Anderen verzeihen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Ive
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 18:35

Ach klar, Anastasius, ich 'erlaube' immer! Es ist nur wirklich meine Bitte, den Thread, falls er wieder weiter auflebt, so konstruktiv wie möglich zu gestalten. Danke für Dein Verständnis.

Today, ich möchte mit der narzisstischen Kränkung nicht missverstanden werden. Selbstredend ist ein gewisser Anspruch auf Fairness, gute Behandlung und derartige menschlich relevante Dinge das gute Recht eines jeden. Es beginnt nur da, wo absolut keine Einsicht in die Gleichberechtigung anderer besteht, dafür aber meine eigenen Rechte regelrecht von mir eingefordert werden, sogar das 'Recht' auf Rache, aus meiner Sicht der nicht mehr gesunde Narzissmus.

Ich, ich, ich und nochmal ich - aber der andere nicht ebenso? So ja auch nicht, oder?
Zuletzt geändert von Ive am Mi., 24.11.2010, 18:39, insgesamt 2-mal geändert.

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Gast
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 18:36

Hallo today,
today hat geschrieben:Die Beendigung einer (solchen) Beziehung gehört m.E. zur ureigensten Freiheit. Dass du dafür verzeihbare Gründe brauchst verstehe ich nicht.
Da hast dur recht! Hab mich sehr schräg ausgedrückt. Korrigiere mich hier aber nicht, weil ich nicht OT schreiben möchte.

Gruß
Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am Mi., 24.11.2010, 19:14, insgesamt 1-mal geändert.

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(V)
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 19:06

today hat geschrieben:
Dabei darf auch dies mal in Frage stellen, ob wir wirklich ein Recht haben all dies (Gleichberechtigung, Respekt, Gerechtigkeit etc.pp) zu fordern.
JA.

Denn wohin führte eine Verneinung?
Zwangsehe, Judenverfolgung?

Nänä. Manche Werte sollten unantastbare bleiben.
Kommt drauf an, welche Werte. Einige sind ja doch recht neuzeitliche Werte und im Vergleich zu anderen Kulturen eine Art Luxus.

Es führt gewiss nicht zur Zwangsehe, da denkst du grad wirklich in Extremen.
Wenn es denn mal passiert ist, und das Leben nicht fair zu einem war. Das heißt ja noch lange nicht, dass man unfaire, ungerechte Zustände anstreben oder tolerieren sollte.

Ja, ich finde durchaus, dass es von einer narzistischen Kränkung:

Beispiel:

Jeder von uns weiß, dass Menschen fremdgehen. Jeder von uns kennt die Scheidungsraten und hat schon mal entsprechende Statistiken gehört. Trotzdem glaubt jeder insgeheim er sei die Ausnahme. IHM würde so etwas gewiss nicht passieren. Was ja eigentlich durch etwas arrogant ist, nicht wahr? Wenn's dann doch geschieht, dann trägt man dem Gegenüber unendlich lang nach, schwört Rache oder grämt sich unendlich, nimmt es sich übermässig zu Herzen, obwohl man eigentlich nur statistischer Durchschnitt und nicht etwa eine besondere Ausnahme-Opfer ist. Wie kann etwas, was bekannterweise zu unserer Gesellschaft gehört, was zwar nicht angenehm ist, aber auch gesellschaftlich "geduldet" wird einen derart verletzen? Das weiß man doch. Weil man das Idealbild von sich selbst hatte, dass man eine Ausnahme sei. Wenn das zerbricht, das Idealbild, DAS ist es, was zehnmal mehr weh tut als der eigentliche Seitensprung/Scheidung per se.
Wenn es man kein überzogenes Idealbild von sich hätte, könnte man auch gar nicht so oft mit der "harten Realität" kollidieren, gäbe es gar nicht so viel, was es zu verziehen gäbe.

Und die Realität ist: Menschen sind nicht perfekt. Begehen Fehler. Das Leben ist nicht immer fair. Und das kann nicht nur jedem passieren, sondern auch jeden treffen.

Ich denke, so manche Menschen anderer Kulturen würden nicht glauben wollen, wegen welchen... pardon!... Mumpitz wir verwöhnten Westeuropäer uns selbst mit jahrelangen Groll und Hass (oder Opferdenken) vergiften.

Ein Recht auf Rache oder darauf nachtragend zu sein, gibt es nicht. Meistens verzichtet man zwar auf Vernunft auf Rache, würde aber eigentlich schon gerne. Das scheint mir die Natur des Nicht-Verzeihens: sich Genugtuung oder gar Vergeltung zu wünschen. Wenn man von schreiender Ungerechtigkeit spricht, die man empfindet, wonach schreit es denn? Wo würde das uns nun wieder hinführen, wenn es solch ein Recht gebe? Zur Selbstjustiz?

SHIT HAPPENS! Auch dir! Auch mir! Ohne dass es eine höhere Bedeutung hat. Niemand hat ein Recht darauf "unfallfrei" durchs Leben zu kommen oder darauf, dass das Leben ein Ponyhof ist. Nein, die Welt ist nicht rosa und sie glitzert auch nicht. Aber irgendwas/irgendwer...der allgemeine gesellschaftlich Tonus... versucht uns genau das zu suggieren. Wenn deine Kindheit, dein Leben nicht perfekt verläuft... dann hast du ein Problem. Dann stimmt mir dir was nicht, dann musst du zum Psychologen gehen, Medikamete schlucken oder dich der New Age-Szene anschließen, was auch immer). Weil alle um dich herum sind ja glücklich (haha!), nur man selbst nicht. Haha! Wer's glaubt!

