Loslassen und verzeihen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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hawi
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Beitrag Sa., 30.07.2016, 10:04

Hallo Miss,

lese dein Thema heute zum ersten Mal. Vielleicht auch erst jetzt, nicht bereits zu Beginn, weil ich beide Begriffe, noch dazu beide vereint nebeneinander, miteinander, mich eher auf Distanz gehen lassen.
Ich? Vielleicht überbewerte ich die Worte ja, aber ich kann beides eher nicht, oder will beides nicht?
Oder, grad in der Kombination, ich brauchte sie so wohl auch (noch) nicht.

Mal konkret in Beispielen: Rempele ich aus Unachtsamkeit jemanden an, oder umgekehrt der mich? Ein Vorfall ohne sonderliche Bedeutung. Dazu, sogar zu Größerem, passt für mich „Entschuldigung“. Das Gegenstück, „Verzeihung“, mir dann so oder so unpassend. Im Innern bei mir? Wenns mir gar nichts groß macht, dann passiert das, was verzeihen m.E. meint, schlicht nicht. Weder verzeihen noch vergeben, nicht bei ganz Banalem.
Bei etwas, das sehr schwer wiegt? Da wird’s schwierig.
Sogar es hier in Worte zu fassen. Vielleicht auch grad weil alles was mir so konkret dazu einfällt…..
Immer bezogen auf Personen, die mir viel bedeutet haben, bedeuten. Opfer von üblen (Straf)taten wurde ich nie.
Dennoch, ich wurde verletzt, und verletzte ziemlich sicher auch andere.
Eigene Verletzungen? So einige. Da jedoch ein ganz großes ABER. Die heftigsten Verletzungen, die mich trafen, kann ich anderen nicht im Sinne von Schuld zuordnen. Als erstes: Tod. Starb jemand sehr nahestehend, starb in dem Moment auch etwas in mir, jedenfalls für mich, bei mir. Prozeß danach? Verarbeitung, Umstellung, Akzeptanz, auch Erkenntnis von Bedeutungen im Nachhinein. Für mich aber eher nix, das ich als Loslassen bezeichnen könnte. Es mag verblassen, mag sich auch gefühlt im Innern wandeln, ganz sicher nicht mehr nur übel schmerzen, aber Bedeutung/Wichtigkeit, sie verringern sich nicht.
Und bezogen auf noch Lebende? Im Prinzip ähnlich. Egal was passiert, passierte, wichtiges, eng verbundenes, es bleibt, Bedeutung/Wichtigkeit bleibt. Zumindest in der Nachbetrachtung: Allzu mies hat mich niemand behandelt. Ich mich selbst nicht, andere mich nicht. Dennoch, auch da verletzte was, Verhalten.
Verhalten aber, das mir bei jedem x beliebigen gar nichts getan hätte. Nicht gleich wertend als allein Selbstverantwortlicher, aber meine emotionale Position, mein Ego machten es übel, schlimm.
Ganz cool, mein Bedarf, meine Bedürftigkeit wurden zu wenig, falsch, beachtet. Ob nun für einen Moment oder auf längere Zeit, es passte nicht. Wunsch(Bedarf) und Wirklichkeit (Erhaltenes)passten nicht, ab welchem Punkt auch immer.
War früher wohl anders, zum Teil, aber ich finde heute bei so was (natürlich nur nach meinen Erfahrungen) keinen Anlass, der mich zu so was wie Verzeihen bringt. Wenn ich bei all dem selbst so bin wie ich nun mal bin (mit all meinen Wünschen/Emotionen) und das umgekehrt anderen natürlich auch belasse, dass sie sind wie sie sind, dann bleibt für Verzeihen/Vergeben kein Raum. Sich oder andere verstehen, nachvollziehen, erkennen, das geht. Geht finde ich, ohne Verzeihen auch viel besser. Denn Verzeihen behauptet ja so was wie Schuld, Fehlverhalten. Gibt es sicherlich auch. Aber nicht so oft, wie es behauptet wird. Wenn jemand an sich nur nicht aus seiner Haut kommt, das dann meine Wünsche nicht erfüllt, mißachtet, mich verletzt, und ich versuche, dies zu verzeihen (ob der verletzenden Wirkung bei mir), dann stelle ich, wie ich finde, mein ICH über seins.

Bei echtem Fehlverhalten sicher etwas anders. Aber grad bei mir wichtigen Personen? Bin da mittlerweile sehr vorsichtig, vieles das mir mal so schien, auch wohl heute noch auf den ersten Blick als übler Fehler vorkommt?
Oft sind es eher keine, empfinde ich manches nur so.

