Versöhnung mit guter Freundin

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Kellerkind
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Versöhnung mit guter Freundin

Beitrag Sa., 03.10.2015, 10:17

Da ich mit alleine nicht weiterkommen, möchte ich die Forumsgemeinde mal um Rat fragen: Soll ich mich mit meiner ehemals besten Freundin versöhnen?

Wir waren 20 Jahre lang befreundet, mal mehr mal weniger intensiv, natürlich gab es auch viele gute Seiten, sie war z.B. IMMER für mich da, ja, sie ist sogar mehr Schwester/Familie gewesen als meine echte Familie. Allerdings aufgrund ihrer völligen Konfliktunfähigkeit um den Preis, dass ich 20 Jahren nie darüber reden konnte, nicht mal ansatzweise, wenn mich was in der Freundschaft störte. Friss oder stirb. Entweder ich war die Vernünftigere/Klügere, die alles runterschluckt oder ich ging auf Abstand. Irgendwann wurde es mir zu viel, die Freundschaft tat mir zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr gut, und ich brach den Kontakt ab.

Im Zug meiner damaligen Depression hatte ich mich auch sonst komplett isoliert, auch andere Freundschaften abgebrochen. Einige davon habe ich nun Jahre später wiedergefunden, u.a. ein gemeinsamer Freund von ihr und mir. Die beiden hatten sich ohne mich ebenfalls aus den Augen verloren, aber unser Wiedersehen nahm er zum Anlass um sich auch bei ihr mal wieder zu melden. So erfuhr ich durch ihn, wie sie zu mir steht ... - und unter der Voraussetzung, dass ich mich entschuldige - ... gerne wieder Kontakt zu mir hätte, und dass es ihr gesundheitlich schlecht geht. Er nahm mir das Versprechen ab, mich mit ihr auszusöhnen.

Einen konkreten Anlass oder gar großen Streit gab es damals nicht, außer dass sie nach wie vor über meinen letzte ruppige Kontaktabbruch-SMS schmollt. Das Problem ist: es tut mir nun mal nicht Leid. Es tut mir sehr UM SIE Leid, dass sie jetzt so krank ist und alleine, aber mir tut es NICHT Leid, dass ich damals so gehandelt habe und weitergegangen bin. Im Gegenteil, wenn sie sich durch eine einzige, ruppige SMS derart vergraulen lässt, geschrieben in einer wie sie genau weiß sehr schwierigen Krisensituation meinerseits, sodass 20 Jahre Freundschaft plötzlich vorbei sind, wegen 1 SMS, dann sei es halt so. DAFÜR werde ich mich nicht entschuldigen.
Ansonsten habe ich sie in sehr guter Erinnerung. Sie war so lange so oft für mich da, und ich hab das Gefühl, sie zu verraten und im Stich zu lassen. Das könnte ich mir nicht verzeihen, v.a. . weil wir uns 20 Jahre lang immer geschworen hatten, was wir alles tun werden wenn ... "wir zwei bzw. wir drei mal so alt sind". Jetzt steht dieser fragliche Geburtstag also kurz bevor, und ich muss entscheiden, wie ich damit umgehen soll.

Egal wie ich es drehe und wende, EIGENTLICH habe ich überhaupt gar keine Lust darauf, die Freundschaft so wie damals fortzuführen. Ich stehe nach wie vor zu meiner damaligen Entscheidung: so nicht. Durch den gemeinsamen Freund lässt sich zudem entnehmen, dass sich an den Punkten, die mich störten, nichts geändert hat. Es wäre also genau dasselbe wie früher. Klar, es zwingt mich keiner, dass es wieder so intensiv wird, aber ich fühle mich diesen alten Mustern entwachsen, ganz gleich ob ich sie einmal im Monat oder wie damals täglich "aushalten" muss. 20 Jahre lang habe ich die Klappe halten müssen, habe aus Freundschaft immer nachgegeben, es gab ja genug gute Seiten, aber ich glaube nicht, dass ich das auch nur noch ein einziges Mal länger kann. Selbst wenn ich wollte. Ich habe mich verändert. Eine richtige Aussprache wird es eh nicht geben, und verstehen wird sie es ebenso wenig. Die einzige Möglichkeit ist, dass ich klein beigebe, wieder alles runterschlucke und so tue, als ob mir etwas Leid tue, was es nicht tut. Und das sehe ich nicht ein. Bin ratlos und bereue mein voreiliges Versprechen.

ABER... versprochen ist nun mal versprochen, ich will die neu aufgelebte Freundschaft zu dem gemeinsamen Freund nicht wieder riskieren. Ich nehme Versprechen sehr wichtig. Auch die Versprechen, die sie und ich uns damals immer gegeben haben, was alles sein wird, wenn wir 40 sind. Es tut mir sehr Leid um sie, ich möchte sie weder alleine noch im Stich lassen, das hat sie nun wirklich nicht verdient, da könnt ich mir nicht mehr in den Spiegel schauen. Auch meine Tochter liegt mir immer wieder in den Ohren, dass ich mich mit ihr versöhne soll, denn sie gehörte quasi zum Inventar, war ihr mehr Tante als alle echten Verwandten.
Aber ich kann mich doch auch nicht nur wegen dem Freund und der Tochter zuliebe zu einer Freundschaft drängen lassen, über die ich "hinausgewachsen" bin? - Ich denke, es wäre anders, wenn ich eine Chance auf eine richtige Aussprache und Verbesserung sehen würde. Aber dem ist nicht so. Ich bin ihr ja auch nicht böse, würde sie schon gerne wiedersehen, hege sehr positive Erinnerungen, aber habe eben damals entschieden, dass ich mir dies und jenes Muster einfach nicht mehr abtun möchte, und kann nun auch nicht so tun, als ob es anders wäre. Abgesehen von meiner eigenen Kränkung, die ich mal wieder komplett runterschlucken müsste...
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saffiatou
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 10:52

Hallo Kellerkind,
Kellerkind hat geschrieben:Einen konkreten Anlass oder gar großen Streit gab es damals nicht, außer dass sie nach wie vor über meinen letzte ruppige Kontaktabbruch-SMS schmollt. Das Problem ist: es tut mir nun mal nicht Leid. Es tut mir sehr UM SIE Leid, dass sie jetzt so krank ist und alleine, aber mir tut es NICHT Leid, dass ich damals so gehandelt habe und weitergegangen bin. Im Gegenteil, wenn sie sich durch eine einzige, ruppige SMS derart vergraulen lässt, geschrieben in einer wie sie genau weiß sehr schwierigen Krisensituation meinerseits, sodass 20 Jahre Freundschaft plötzlich vorbei sind, wegen 1 SMS, dann sei es halt so. DAFÜR werde ich mich nicht entschuldigen.
Kannst Du das nicht verstehen, daß sie deshalb "schmollt" und warum magst Du Dich nicht bei Ihr entschuldigen? Auch eine SMS kann sehr verletztend sein und sich dramatisch auf eine Freundschaft auswirken. Ich kann nachvollziehen, daß Du einen Kontaktabbruch (vielleicht auch nur zweitweiligen) zu ihr wolltest, aber das hätte ja auch freundlich erklärt werden können, denn auch Du hast so diese lange Freundschaft beendet.

