belastende Mutter-Tochter-'Beziehung'

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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SamuelZ.
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Beitrag Do., 25.06.2009, 19:33

Hi,
HUNGRY hat geschrieben:inzwischen habe ich diese erwartungen, die man als kind seinen eltern gegenüber hat zumindest teilweise auch innerlich abgehakt. ich weiß, dass ich das alles nie so bekommen werde, wie ich es mir gewünscht hätte.
Ich finde, dass ist genau der richtige Ansatz. Einsehen, dass man den anderen nicht ändern kann. Das heißt aber auch - schönerweise - keine Verantwortung mehr für die Gefühlswelt des anderen zu übernehmen. Wenn meine Äußerungen und Reaktionen meine Mutter verletzen (weil sie selbst emotional bedürftig ist, und von mir etwas nicht bekommt, was sie haben will), dann kann mich das zwar schmerzen oder mir Angst einjagen, aber schuldig sollte ich mich dann nicht fühlen. (Gelingt mir leider nur ansatzweise und sehr sehr selten).

Es ist eine Form der emotionalen Erpressung (ohne dass es ihr so drastisch bewusst wäre) von ihr. Sie fordert nur das ein, was ihr als Mutter angeblich von ihren Kindern zusteht. Das ist ihre Wirklichkeit.
die frage ist aber ja auch: weshalb willst du die distanziertheit unbedingt aufgeben, sandy?
also: leidest DU SELBST darunter?
oder fühlst du dich nur wieder für die gefühlslage deiner mutter verantwortlich?
verändern solltest du das nur, wenn du das gefühl hast, dass es für dich gut wäre, weniger distanziert zu sein....
Im Verhältnis zu meiner Mutter ist es so, dass sie klare Erwartungen AN MICH hat. Ich soll sie emotional "füttern", ihr Halt geben. Das ist die Rollenerwartung, die sie an mich hat, oder eine Art der Maske.

Diese Maske bedroht meine eigene Identität, droht mich wieder einzunehmen, zu überwältigen, mit ihren Gefühlswelten zu belegen. Dagegen kann ich mich schlecht zur WEhr setzen. Deshalb die Distanz von meiner Seite. Ich habe Angst, dass sie mich verschlingt, ich mich wieder selbst verliere.

Dennoch weiß ich, dass ich vom Charakter her eigentlich nicht die Distanzierte sein will. Eine weitere, erzwungene Maske, die nicht echt ist, die ich mir aber selbst aufsetze, um mich zu schützen.

Frage: wo bleibe ich? wer bin ich eigentlich? was sind meine bedürfnisse? was will ich? wie will ich behandelt werden?

Fragen auf die ich keine Antwort habe.

Hast du diese Fragen für dich beantworten können?

Viele Grüße
Sady

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Do., 25.06.2009, 19:44

Hallo Sandy,

wenn ich mich auch nochmal zu Wort melden darf
Wo bleibe ich? wer bin ich eigentlich? was sind meine bedürfnisse? was will ich? wie will ich behandelt werden?
Das sind auch schwierige Fragen, deren Beantwortung nicht sehr leicht fällt.
Wahrscheinlich kann die Antwort sogar immer wieder anders ausfallen, je nachdem in welcher Situation du dich gerade befindest.
Vielleicht nimmst du dir auch ein wenig Druck, wenn du immer wieder aufs Neue versuchst, deine Fragen zu beantworten.
Wenn du beispielsweise das nächste Mal mit deiner Mutter in Kontakt bist, kannst du versuchen, zu fühlen, welche Bedürfnisse du JETZT hast und was du dir JETZT vorstellst/du JETZT möchtest! Mit JETZT meine ich eben die jeweils konkrete Situation.

Ich glaube, du darfst dich ruhig ganz auf deine Gefühle verlassen!
Aber manchmal ist es ja auch so, dass man gar nicht wahrnehmen kann,was man eigentlich fühlt!?


Gruß

Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
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Elena
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Beitrag Do., 25.06.2009, 21:11

Hallo Ihr Lieben,

da sitzen wir scheinbar alle in einem Boot mit dieser Problematik.
Sandy, bei mir ist es das einzige, was geholfen hat, eine Distanz zu meiner Mutter zu halten. Alles andere belastet mich zu sehr. Es ist bei meiner Mutter genauso, dass seit Kindheit die Rollen vertauscht waren, sie war immer die energielose, depressive Mutter, die erzählt hat das sie Krebs hat, obwohl dies nicht stimmte, mit Selbstmord gedroht hat und ich das energiegeladene Kind war. Immmer hatte ich das Gefühl, meine Mutter belustigen zu müssen und bei ihr für gute Laune zu sorgen, habe arrangiert, dass sie wegen ihrer angeblichen Krebskrankheit zum Arzt geht, was sie nie getan hat.... . Ich hab mich immer verantwortlich gefühlt und war extrem verzweifelt.
Dies zieht sich wie ein roter Faden durchs Leben. Ich habe ewig gebraucht, diese Muster zu erkennen, und zu sehen, wie ich es auf andere Menschen übertragen habe.
Zuerst habe ich aufgehört, mich für meine Mutter verantwortlich zu fühlen, weil ich mich dadurch kaputt mache. Es prallt eh alles an ihr ab. Ich musste erst verstehen lernen, dass sie leiden will und überhaupt keine Hilfe will. Ich konnte mich entscheiden, entweder zu verzweifeln oder anzufangen,loszulassen, um meinen eigenen Weg zu gehen. Für Letzeres hab ich mich entschieden. Ich kriege nie mehr das, was ich von ihr gebraucht hätte, emotionale Sicherheit, Wärme....
Bei mir schimmert der Wunsch immer mal wieder durch, aber nicht, dass ich ihn von meiner Mutter befriedigt bekomme, sondern von Frauen, die meine Mutter sein könnten. Ich versuche, da auch ganz realistisch zu sein, und zu sehen, dass es auch da nur teilweise möglich ist... Anfangs bin ich daran verzweifelt, bei dem Gedanken, nicht das zu kriegen, was ich immer vermisst habe. Ich sorge immer dafür, dass sich in meinem Freundeskreis eine mütterliche Freundin befindet, die ich nicht überstrapaziere, sondern mir meine Einheiten abhole. Damit fahre ich ganz gut, da alles andere die Freundschaft überfordern würde.
Natürlich habe ich solche Gefühle auch meiner Therapeutin gegenüber, sie hat das sofort gemerkt und thematisiert. Mir tut dies sehr gut, da ich das Gefühl habe, mich daran abarbeiten zu können.
Naja, so ganz wird dieses Problem wohl nie verschwinden, das weiss ich, aber ich habe gelernt, besser damit umzugehen, und nicht in irgendwelchen unrealistischen Vorstellungen zu schwelgen, um von der Realitiät dann frustriert zu sein. Aber wie gesagt, es war (und ist) ein langer Weg.

