Menschen mit narzisstischen Eigenschaften

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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luftikus
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Menschen mit narzisstischen Eigenschaften

Beitrag Mi., 22.04.2009, 09:55

Derzeit stehe ich sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld vor der "Herausforderung", mit (je einem) Menschen zu tun zu haben, die mehr oder weniger ausgeprägte narzisstisch-dominante Züge aufweisen.

Von meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur her würde ich mich eher als sensibel, nachgiebig, freundlich, kompromissbereit einschätzen. Normalerweise komme ich damit auch gut zurecht, aber dem Umgang mit narzisstischen Menschen fühle ich mich leider nicht so recht gewachsen.

Konkret: ich fühle mich derzeit ein wenig ausgelaugt, herumgeschoben, herabgewürdigt, und schaffe es nicht, den beiden Personen genügend entgegenzusetzen, um mich selber besser abzugrenzen, meine eigenen Interessen und meine Würde zu wahren. Ich sehe mich häufig nur vor die Wahl gestellt, entweder selber nachzugeben und zurückzustecken, oder mehr oder weniger massive Konflikte zu provozieren. Da ich kein streitlustiger Mensch bin fällt die zweite Variante meistens aus...

Daher habe ich folgende Fragen: hat jemand von Euch Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit narzisstischen Verhaltensweisen? Wie kommt Ihr damit zurecht? Wie verhaltet Ihr Euch, ohne einerseits Eure eigene Persönlichkeit selbst zu sehr zurückzunehmen, und andererseits auch nicht ständig streiten zu müssen? Gibt es Ratgeber (Webseiten, Bücher,...) für Partner bzw. Kollegen narzisstischer Personen?

Vielen Dank und viele Grüße...

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Schneekugel
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 12:36

Klingt schlimm, aber ich kann dir keinen anderen Rat geben als den Kontakt auf ein absolutes Minimum bzw. das absolut Notwendigste zu reduzieren. Kommt natürlich auf die Schwere des Problems an, aber alleine in dem Betreffendem ein Bewusstsein für seine Erkrankung zu schaffen ist etwa so einfach wie das rote Meer zu teilen.

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luftikus
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 13:07

Danke für die Antwort... In beiden Fällen ist es schwierig, den Rat zu befolgen, da es sich um meinen Teamleiter und meinen Partner handelt.

Insbesondere, was die Partnerschaft betrifft muss ich zugeben, dass ich in letzter Zeit auch immer öfter die Befürchtung hatte, dass vermutlich nur eine Trennung helfen könnte. Denn mein Freund ist in der Regel uneinsichtig, stur und wenig kompromissbereit. Meistens sieht er gar keinen Bedarf für Diskussionen, weil sein Vorschlag seiner Ansicht nach sowieso der einzig richtig sei. Er stellt Regeln auf, an die anscheinend nur ich mich halten soll, während sie für ihn nicht zu gelten scheinen. Er setzt mich und andere gern herab. In seinen Augen sind viele (wenn nicht die meisten) Leute in seiner Umgebung unfähig und ahnungslos. Merkwürdigerweise kritisiert er mich oft ausgerechnet für Verhaltensweisen, die ich umgekehrt hauptsächlich an ihm beobachte. Dabei ist mir nicht so recht klar, ob ich mich - ohne es zu merken - auch so ähnlich wie er verhalte, oder ob es sich um eine Art von Projektion seiner Probleme auf mich handelt. Wegen seiner sperrigen Art hat er auch vor kurzem seinen Job verloren, schiebt aber sämtliche Schuld auf seinen ehemaligen Arbeitgeber, der angeblich unfähig sei, Mitarbeiter zu führen.

Widersprüchlich finde ich auch, dass er einerseits zu diktieren wünscht, was und wie etwas passieren soll (andere Meinungen sind uninteressant, weil sowieso falsch), um mich mich danach andererseits wieder wegen meiner vermeintlichen Meinungslosigkeit zu kritisieren. Zitat: "Alles muss ich entscheiden, wie wärs, wenn du dich da auch mal drum kümmern würdest!"