Mein Übel Nehmen? Heute? Auch meine Verletzlichkeit?
Hat sich gar nicht so sehr geändert, aber mehr als früher: Ich darf das alles, vieles davon bin schlicht ich, sind andere nicht so sehr. Und wenn anderes nicht geht, einzig mir bekannter Schutz vor Verletzungen durch jemand anderen (zu wichtigen). Kein Kontakt mehr in letzter Konsequenz.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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blade
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Beitrag Sa., 30.07.2016, 12:15

naja
Loslassen ist Loslassen.
Verzeihen ist Verzeihen.

wenn das Gedankengebäude aus "Täter und Opfer" besteht.
Dann müsste der/die Täter Verzeihung wollen.
Dazu müsste er/sie einsehen (und zwar echt und nicht es einfach vortäuschen), daß es etwas gibt, das ihnen verziehen werden soll. Also Reue auf der Täterseite ist für Verzeihung unabdingbar. Auch dann aber ist Verzeihung noch nicht automatisch garantiert (kommt auf den Schweregrad der Verfehlung an und auf die Umstände). Auch gibt es Dinge, die von den Opfern niemals verziehen werden können.

Dann kommen höhere Mächte ins Spiel.
Aber das kann und soll den Opfern egal sein.

Loslassen und sich selbst wieder herstellen.
Das ist ein Grundrecht. Das auch ohne Verzeihung zu gelten hat.
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feenstaub
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Beitrag So., 31.07.2016, 07:56

http://www.fabach.at/frauensache/zeitun ... essung.htm

Ich habe auch das Buch "Emotionale Erpressung" von Susan Forward gelesen und da gibt es auch ein paar gute Tipps.

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Miss_Understood
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Beitrag Mo., 01.08.2016, 14:15

Hallo Hawi, lange nicht gelesen!
hawi hat geschrieben: Mal konkret in Beispielen: Rempele ich aus Unachtsamkeit jemanden an, oder umgekehrt der mich? (...) „Entschuldigung“. Das Gegenstück, „Verzeihung“, mir dann so oder so unpassend. Im Innern bei mir?
Ja, das ist interessant. Dann gibts ja noch das Wort 'Tut mir leid' und 'Pardon' - oder 'Sorry' - für mich noch ein wenig mehr Floskel als 'Entschuldigung'. Denn - so desöfteren gehört und für wahr befunden: sich selbst ent-schuldigen kann man ja schlecht. Es ist ja eher ein Imperativ an das (geschädigte) Gegenüber, ein 'Verzeih MIR!' Eben.
hawi hat geschrieben: Und bezogen auf noch Lebende? Im Prinzip ähnlich. Egal was passiert, passierte, wichtiges, eng verbundenes, es bleibt, Bedeutung/Wichtigkeit bleibt. (...) Dennoch, auch da verletzte was, Verhalten.
Verhalten aber, das mir bei jedem x beliebigen gar nichts getan hätte. Nicht gleich wertend als allein Selbstverantwortlicher, aber meine emotionale Position, mein Ego machten es übel, schlimm.
Hm - interessant, wenn ich das für diesen meinen Fall beobachte, dann ist es ein sowohl als auch: ein verletzendes Verhalten, auch ganz faktisch, bedeutet, würde ich eine Umfrage machen, würde das die Mehrheit NICHT als banale Lappalie bewerten. UND hinzu kommt, dass offenbar dann sogleich diese Ego-Aufblaserei entbrennt, was dem ganzen nochmal eins draufsetzt. Und zwar muss ich mich davon nicht ganz freisprechen - aber ich habe es auch schon probiert.
Im link von feenstaub verbirgt sich EIN Lösungsvorschlag (neben hilfreichen, dazu nachher noch) - den ich in dem Zusammenhang als ziemlich Übel empfinde, eine Weile mit großem Bauchweh praktiziert habe - der aber NICHTS nützt oder eher im Gegenteil!

Da steht unter dem Punkt - Was kann helfen?
"Ändern Sie Ihren Kommunikationsstil: (...) - Du hast vollkommen Recht (Die nicht-defensivste Aussage, die man sich nur denken kann, selbst wenn man sie nicht ernst meint)"

WARUM soll ich das sagen, wenn ich das nicht ernst meine?
hawi hat geschrieben:Ganz cool, mein Bedarf, meine Bedürftigkeit wurden zu wenig, falsch, beachtet. (...) Wunsch(Bedarf) und Wirklichkeit (Erhaltenes)passten nicht.
Genau. DAS ist es.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Mo., 01.08.2016, 14:44