Ich finde es schön, wie Du schreibst, daß es Dir um sie geht, weil sie nun krank ist. Vielleicht kannst Du ihr ja erklären, was Dir damals solche Schwierigkeiten in Eurer Freundschaft machte, daß Du sie eine Weile nichts mit ihr zu tun haben wolltest.

Warum ist Dir diese Freundschaft noch wichtig?

Du schreibst von ihrer Konfliktunfähigkeit, die Du mit Recht nicht mehr ertragen konntest. Meinst Du dass sich das geändert hat.

Welche Basis soll Eure Freundschaft haben?

Als meine Depression so tief wurde, daß ich kaum noch jemandem um mich ertrug und schon gar keine Freunde, die mir ständig mit "guten Ratschlägen" im Ohr lagen, habe ich diese Freunde freundlich auf Abstand gehalten, unsere Beziehung hat sich auch jetzt noch nicht wieder gefestig, aber das hat andere Gründe. Nur ich habe nun eben Freunde, richtige, auf die ich in Notsituationen bauen kann und eben welche (eher Bekannte), mit denen ich mich ab und zu treffe - unverbindlich.
Kellerkind hat geschrieben:Egal wie ich es drehe und wende, EIGENTLICH habe ich überhaupt gar keine Lust darauf, die Freundschaft so wie damals fortzuführen. Ich stehe nach wie vor zu meiner damaligen Entscheidung: so nicht. Durch den gemeinsamen Freund lässt sich zudem entnehmen, dass sich an den Punkten, die mich störten, nichts geändert hat.
Hier schreibst Du das ja auch, Du willst doch nicht, aber anderseits da ist noch ein Stachel, der stört....
Kellerkind hat geschrieben:ABER... versprochen ist nun mal versprochen, ich will die neu aufgelebte Freundschaft zu dem gemeinsamen Freund nicht wieder riskieren. Ich nehme Versprechen sehr wichtig.
Macht er das zur Bedingung Eurer Freundschaft?

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 16:28

saffiatou hat geschrieben: Kannst Du das nicht verstehen, daß sie deshalb "schmollt" und warum magst Du Dich nicht bei Ihr entschuldigen?
...hätte ja auch freundlich erklärt werden können.
Ja. Nein. Ich hatte die SMS bewusst so geschrieben, in dem Wissen, wie sie reagieren wird. GERADE WEIIL ich zu der Überzeugung gelangt war, dass Reden definitiv nicht mehr weiter hilft. Klar, hätte ich es lieber anders gelöst... aber in Anbetracht dessen, dass jeder Versuch ihr zu erklären, wie ich mich fühle und was mich (an ihr) stört, ohnehin nicht bei ihr angekommen wäre und sehr böses Blut gegeben hätte (Stichwort: Konfliktunfähigkeit + mangelnde Reflektion) fand ich diese Methode des Schluss-Strich-Ziehen humaner und leichter für alle Beteiligten. Am Ende glaubt eh jeder nur, was er glauben will, wieso also noch nachtreten und ewig lange Endlos-Diskussionen führen, deren einzige Ergebnis es ist, sich gegenseitig noch mehr zu verletzten?
Warum ist Dir diese Freundschaft noch wichtig?
Ist sie nicht. Aber eben auch nicht unwichtig. Um genau zu sein, ist eine Versöhnung dem gemeinsamen Freund und meiner Tochter wichtiger als mir. Für mich wäre es zum aktuellen Zeitpunkt ganz nett, wenn man sich mal wieder sieht, muss aber nicht. Mir tut es nur sehr Leid um sie, dass es ihr nicht gut geht, das tut mir wirklich von Herzen Leid.
Aber der Umstand, dass sie sich auf ihrer Seite offenbar gar nichts geändert hat, der schreckt mich auch ab.
Du willst doch nicht, aber anderseits da ist noch ein Stachel, der stört....
Ja, irgendeinen Stachel gibt es. Dabei geht wohl um die Definition von Freundschaft allgemein, und dass ich grundsätzlich vom Kopf her nicht mehr an das Konzept "dauerhafte Bindungen" glaube, auch nicht im freundschaftlichen Sinne. Man entwickelt im Laufe der Zeit entsprechend negative Glaubensätze, wünscht sich aber insgeheim, dass doch noch irgendein Wunder geschehe, dass einem den Glauben an "echte Freundschaft" zurückbringe...

Meine negativen Glaubensätze haben damit zu tun, inwieweit es legitim und verzeihbar ist, wenn Freunde sich aus welchen Gründen auch immer zwischenzeitlich zurückziehen, immerhin sind es doch nahestehende Menschen, die kann man doch nicht einfach an- und ausknipsen wie man will, oder in die Ecke stellen und wieder hervorholen, wie es einem passt. Anderseits könnte man aber auch behaupten, genau das mache wahre Freundschaft aus, dass man auch im Streitfall für den anderen da ist, wenn er einen braucht und dass sie bestehen bleibt, auch wenn mal zwischendurch längere Zeit getrennte Wege geht... Ich finde für mich da keinen Konsens, ich habe während meiner Depression auch viele Kontakte abgebrochen, und kann nicht erwarten, dass der eine oder andere mich wieder in seinen Leben lässt, kann nur auf Verständnis hoffen. Anderseits komme ich gar nicht drauf klar, in einer Freundschaft das Gefühl zu haben, dass EIN FALSCHES WORT ausreicht, oder manchmal auch irgendwelche Gründe, für die man selbst gar nichts kann, und die Freundschaft löst sich von jetzt auf gleich in Luft auf. Pie mal Daumen ist das der Knackpunkt, zumindest auf meiner Seite. Ich komme zB. auch nicht mit der Mentalität klar, wenn man gönnerhaft einen Freund "in Ruhe ausspinnen" lässt, aber trotzdem "immer für ihn da ist", so er denn wolle, und die Tür für ihn offen lasse, falls es zurückkommt. Für manche die Vollendung des Freundschaftsbegriff, die Tür offen zu halten auch wenn der anderen einen gerade vor den Kopf gestoßen hat, ich find so eine Einstellung hingegen zum kotzen, da ich es als sehr arrogant und von oben herab empfinde.

