibt. Meine Frage lautet, ob man den suizidgefährdeten Menschen eigentlich wirklich zuhören will, oder ihnen einfach nur aufs Auge drücken will, dass es schon eine Lösung gibt, weil man aus moralischen Gründen gar nicht anders kann. In diesem Forum schreibt nie jemand etwas über die Menschen, die sich in therapeutischer Behandlung befunden haben, aber trotzdem durch Selbstmord ums Leben gekommen sind. Die Spitze ist eine Verhöhnung, welche darauf hinausläuft, dass der betreffende Mensch selbst schuld ist. Ich möchte einmal wissen, welchen Aufschrei es geben würde, würde ich beispielsweise schreiben, dass alle Missbrauchsopfer selbst schuld sind. Stellt euch dieses Gefühl vor - das fühle ich, wenn man einfach so einene Beitrag von mir löscht, und unter das betreffende Thema das Schloßsymbol hängt (gesperrtes Thema), obwohl ich nicht gegen die Forumsregeln als solche verstoßen habe. Ich denke, dass man einfach nur davon ausgehen kann, dass man kritische Beiträge hier im Forum gar nicht haben will, aber eine Wiederspieglung der Wahrheit ist das alles nicht, zwar nicht kontraproduktiv, aber eben selbstgerecht. Und ich verspreche eines: wenn ich irgendwo im Internet von irgendwelchen Leuten lese, die traurig über den Verlust eines anderen Menschen sind, und sich fragen, warum er gegangen ist, ohne ein Wort zu sagen, verweise ich auf meine Beiträge hier im Forum und der allgemeinen Umgangsweise mit den Hilfesuchenden, denen die Hilfe nicht geholfen hat bzw. unter dem Hinweis, dass man sich sowieso inhaltlich nicht dafür interessiert, was sie sagen. Das System ist wichtiger als der einzelne Mensch. Wovor habt ihr Angst? Dass Leute wie ich Recht haben könnten? Oder könnt ihr das einfach nur nicht zulassen? Meine Meinung ist die, dass es nicht von Größe zeugt, wenn man Menschen lieber in einer Psychiatrie verrecken lässt, als ihnen mutig gegenüber zu treten (vielleicht noch mit überzeugenden Argumenten).
Meine konkrete Frage lautet: woran liegt das? Wie man sieht, fehlt mir das Verständnis, denn was hat man davon, wenn man Menschen weiterhin anlügt, obwohl sie bereits vieles ausprobiert haben, und die letzte Konsequenz wählen? (Ich spreche nicht von mir, denn ich bin zur Zeit wieder voll am Willen zu leben). Sind die dann weniger tot oder ist das nur Balsam für die eigene Seele sich einzureden, dass dessen Tod komplett sinnlos war? Hat es etwas damit zu tun, dass man annimmt, dass Leute quasi weiterhin Hilfe suchen, obwohl sie bereits wissen, dass ihnen keiner helfen kann, dies auch so ausdrücken, aber trotzdem eben gerne Hilfe hätten? Helft einen Voiwasn (Vollwaisen) wie mir.
The Ultimate Way III - 01.10.2012

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montagne
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Beitrag Do., 19.05.2011, 10:08

Du stellst einige Fragen, die gestellt werden müssen, ja. Deren Antworten sind multifaktoriell. Ich greife den faktur Du heraus.

Ich habe ein wenig in deinem Blog gelesen. Du schreibst, Antworten der User sind nicht erwünscht. Also du willst doch gar nicht hören, was anderes zu sagen haben, oder?
Einiges was du schreibst liest sich in meinen Augen abgrundtief menschenverachtend. Ich schließe daraus, klar kann mich irren, dass dir sowas von scheißegal ist, wie es anderen geht, was mit anderen ist. das da sachen dabei sind, die man löschen könnte, sollte, wundert mich nicht.

So und nun forderst du zuhören, Verständnis, dir mutig gegenüber treten. Du schriebst es geht nicht um dich, da du zur Zeit (!) Willens bist zu lesen. ich denke du warst schon oft in der Situation das man dir eben nicht gegenübertrat, das man dich ruhig stellte ind er Psychiatrie, das man dich lieber irgendwo parken, abstellen wollte. Und das ist schlimm.