hawi hat geschrieben:War früher wohl anders, zum Teil, aber ich finde heute bei so was (natürlich nur nach meinen Erfahrungen) keinen Anlass, der mich zu so was wie Verzeihen bringt. Wenn ich bei all dem selbst so bin wie ich nun mal bin (mit all meinen Wünschen/Emotionen) und das umgekehrt anderen natürlich auch belasse, dass sie sind wie sie sind, dann bleibt für Verzeihen/Vergeben kein Raum. Sich oder andere verstehen, nachvollziehen, erkennen, das geht. Geht finde ich, ohne Verzeihen auch viel besser. Denn Verzeihen behauptet ja so was wie Schuld, Fehlverhalten. Gibt es sicherlich auch. Aber nicht so oft, wie es behauptet wird.
DAS wiederum hat für mich wenig mit dem Wunsch nach In-Beziehung-sein zu tun. DAS habe ich inzwischen in mir deutlich verändert, diese Einstellung. So vor 10 Jahren war ich auch dieser Meinung, es reicht da stehen zu bleiben in der Behauptung: "Ich bin nun mal so, ich kann nicht anders, demnach GIBT es nichts, wofür ich sorry sagen müsste." Ich hatte damals eine Beziehung mit einem Egoisten! DAS ist mir allerdings erst im Nachhinein klar geworden.
Speziell dann in meiner letzten Beziehung, da habe ich manches Mal den Hut gezogen vor der wirklich echten Bereitschaft dieses Mannes um Verzeihung zu bitten. Dann konnte ich sie ihm auch gewähren. (Wenngleich er das mit seinen letzten Taten und dem Betrug - den ich ihm zunächst ja auch verzieh! - ziemlich kaputt gemacht hat ... so dass ich mich zuweilen heute noch frag, ob ich mich da nicht DOCH geirrt hatte, in dem erlangten Glauben, dass es das DOCH gibt.)

Ich kaue daran sehr herum. Da ist zb auch meine Mutter, die damit jedwede verletzenden Taten meines Vaters deckt. Er sei ja nunmal so. Er könne nicht anders und sähe halt nun mal KEINERLEI Fehler ein. Er könne nicht reflektieren über sich. Und demnach hört sich ein Sorry von ihm SO an: "Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht." Äh - ja. Und dann hält er das auch für eine Entschuldigung und hält MICH für die böse, die 'nicht vergeben und vergessen' kann, weil ich bei sowas ausflippe. Und eben nun neuerdings den Kontakt quasi abgebrochen habe.
hawi hat geschrieben:Wenn jemand an sich nur nicht aus seiner Haut kommt, das dann meine Wünsche nicht erfüllt, mißachtet, mich verletzt, und ich versuche, dies zu verzeihen (ob der verletzenden Wirkung bei mir), dann stelle ich, wie ich finde, mein ICH über seins.
Diese Schlussfolgerung kann ich nicht nachvollziehen. Womöglich verstehe ich nicht genau, wie du das meinst. ich ahne allerdings, dass ich das anders sehe. Diffus noch.
hawi hat geschrieben: Bei echtem Fehlverhalten sicher etwas anders. (...) Und wenn anderes nicht geht, einzig mir bekannter Schutz vor Verletzungen durch jemand anderen (zu wichtigen). Kein Kontakt mehr in letzter Konsequenz.
ja, das ist dann die Konsequenz. UND ich fühle mich trotzdem doch irgendwie schuldig. Bei meinem Vater weniger, wenn ich ehrlich bin. Bei ihr schon.

DANKE dir!
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Mondin
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Beitrag Mo., 01.08.2016, 18:02

Verzeihen geht irgendwann nicht mehr, Miss_Understood. Jedenfalls erst einmal nicht, so lange der Schmerz noch (zu) akut ist. Ergo bleibt Dir nur das Loslassen. Dazu musst Du rigoros sein und eine konsequente Entscheidung treffen. Und wenn Du das getan hast, dann beendest Du den Kontakt. Wenn es Dir gut tut, dann dreh vorher nochmal ordentlich am Rad und hau ihr Deine Wut mal richtig schön um die Ohren. Du hast, wenn Du das Loslassen / Dich Lösen erst einmal innerlich unumstößlich beschlossen hast, nämlich nichts mehr zu verlieren. Sag ihr, dass Du Dich ab sofort zu wehren wissen wirst und dass sie sich von Dir fernhalten soll, ein für allemal, sonst wirst Du ihr zeigen wo der Hammer hängt.

Und dann lass sie stehen und lass sie los.

Tu was für Dich danach.
Heule....
Beschimpfe und tritt ein Kopfkissen....
Reiß einen Katalog in kleine Fetzchen....
Iss ein Rieseneis....
Nimm ein Bad.....
Oder oder oder.............
Was immer Du willst und Dir gut tut.

Irgendwann wirst Du zurückblicken und sie wird Dir egal sein. Dann hast Du es geschafft.

Du musst Dich nicht fertigmachen lassen. Von NIEMANDEM! Du entscheidest ob Du das mit Dir machen lässt.

Wenn Du wem verzeihen willst, dann verzeih Dir selbst, dass Du Dich nicht schon viel früher adäquat gewehrt hast.

Ganz liebe Mutmachgrüße!
Mondin

PS: Ich habe das mal mit meiner Mutter getan. Es war eine echte Wohltat.