Tja, und mein neuer Teamleiter im Job hat leider viele Verhaltensparallelen zu meinem Partner... Dazu kommt noch, dass dieser wegen seiner uneinsichtig-sturen Art überall aneckt, aber gelegentlich geäußerte Kritik aus dem Kollegenkreis als Mobbing ansieht. Ausserdem machen seiner Ansicht nach die meisten Kollegen sowieso alles falsch; er hält sie für unfähige Bremser, die nur die Absicht haben, ihn an seiner Arbeit zu behindern. Er selbst gibt oft widersprüchliche, wenig durchdachte Anweisungen, und beschwert sich dann über unsere Unfähigkeit bzw. unseren Unwillen, wenn wir bei der Ausführung der Aufgaben Schwierigkeiten haben und nachfragen müssen. Und auch er stellt Regeln auf, die für alle im Team gelten, nur nicht für ihn selbst. Beispielsweise betont er ständig, wie wichtig es sei, Besprechungen kurz und knapp zu halten; andererseits lässt er jede Besprechung völlig ausufern, weil er sich völlig in langschweifigen Ausführungen verliert.

Übrigens: nicht, dass Ihr nun denkt, ich würde überall Narzissten sehen, wo gar keine sind. Bis vor relativ kurzer Zeit kannte ich niemanden mit dieser Art von Verhaltensmuster. Bis ich meinen jetzigen Partner kennenlernte.... Und bis wir dann noch diesen neuen Abteilungsleiter bekamen...

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zucker
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 13:23

luftikus, ich denke, die Distanz, d.h. die Trennung von solchen Menschen ist der einizige Weg, um selbst wieder eigene "gesunde" narzisstische Eigenschaften bei sich entwickeln zu können. Denn es gibt sehr wohl einen gesunden Narzissmus und der scheint bei dir, nicht wirklich vorhanden zu sein, wenn du dir das alles - vor allem bei deinem Partner - gefallen lässt. Chefs kann man sich leider nicht immer aussuchen...

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Schneekugel
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 13:44

Widersprüchlich finde ich auch, dass er einerseits zu diktieren wünscht, was und wie etwas passieren soll (andere Meinungen sind uninteressant, weil sowieso falsch), um mich mich danach andererseits wieder wegen meiner vermeintlichen Meinungslosigkeit zu kritisieren. Zitat: "Alles muss ich entscheiden, wie wärs, wenn du dich da auch mal drum kümmern würdest!"
Das ist recht normal, Narzissten sehen sich persönlich meist in einer Opferrolle (Die glauben das wirklich und spielen es nicht nur.), lalala die ganze Welt gegen sie, die Armen. Keine Ahnung vielleicht trägt es dazu bei, ihre eigenen Taten nicht bewerten zu müssen da diese ja in einer Art Notwehr geschehen während alles was irgendwer anderer macht nur schlimmste, böswillige Absicht ist. Überhaupt kann man sich ja erst über andere erheben wenn man die mal so richtig im Geiste schlecht macht und man dann sein krankes Selbstbewusstsein aufpolieren kann mit der eingeredeten Illusion um wieviel man nicht wieder besser ist als der andere. Selber therapieren kannst du ziemlich vergessen, du kannst versuchen es ihm bewusst zu machen (Verdammt schwierig, da die Störung so weit geht, dass selbst das Erinnerungsvermögen beeinflusst wird. In seinem Kopf kann der von einer Situation ein derartig anderes Bild gespeichert haben, dass dir schwindlig wird.) und dem armen Therapeuten dann das Beste wünschen.

Bevor ich da eine Beziehung zerstöre oder ähnliches weis ich lieber draufhin, dass sich meine Erfahrungen auf ein ziemliches Prachtexemplar beziehen auf das ich zu dem damaligem Zeitpunkt keinerlei Einflussmöglichkeiten hatte. Inwiefern dein Freund der Realität zugänglich erscheint, kannst du besser einschätzen.