Hast du mal daran gedacht, dass es neben anderen Umständen auch an dir liegen kann. Menschen haben nur begrenzt Energie und Zeit. Nenne mir einen Grund diese knappen Ressourcen an Menschen zu verschwenden, die nicht Willens sind sich einzulassen, irgend etwas zu geben, wenn da draußen so viele andere sind, die sich wenigstens bemühen Anschluss zu finden, sozial vetrräglich aufzutreten? Und du wunderst dich über Umgangsweisen mit Menschen, wei, wei.

Es geht nicht um Schuld. Es geht um Konsequenzen. Wenn jemand sich wirklich umbringen will, tut er es. das wissen alle Angestellten in einer Psychiatrie. Man kann die Menschen vor temporären Kurzschlusshandlungen bewahren. aber wer sich wirklich in den Kopf gesetzt hat sich zu suizidieren, wird es eben tun, wenn er wieder raus ist. oder nach dem nächsten Aufenthalt. Auch mit betreutem Wohnen usw. kann man niemandem das ganze Leben run um die Uhr bewachen, beschützen.
Und warum auch? Wer es tun will, tut und hat ja auch ein recht darauf. Warum sollte ihm dieses recht genommen werden?
amor fati

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neko
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Beitrag Do., 19.05.2011, 10:46

eins vorweg - ich weiß nicht, welcher beitrag von dir hier gesperrt worden ist. dazu kann ich ni sagen.

aber in anderen dingen machst du, glaube ich, einen denkfehler: wenn jemand mißbraucht wird, dann wird ihm etwas von einem anderen angetan. wenn du dich umbringst, dann tust du dir was an. es mag sein, dass dich ganz unaushaltbare zustände dazu veranlassen. das alles ändert aber nichts daran, dass nichts und niemand außer dir dafür verantwortlich ist, was für handlungskonsequenzen du daraus ziehst.

ich glaube auch nicht, dass dich irgend jemand, und schon gar nicht hier im forum, zu einer therapie zwingen will. so was ist nur ein angebot. ob du es annimmst oder nicht, das liegt in deiner verantwortung. zwischen den zeilen lese ich bei dir hier aber raus, dass du ziemlich scharf drauf bist, diese verantwortung an irgendjemanden, an ein möglichst abstraktes man abzuschieben.

ich frage mich wirklich, was du willst. ein bisschen habe ich das gefühl, dir geht es mt der verkündung deiner wahrheit "mir ist nicht zu helfen. mir bleibt eigentlich nur selbtmord" darum, andere zu schocken und ihnen möglichst auch noch ein schlechtes gewissen zu vermitteln. ob dir zu helfen ist oder nicht, das kannst nur du selbst wissen. aber wenn dir nicht zu helfen ist, dann ist das deine verantwortung. ich kann mitgefühl mit dir haben - dir scheint es wirklich schlecht zu gehen. aber ich habe keine verantwortung und schon gar keine schuld. von daher - ich versteh es nicht - ich verstehe deine empörung nicht und ich verstehe schon gar nicht deinen missionarischen eifer. geht es dir besser, wenn du andere davon überzegen kannst, ist alles scheiße, ist alles betrug, das kann niemand aushalten? das ändert doch an deiner situaton gar nix. also, worum geht es dir - bitte noch mal für begriffsstutzige.

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The Universal
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Beitrag Do., 19.05.2011, 14:36

Hallo vallee!

Natürlich geht es um den Faktor Ich, aber diesen verwende ich gerne in Bezug auf Mitpatienten, die heute nicht mehr sind, weil es die Leute sind, mit denen ich mich einigermaßen identifizieren kann, wobei ich gleichzeitig der Meinung bin, dass zu viele Menschen ihr Leben zu vorschnell einfach wegwerfen. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich meine Aufgabe auf Erden noch nicht erledigt habe, und sie schon.
vallee hat geschrieben:Also du willst doch gar nicht hören, was anderes zu sagen haben, oder?