Ich würde diese gefühlten Widersprüche und erworbenen negativen Glaubensätze gerne auflösen, da wäre die aktive Auseinandersetzung mit einer 20jährigen "besten Freundin" natürlich eine Spitzenkandidat dafür, um daran zu arbeiten. Ich glaube nur nicht daran, dass es was bringt.
Kellerkind hat geschrieben:ABER... versprochen ist nun mal versprochen, ich will die neu aufgelebte Freundschaft zu dem gemeinsamen Freund nicht wieder riskieren.
Macht er das zur Bedingung Eurer Freundschaft?
Nicht direkt. Aber ich denke, indirekt (unbewusst) wird es die noch wacklige wiederbelebte Freundschaft belasten. Zumal... und vielleicht ist das mein eigentliches Problem... ich ihn nicht enttäuschen wollte und wohl nicht ganz ehrlich war. Ein bisschen habe ich mich auch ködern und manipulieren lassen mit der Rolle der Klügeren, die nachgibt... das alte Muster eben. Auch in anderen sozialen Bereichen ergeht es mir gerade ähnlich, dass ich am Ende irgendwas zusage (z.B. ein Blinddate), was ich eigentlich gar nicht möchte. In dem Moment denke ich mir: "Na gut, wenn's denn sein muss, warum nicht, wenn X das so wichtig ist, gibt ja auch ein paar gute Gründe." Hinterher bereue ich es dann, und weiß nicht, wie ich aus der Nummer rauskomme.
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mio
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 16:52

Hallo Kellerkind,

ich bin in einer ähnlichen Situation mit dem einzigen Unterschied, dass ich eigentlich nicht schwanke, ob mein Entschluss richtig war. Allerdings gibt es auch bei mir die Momente in denen ich denke, ich bin zu hart, da auch meine ehemalige, ähnlich langjährige Freundin schwer krank ist und klar ist, dass sie an dieser Krankheit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sterben wird. Gemeinsame Freunde versuchen deshalb auch immer wieder mal, mich zu einer "Versöhnung" zu verleiten bzw. sie selbst hat das zuletzt vor einem Jahr auch versucht. Mich plagt dann mein schlechtes Gewissen und auch mein Mitleid, aber da ich bei ihr leider keinerlei "Entwicklung" sehe in Bezug auf die Gründe aus denen ich die Freundschaft beendet habe und ich 1. weiss, dass ich diese alten "Fahrwasser" nicht zurück möchte und 2. glaube, dass es nur Streit geben würde, da ich mich nunmal verändert habe und sie sich scheinbar nicht, sehe ich da eigentlich keine Möglichkeit, die nicht auf meine Kosten/Nerven gehen würde.

Ich habe das letztes Jahr auch mal in der Thera thematisiert und meine Thera meinte sowas wie, dass es wohl keine gute und auch keine faire Basis wäre, so ich die Freundschaft aus diesen Gründen (Mitleid, schlechtes Gewissen) wieder aufnehmen würde, obwohl ich es nicht möchte in meinem tiefsten Inneren.

Es ist schwer, Dir einen Rat zu geben finde ich, da Du ja selbst hin- und hergerissen scheinst. Das einzige was mir einfällt wäre es vorsichtig auszuprobieren mit dem Kontakt und dann zu schauen, wie es sich entwickelt. Die Freundschaft allerdings nur anderen zuliebe (und um von denen "angenommen" zu werden) wieder aufzunehmen fände ich Deiner Freundin gegenüber unfair und nicht aufrichtig. Wenn dann sollte es Dir dabei schon um sie und den Kontakt mit ihr gehen.

Lieben Gruss,

mio

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leuchtturm
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 17:09

deine Überlegungen lesem sich für mich so, als wolltest du keine Freundschaft mehr mit dieser Frau. Weil sich die alte Freundschaft, wie du schon schriebst, überlebt hat.
Sowas passiert.
Leben ist Veränderung. Wir alle verändern uns. Und oft ändern sich auch die Bedürfnisse und Erwartungen, die man an eine Freundschaft stellt. Das sind mit 20 sicherlich agnz andere als mit 40.
Das halte ich für völlig normal.
Und:
Man kann die Zeit nicht zurückdrehen.

Wenn du aus dieser Freundschaft ( die ja offenbar nie so ganz auf Augenhöhe stattfand, wenn du schreibst "friss oder stirb") herausgewachsen bist, warum solltest du dich mit ihr versöhnen? Versöhnen klingt nach hochoffizieller Entschuldigung. Die willst du nicht. Weil du zu dem Auslöser stehst, der damals die Freundschaft ins Aus katapultiert hat. Das ist dein gutes Recht. Mehr noch: ich finde das sehr reif von dir, zu überlegen, was du willst und was du nicht willst.

Soweit, so gut.
Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe:
warum hast du dem Freund verspprochen, dich mit der Freundin auszusöhnen? Sollte das nicht eure (=der Frauen) Sache sein? Was hat er damit zu tun? Oder deine Tochter?

Du könntest dem Freund, falls er nachfragt, auch antworten: ich hatte dir das versprochen, ja. Aber ich habe dann darüber genauer nachgedacht. Ich will diese Freundschaft gar nicht mehr. Sie tut/tat mir zum Schluss nicht mehr gut, und ich lege gar keinen Wert mehr darauf. Bitte verstehe, dass ich mir meine Freunde selbst aussuche, wie ich sie in meiner momentanen Situation mag. Und nicht um der alten Zeiten willen.

Das müsste er, wenn er vernünftig ist und ein guter Freund (!), eigentlich verstehen. Freundschaften kann man nicht befehlen. Auch Aussöhungen nicht. Die müssen nämlich von beiden Seiten aus volle Herzen gewollt werden!

Wenn du jedoch losen Kontakt zu der Freundin haben möchtest, könntest du ihr z.B. zum Geburtstag oder zur Adventszeit oder zu Weihnachten eine Karte schicken.
Wenn du das jedoch nur tun würdest, um überhaupt etwas zu tun---
wenn du das nur tun würdest, um deinen Freund zufrieden zu stimmen---
wenn du das zwar tun würdest, aber in Wirklichkeit gar keinen Wert auf weiteren Kontakt legst---
dann würde ich es lassen.