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luftikus
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 13:48

zucker hat geschrieben:luftikus, ich denke, die Distanz, d.h. die Trennung von solchen Menschen ist der einizige Weg, um selbst wieder eigene "gesunde" narzisstische Eigenschaften bei sich entwickeln zu können. Denn es gibt sehr wohl einen gesunden Narzissmus und der scheint bei dir, nicht wirklich vorhanden zu sein, wenn du dir das alles - vor allem bei deinem Partner - gefallen lässt. Chefs kann man sich leider nicht immer aussuchen...
Vielen Dank... Eine Trennung klingt unangenehm, aber womöglich ist es wirklich das Beste...

Gibts denn keine Möglichkeit, mit einem echten Narzissten auszukommen, ohne sich selbst aufzugeben? Kann man solche Menschen nicht mittelfristig zu mehr Empathie überreden, bzw. sie überzeugen, dass es anders besser laufen würde?

Ich schrecke halt ein wenig vor einer Trennung zurück, denn meine allererste Beziehung (Anfang der Neunzigerjahre, sie lief einige Zeit in einem ähnlichen Fahrwasser wie meine jetzige Beziehung) mündete nach der Trennung in ein wahres Desaster. Mein damaliger Ex-Partner zog alle Register aus Hysterie, Schreien, Weinen, Selbstmorddrohungen, Liebesschwüren, Telefonterror, Verfolgungen auf der Straße, usw. Das Ganze zog sich fast ein Jahr lang hin und hat mir damals den letzten Nerv geraubt. Ehrlich gesagt habe ich momentan nicht die Kraft, so etwas noch einmal durchzustehen...

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luftikus
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:02

Schneekugel hat geschrieben:(Verdammt schwierig, da die Störung so weit geht, dass selbst das Erinnerungsvermögen beeinflusst wird. In seinem Kopf kann der von einer Situation ein derartig anderes Bild gespeichert haben, dass dir schwindlig wird.)
Ein guter Hinweis. In der Tat scheint er viele Ereignisse und Situationen in seinem Kopf ganz anders abgespeichert zu haben als ich. Er scheint mich (und andere) oft ganz anders wahrzunehmen als ich das tue. (Nunja, das könnte theoretisch auch an meiner Wahrnehmung liegen.) Neulich kritisierte er an mir eine vermeintliche Eigenschaft, die ich selber an mir eigentlich noch nie beobachtet hatte, und die ich überdies eher als positiv bewerten würde, wenn ich sie hätte. Das war so ähnlich, als ob man einen eher schlampigen Menschen für seine übertriebene Ordnungsliebe kritisieren würde. Und er meinte es nicht ironisch (Ironie liegt ihm nicht...).

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zucker
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:14

luftikus hat geschrieben: Gibts denn keine Möglichkeit, mit einem echten Narzissten auszukommen, ohne sich selbst aufzugeben?
Da hättest du genauso gut fragen können: Gibts denn keine Möglichkeit, täglich gefoltert zu werden und trotzdem gut zu leben?

Verstehst du, was ich sagen möchte? Da müsstest du nicht lange überlegen und die Antwort wäre ein klares "Nein", oder?

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luftikus
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:27

zucker hat geschrieben:
luftikus hat geschrieben: Gibts denn keine Möglichkeit, mit einem echten Narzissten auszukommen, ohne sich selbst aufzugeben?
Da hättest du genauso gut fragen können: Gibts denn keine Möglichkeit, täglich gefoltert zu werden und trotzdem gut zu leben?

Verstehst du, was ich sagen möchte? Da müsstest du nicht lange überlegen und die Antwort wäre ein klares "Nein", oder?
Ich muss zugeben, es fällt mir schwer, das zu begreifen. Aber es ist wohl so...