Die Dreistigkeit meiner Gedanken spiegeln sich im Blog wieder. Und dahingehend will ich eigentlich nicht mehr beleidigt werden, sonst bin ich nur noch mit Streit beschäftigt, wodurch das eigentliche Problem nicht behandelt wird. Ich habe erkannt, dass nur ein Mensch in der Lage sein könnte, mir zu helfen, und das bin ich, weil mein Geist nach anderen Maßstäben funktioniert. Blinde Hoffnung ist z.B. etwas, das bald nicht mehr funktionieren wird, aber die Grundaussage der Leute im Forum ist doch die, dass ich genau diese haben sollte. Und das ist das Ende des Alphabets. Ich habe mich entschieden, es mir selbst wert zu sein, Buchstaben zu erfinden, wenn es sein muss.
vallee hat geschrieben:da du zur Zeit (!) Willens bist zu lesen.
Leben, ich bin zur Zeit gewillt zu leben. Das ist richtig, weil ich die Ungerechtigkeit erkannt habe. Zur Zeit geht es darum keine Rache zu üben, an den Menschen, die ungerecht waren. Die Rechnung läuft im Moment nämlich genau darauf hinaus.
vallee hat geschrieben:Hast du mal daran gedacht, dass es neben anderen Umständen auch an dir liegen kann.
Natürlich liegt es an mir, denn ich funktioniere nicht so wie es die Gesellschaft gerne hätte. Kein Grund für mich so zu funktionieren, wie ich es nicht richtig finden würde.
vallee hat geschrieben:Warum sollte ihm dieses recht genommen werden?
Wenn es einige Menschen könnten, würden sie das Recht nehmen, aber sie können es nicht. Ich frage mich, wie es sein kann, dass ein Arzt z.B. so einen Patienten gehabt hat, und dann noch zum nächsten suizidalen Patienten sagen kann, die Ergebnisse einer Therapie würden für sich sprechen. Das ist nicht nur gelogen, sondern verachtend dem gegenüber, der die gleiche Therapie gemacht hat, dem es aber nichts gebracht hat. Für mich sind Psychiater soetwas wie Berufsverbrecher, also Leute, die für Geld alles tun würden, und dazu zählt auch lügen. Der Ärger entsteht bei mir, wenn man Macht benutzt, um Leute wie mich, die dann schon eher bei der Wahrheit bleiben, mundtot zu machen, als ob ich überhaupt nicht Recht hätte.
neko hat geschrieben:andere zu schocken und ihnen möglichst auch noch ein schlechtes gewissen zu vermitteln.
Ich habe erkannt, dass meine Mitmenschen Monster sind, und sich somit von mir unterscheiden, und wahrscheinlich auch von vielen anderen, die sensibler waren. Es geht mir in der Tat um das System, dem nicht jeder gewachsen ist. Viele Leute erkennen das, und trampeln genau auf solchen Leuten herum, was Auswirkungen hat. Ich bin dafür, dass solche Leute zur Verantwortung gezogen werden sollen, weiß aber, dass das niemand tut, was wiederum in mir die Frage aufwirft, warum ich nicht zum absoluten Monster mutieren sollte. Einer, der alles andere in den Schatten stellt.
neko hat geschrieben:aber wenn dir nicht zu helfen ist, dann ist das deine verantwortung.


Mir scheint, es wäre angebracht, wenn man selbst das Wort Verantwortung wegradiert, wenn ich mich dazu entscheiden sollte, weil Verantwortung hat für mich immer etwas damit zu tun, dass man etwas getan haben muss. Ich finde dieses Leben einfach nur sinnlos, und es belastet mich. Tu ich etwas dazu? Ist es meine Verantwortung, wenn mir mein Gehirn Stimmungsschwankungen verursacht, weil es für mich keine Gültigkeit hat, was mir andere erzählen?
neko hat geschrieben:und ich verstehe schon gar nicht deinen missionarischen eifer.
Den verstehe ich auch nicht, aber vielleicht liegt es daran, weil ich die Ungerechtigkeit in der Unwahrheit erkenne, der Scheinmoral, dem auch dieses Forum unterliegt. Ich bin für offene Verhältnisse. Es hat wohl auch damit zu tun, weil ich, als ich 20 war, den Ärzten geglaubt habe, dass mir zu helfen ist, und ich fühle mich verpflichtet anderen meine Geschichte zu erzählen, damit sie auch die Möglichkeit des Misserfolgs in Betracht ziehen, denn der Ärger hinterher war (und ist) enorm.
neko hat geschrieben:geht es dir besser, wenn du andere davon überzegen kannst, ist alles sch***, ist alles betrug, das kann niemand aushalten?
Gebt es zu und ich bin zufrieden.
The Ultimate Way III - 01.10.2012