P.S. Die Versprechen, die man sich als Teenager oder mit Anfang 20 gibt, in einer Art romantischer "wir-wollen- immer-füreinander-dasein, komme-was-wolle" -Stimmung, würde ich persönlich nicht so auf die Goldwaage legen. Daran sind selbst langgediente Ehepaare schon gescheitert

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saffiatou
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 17:49

[quote="mio" meine ehemalige, ähnlich langjährige Freundin schwer krank ist und klar ist, dass sie an dieser Krankheit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sterben wird. Gemeinsame Freunde versuchen deshalb auch immer wieder mal, mich zu einer "Versöhnung" zu verleiten bzw.
Ich habe das letztes Jahr auch mal in der Thera thematisiert und meine Thera meinte sowas wie, dass es wohl keine gute und auch keine faire Basis wäre, so ich die Freundschaft aus diesen Gründen (Mitleid, schlechtes Gewissen) wieder aufnehmen würde, obwohl ich es nicht möchte in meinem tiefsten Inneren.
[/quote]

Hallo Ihr Beiden,

diese blöde Keule der Versöhnung! Das macht einem ganz schön Druck und ein schlechtes Gewissen. Mein Therapeut reagiert da wie Deiner, Mio! Eine Versöhnung kann nicht erzwungen werden, dann ist es keine Versöhnung, sondern sie muss tief in einem passieren.

Ich finde, es ist absolut legitim, Freundschaften abzubrechen und auch dabei zu bleiben. Auch wenn es sich gerade in den Situationen in denen Eure Freundinnen sind, sehr hart ist. Vielleicht kann man mal telefonieren, wenn sie gesund genug sind einen Kaffee trinken, aber eine Freundschaft mit allem was dazu gehört, muss daraus nicht entstehen

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 17:59

Hallo Mio, vielen Dank für deine Antwort.

Ganz so schwer krank ist meine (ehemalig beste) Freundin zwar nicht, aber krank genug um vermutlich bald in Frührente zu gehen.
Gemeinsame Freunde versuchen deshalb auch immer wieder mal, mich zu einer "Versöhnung" zu verleiten ... Mich plagt dann mein schlechtes Gewissen und auch mein Mitleid, aber da ich bei ihr leider keinerlei "Entwicklung" sehe in Bezug auf die Gründe aus denen ich die Freundschaft beendet habe und ich 1. weiss, dass ich diese alten "Fahrwasser" nicht zurück möchte und 2. glaube, dass es nur Streit geben würde, da ich mich nunmal verändert habe und sie sich scheinbar nicht, sehe ich da eigentlich keine Möglichkeit, die nicht auf meine Kosten/Nerven gehen würde.
Ganz genau das. Ja. Außer dass ich kein Mitleid habe, sondern wirklich echtes Mitgefühl. Ich frage mich, was ich mir für mich wünschen würde, und ja, eindeutig: wäre die Situation umgekehrt, würde ich wünschen, nicht "alleine" zu sein, und ich denke, ich schulde ihr was. Vielleicht nicht unbedingt die Wiederbelebung der Freundschaft, aber eben schon, dass man nachfragt, wie es geht, sich zeigt, dass sie mir trotzdem nicht egal ist, einen Kaffee trinken, so was halt. Aber bleibt es dabei? Das ist doch die Frage.
meine Thera meinte sowas wie, dass es wohl keine gute und auch keine faire Basis wäre, so ich die Freundschaft aus diesen Gründen (Mitleid, schlechtes Gewissen) wieder aufnehmen würde, obwohl ich es nicht möchte in meinem tiefsten Inneren.
Da wir ja nicht wirklich "im Streit" auseinander gingen, stellt sich mir die Frage, ob die Situation wirklich so schwarz-weiß sein muss: gar keinen Kontakt vs. Fortsetzen der Freundschaft inkl. all der damals störenden Punkte als ob nichts gewesen wäre.
Es gibt meinerseits keinen FAKTISCHEN Grund, in dem Punkt unversöhnlich und stur zu sein, zumal ich aus ganzen Herzen alles Gute wünsche. Ein bisschen gekränkt, ja, auf beiden Seiten, aber im Grunde ist das Pillepalle. Der wahre Grund ist eben der, dass ich mich aus den altern Muster befreit habe, und da sie aber immer noch genauso wie früher ist, sehe ich da keine Basis für eine echte Erneuerung der Freundschaft, aber kann es denn nicht - der alten Zeit willen, der guten Erinnerung wegen und den anderen zu liebe - nicht wenigstens eine "liebe Bekanntschaft" werden? Ich weiß es nicht. Ich will nicht nur nicht als die Sture dastehen, ich will auch nicht die Sture sein.

Dagegen spricht, dass ICH die Vernünftigere sein müsste, die nachgibt und das Eis bricht. Eine reine Stolz-Frage, die man nicht überbewerten sollte, sofern die anderen Ebenen stimmen. Wenn es NUR das wäre, herrgott, dann sei's drum. Aber steckt ja noch mehr dahinter, nämlich dass ich mit den alten Muster nicht mehr kann...

Dafür spricht, dass ich wirklich vom Herzen alles Gute wünsche, und jetzt aus falschen Stolz zu schweigen...auch blöd. Außerdem ist die Situation ja jetzt eine komplett andere, und ICH habe mich geändert...

Ich wünschte, ich könnte ihr irgendwie helfen, v.a. was ihr sozialen Macken angeht, mit denen sie systematisch die Leute vergrault, aber nach 20 Jahren kann ich versichern, dass sie da absolut beratungsresistent ist. Ein weiterer Grund, wieso ich die Freundschaft aufgab. Ich gab es auf, zu ihr durchdringen zu wollen und am Ende dann noch als Projektionsfläche oder Punching-Ball ihrer negativen Glaubensätze herhalten zu müssen. Anderseits, wenn man ihr natürlich auch nicht sagt, was schief läuft, woher soll sie es wissen?! Ach, so ein Unsinn, denk ich mir dann auf der anderen Seite wieder, das ist eine erwachsene Frau um die 40, also, wenn sie bis jetzt keine Sozialkompetenz und Selbstreflektion entwickelt hat, dann... nee, sorry, nicht mein Bier, wer nicht will, der hat schon. Ändert nichts daran, dass ich sie gerne habe, aber bitte eben nicht mehr mit mir.