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hawi
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Beitrag Di., 02.08.2016, 09:39

Miss_Understood hat geschrieben:Im link von feenstaub verbirgt sich EIN Lösungsvorschlag (neben hilfreichen, dazu nachher noch) - den ich in dem Zusammenhang als ziemlich Übel empfinde, eine Weile mit großem Bauchweh praktiziert habe - der aber NICHTS nützt oder eher im Gegenteil!

Da steht unter dem Punkt - Was kann helfen?
"Ändern Sie Ihren Kommunikationsstil: (...) - Du hast vollkommen Recht (Die nicht-defensivste Aussage, die man sich nur denken kann, selbst wenn man sie nicht ernst meint)"
Moin Miss!

Nur ein Zitat an Den Anfang gestellt, schlicht weil ich so was so gar nicht ab kann, noch nie gut abkonnte.

Das bringt mich allerdings zu sehr generellem, das mir bemerkenswert scheint, das wichtig ist, sein könnte, mir zumindest.

Konditionierung? Kommunikation? Verstehen, Verständnis?
Fängt schon damit an, was wem welche Worte bedeuten. Sich selbst auszudrücken? Find ich immer wieder spannend, aber sogar das, was allein ich für mich grad als richtig, als gedanklich existent erkenne, dem dann passend Worte zu geben, gelingt mal, aber selten ganz. Es dann noch jemand anderem genauso, wie mir selbst „beizubringen“? Nö, passiert grad bei Themen wie diesem hier, kaum, jedenfalls nicht allein bezogen aufs Geschriebene. Auch wenn es mal so scheint, etwas kommt an, es kommt überwiegend nicht so an, wie es bei mir selbst „ankommt“.
Oft mal durchaus mühsam, enttäuschend, aber auch mal überraschend, (mich) erstaunend.
Jeder Mensch halt auch so was wie eine kleine, aber sehr komplexe Welt für sich. Individuelle Perspektiven.
Manche sicherlich sich ähnelnd, aber nie völlig gleich. Zumal „Perspektive“ schon eine Untertreibung ist.
Mensch passt sich ja an, je nach Geschehen, gegenüber, wechselt zwar nicht der einzeln Mensch an sich, aber durchaus die Rolle, die grad spielt, bzw. sein Rollenverständnis und und und.
Das eigene Repertoire?! Wie groß ist es überhaupt, und darauf fußend, wie stellt mann/frau sich um, auf nen anderen ein? Was wird überhaupt von der Perspektive des anderen erkannt? Wird die gesehen, wie viel davon und gelingt es, einerseits diese andere Perspektive zu beachten, zu achten, dabei aber die eigene nicht zu verlieren, oder auch nur nicht mehr erkennbar zu kommunizieren. Zig Fallstricke.

Zum Thema hier?! ein Stückchen meiner Perspektive, die so andere überhaupt nicht haben, haben müssen. Meins halt.
Mir wurde von klein auf schon sehr beigebracht, mich bei Anlass X zu bedanken , bei Anlass Y Bedauern, Entschuldigung zu kommunizieren. Langjährig geübt, eingeübt, wie vieles andere auch. Passt oft, ist oft sehr hilfreich. Meine Schuhe kann ich heute selbst zubinden. Aber erlernt auch, dass es auf mich bei manchem, grad auch bei manch Kommunikation nicht so sehr ankommt. Dank, aber auch Entschuldigung, mindestens auch als Konvention, als „Relflex“ auf etwas. Gesagt, kommuniziert auch dann, wenn ichs nicht so meine, selbst nur aus mir heraus nicht sagen würde. Zählte (manchmal) nicht, es zählte (formal) die fremde Perspektive.
Für Geschenke bedankt man sich, wie unwillkommen sie auch sein mögen.
Ausweg (der eigenen Perspektive): Nicht nur ich kenne den Spruch „na vielen Dank auch“. Gar nicht mehr wertschätzend. Und die heutige „Wissensindustrie“? Manch Konvention, dass sich das nun mal so gehört, wird heute ersetzt durch Wissenserkenntnis, zigfachen Rat, dass man doch lieber dies das oder jenes machen solle, weil dies sich als hilfreich nützlich erwiesen habe.
Klar, auch ohne Wissenschaft, der Spruch, nur wer sich ändert, bleibt sich treu, ist zwar recht „neu“ von Biermann, inhaltlich aber uralt. Etwas älter z.B. Churchills »Wer mit zwanzig kein Sozialist ist, hat kein Herz – wer es mit vierzig immer noch ist, hat keinen Verstand.«
Nur, im Unklaren bleibt, muss wohl bleiben, was bei all diesen Änderungen, Änderungsempfehlungen, sich beim einzelnen denn wirklich ändert? Denn im Guten wie im Schlechten, ich glaub durchaus, so dolle ist das mit der Änderung im Innern nicht.
Auch grad Ratgeber, Ratschläge? Mir scheint, sie ersetzen schlicht Konventionen, ergänzen sie. Womit es heute sicher nicht einfacher wird, fremde Perspektiven (die real existenten) zu erkennen.
War aber schon immer so, die, die toll und wirkungsvoll kommunizieren? Wohl ehr auch mal mit Vorsicht zu genießen.
.....
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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hawi
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Beitrag Di., 02.08.2016, 09:44