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neko
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Beitrag Do., 19.05.2011, 15:35

ach "universal", am ende vom tag ist dein abc, glaube ich, ziemlich einfach. du stellst das system, von dem du glaubst, das es dich aussortiert hat, einfach von den füßen auf den kopf. in deinem system bist du derjenige, der mehr erkannt hat als andere, der sensibler ist als sonst wer, der kein monster ist in einer welt von monster und der der von dir auf angenehmste im vagen und nebulösen verborgenen schrecklichen wahrheit am mannhaftesten ins auge blicken kann, während alle anderen in der lüge leben. schade. ich dachte da kommt mal was anderes. aber es ist nur wieder die selbe alte scheiße in grün. auch du kannst nicht aufs sortieren und schon gar nicht aufs aussortieren verzichten. der hochmut stirbt zu letzt, nicht6? ohne die gute alte anmaßung geht es bei dir auchnicht, oder? aber bitte. wenn es dir hilft. jedem die krücke, die er braucht - da bin ich großzügig. und deine krücke kostet nix und tut niemandem weh - außer vielleicht dir selber. ich denke immer, es gibt nix, was so einsam maht, wie selbstgerechtigkeit.

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Beitrag Do., 19.05.2011, 18:34

@neko
Du hast auf vortreffliche und witzige Art beschrieben, wie es ist, aber dieser Satz wirft Fragen auf:
neko hat geschrieben:ich dachte da kommt mal was anderes.
Was zum Beispiel? Ich erkenne ja z.B. auch die Selbstgerechtigkeit in mir - irgendwas muss ich doch von anderen lernen. Der Hochmut kommt aus der gleichen Ecke, genauso wie der insgeheime Wunsch das größte Monster zu sein.

Alles weitere ist auch richtig.
neko hat geschrieben:und deine krücke kostet nix
Außer Kraft (im realen Leben), aber weh tut sie leider niemanden. Ich finde dein Verständnis toll, zumindest kann man da schon was interpretieren. Beim Thema Krücke kann ich Bände schreiben. Weißt du, dass ich weiß, dass die Menschen erkennen, warum ich dieses oder jenes brauche - auch im realen Leben. Heute habe ich mir das sogar wieder gedacht! Und auch wie sehr ich mich damit zum Affen mache, aber ich denke mir, so ist jeder verschieden
neko hat geschrieben:ich denke immer, es gibt nix, was so einsam maht, wie selbstgerechtigkeit.
Mir fällt zumindest im Stand nichts anderes ein, außer Beulenpest, aber was hat das mit dem Thema zu tun? Wenn wir von mir sprechen, dann glaube ich, dass ich mir die reale Einsamkeit selbst auferlegt habe, aber dafür mache ich niemanden verantwortlich, oder doch? Ich halte die Monster lange aus, aber dann brauche ich eben wieder Abstand. Das hat etwas mit mangelndem Selbstwertgefühl zu tun, schon klar.
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hungryheart
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Beitrag Do., 26.05.2011, 11:30

The Universal hat geschrieben: Meine Frage lautet, ob man den suizidgefährdeten Menschen eigentlich wirklich zuhören will, oder ihnen einfach nur aufs Auge drücken will, dass es schon eine Lösung gibt, weil man aus moralischen Gründen gar nicht anders kann. (.......)



