Glaube verloren, Gehirnwäsche, magisches Denken

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Seiltänzer
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Glaube verloren, Gehirnwäsche, magisches Denken

Beitrag Sa., 05.05.2012, 18:17

Hallo, ich bin seit der Kindheit religiös (evangelisch) geprägt, war viele Jahre haupt- und ehrenamtlich in einer Gemeinde aktiv. Eine Zeit lang war es schön, aber je mehr ich hinter die Kulissen schaute, um so schlechter ging es mir mit "Kirche". Als dann noch Mobbing dazu kam, habe ich nach und nach meinen Glauben, meine Arbeit, meine Gesundheit und auch die meisten Freunde (oder die ich dafür gehalten hatte) verloren und mich mittlerweile äußerlich ganz von der Gemeinde abgewandt. Leider gelingt mir das innerlich nicht so recht und ich empfinde Religion mittlerweile als eine Art Gehirnwäsche. Ich werde dieses "magische Denken" nicht los: Die vage Hoffnung, dass doch eine höhere Macht eingreift. Gedanken wie "Dann sollte es eben nicht sein!", "Wer weiß, wozu es gut ist?", "Dann liegt eben kein Segen darauf." etc. kriege ich nicht aus dem Kopf. Sie hindern mich am eigenverantwortlichen Handeln und nerven einfach nur. Ich kenne niemanden, der mich versteht - die Leute sind entweder gläubig und wollen mich überreden, es auch zu bleiben, oder sie hatten noch nie was mit Kirche zu tun und verstehen die Problematik nicht. Die Ausgetretenen, die ich kenne, konnten das Thema für sich einfach abhaken, aber ich tue mich sehr schwer damit, zumal ich auch jede Menge andere Probleme habe. Danke für persönlichen Rat oder Ideen, wohin ich mich wenden könnte, Literaturempfehlungen o. ä.

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Phönixia
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Beitrag Sa., 05.05.2012, 18:42

Hallo Seiltänzer,
Ich verstehe nicht so ganz worum es dir jetzt genau geht.
Literaturempfehlung für was?
Ist es so dass du jetzt unter Gedankenzwängen leidest, wenn du von Gehirnwäsche schreibst, die dir nicht aus dem Kopf gehen? Dann würde ich einen Psychiater oder einen Psychotherapeuten aufsuche. Natürlich gibt es auch Literatur dazu, aber ich würde erst mal tatsächlich eine Person aufsuchen und mit ihr reden, vielleicht kann sie auch eine Diagnose stellen.

Wenn Du schreibst, dass du deinen Glauben verloren hast, ist das dann positiv gemeint oder eher negativ?
Willst du deinen Glauben wiedergewinnen, oder bist du froh darüber hinwegkommen zu sein?
Suchst du eine spirituelle Neuorientierung?
Oder geht es vielleicht sogar um die psychischen Folgen von Mobibng?

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Stacheldraht
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Beitrag Sa., 05.05.2012, 19:13

Hallo Seiltänzer,

teilweise kann ich Dich verstehen, da ich auch christlich erzogen und von Haus aus in der Kirche eingebunden war, dann aber so mit ca. 12 meinen Glauben verloren habe (aber dennoch weiter immer wieder dahin musste). Ich merke bis heute, wie stark mich dies geprägt hat. Wobei ich es bei vielen Wertvorstellungen auch nicht verkehrt finde, deutlich in der christlichen Kultur verwurzelt zu sein. Jedoch ist bei mir wirklich der komplette Glauben weggefallen, so dass ich auch nicht mehr denke: da ist noch eine höhere Macht, die über mich wacht. Es ist eher so, dass ich dies Gefühl vermisse. Immerhin gab es ja eine Zeit, in der ich "wusste", dass dort oben einer über uns wacht. Heute "weiß" ich, dass es keine höhere Macht gibt und wir alle als Wurmfutter enden werden und uns nichts erwartet außer dem großen Garnichts. Glauben ist halt nichts anderes als eine persönliche Gewissheit.

Bei Dir klingt es für mich so, als wäre bei Dir vor allem der Glaube in die Institution Kirche erschüttert, aber weniger, der Glaube an sich. Vielleicht hilft es Dir ja, Dich einfach mal mit anderen Religionen oder allein mit der Bibel zu beschäftigen, wenn da immer noch ein Anteil in Dir ist, der weiterhin glaubt. Wer sagt denn, dass man sein Leben lang das gleiche Glauben muss? Vielleicht hilft Dir ja auch eine Beschäftigung mit Religionen allgemein, Dich neu in Dir selbst zu verorten. Denn schließlich scheint das Thema in Dir ja noch zu gären. Ich kenne zB auch Menschen, die nicht direkt an einen Gott, aber an eine übergeordnete natürliche Ordnung glauben.

LG Stacheldraht
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
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Nico
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Beitrag Sa., 05.05.2012, 19:22

Was die Menschen doch alles zu wissen glauben......
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Stacheldraht
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Beitrag Sa., 05.05.2012, 19:32

Ja eben. Das ist ja das Paradoxe am glauben: man meint, etwas zu wissen, weil man daran glaubt.