Fortsetzung:
Wozu all die Worte hier?
Natürlich immer gut, das eigene Repertoire auch mal zu erweitern, was anderes zu probieren, oder auch schlicht mal anders rum zudenken, zu reflektieren. Aber eher so, dass einem die Vielfalt der menschlichen Perspektiven etwas klarer wird. Von mir aus auch mal die Perspektive desjenigen der einem seine Ratschläge per Buch offeriert, oder als Ex Erziehungsberechtigter oder... Kann der andere Perspektiven oder nur die eigene? Kann ich dessen Persperktive oder ....
Eher jenseits von Richtig, falsch, einfach nur als „Erkenntnis“ von Existentem, und dann auch Umgang mit diesem Existenten.

Ich für mich heute? Hat Vor- aber auch Nachteile, ich kann ein und dieselbe Aussage guten Gewissens mal positiv und mal negativ aufnehmen, je nach Zusammenhang, Situation, gegenüber. Nicht bei allem, aber bei vielem. Fast jede Aussage hat beide Seiten, oder gar viele, nur schwarz, oder nur weiß, selten. Aber das wieder wohl auch meins, Teil meiner Gesamtperspektive.
Mir gefällt aus dieser Sicht durchaus auch mal ne eher ruppige Schwarz/Weiß Welt. Manch eine, nicht jede.
Wohl auch, weils halt nicht meine ist, mir immer mal wieder fremd, dafür umso überraschender.
Mich so immer wieder neu zu eigenen Fragen bringend, die ich nur für mich sonst gar nicht hätte.

Sorry, recht allgemein/lang

LG hawi
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*Pedro*
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Beitrag Mi., 03.08.2016, 18:23

Hallo Miss_understood
Die allermeisten Situationen, die mich verletzen und der andere sich dann dafür entschuldigt und ich ihm dann verzeihe (je nach dem) beruhen auf Missverständissen. Dein Name find ich geradezu passend;) So finde ich es sehr sinnvoll, sich damit zu beschäftigen, Missverständnisse zu vermeiden und diese als solche zu erkennen.
Eines der grössten Missverständnisse ist, es gut zu meinen. Typischerweise bei vielen Eltern verbreitet. Das Gegenteil von gut ist leider all zu oft "gut gemeint". Das führt dann oft zu Unverständnis, Rechthaberei, egoistischem Verhalten und Agressivität.
Aus diesem Grund finde ich verzeihen nicht wirklich eine zentrale Tugend, die man perfektionieren sollte. Viel wichtiger und heilender finde ich die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gegenüber sich selber aufzubauen und zu festigen. Wieso trifft mich etwas so hart und verletzt mich so tief? Was hätte ich in dem Moment gebraucht? Welcher meiner Werte wurde angegriffen? Ich bleibe bei einer verletzenden Situation bei mir und schiesse nicht auf den andern.
Wenn ich sagen kann: "Dass mir dieser Autofahrer den Vortritt genommen hat und ich nur durch eine Vollbremsung einen Unfall vermeiden konnte macht mich so sehr wütend, weil mir Rücksicht und Achtsamkeit sehr wichtig sind." , so hilft mir das, die Wut schnell runter zu fahren und mich wieder gut in meiner Haut zu fühlen. Der andere ist mir dann schnell egal und ich habe auch nicht den Impuls ihm zu verzeihen.
Das erlaubt mir, viel offener zu sein ohne Angst vor Verletzungen. Ich werde nicht weniger oft verletzt, aber ich kann damit umgehen (meistens) und weiss wie ich mich selber schnell wieder aufbaue.
Gruss Pedro

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 03.08.2016, 22:47

*Pedro* hat geschrieben:Ich bleibe bei einer verletzenden Situation bei mir und schiesse nicht auf den andern.
Wenn ich sagen kann: "Dass mir dieser Autofahrer den Vortritt genommen hat und ich nur durch eine Vollbremsung einen Unfall vermeiden konnte macht mich so sehr wütend, weil mir Rücksicht und Achtsamkeit sehr wichtig sind." , so hilft mir das, die Wut schnell runter zu fahren und mich wieder gut in meiner Haut zu fühlen. Der andere ist mir dann schnell egal und ich habe auch nicht den Impuls ihm zu verzeihen.
Das erlaubt mir, viel offener zu sein ohne Angst vor Verletzungen. Ich werde nicht weniger oft verletzt, aber ich kann damit umgehen (meistens) und weiss wie ich mich selber schnell wieder aufbaue.
Danke, Pedro.
Ja, die Basis der Gewaltfreien Kommunikation auf sich selbst anzuwenden, ist mir ein Begriff.
Manchmal hilfreich.