............... verweise ich auf meine Beiträge hier im Forum und der allgemeinen Umgangsweise mit den Hilfesuchenden, denen die Hilfe nicht geholfen hat bzw. unter dem Hinweis, dass man sich sowieso inhaltlich nicht dafür interessiert, was sie sagen.


hi universal...

du hast hier ähnliche diskussionen unter zahlreichen nicks geführt.
und immer gab es user, die dir zugehört haben und sich inhaltlich sehr ernsthaft mit dir auseinandergesetzt haben.


das muster war oft das selbe: du hast alles und jeden abgewertet.
und nichts für ich annehmen können.

ich weiß nicht, was für eine art hilfe du dir wünschst.
mein gefühl ist aber, dass du dir eine art hilfe wünschst, die dir das leiden (das zweifellos da und groß ist) nimmt, ohne dass du grundlegend und schmerzlich etwas bei dir ändern musst.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Ive
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Beitrag Do., 26.05.2011, 11:42

du dir eine art hilfe wünschst, die dir das leiden (das zweifellos da und groß ist) nimmt, ohne dass du grundlegend und schmerzlich etwas bei dir ändern musst.
So empfinde ich Dich auch. Deine Wut, Dein Zorn ist so riesengroß, dass sie Dir den Blick auf eine andere Sichtweise des Lebens und der "Gegner" regelrecht verstellen.

Du drückst sinnbildlich immer heftiger gegen eine Mauer und meinst aufgrund dessen, diese will Dich erdrücken. Du musst Dich schon grundsätzlich zumindest dazu entschließen, mit dem Drücken aufzuhören, sonst kann die Mauer nicht aufhören ...

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Beitrag Mo., 06.06.2011, 12:44

Hungryheart, ich habe die Argumente der User abgewertet, weil sie mir nicht geholfen haben, aber ich selbst suche auch immer wieder Argumente, die mir schlußendlich nicht helfen. Weißt du, ich habe mir überlegt, Wunderheiler zu werden, was ganz einfach geht: man grabe irgendeine Wurzel im Wald aus, putzt sie schön ab, und geht zu nach Hoffnung suchenden (dummen) Menschen (z.B. mit bösartigem Krebs) und sagt ihnen, dass diese Wurzel magische Kräfte hat. Dann kann es sein, dass es den einen oder anderen gibt, der mir diesen Blödsinn abkauft. Diese Wurzel wird natürlich nicht helfen, und wenn eines Tages der Mensch zu mir kommt, und sein Geld zurück will, kann ich sagen:"es liegt in ihrem Verantwortungsbereich, dass ihnen die Wurzel nicht geholfen hat". Verstehst du, worauf ich hinaus will? Was soll ich an mir ändern, dass ich einen Sinn in einem sinnlosen Leben sehe? Das ist die große Frage. Magische Wurzeln (Sinnbild für Nullargumente) helfen mir nicht.

Ive, gegen welche Mauer drücke ich denn? Im Moment beschäftigt mich das große "Wozu". Ich weiß nicht, wozu ich lebe. Mich jeden Tag einzurauchen, weil ich mir dann besser einreden kann, dass alles noch einen gewissen Sinn hat, endet bald, weil es sich um eine selbstgerechte Methode handelt. Künstlich hervorgerufenes Glücksgefühl, welches ein großes Unglücksgefühl (meine Wahrheit) überdecken soll. Um ein bißchen einzulenken, möchte ich denoch schreiben, dass ich mehreren Irrtümern (Teile meiner Wahrheit) unterliege, welche zwar schmerzvoll aussehen, aber eigentlich das Aufkommen eines viel größeren Schmerzes verhindern sollen. Nur dabei ist eines zu beachten: es handelt sich um Überlebensstrategien (und das ist nicht übertrieben), denn ich habe (wenn sich meine Gedanken dahingehend verdichten) oft den Gedanken einfach das Fenster aufzumachen und runter zu springen bzw. vor die U-Bahn, also ist bei der Annäherung sowieso Vorsicht geboten.
The Ultimate Way III - 01.10.2012