Das führt ein wenig vom Thema weg. Oder auch nicht. Aber die Glückssucher-Philosophie, die sich in den letzten Jahrzehnten so ausgebreitet hat, hat eindeutig ihre ungesunden Schattenseiten. Es gibt kein Recht auf ein glückliches, zufriedenes Leben. Punkt. Bei wem will man es auch einklagen? Leben ist dann wohl doch das, was man daraus macht.

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Ive
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 19:43

der allgemeine gesellschaftlich Tonus... versucht uns genau das zu suggieren. Wenn deine Kindheit, dein Leben nicht perfekt verläuft... dann hast du ein Problem. Dann stimmt mir dir was nicht, dann musst du zum Psychologen gehen, Medikamete schlucken oder dich der New Age-Szene anschließen, was auch immer). Weil alle um dich herum sind ja glücklich (haha!), nur man selbst nicht. Haha! Wer's glaubt!
Da ist schon was dran. Jegliche Art von Leiden wird im Gegenzug abgelehnt und hat schon gar keinen Wert.

Ich mag ja Viktor Frankl, der den Sinn im Leben zur Hauptsache erklärt und auch dem Leid diesen ganz und gar nicht abspricht.

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today
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 19:54

Neben gekränkter Selbstbeweihräucherung gibts auch noch fundamentale Bedürfnisse.
Und Vertrauen ist mir keine Angelegenheit, die ich nach statistischen Durchschnittswerten ermittle.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 21:01

Ich glaube, an dem was Jack Kornfield über die Vergebung schreibt, ist einiges dran:
Vergebung heißt,
den Wunsch
nach einer besseren Vergangenheit
endgültig aufzugeben.
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Gast
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 21:12

Merkwürdig. Ich kann den Unterschied nicht mal annähernd gut beschreiben. Für mich ist verzeihen weitgehender, "tiefer" als vergeben.

Anastasius

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Ive
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 22:36

Bei mir ist es genau umgekehrt, lustig.

"Entschuldige!" ist schnell daher gesagt, manchmal sogar in empörten, belästigten Ton. "Bitte vergib mir" - dazu gehört schon ein bisschen mehr, das lässt sich nicht so dahin schludern, und schon gar nicht mit vorwurfsvollem Unterton ...

-----------

Ich hab nochmal über tiefgehende Kränkungen nachgedacht. Wenn mir diese schließlich "egal" werden - ist das schon etwas, oder? Ich muss den "Täter" nicht lieben, das ist wahr ... ich muss auch nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Ab wann also hab ich eigentlich "vergeben" oder "verziehen"? Ab dem "egal"?

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Beitrag Mi., 24.11.2010, 23:00

Hallo Ive,
Ive hat geschrieben:Bei mir ist es genau umgekehrt, lustig.

"Entschuldige!" ist schnell daher gesagt
Es gibt für mich da im Groben drei Abstufungen, je nach "Verfehlungsgrad". 1. Entschuldigung, 2. Vergebung und 3. (nur in sehr persönlichen Beziehungen) Verzeihen.
Wobei ich da ein Wortpingel bin. Ich finde es eine Unsitte, dass sich eingebürgert hat: "Ich entschuldige mich dafür, dass . . . ". Muss aber zugeben, mir unterläuft das auch manchmal.

Gruß
Anastasius

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Ive
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Beitrag Do., 25.11.2010, 09:50

Hallo Anastasius!

Ich stimme Dir zu: Ein "Verzeih mir" ist ebenso wie "Vergib mir" absolut nicht so lapidar wie dieses "Ich entschuldige mich ..." Bei dieser Floskel kommt rasch der Eindruck auf, dass ein "Wie kannst Du nur so übelnehmerisch sein?" mit im Spiel ist. Dass es also gar keine echte Entschuldigung ist.

Gruß, Ive

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Beitrag Do., 25.11.2010, 11:52

Hallo Ive,
Ive hat geschrieben:Wenn mir diese schließlich "egal" werden - ist das schon etwas, oder? Ich muss den "Täter" nicht lieben, das ist wahr ... ich muss auch nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Ab wann also hab ich eigentlich "vergeben" oder "verziehen"? Ab dem "egal"?
Ich würde sagen, wenn der Verletzende bzw. der Sachverhalt einem egal wird, ist das ein anderer Prozeß als vergeben/verzeihen. Egalsein stellt sich "irgendwie" ein, vergeben/verzeihen ist etwas Aktives, eine veränderte Stellungnahme zu Person und Sache. Ich verbinde damit, dass sich der innerliche Abstand zum anderen verringert. Beim Egalsein wird der andere "unpersönlicher". Im extrremsten Fall Fall Richtung "nobody".

Gruß
Anastasius

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Ive
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Beitrag Do., 25.11.2010, 12:50

Ja, gute Erklärung, Anastasius! Schon wieder was Neues: 'Passives Verzeihen' Dennoch positiv, denk ich, weil es inneren Frieden geben kann ...

Gruß, Ive

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Beitrag So., 09.01.2011, 15:40

Gefunden. Ich würde nicht alles unbedingt "unterschreiben". Aber ein link, der gut zum Nachdenken über´s Thema anregen kann.
http://www.kultur-punkt.ch/akademie4/ko ... en4-04.htm

Gruß
Anastasius

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