Ich frag mich halt allerdings auch, wie authentisch ich war, wenn ich lieber zu oft als zu wenig geschwiegen habe, einfach nur ihr und der Freundschaft zu liebe? Da muss ich mir vielleicht an die eigene Nase fassen. Ich hatte immer Angst, dass sie mich dann fallen lässt, wenn ich ihr in dem einem oder anderen Punkt mal "die Meinung ins Gesicht" sage, dass sie mich dann nicht mehr mag... nun ja, so war's ja am Ende dann auch mehr oder weniger.
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Kellerkind
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 18:28

Ach so, für Verständnis ein Nachtrag, sorry, ich schriebe sehr viel und kürze dann raus, da kann der rote Faden evt. mal etwas verloren gehen:

Was ich mir wünschen würde? Ein Aufeinander zu gehen im Sinne von Mal fragen wie es geht, einen Kaffee trinken, und ja, vielleicht 1 bis 2 mal im Jahr... wenn der gemeinsame Kumpel hier ist, an Feiertagen wie Silvester/Geburtstagen etcpp... was unternehmen. Damit könnte ich gut leben, und auch meinen eigenen Stolz ein wenig zur Seite schieben, könnte mir gut im Spiegel in die Augen schauen und würde zwei bis drei Leute damit eine Freude machen. Es MUSS von meiner Seite aus nicht sein, aber es wäre gewiss ganz nett.
ABER...wie ich vom gemeinsamen Kumpel weiß.. wünscht sie sich zwar auch wieder Kontakt, erwartet aber eine richtige Entschuldigung, und dazu bin ich nicht bereit. Das würde es ja ad absurdum führen, ich brach ja die Freundschaft genau deshalb ab, weil ich mich NICHT MEHR verbiegen wollte nur um des Friedens Willens.

ICH finde, meine SMS damals war zwar nicht schön und nicht ganz fair... (ich wusste ja, wie sie reagiert und hab bewusst darauf abgezielt)...aber nichtsdestotrotz war sie weder beleidigend noch persönlich, ich hab sie nur verbal ein wenig patzig angepflaumt, dass sie... wenn es noch länger so gehe sie fei auch gar net kommen bräuchte, und ich dankend auf weitere Hilfe verzichte...Das war alles! So was ist in einer 20Jährigen Freundschaft nur eine Lapalie, und ich finde es für absolut übertrieben, sich deswegen derart anzustellen! Obwohl ich nicht wirklich was anderes erwartet hatte, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Vor allem, bedenkt man, wie mies es mir in der Krisensituation davor und danach so mutterseelenalleine ging, ich hab quasi meine Strafe 100mal abgegolten, als sie mich dann mitten im Umzug deswegen hängen ließ, aber das hatte ich billigend in Kauf genommen. Bedenkt man dann noch, dass ich ja 6 Monate später bereits versuchte hatte, auf sie zuzugehen, ihr zu erklären, was da los war, aber es kam nicht wirklich an. 1 Jahr danach versuchte ich ihr erneut die Hand zu reichen, indem ich zum Geburtstag meiner Tochter einlud... die Mail kam aber angeblich nicht an, hmm, ich glaube es ihr sogar, sie ist da nicht besonders versiert.
Eine Sache, dass sie damals wegen so eine Lappalie so sehr schmollte, (...jaaaaaa, es WAR undankbar und unfreundlich von mir, aber deswegen gleich 3 Jahre lang Funkstille?!)... , dass sie mich da in meinem Elend so sitzen ließ, ich nehm ihr das nicht mal krumm. Eine andere Sache, dass sie 3 Jahre später IMMER NOCH schmollt, und trotz Kontaktwünsche nicht bereit ist, es gut sein zu lassen und/oder über ihren Schatten zu springen.

Und genau DA ist für mich die Grenze, da denke ich mir dann auch: Nö, echt jetzt, so nicht. Würde sie das einfach "gut sein lassen", würde ich sie gerne einfach mal ganz unverbindlich fragen, wie es ihr geht, und so weiter. Ich bin schon seit über 2,5 Jahren bereit es "gut sein zu lassen". Ja, ich wäre jetzt WIRKLICH gerne für sie da, wenn auch nicht derselben Ebene wie früher. Aber halt nicht so, denn es wäre eine Lüge. Es wäre gelogen, wenn ich mich entschuldige, weil ich damals genau das tat was für den damaligen Moment richtig und authentisch war, und es wäre ebenso gelogen, wenn ich so tun würde, als ob mich IHR Verhalten umgekehrt nicht mindestens ebenso kränken würde und das runterschlucken müsste. JA, verdammt, ich habe damals diese dumme patzige SMS geschrieben, aber wegen eine Lapalie die Freundschaft aufgegeben hat sie! Und ja, das hatte ich billigend in Kauf genommen, weil ich der Meinung war, wenn es wirklich so sein sollte, dann kann ich auf so Freunde auch verzichten, und genau das denke ich heute auch noch.
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mio
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 19:15

Hallo Kellerkind,

manchmal geht das mit dem "es gut sein lassen" leider nicht.

Ich habe bei bewusster Freundin ein halbes Jahr lang versucht auf diesem Wege was zu erreichen, weil wir uns über einen Konflikt nicht einigen konnten, ohne jeden Erfolg. Selbst nach einem halben Jahr konnte sie es nicht ruhen lassen, sondern kam mir immer wieder damit, dass ich doch einsehen müsse, dass ich an allem schuld sei und die alleinige Verantwortung für IHR VERHALTEN trage. War totaler Schwachfug, sie hatte mich mies behandelt, belogen, um ihre "Unschuld" zu untermauern, Behauptungen über Freunde aufgestellt, die nicht stimmten etc. aber sie konnte das einfach nicht lassen, immer wieder damit anzufangen, dass ich doch einsehen müsse, dass ich schuld bin. Und selbst, als sie vor einem Jahr dann erneut den Kontakt suchte (wir sahen uns im Rahmen eines größeren, gemeinsamen Freundeskreises bis dahin regelmässig 2x im Jahr, bei diesen Treffen bin ich immer freundlich, höflich, aber sehr distanziert mit ihr umgegangen), drehte sie es so hin, als wollte ich den Kontakt. So nach dem Motto: Du kommst doch nur zu diesen Treffen, weil Du Kontakt zu mir suchst. Hallo? Dass da noch ca. 8 andere Freunde von mir sind, wegen derer ich in Wirklichkeit zu diesen Treffen gehe, kam ihr gar nicht in den Sinn. Ich bin da nach wie vor nix weiter als die "Projektionsfläche" und als ich das dann moniert habe, bekam ich zu hören, dass sie dann nicht mehr kommt, weil das dann ja auch für alle anderen einfach wäre. Da wird nur vorgeschoben und emotional manipuliert. Ich könnte mich jetzt schon wieder aufregen darüber.. .