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mary23
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Beitrag Di., 07.06.2011, 08:51

hi universal,
Dein Text spricht soviel reales an. Du schreibst mir irgendwie aus der Seele. Denke, egal welches Land, es unterliegt alles einer gewissen Zensur. (So wie Du schreibst auch hier) Mein Paps hat 1996 Suizid begangen, und der Weg, wie es dazu kam, war ein Gang durch die Hölle. (Völliges versagen sämtlicher Anlaufstellen) Es ist so sinnlos das alles aufzuzählen. Nun bin ich selber in einer Klinik zur ambulanten Therapie angemeldet. Es ist eigentlich zum Brüllen, aber das erste was die wollten war die Unterschrift unter einem Behandlungsvertrag. Man kann nur froh sein, dass man noch soweit seine Sinne beisammen hat, das man zumindest weiß, was man da unterschreibt. In Notsituationen bin ich immer noch am Besten mit Heilpraktikern oder alternativen Therapien zurecht gekommen. Wenn man über die Krankenkasse geht, dann kann man ja mal wieder locker 1/2 Jahr auf Hilfe warten.
Wollte Dir sagen, dass es gut war Deinen Artikel zu lesen.
LG mary

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today
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Beiträge: 428

Beitrag Di., 07.06.2011, 20:27

Ich weiß nicht, wozu ich lebe.
Ich glaube, du bist fokussiert auf das, was du nicht hast.
Und nicht auf das, was du hast, denn dort stellt sich diese Frage nicht.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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The Universal
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 12:42

mary23. Nett von dir. Weißt du, denn manchmal habe ich das Gefühl alle wären gegen mich, was nicht gut ist.
today hat geschrieben:Und nicht auf das, was du hast, denn dort stellt sich diese Frage nicht.
Ich habe zu wenig, um damit zufrieden zu sein. Wenn wir mal davon ausgehen, dass ich irgendwann im Leben den Punkt erreicht habe, zu sagen, dass sich der Aufwand nicht für den Profit steht, ist mein Schicksal bereits besiegelt. Ergo: man kann durchaus sagen, ich bin selbst schuld!
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Rezna
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 14:40

today hat geschrieben: Ich glaube, du bist fokussiert auf das, was du nicht hast.
Und nicht auf das, was du hast, denn dort stellt sich diese Frage nicht.
Grundsätzlich kann ich diesen Einwand ja verstehen, auf einer logisch-esoterischen Ebene. Ich frage mich aber auch, worauf ein Mensch, der dieses rät, anspricht. Jemand der einen solchen Rat erteilt, ist meistens gut dran, sonst würde er diesen Rat ja nicht geben können oder selber daran glauben. So jemand kann in seiner Bilanz also genug positive Dinge auflisten, die es rechtfertigen und/oder Sinn geben, beschissene Dinge zu ertragen oder machen zu müssen: Für diese "guten" Dinge, weil diese guten Dinge es "wert" sind.

Die Frage ist auch, "was" oder "wer" focussiert? Gehe ich mal von der Fotografie aus, so gibt es in der Ferne (oder Nähe) irgend etwas, das "mich ruft" also wert ist, meinen Focus darauf zu richten. Ich entscheide, mich darauf zu focussieren, aber dieses "Ding" hat mich auch gerufen, bzw. war sichtbar/auffällig/interessant genug. Auf Lebensbereiche bezogen kann es also durchaus sein, dass es nichts gibt das "ruft" oder sichtbar und auffällig genug ist, um den Focus darauf zu lenken. Jetzt ist es natürlich so, wenn ich mit dem Fotoapparat raus gehe und fotografieren WILL, dann suche ich irgendwas, mehr oder weniger krampfhaft, und werde vermutlich auch fündig, wenn auch "da große Foto" aubleibt. Ich wollte nicht mit leerem Speicher zurückkommen - beim Auswerten auf der Festplatte, werden die Fotos vermutlich im Papierkorb landen. Weil sie für mich sinnlos sind. Natürlich würde jemand, der nicht fotografieren kann - oder anderen Zugang hat - sagen: Aber hey, das Foto ist super... ABER: Das ist nicht SEIN Ding. Kein Anderer entscheidet, was dem Fotografen gefällt oder wichtig ist, auch wenn es für andere sinnvoll, schön scheint, selbst wenn andere es kaufen würden oder direkt kaufen. Sinn, Wert hat es dennoch für diesen Fotografen nicht. Ist der Fotograf also unwillig? Warum KANN er nicht so empfinden wie sein Kunde? Umgekehrt jedoch hat der Fotograf vielleicht DAS Bild, das für ihn alles ist, auch wenn es keiner versteht und in die Tonne werfen würde. Aber dieses eine Bild loht sich für all die lächerlichen Auftragsarbeiten für "dumme Kunden" - und alle Arbeit macht für ihn Sinn, wenn er solche Bilder machen kann. Wer sie aber nicht findet... keine solche Bilder machen kann... verliert auch den Sinn in seinem Tun und versteht auf Dauer nicht, warum ER für diese dummen Menschen Fotos machen soll die er sinnlos findet.