Versuch mal mit einem richtigen Gläubigen eine Diskussion zu führen. Da ist man als Mensch, der nicht mehr glaubt, sondern vielmehr alles anzweifelt, was nicht bewiesen ist, auf verlorenem Posten. Denn Gläubige pfeifen auf Beweise bzw. passen die einfach in ihr Glaubenssystem ein. Insofern erspare ich mir ja auch gewisse Unterhaltungen mit meiner Mutter, da ich mit meiner Logik gegen ihren Glauben nicht anrennen kann.
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 05.05.2012, 19:32

Also ich denke zwei Dinge muss man völlig trennen: Den persönlichen spirituellen Glauben und spirituelle Institutionen.

Wenn du sagst daß du aufgrund von Vorkommnissen in einer Kirchengemeinde (die ja zu 100% aus völlig normalen Menschen besteht) deinen Glauben verlierst, dann war die Art und Weise wie du spirituelle warst keine echte Spiritualität sondern nur so eine Art religiöse Indoktrination.


Ich (Buddhistin) habe auch erst vor kürzerer Zeit eine spirituelle Gruppe hinter mir gelassen. Was aber meine spirituellen Überzeugungen überhaupt nicht tangiert.

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Nico
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Beitrag Sa., 05.05.2012, 19:54

Stacheldraht hat geschrieben:
Versuch mal mit einem richtigen Gläubigen eine Diskussion zu führen.
Aha und was ist ein "richtiger" Glaeubiger ??
Ich kenne nur Glaeubige und nicht Glaeubige.
Gibts dann auch falsche Glaeubige ??

Ich habe schon oft mit einem Glaeubigen diskutiert, zu einem Ergebnis kommt man dabei nicht, das stimmt.
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Waldschratin
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Beitrag So., 06.05.2012, 08:24

Da ist man als Mensch, der nicht mehr glaubt, sondern vielmehr alles anzweifelt, was nicht bewiesen ist, auf verlorenem Posten.
Naja,sooooo schwarz-weiß verallgemeinert kann man das wohl nicht sehen.
Ich bin auch gläubig,aber nem anderen was "überstülpen" würd ich nie,warum auch.

Wenn man sich von ner halbwegs "normalen" evangelisch ausgerichteten Gemeinde dermaßen "gehirngewaschen" fühlt,dann hat das wohl beiweitem mehr eigene Gründe/Defizite,die man sich mal genauer angucken sollte,als sich schleunigst nen "Schuldigen" zu suchen,auf den man dann schön eindreschen kann...

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Stacheldraht
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Beitrag So., 06.05.2012, 09:38

Ich habe doch gar nichts von Gehirnwäsche gesagt. Insofern stimmt auch Deine Folgerung hinsichtlich eigener Defizite nicht. Frage mich, wie man überhaupt aufgrund so spärlicher Informationen immer gleich anfangen muss, anderen Leuten irgendwas zu unterstellen. Ich halte mich nun jedenfalls raus aus dieser Diskussion, da mich dieses vorschnelle Aburteilen anderer Menschen nur anwidert.
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
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Waldschratin
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Beitrag So., 06.05.2012, 12:36

Ich hab mich bzgl. der "Gehirnwäscherei" da drauf bezogen:
Seiltänzer hat geschrieben:Leider gelingt mir das innerlich nicht so recht und ich empfinde Religion mittlerweile als eine Art Gehirnwäsche. Ich werde dieses "magische Denken" nicht los:
War ja auch ein Absatz dazwischen von meinem ersten Satz zum zweiten,aber wenn du dich davon auch angesprochen fühlst,kann ichs nicht ändern.

Und übrigens: Ich hab nicht "unterstellt",ich habe meine persönliche Meinung dazu geäußert.
Aber auch da: wem der Schuh paßt,der zieht ihn sich halt an.

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Stacheldraht
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Beitrag So., 06.05.2012, 15:11

Na komm, wenn Du erst mich zitierst und dann auf jemanden anderen umschwenkst, ohne es zu kennzeichnen, darfst Du Dich nicht wundern, wenn ich dann zwangsläufig, davon ausgehe, dass mit dem Rest dann auch noch ich gemeint bin.
Aber dann ist im Grunde ja alles gut, da ich mir den Gehirnwäscheschuh nämlich nicht anziehe.
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Sunny75
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Beitrag So., 06.05.2012, 17:00

@Stacheldraht

Liest du dir in einem Thread nicht zumindest den Titel durch? Dann hättest du doch schlussfolgern können, dass die TE gemeint war.

Meine Frage an die TE(!): was meinst du denn bitte mit "magischem Denken"? Die Beispiele die du aufzählst, fallen doch höchstens in die Kategorie "positives Denken"! Was ist daran für dich magisch?
Und
2.) du schreibst von jeder Menge anderer Probleme. Was meinst du damit?

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Ramana Maharshi
Helferlein
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Beiträge: 114

Beitrag Di., 08.05.2012, 07:37

Unter allen Patienten der Lebensmitte, das heißt jenseits 35, ist
nicht ein einziger, dessen endgültiges Problem nicht das der
religiösen Einstellung wäre. Ja, jeder krankt in letzter Linie daran,
dass er das verloren hat […], und *keiner ist wirklich geheilt, der
seine religiöse Einstellung nicht wieder erreicht*, was mit
Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche natürlich nichts zu tun
hat.
Carl Gustav Jung

Was meint ihr dazu ?

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Mia76
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Di., 08.05.2012, 17:24

Glaube ist Gehirnwäsche. Früher oder später kommt jeder mit ein bisschen gesunden Menschenverstand zu dieser Erkenntnis.


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