Das meint jetzt natürlich nicht, dass das bei Euch auch so laufen muss, vielleicht klappt das ja mit "oberflächlicheren" Begegnungen, aber ich würde mir nachdem was Du schreibst da keine allzu großen Hoffnungen machen. Ich würde mich auch nicht entschuldigen, so ich keine Notwendigkeit dazu sehen würde. Entweder gelingt es, es als "vergangen" abzuhaken und anders "neu" anzufangen oder aber ich würde es lassen an Deiner Stelle. Solche "Beziehungsmuster" sind extrem hartnäckig und nur mit sehr viel Mühe und Aufwand überhaupt zu verändern, so sie sich einmal etabliert haben und auch nur dann, wenn beide Beteiligten gewillt sind das zu tun. Ich hab an einer anderen Stelle meines Lebens, wo ich nicht einfach so "gehen" konnte, ca. 2 Jahre gebraucht bis sich das einigermassen "normalisiert" hatte und ich nicht ständig neu klar machen musste: So nicht mehr! Und bis heute muss ich da tierisch aufpassen...

Du bist nicht für sie verantwortlich und auch nicht dafür, dass sie sich selbst sozial ins Aus schießt. Es wird ihr meiner Meinung nach auch nicht helfen, wenn ihr immer alles "nachgesehen" wird, denn so kann sie sich ja gar nicht weiterentwickeln. Für sie ist es dann ja "komfortabel", sie bekommt ja ihren Willen ohne was verändern zu müssen, so alle immer schön nachsichtig sind mit ihr und ihrem unerwachsenen Verhalten.

Ich denke mal, ich an Deiner Stelle würde es so machen: Ihr sagen, was Du Dir wünschen würdest und vorstellen kannst. Ganz klar. Entweder geht sie darauf ein und bringt ihre Sichtweise dann VERNÜNFTIG mit ein oder aber nicht. Dann hast Du ihr ein Angebot unterbreitet und sie kann selbst entscheiden, ob sie dieses annehmen möchte. Wenn sie das nicht möchte, dann ist das ganz klar ihr Ding. Wenn es nicht möglich ist, da was auszuhandeln, womit ihr BEIDE gut klar kommt, dann bringt das auf Dauer nur Stress und böses Blut. So kann man sich nicht aneinander annähern. Wenn sie tatsächlich auch im direkten Kontakt darauf besteht, dass Du Dich bei ihr entschuldigst, nach so langer Zeit und selbst an ihrem Verhalten aber nix sieht, was dazu beigetragen hat, dass das Ganze sich auseinanderentwickelt hat, würde ich es echt lassen. Da erpresst sie Dich dann doch schon wieder emotional und versucht Dich "in die Knie" zu zwingen anstatt mit Dir gemeinsam zu kucken, was vorstellbar ist.

Lieben Gruss,

mio

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leuchtturm
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 19:58

hallo Kellerkind, aus deinen letzten 2 Posts spricht für mich recht viel Angst:
nämlich die Sorge, dass es dir mit ihr nicht gutgehen könnte.

Eine Freundschaft wiederzubeleben "um der alten Zeiten willen", wird nicht gehen. Das habe ich ja oben schon beschrieben.
Alte Zeiten sind vorbei, heute ist heute und anders.

Überlege es dir gut, ob du wirklich einen Kontakt willst, der 2x im Jahr Kaffeetrinken bedeutet. Wem sollte damit geholfen sein?
Damit führt deine Exfreundin auch kein wirkliches soziales Leben.
Dafür zu sorgen, dass sie unter Leute kommt, ist aber auch nicht deine Aufgabe. Das muss sie schon alleine tun. Du bist nicht ihre Therapeutin, auch nicht als (ehemals) beste Freundin !

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass wenn sie auf das Angebot, "ein- bis zweimal im Jahr trinken wir zusammen Kaffee" überhaupt eingeht, dass du dann stark unter Druck stehst. Weil du sie beobachten wirst. Weil du darauf achten wirst, dass der Kontakt nicht enger wird.
Dass muss so nicht werden, wie gesagt, nur meine Vorstellung.

Wenn deine Freundin an einer Versöhnung interessiert ist, wer weiß, ob 2x Kaffeetrinken pro Jahr ihr nicht wie ein vorgeworfener Knochen wirkt. Aber das müsste sie dann sagen.

Wem also wäre mit so einem Arrangement geholfen? Deinem schlechten Gewissen ?
Das brauchst du nicht zu haben. Freundschaften verändern sich, weil sich die Menschen verändern. Das ist nicht immer schlecht. Und schon gar nicht moralisch verwerflich. Manchmal passt es einfach nicht mehr.
Warum du dich all die Jahre so nach ihr gerichtet hast, ist eine damit stark zusammenhängende, ganz interessante und vielleicht auch wichtige Frage. Offenbar war dir das ja wichtig. Vielleicht könntest du, wenn du dich entschieden hast, wie du mit dem Thema "neuer Kontakt" umgehst, da mal drauf schauen


Wie gesagt, ich lese bei dir immer stärker ein "Ich will eigentlich gar nicht" heraus.

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 03.10.2015, 20:56

Hier habt beide sehr gute Argumente genannt, keinem davon möchte ich widersprechen. Ich werde es auf mich wirken lassen.

In der Zwischenzeit denke ich noch ein wenig über die größere Zusammenhänge nach. Irgendwo in einem Nebensatz von mir erwähnt, schrieb ich ja, dass es auch um die bzw. meine Freundschaftsglaubensätze als solche geht, und dem heimlichen Wunsch, dass meine Desillusionierung Lüge gestraft wird. Da sind ja noch ein paar andere auf der Strecke geblieben. Oder wieder gekommen. Mal stehe ich auf der Seite desjenigen, der gegangen ist, mal bin ich gegangen worden, mal bin weitergegangen, mal hat sich wider Kontakt oder gar Freundschaft entwickelt, aber irgendwas bleibt immer zurück und wirklich im Reinen bin ich insgeheim mit keinem, und ich merke, wie mich das beim Eingehen neuer Freundschaften ziemlich belastet.

Ja, es mag sein, dass Freundschaften kommen und gehen. Aber mit dieser Lebensphilosophie habe ich der Tat so meine liebe Not. Vor allem (!!!!), wenn Kinder involviert sind, für die Muttis langjährige Freunde wie Verwandte sind oder neue Partner wie ein Ersatzvater, und die ebenso unter Kontaktabbrüchen zu leiden haben, aber nicht mitberücksichtigt und beachtet werden in diesem Kontext. Da fällt es mir nicht nur um meinetwillen sehr schwer, da locker drüber zu stehen und sich zu denken: "Ach, so ist das Leben, Freunde kommen und gehen." Ich bin immer noch auf der Suche, nach IRGENDWAS, was Bestand hat. Es darf sich zwar verändern und entwickeln als solches, es mag auch am Ende gänzlich anders sein als zuvor, aber ich tue ich mich sehr schwer damit, wenn etwas, was mal soooo enorm wichtig war, sich in Luft und Wohlgefallen auflöst, manchmal sogar über Nacht. Wohlgemerkt, dass heißt nicht, dass ich etwas auf Gedieh und Verderben halten wollte, aber ich war mal der Überzeugung, dass "echte Freundschaft" sich genau darüber definiere, dass da immer "etwas" ist, egal wie weit man auseinander wohnt, wie lange man sich nicht sah, egal was war, und wenn man sich dann nach Jahren wiedersieht, zwar alles anders ist, aber doch genau wie früher. Mein Kopf sagt mir schon lange, dass es so etwas per se nicht gibt. Punkt. Es gibt keine Seelenverwandten. Es gibt keine Freunde fürs Leben. Punkt. Alles nur Illusion. Freunde kommen und gehen, das ist die Wahrheit, und deswegen ist es sinnvoller gar nicht erst das Herz an jemanden zu hängen. Mein Gefühl wünscht sich halt trotzdem was anderes...