So. Hab ich mich verzettelt? Es ist egal, wer alles glaubt, in unserer Lage glücklich zu sein. Es ist egal, wer alles glaubt, unsere Ressourcen verdienten Focus. Wir selber müssen das fühlen, glauben und wissen. Und das passiert nicht auf einen Rat hinauf, oder weil Therapeuten und Co. das wollen und fordern. Sie zu füttern ist eine Lüge, wenn es dennoch nicht da ist. Manchmal muss das "gute" tatsächlich von Aussen kommen, sicher, ebenso, wie wir es dann sehen müssen. Aber kann das jemand fordern? Erwarten? Ein Fotograf würde wohl seinen Job wechseln. Gleichgesetzt als Metaffer für das Leben, bedeutet das eben: Ausstieg daraus, Suizid.

Im Endeffekt ist es doch immer so: Menschen die Leben wollen, gerne leben, selber in ihrem Leben Sinn und Willen finden, möchten nicht wahrhaben, zulassen, dass andere das nicht so haben. Sie können/wollen Suizid nicht zulassen weil SIE SELBER Leben wollen, das Leben derer die sie retten, ist ihnen egal, auch wie sie die Betroffenen fühlen. Es erfüllt IHREN Lebenssinn, nicht aber den der Geretteten. Und wer es besser hat, kann anderen nicht vorschreiben, mit dem schlechteren zurechtkommen zu müssen. Damit darf auch kein Dank erwartet werden.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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(V)
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 15:10

Ich dachte auch mal so. Heute nicht mehr.

Und ich gebe dir nur insoweit recht, dass man so etwas nicht FORDERN kann, aber soweit ich weiß, ist es auch nicht Aufgabe eines Therapeuten einen zu etwas zu bedrängen und zu fordern, es muss immer von einem Selbst kommen, ein Therapeut kann dabei nur Hilfestellung geben.

Auf die positiven Dinge zu focusieren und/oder den Focus von den negativen Dinge wegzulenken, dass ist keine individuelle msystische Geschmackssache, sondern etwas, was man ganz simple trainieren kann. Es sagt einem ja auch niemand, WAS man schön finden soll, das bleibt jedermann selbst überlassen. Es geht nur darum, die Aufmerksamkeit zu schulen, und das ist eine Fähigkeit zu der jeder in jeder Situation fähig ist, es zu lernen. Die meisten versuchen es allerdings gar nicht erst aus den von dir genannten Gründen, sind sich nicht bewusst, dass man es trainieren kann. Ja, am Anfang, wenn man in einem depressiven Loch sitzt, dann ist diese Übung schwer, oft Grund genug, es gleich als "Schwachsinn" abzutun, aber ganz ehrlich: mit der Übgung fällt es immer leichter.

Wie sieht denn die Alternative aus? Weiterhin auf das Negative zu focusieren. Der Depressive geht mit seinem Fotoapparat durch die Welt und sucht sich gezielt nur das Häßliche raus... bitte wem ist damit geholfen? Man wird wohl kaum sagen können, dass ein Depressiver einen neutralen oder gar realistisch-objektiven Blick hat. Haha. Im Gegenteil... einen depressiven Fotographen könnte man auf die schönste Blumenwiese schicken, er würde nur den einen einzigen Hundehaufen auf dem Feld sehen, diesen fotografieren und hinterher jammern, wie schlecht die Welt doch ist, die Speicherkarte, auf der nur Negatives ist, BEWEISE es ja schließlich.