Für mich ist dein Beispiel gerade eher eins, wo es mich nicht so weiterbringt.
Eben: in einer Situation an der mehrere Menschen beteiligt sind und gleichzeitig agieren und eben in einem MITEINANDER wie es der Straßenverkehr nunmal ist und sein sollte von allen Seiten, kann ich natürlich von MIR sagen, dass mir Rücksicht und Achtsamkeit sehr wichtig SIND, in der Tat. Allerdings denke ich dann sofort mit: Das gleiche sollte aber auch für ALLE Verkehrsteilnehmer gelten! Das ist demnach nicht nur MIR wichtig, sondern ich möchte, dass das auch anderen ebenso wichtig ist. Okay, die REALITÄT ist nunmal eine andere. (Ebenso in der Familie.) Und nun? Hm.

Mir fehlt da ein Zwischenschritt. WIE genau hilft einem das, die Wut runterzufahren? Wobei ich selbst weniger zu Wut neige, sondern eher zu einem Gefühl der Enttäuschung, der Unverbundenheit, des Traurigseins und Getroffenseins bzw der Minderwertigkeit. ("Kein Wunder, dass MIR XZ passiert.", "Mit mir kann man es ja machen.", "Ich muss ja ein wirklich schlimmer Mensch sein, damit ..." usw.)

Ein anderer interessanter Aspekt, von dem du schreibst ist:
*Pedro* hat geschrieben:Der andere ist mir dann schnell egal und ich habe auch nicht den Impuls ihm zu verzeihen.
In der Regel rufen ja eher Menschen diese oben erwähnten Gefühle hervor, mit denen ich mich verbunden fühle oder fühlte - selten eigentlich bei mir zumindest die von dir erwähnten 'zufälligen Mitmenschen/Verkehrsteilnehmer' usw.
Und eben zu jenen kommt dann dieses Unverbundenheitsgefühl, das Gefühl völlig einsam da zu stehen, alleine und unverstanden und ungesehen in meinen Bedürfnissen zu sein hinzu bis hin zu ungerecht behandelt zu werden (je nach Sachlage). Die Schwierigkeit ist demnach obendrauf, DASS ich eben keineswegs mich EGAL fühlen MÖCHTE. Dass dann dieses gefühlte Gefälle zusätzlich schmerzt.

(Wieder nur kurz, da müde - danke für die Impulse.)
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Do., 04.08.2016, 09:02

Eine Portion Senf (die Sorte, welche im ganzen vom Teller abperlen soll und nicht 20 Minuten fließendem Wasser standhält):

Autoverkehr: ein System, welches MENSCHLICHE Strukturen des MITEINANDER unterläuft/angreift.

"Mit mir kann man es ja machen."


Diese Gedanken sind doch schon seltsam (nicht, daß mir nicht auch solche "Sprüche" = Spells in den Sinn kommen würden).


Was kann wer machen?
Und ist das etwas, was jeder automatisch immer tun würde/tun will wann immer Gelegenheit dazu ist?

Wirklich? Ist das so?
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hawi
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Beitrag Do., 04.08.2016, 09:15

Hallo Miss,

was Pedro schreibt, grad auch zusammen mit deiner Erwiderung, macht das Problem, das worum es geht, schon erkennbar, klarer aus meiner Sicht.

Ganz allgemein gibt es zig Situationen, an denen zwei oder mehr mitwirken, beteiligt sind, das miteinander aber ungut endet, mindestens für eine Person.

Wortspiel: Die Rücksicht findet fast immer, sehr sehr oft, dass mindestens einer zu wenig Rücksicht genommen hat.
Das Beispiel Straßenverkehr gar nicht so verkehrt, meine ich. Grad bei Verkehrsunfällen? Sowohl im Rahmen der Schadensregulierung, als auch bei der Ermittlung, ob es vorwerfbar Verstöße gegen Straßenverkehrsregeln gab, wird oft recht genau hingesehen, ermittelt. Natürlich nicht immer, aber doch ganz oft, wird festgestellt, dass
Nicht nur einer, dass ggf. sogar alle nicht die erforderliche Rücksicht nahmen.
Und grad da?! Nicht so selten, dass ein Kind (spielend, jedenfalls ohne groß aufzupassen) unvermittelt auf eine Fahrbahn gerät, von einem Fahrzeug erfasst, hoffentlich nicht zu arg verletzt wird. Die Rücksicht auf dies Geschehen? Es wird ihm direkt nicht vorgeworfen, aber ganz klar ist, das Kind war unachtsam. Sogar die Gründe dafür finden sich häufig. Z.B. sah es auf der anderen Straßenseite seine Spielkameraden, oder sein Ball rollte auf die Fahrbahn u.s.w. Es hatte als für sich „gute“ Gründe, auf die Fahrbahn zu geraten.
Das Fahrzeug mit Fahrer ebenso. Dass es dort fuhr, völlig normal. Geschwindigkeit? Oft sicher zweifelhaft, aber nicht immer. Und sogar bei richtiger Geschwindigkeit? Hätte der Unfall vermieden werden können?
Da geht es dann um die Achtsamkeit des Fahrers. Hätte er das Kind sehen können, müssen, rechtzeitig.
Herauskommen kann dabei annähernd alles (rein rechtlich). Von 100% Schuld des Fahrers hin zu völliger Unschuld.