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Taffi
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:33

Hallo luftikus,
luftikus hat geschrieben:Gibts denn keine Möglichkeit, mit einem echten Narzissten auszukommen, ohne sich selbst aufzugeben?
nun ja, echtes Auskommen kann es nicht geben, wenn man sich nicht aufgibt (oder auch nicht aufgibt; echt ist es in keinem Fall). Aber es gibt sehr ich-starke Menschen, denen es (auch dank bestimmter Kommunikationstechniken und eines besonders diplomatischen Abgrenzungsverhaltens) gelingt, keinen Schaden zu nehmen und vom Narzissten geduldet zu werden - jedenfalls im Job. Bei Partnerschaften hab ich noch nie davon gehört, dass es jemandem gelungen ist. Denn wenn man dort mit einem Narzissten auskommt, kommt der nicht mehr mit einem aus. Dann kommt die geballte Zerstörungswut auf.
luftikus hat geschrieben:Kann man solche Menschen nicht mittelfristig zu mehr Empathie überreden, bzw. sie überzeugen, dass es anders besser laufen würde?
Nein, das kann man nicht. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr...
luftikus hat geschrieben:Ich schrecke halt ein wenig vor einer Trennung zurück, denn meine allererste Beziehung (...) mündete nach der Trennung in ein wahres Desaster. (...) Ehrlich gesagt habe ich momentan nicht die Kraft, so etwas noch einmal durchzustehen...
Je länger du aber in dieser Beziehung bleibst, desto weniger Kraft wirst du dazu haben, fürchte ich.
luftikus hat geschrieben:Widersprüchlich finde ich auch, dass er einerseits zu diktieren wünscht, was und wie etwas passieren soll (andere Meinungen sind uninteressant, weil sowieso falsch), um mich mich danach andererseits wieder wegen meiner vermeintlichen Meinungslosigkeit zu kritisieren. Zitat: "Alles muss ich entscheiden, wie wärs, wenn du dich da auch mal drum kümmern würdest!"
Das ist typisch! Der findet immer wieder eine Möglichkeit, dich zu demontieren und abzuwerten. Egal was du tust, es ist falsch. Wenn man sich dem nicht völlig entzieht oder verdammt resistent dagegen ist, geht der Selbstwert irgendwann restlos über den Jordan. Und in Partnerschaften ist es ja eher nicht zu erwarten, dass solche Sachen dauerhaft an einem abprallen.

Gerade die Kombination, dass du in beiden wesentlichen Lebensbereichen damit konfrontiert bist, dürfte es äußerst schwer für dich machen, die Selbstachtung zu bewahren.

Mein Ex-Chef war/ist auch von der extremen Sorte. Ich wusste ja sogar, was er treibt; ich war anderer Ansicht als er, konnte mich innerlich gut gegen seine Entwertungen und Verdrehungen, gegen sein ganzes Repertoire an double-bind-Botschaften und anderen Manipulationen (die ich ja auch erkannte!) abgrenzen. Aber gewirkt hat es letztlich doch auf mich. Bin heilfroh, dass ich da raus bin. Wenn ich mir vorstelle, zu Hause hätte mich auch so ein Klima empfangen... Wahnsinn!

Wichtig ist, wenn du einen narzisstischen Chef hast, dass du dich absicherst. Mach dir Aktennotizen über Anweisungen, Rückmeldungen usw. - Nur mal so als Quintessenz dessen, was ich auf die harte Tour gelernt habe. Man kann sich einfach nicht vorstellen, zu was solche Leute in der Lage sind, wenn sie sich narzisstisch gekränkt fühlen. Deswegen ist es gut, wenn man etwas Handfestes hat...

Ein paar praktische Hinweise in einem gesonderten Kapitel bietet das Buch Die Masken der Niedertracht. Es führt einem auch sehr klar vor Augen, was im Umgang mit Narzissten eigentlich so abgeht und was man beachten sollte, wenn man einen solchen als Chef hat.
Es gibt relativ viele Bücher zum Thema (z.B. auch Lelord: Der ganz normale Wahnsinn - Vom Umgang mit schwierigen Menschen). Ich bin aber mehr als nur äußerst skeptisch, dass das Lesen und Umsetzen der Hinweise reicht, um sich wirkungsvoll zu schützen.