Es geht mE überhaupt gar nicht darum, sich die Welt schön zu färben! Aber es geht darum, aufzuhören, sie sich schwarz zu färben. Erkennst du den Unterschied?

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Rezna
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 15:40

Gothika hat geschrieben:Der Depressive geht mit seinem Fotoapparat durch die Welt und sucht sich gezielt nur das Häßliche raus... bitte wem ist damit geholfen? Man wird wohl kaum sagen können, dass ein Depressiver einen neutralen oder gar realistisch-objektiven Blick hat. Haha. Im Gegenteil... einen depressiven Fotographen könnte man auf die schönste Blumenwiese schicken, er würde nur den einen einzigen Hundehaufen auf dem Feld sehen, diesen fotografieren und hinterher jammern, wie schlecht die Welt doch ist, die Speicherkarte, auf der nur Negatives ist, BEWEISE es ja schließlich.

Es geht mE überhaupt gar nicht darum, sich die Welt schön zu färben! Aber es geht darum, aufzuhören, sie sich schwarz zu färben. Erkennst du den Unterschied?

Mal abgesehen von der Metapher, finden das sicher mehr Menschen spannend und interessant, den Hundehaufen oder den toten Vogel auf einem Foto zu sehen, als das Millionste Blumenbild. Weiters ist ein Hundehaufen und ein Kadaver eine höchst fruchtbare Sache und der Nährboden für neues Leben. Aber davon abgesehen verstehe ich, worauf du hinaus willst. Einer meiner Scherze, wenn die Scheisse mal wieder bis zum Hals steht ist: Scheisse ist ein guter Dünger. So gesehen kann man natürlich in ALLEM einen Sinn finden. Aber wie findet man den Sinn? Es gibt Leute die verkaufen Scheisse und welche, die kaufen sie. Wer ein Feld hat, das zu beackern ist, findet Dung also durchaus positiv, wer eine 30qm Bude hat wird weniger mit Dung anfangen und sie eher negativ bewerten. Nur Bewertung? Oder würde es nicht auch jener negativ bewerten, der sie auf dem Felde schätzt? So wie der Wohnungsinsasse den Dung auf dem Feld schätzen kann.

Depressionen sind nicht immer nur endogen. Sie können sich ebenso aus Lebensrealitäten herausbilden.

Ein Beispiel das vielleicht auch passt: Wer finanziell versorgt ist, sagt gerne, Geld ist nicht wichtig. Wir lernen auch als Kind die Tugend, Geld sei nicht wichtig, und ganz allgemein ist das eine positiv besetzte moralische soziale Einstellung. "Es dreht sich nicht alles nur ums Geld". Aber je weniger man hat, umso wichtiger wird es. Wer die Cents zusammenkratzen muss, um am Tag zumindest eine trockene Semmel zu ergattern, für den ist Geld essentiell. Wer keine sozialen Kontakte mehr pflegen kann, weil ihm das Geld dazu fehlt, für den dreht sich irgendwann alles nur ums Geld. Und das nicht, weil er ein moralisch verwerflicher, asozialer Mensch ist.

Manchmal ist das negative Denken, oder der Focus auf das Negative tatsächlich das Einzige was man hat. Und das ist noch nicht einmal etwas, das Mitmenschen ablehnen. Sehr viele Kunstformen drehen sich nur um Depression, Zerstörung, Hoffnungslosigkeit, Tod... und sind dabei sehr erfolgreich - dahingehend, dass es Massen an dankbarer Zuhörer, Leser, Betrachter gibt, die sich darin verstanden fühlen - die genau darin Trost finden. Vielleicht gilt zu differenzieren, was "positiv" ist. Die Misantrophie wie sie aus Universals Beiträgen strotzt, sind eine große Bereicherung für einige Menschen, auch wenn sie es nicht vermelden. Vermeintlich negativ, ist es doch "gut". Auch ich schätze die Beiträge sehr und empfinde teiweise hohes Identifikationspotential - was ich wiederum als Trost empfinde, nicht alleine so zu denken, auch wenns mir egal sein kann. Paradox sind wir wohl alle irgendwo.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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