Lehren für die Beteiligten?
Jepp, sicher darf, soll, muss jeder für sich (beim Kind auch grad die Eltern) gucken, zukünftig achtsamer zu sein.
Aber wie geht das? Bis zu welchem Grad geht das, wenn im Beispiel alle gar nicht so viel verkehrt gemacht haben. Und vor allem um diese Fälle geht es mir. Grad weil es mir um Alltag geht, nicht um Gerichtsverfahren.
Und Alltag heißt für mich immer auch, dass es zig Unachtsamkeiten (Fehlverhalten) gibt, die vielleicht nicht sein dürfen, sein sollen, aber individuell begründet nun mal bei jedem vorkommen.

Sich dann nur, wie es Pedro schreibt, mit seiner eigenen Wut, Betroffenheit auseinander zu setzen? Noch dazu so, dass die eigene Achtsamkeit einem wichtig ist, dass sie – in dem Fall – den Unfall vermied?
Ich ticke da dann doch eher anders. Wütend zunächst, auch ganz schön betroffen, mitgenommen, mit weichen Knien. Schritt zwei vielleicht dann durchaus, dass ich mir auf die Schulter klopfe, achtsam genug gewesen zu sein, selbst etwas geschafft zu haben. Aber später? Überschrift eher: Schwein gehabt! Hätte auch ganz anders, schlechter laufen können.
Parallel, als Lehre oder auch als Grundlage? Nicht als Entschuldigung, aber als so was wie miteinander. Ist Wut, Betroffenheit weg, dann kann ich sehen, ich selbst schaff es nicht in jedem Fall so achtsam zu sein, dass ich anderen nicht auch mal die Vorfahrt nehme. Ich befürchte sogar, manches davon krieg ich noch nicht mal mit.
Und sogar wenn? Wenn dann andere mich ausschimpfen, verständlich, hab ich ja dann ja auch verdient.
Nur, ab einem gewissen Maß an böse sein?! Absichtlich passiert mir so was nicht! Und es ist in auch nie so persönlich gemeint, wie es die „Opfer“ für sich oft mal auffassen.

Das hat dann so gesehen, wohl durchaus Wirkung auch auf meine Achtsamkeit.
Ich kenne diverse Gründe für individuelle Unachtsamkeit, natürlich auch gra bei Kindern, aber bei weitem nicht nur auf die bezogen. Und auch dies für mich beachtlich, zu beachten, in gewisser Weise sogar zu achten.
Eingebaut gegenüber anderen, hoffentlich so, dass meine Achtsamkeit so was wie einen Puffer hat, typische Unachtsamkeiten vorab berücksichtigt. Wohl aber auch schlicht anderen das ein oder andere zuzugestehen, um mich nicht zu überfordern, um zumindest auch ein wenig darauf hoffen zu können, zu dürfen, bei eigener Unachtsamkeit etwas Verständnis von anderen zu bekommen. Geht für mich nur, wenn für mich und für andere ein Maßstab gilt, den ich auch selbst halbwegs schaffen kann.

Viel übersetzen, dies auf sehr persönliches miteinander beziehen, das lass ich mal.Finde es da aber schon sehr ähnlich.

LG hawi
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Beitrag Do., 04.08.2016, 12:19

Ich habe ihr noch nicht explizit geschrieben, dass ich in der Stadt bin. Ich habe nicht auf ihre kurze eine belanglose Nachricht geantwortet. Vielleicht weiß sie es ja eh, zählt sie eins und eins zusammen anhand meiner facebook posts. Soll sie. Und trotzdem beschäftigt es mich. Ich weiß noch nicht, was ich tue dahingehend.

Ich bin gerade zu Tränen gerührt hier, wo ich gerade untergebracht bin. Ursprünglich sollte ich Katzen hüten, Blumen gießen, Post holen etc. dann kamen sie früher zurück aus dem Urlaub. Eigentlich für mich bisher nur sehr flüchtig bekannte Menschen, eine Familie mit zwei Kindern - so entspannt - und so freundlich normal und locker zu mir. Ich frage zig Mal, ob es in Ordnung ist, wenn ich da bin. "Du brauchst dich nicht unsichtbar machen!" lacht die Gastgeberin. Ich erlebe: ICH bin hier KEIN Problemfaktor als Gast. Das tut SO so so gut.
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 09:27

Das mit der Achtsamkeit.
Es gibt ja diesen Spruch, dass man sich nur mit Menschen umgeben soll, die einem "gut tun". Ich setze das mal in Anführungszeichen, weil ich je mehr ich darüber nachdenke und spüre NICHT mehr weiß, was das heißt.