Viele liebe Grüße
Taffi
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

"Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht." Carlo Levi

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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:33

Schneekugel hat geschrieben: du kannst versuchen es ihm bewusst zu machen
Schon allein das ist wahnsinnig schwierig. Beide (Teamleiter und Partner) sind da sehr hartnäckig der Meinung, die anderen wären schuld. Mein Teamleiter lamentiert manchmal den halben Tag lang im Büro herum, wie sehr alle anderen gegen ihn wären, und kommt dann mit merkwürdig lächerlichen Drohungen daher. Mal entzieht er einem Kollegen das Du (normalerweise duzen sich hier alle), mal droht er mit einer Abmahnung oder gleich mit Entlassung (obwohl er gar nicht die Befugnis dazu hat). Ausserdem verkündet er dauernd, dass er jetzt mit dem Mobbingbeauftragten in Kontakt wäre, um sich endlich gegen die vielen Ungerechtigkeiten wehren zu können.

Das Glück immerhin: seine Vorgesetzten können ihn einigermaßen richtig einschätzen und nehmen nicht alles ernst, was er an Drohungen oder Vorwürfen von sich gibt.

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Taffi
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:39

luftikus hat geschrieben:Mein Teamleiter lamentiert manchmal den halben Tag lang im Büro herum, wie sehr alle anderen gegen ihn wären, und kommt dann mit merkwürdig lächerlichen Drohungen daher. (...). Ausserdem verkündet er dauernd, dass er jetzt mit dem Mobbingbeauftragten in Kontakt wäre, um sich endlich gegen die vielen Ungerechtigkeiten wehren zu können.
Nicht wundern... Narzissmus und paranoide Tendenzen gehen meistens Hand in Hand (oft auch zusammen mit ausgeprägten Borderline-Anteilen). Vergiss es, ihm/ihnen irgendwas klar machen zu wollen; funktioniert nicht. Die Abwehrmechanismen sind viel zu stark.
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:44

Taffi hat geschrieben: Das ist typisch! Der findet immer wieder eine Möglichkeit, dich zu demontieren und abzuwerten. Egal was du tust, es ist falsch. Wenn man sich dem nicht völlig entzieht oder verdammt resistent dagegen ist, geht der Selbstwert irgendwann restlos über den Jordan. Und in Partnerschaften ist es ja eher nicht zu erwarten, dass solche Sachen dauerhaft an einem abprallen.
Ja genau. Er manövriert mich immer wieder in Situationen, in denen man sich gar nicht richtig entscheiden KANN. Denn ganz egal, was ich dann tue, es ist immer falsch. Und endlich hat er wieder was gefunden, was er mir vorhalten kann...

Schwierig ist, dass er zwischendrin immer wieder "narzissmusfreie" Phasen hat, in denen er wirklich lieb sein kann. Und dann schöpft man wieder Hoffnung und denkt, es könnte doch noch besser werden...

Glücklicherweise führen wir eine Wochenendbeziehung. Während der Woche kann ich mich einigermaßen erholen. Auffällig ist aber, dass ich mich am Anfang der Beziehung sehr auf die Wochenenden gefreut habe, während ich inzwischen froh bin, unter der Woche allein zu sein...

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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:47

Taffi hat geschrieben: Ein paar praktische Hinweise in einem gesonderten Kapitel bietet das Buch Die Masken der Niedertracht. Es führt einem auch sehr klar vor Augen, was im Umgang mit Narzissten eigentlich so abgeht und was man beachten sollte, wenn man einen solchen als Chef hat.
Es gibt relativ viele Bücher zum Thema (z.B. auch Lelord: Der ganz normale Wahnsinn - Vom Umgang mit schwierigen Menschen). Ich bin aber mehr als nur äußerst skeptisch, dass das Lesen und Umsetzen der Hinweise reicht, um sich wirkungsvoll zu schützen.
Vielen Dank auf jeden Fall für die Buchtipps. Ich werde mir die Texte auf jeden Fall besorgen...

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Taffi
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 14:47

luftikus hat geschrieben:Schwierig ist, dass er zwischendrin immer wieder "narzissmusfreie" Phasen hat, in denen er wirklich lieb sein kann. Und dann schöpft man wieder Hoffnung und denkt, es könnte doch noch besser werden...
*nick* Ich bin manchmal nicht sicher, ob das vielleicht ganz bewusst eingesetzt wird...

Wie lange seid ihr zusammen?
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

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