Schlimm ist für mich auch, dass ich den Anspruch habe, für mich zu einer grundlegenden Meinung in dieser Frage zu kommen, welche Freundschaftswerte ich für mich vertrete und welche nicht, sprich: dass es dann auf ALLE meine Freundschaften anwendbar ist: die vergangenen, die aktuellen und die, die da noch kommen mögen.
Zurück auf den Fall bezogen habe ich da tatsächlich ein paar Ängste, weniger, dass ich mit IHR wieder in alte Fahrwasser abrutsche, sondern dass ich die Normen, für die mich entscheide, auch auf alle anderen Freundschaften anwenden muss.Übrigens, egal ob ich mich so oder so rum entscheide. Mit anderen Worten: wenn ich IHR wieder die Tür öffne, kommen im metaphorischen-seelischen Sinne noch ein paar andere ungeklärte Personen aus meiner Vergangenheit mit rein, wenn ich hier jetzt aber hart, kalt und entschlossen-stur bleibe, dann auch an anderer Stelle. Es fällt mir schwer, das getrennt zu sehen. Es gelingt mir nicht, mit zweierlei Maß zu rechnen. Ich kann nicht bei X diese und jene Werte und Filter anwenden, bei Y das Gegenteil tun. Ebenso wenig ist es mir möglich von anderen Menschen etwas zu hoffen, erwarten oder gar zu fordern, was ich selbst nicht zu bieten bereit bin. Entweder.Oder.

Ja, stimmt. Ein Arrangement a la 2 mal im Jahr Kaffee-trinken hilft niemanden so wirklich. Die Frage ist: ob es schadet? - Es scheint da auf den übergeordneten Ebenen der Glaubensätze und Werte so einiges im Argen zu liegen.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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leuchtturm
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Beitrag So., 04.10.2015, 09:04

Ich bin immer noch auf der Suche, nach IRGENDWAS, was Bestand hat.
Das scheint mir der zentrale Punkt zu sein.
Besonders mit der durch die Großschreibung gesetzten Betonung.

Hat bei dir, in deinem Leben, so wenig Bestand?

Du hast Kinder. Was auch immer passiert, du bleibst ihre Mutter. Sie bleiben deine Kinder. Egal, wie sich eure Beziehung die nächsten 40 Jahre entwickeln wird.*

Alle anderen Beziehungen sind einem gewissen Wandel unterlegen. In manchen wandeln sich alle Beteiligten mit, mit in eine ähnliche Richtung. In vielen aber auch nicht. Das ist nicht schlecht per se. Manche Kontakte tröpfeln mit der Zeit aus. Das muss nicht böse gemeint sein, es gibt dann oft keine gemeinsame Basis mehr.
Wenn du "Beziehungen fürs Leben" haben möchtest, müssen auch diese Beteiligten einen gemiensamen Wandel mitmachen, sonst lebt man sich auseinander.
Genau das scheint bei dir und deiner Freundin geschehen zu sein.
Wenn ich es richtig gelesen und verstanden habe, war eure Freundschaft ein wenig einseitig, was das Nehmen und Geben betrifft. Bzw. was Dominanz und Unterordnung betraf.
Das ging viele Jahre lang gut.
Bis du merktest, dass dir das - und auch andere Dinge- nicht guttat. Also hast du an dir gearbeitet und deine Baustellen verbessert. Zu denen gehörte aber zu dem damaligen Zeitpunkt offenbar auch diese Freundin. Und deine Vorstellungen von einem weiteren Kontakt zu ihr sprechen ja eine ganz deutliche Sprache.
Das finde ich toll, denn es zeigt mir, dass du für dich selbst sorgen kannst.
Eine ganz ganz wichtige Sache!!
Vor allem: eine gesunde!!

Wenn du die alte Freundschaft wieder aufwärmen wolltest, würde das auch einen Rückfall in alte Rollenmuster bedeuten, die zu überwinden du hart erarbeitet hast. Willst du das?

Ich denke, die Vorstellung, Freunde fürs Leben zu finden, kann nur funktionieren, wenn die Freundschaft im Gleichgewicht ist. Und Veränderungen wie gesagt auch gleichgewichtig stattfinden. Das war bei euch nicht der Fall.

Alles andere würde ja bedeuten, ein jetzt-Zustand würde eingefroren. Stillstand. Keine weiteren Freundschaften, die sich entwickeln könnten. Keine, die neu aufkommende Bedürfnisse befriedigt. Oder vll gäbe es überhaupt keine neuen Bedürfnisse? In meinen Augen eine gruselige Vorstellung. Erstarrung. Stillstand. Das Ende eigentlich.

Die romantische Vorstellung, man versteht sich bis ans Lebensende, lässt völlig außen vor, dass sich Personen, Umstände, Lebensweisen verändern. Hat in dieser rosa-Wolken-Vorstellung auch ein bisschen was von Hollywood

dennoch bin ich überzeugt davon: Ja, es gibt Seelenverwandtschaften.Manche Leute lernt man kennen, und man hat das Gefühl, den/die kannte ich schon ewig.
Aber auch deine Seele verändert sich.
Leben ist Veränderung.
Zum Glück!!!!

Noch ein Nachtrag zu den Kindern:
Kinder kommen nach meiner Erfahrung sehr gut damit klar, dass sich auch der bekanntenkreis der Eltern verändert. Ihre Vorlieben für andere Kinder und ihre Freundschaften verändern sich auch, oft auch ohen erkennbaren Anlass.
Bei Nachfragen kann man ihnen auch gut erklären, "du, wir haben nicht mehr so viel gemeinsam/ können nicht mehr so viel miteinander anfangen/ haben unterschiedliche Interessen entwickelt/ Mögen uns nicht mehr so arg", je nach Alter der Kinder.