Wäre ja ein Umsetzungsbeispiel für Achtsamkeit, so gesehen.

Ich merke jetzt zb gegenüber ihr und auch meinem Vater und meinem Ex und einer ehemaligen Freundin zb auch, dass ich mich in ihrer Gegenwart nicht gut fühle. Und das, weil ich klar merke, dass ICH dem anderen auch nicht 'gut tue'. Da kommt dann so eine seltsame Ping-Pong Schleife zu tragen, die sich gegenseitig hochschaukelt.

Und ich fühle mich sehr klar wie die nervige Tante, die es bis zu ihrem Tod immer schaffte sich quer durch die Verwandtschaft einzuladen, man hat sie tageweise übernachtend geduldet, aber hinter ihrem Rücken immer getratscht wie froh man ist, wenn sie wieder weg ist und die nächste Familie sie nimmt. Ich hatte damals durchaus eine große Portion Mitgefühl mit ihr und schämte mich für die Tratscherei der weiteren Onkel und Tanten, so wie ich mich oft mit den 'Außenseitern' solidarisierte - aber zugleich nervte mich ihr teilweise wirklich anstrengendes Verhalten sehr. (Sie 'musste' zb ihren Hund mitbringen und forderte für ihn auch gewisse Privilegien, da sie alleine war, aber zb unsere Familie mochte überhaupt keine Hunde und ich war sogar leicht allergisch. Sie machte Geschenke, die wirklich keiner schön fand und keiner gebrauchen konnte. Sie benahm sich verbal manchmal ... unmöglich.) Trotzdem wurde sie immer einmal im Jahr rumgereicht. Sie SEI halt so.

Ich, ich bin als Gast meist sogar überangepasst - das zeigte mir eben der letzte Besuch. Und 'rausgeflogen' bin ich bisher nur bei ihr! Sollte mir doch Beruhigung genug sein, dass es zum Großteil eben NICHT an mir liegt! Wozu ziehe ich mir dann diesen Schuh an? WEIL sie so verdammt gut im Argumentieren ist! Sie müsse sich abgrenzen blah blah ...

Genau das ist der Punkt.

Auch die oben beschriebene wurde eigentlich immer alles entschuldigt mit der Aussage "SIE IST HALT SO."

Mein Vater? "DER IST HALT SO."

Und ich?

"Ach geeeeeh, komm, du bist doch die Ältere und Klügere. Und die Klügere gibt nach! Lass sie doch, sie/er IST doch nunmal so." (oder: versteh das doch endlich! verzeih ihn/ihr alles!) Nein, das IST keine GREENCARD für so ein (jeweils verschiedenes) Verhalten!

DAS ist es, was mich wirklich an einen Punkt gebracht hat, wo ich nun innerlich sage: es REICHT. Es REICHT mir dazu gezwungen zu werden immer flexibel sein zu müssen, verzeihen zu müssen, die Marotten anderer ertragen zu müssen.

Es ist nicht mal so ein aufstampfendes "Ich bin nun mal AUCH so." - nein - das könnte man meinen - denn: ich würde sehr viel mehr von beiderseitiger Flexibilität halten.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 13:43

Und wenn man MIR immer und immer sagt, es sei ja (nur?) 'mein Gefühl' und nur eben 'meine Wahrnehmung' und man könne nur mit mir reden, wenn ich doch auch mal bereit bin die Wahrnehmung des Gegenübers (also IHRE) anzuhören und meiner Ansicht nach TUE ich das - mehr als genug für mich jedenfalls - und wenn jetzt dann DOCH - wo ich mich doch nochmal zu einem neuerlichen Chat (und ja unschönen Worten von mir) hinreissen liess - diejenige bin, die von ihr den 'Melde dich, wenn du bereit bist' Staffel in die Hand gedrückt bekommt, der sich doch eher anfühlt wie DU BIST DRAN, weil DU BIST doch so abwehrend/schräg/wasweissich drauf, ÜÜÜÜÜÜÜCH habe doch damit üüüüüüberhaupt nix zu tun - und nun, wenn ICH mich dann eben NICHT melde, dann ist ja klar hier, wer die Böse, Enttäuschte, Unversöhnliche ist, ne?

Ich kapituliere. Stellt sich nur die Frage wie lange. *seufz

Dann nennt mich doch von mir aus unversöhnlich.

Es ist beschissen, wenn eine Familie einen Sündenbock braucht.

Noch beschissener ist, wenn man dazu selber auserkoren ist. Noch dazu mit psychologischer Raffinesse.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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