Kinder müssen wissen und spüren, dass ihre Eltern immer für sie da sind. Beide. Alles andere ist wandelbar. Und die Kinder damit einen guten Umgang erlernen zu lassen, das ist dann wiederum unsere Aufgabe als Eltern

Jetzt komme ich mir vor, als habe ich das Wort zum Sonntag gesprochen. Hugh
* Wer gläubig ist: die Beziehung von Gott zu den Menschen ist ebenfalls unwandelbar










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Entknoten
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Beitrag So., 04.10.2015, 09:59

Vielleicht ist aber auch die Frage was man grundsätzlich von anderen Menschen erwartet, erwarten kann und ob es nicht "normal ist unterschiedlich zu sein".
Fast jeder Mensch in meinem Leben, der mir wichtig ist, "gibt mir etwas anderes als das, was ich habe".
Sie unterscheiden sich auch untereinander. Wir sind also alle mitnichten "seelenverwandt".
Manche zwingen mich dazu ruhig zu bleiben, und eben nicht fast schon missionierend allen unbedingt "meine Meinung über sie ins Gesicht zu sagen".
Wieder andere zeigen mir dass dauerndes Grübeln nicht immer gut ist, andere zeigen dass man auch mal "oberflächlicher" bleiben darf.

Warum will man andere unbedingt verändern?
Wollen wir selber nicht auch als Individuum wahrgenommen werden?
Wo ist das Problem einfach mal anzunehmen?

(Wenn einem etwas an anderen stört, dann ist manchmal auch Neid dahinter. So merke ich zum Beispiel dass mich an Menschen stört wenn sie einfach "rücksichtslos ihr Ding durchziehen". Bin ich aber ehrlich dann stelle ich fest dass ich auch gerne ein wenig davon hätte - nämlich mir mal KEINE Gedanken um andere zu machen, mal weniger es "anderen recht machen zu wollen")

Fehler und Schwächen sind zutiefst menschlich.
Die Frage ist - kann man manches nicht einfach annehmen? Denn das würde ja auch bedeuten dass man lernt seine eigenen Schwächen anzunehmen, statt immer nur auf der Suche nach "Perfektion" zu sein.

Und wenn der Freund auf das Versprechen bestehen würde - wäre diese Freundschaft nicht ebenso anzuzweifeln wie die Freundschaft zur Freundin?

Ich denke nicht dass grundsätzlich alle Freundschaftswerte auf ALLE Freundschaften anzuwenden sind. Ich denke eher, die sind eher so individuell wie Menschen selber.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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Kellerkind
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Beitrag So., 04.10.2015, 15:25

Hallo Leuchtturm,

das Nebenthema mit den Kindern lassen wir da erst mal lieber, das ist ein ganz großes Fettnäpfchen (meine Tochter, gerade mitten in der Pubertät, zog letztes Jahr zu den Großeltern, einer ihrer Hauptvorwürfe an mich, dass ich ja mit allen breche/vergraule, die ihr was bedeuten...) Aber das bitte mal wirklich beiseite lassend.

Mir ist schon klar, dass Menschen sich ebenso wandeln wie Freundschaften. Seelenverwandte/-Freunde definierte ich früher immer als Menschen, die... egal wie getrennt die Wege sind... sich auf beinahe mysthische Art und Weise meist parallel entwickeln oder aufeinander zu, sodass es dann, wenn man sich wieder begegnet, es wieder passt, obwohl sich beide verändert haben.
Wie gesagt, so naiv, dass ich an "Stillstand" glaube (ohgott) bin ich nicht. Aber ich räume ein: es gab eine lange Zeit in meinem Leben, da glaube ich, es sei mein Karma, meine spirituelle Aufgabe, dass ich "voran" gehe und den andern bei ihrem Wandel helfe. Ich kann nicht behaupten, dass ich noch nach dieser Divise lebe, das nicht, aber wirklich aufgelöst und durch was Neues ersetzt wurde der alte Glaubenssatz ebenso wenig. Eben einer der Glaubensätze, in denen noch kein Konsens herrscht zwischen meinen "früherem" und meinem "heutigen" Ich. Wie dem auch sei, gemäß dem alten Glaubensatz würde ich mich dann doch ein wenig verantwortlich fühlen, denn wenn ich jemanden nie sage, was an unserem Kontakt schiefläuft, was mich stört und allgemein "unauthentisch" bin, indem ich des Friedens Willen schweige, obwohl ich eigentlich eher brüllen möchte "Hör auf" oder "Wach auf!"... nun, in diesem verqueren spirituellen Sinne würde ich mich schon verantwortlich fühlen, ihr bei ihren notwendigen Lektionen und Veränderungen im Weg gestanden zu haben. Früher habe ich auf solche Leute wie mich immer ziemlich geschimpft, dass sie einem die Möglichkeit zum Lernen verweigern, wenn sie sich unter irgendwelchen Vorwänden davonschleichen (hier: eine bewusste provozierende SMS als Vorwand statt "ehrlich" zu sein.)

Im Moment bin ich voran gegangen. Aber, vorausgesetzt es gibt solche "tiefe Verbindungen" könnte ich mir vorstellen, dass sie IRGENDWANN sich auch weiter entwickelt und dann wieder eine Begegnung ganz neuer Art möglich sein könnte. Im Moment habe ich sie aber abgehängt, so wie es aussieht. Sie tritt auf der Stelle. Erneut zurück zum alten Glaubenssatz, dass Seelenfreunde sich gegenseitig fordern auf ihren Weg, und ja, das kann durchaus auch durch negative Erfahrungen und Krisen sein, die man miteinander ausagiert.... ich könnte mir EVENTUELL und unter Umständen vorstellen, dass mein "gutes Vorbild" Wirkung bei ihr zeigt. Doch das sind nur reine Gedankenspielereien.

Eine Sache möchte ich noch kurz richtig stellen: ich empfand die Freundschaft nicht als einseitig. Wir waren lediglich sehr unterschiedlich, gleichten uns aus. Man könnte grob zusammenfassen, ich war der Kopf ("Denker") sie die Hand ("Macher").
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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münchnerkindl
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Beitrag So., 04.10.2015, 15:41

Ich denke, dein Freund hat nicht das geringste Recht, hier zu intervenieren und dir so ein Versprechen abzupressen. Von daher würde ich das für null und nichtig ansehen, und würde ihm das auch sagen, dass du es NICHT tun wirst, und fertig. Du kannst ihm ja die Gründe nennen, warum, das muss er dann akzeptieren.


Merkst du, dass du diesem Freund gegenüber schon wieder genauso unfähig bist, deine Entscheidungen und Wünsche auch gegen seinen Willen so zu leben, wie du es brauchst, genau wie bei der Freundin früher?

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