LIebe Grüsse an Euch Alle von
Elena

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Do., 25.06.2009, 22:41

Hallo Elena,

das was du erlebst, erlebe ich auch.Bloß mit Männern. Es sind immer Männer, ungefähr im Alter meines Vaters, die ich so sehr idealisiere/brauche und von welchen ich nicht genügend Zuneigung bekommen kann. Ich möchte aber etwas, das Kinder "normalerweise" wollen. Ich fühle mich auch wie ein Kind, in Gegenwart dieser Männer.
Therapeuten,Ärzte,Lehrer,Professoren usf. Immer "Autoritätspersonen", anerkennbare Menschen sozusagen.
nicht in irgendwelchen unrealistischen Vorstellungen zu schwelgen, um von der Realitiät dann frustriert zu sein.
Da muss ich auch aufpassen.
Es fällt sehr schwer!


Gruß Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
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die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.

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Elena
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 00:00

Hallo Pippi,
Pippi Langstrumpf hat geschrieben:ch fühle mich auch wie ein Kind, in Gegenwart dieser Männer.
Therapeuten,Ärzte,Lehrer,Professoren usf. Immer "Autoritätspersonen", anerkennbare Menschen sozusagen.
Ja, das passt so in dieses Schema. Ich denke, bei dieser Art von Männern fühlst Du dich sicher und willst das Kind sein, das geführt wird. Ruckzuck ist man gedanklich in einer Abhängigkeit.
Ich kenne das auch von meiner Studienzeit mit den ganzen Profs... Ich weiss auch nicht, was das ist, aber die fühlten sich auch immer von mir irgendwie angezogen, sobald ich spürte, der könnte mir das geben, was ich brauche. Ich glaube, die Ausstrahlung ändert sich dann dementsprechend...
Keine Ahnung, kann es mir manchmal nicht erklären, was das ist.
Irgendwie ging das dann immer über den normalen Professor-Studenten-Kontakt hinaus. Eigenartig oder, ich habe das vorher schon gespürt, das es soweit kommen wird.
Kennst Du das?

LG Elena

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hungryheart
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 07:38

Elena hat geschrieben: Ich kenne das auch von meiner Studienzeit mit den ganzen Profs... Ich weiss auch nicht, was das ist, aber die fühlten sich auch immer von mir irgendwie angezogen, sobald ich spürte, der könnte mir das geben, was ich brauche. Ich glaube, die Ausstrahlung ändert sich dann dementsprechend...

nur kurz, weil gleich der gips abkommt und ich wieder ins lager der nicht-behinderten wechsle (juhuuuu!)


oh man, da sitzen wir wirklich alle im selben boot.
nur dass ich mit meiner komm-nie-jemandem-zu-nahe-der-dich-dann-nicht-will panik solchen situationen mit männern immer panisch ausgewichen bin (nicht nur in der therapie.... )

es war auch nicht so, dass ich mich bewusst sonderlich von solchen menschen angezogen gefühlt habe.
aber meine ausstrahlung muss sich -unbewusst- geändert haben, wenn ich auf solche menschen traf.

ich bin eigentlich eher der toughe, starke, fröhliche, erfolgreiche typ (seufz, wie wohl alle, die schon früh verantwortung für ihre eltern übernehmen mussten) und habe mich oft selbst gewundert, weshalb ich dennoch immer mindestens eine person aus dem lehrer-, ärzte,- , jugendgruppenleiter- , mütterliche und väterliche freunde-, pfarrer- , therapeuten "personenkreis" um mich hatte, der mir auf die pelle rückte und mich partout retten wollte.

was mich -bewusst- eher genervt hat, weil ich ja gerade diesen männern lieber, aus angst, mich zu verlieben, nicht zu nahe kommen wollte.
dass diese männer dann immer auch interesse an mir hatten, mich beschützen und retten wollten hat es mir dann doppelt schwer gemacht, auf distanz zu bleiben. aber ich habe dennoch immer eisern dann jeglchen kontakt beendet und habe mich daher in diese im prinzip ja unerreichbaren menschen nie verliebt


bei frauen war das anders. da hatte ich nicht diese panik, ich könnte mich verlieben und daher ziehen sich die mutter-tochter übetragungen wie ein roter faden durch mein leben.


auch meine freunde und freundinnen, meine partner ..eigentlich alle wollten mich retten und mich unter ihre fittiche nehmen.

ich hab mich oft gewundert, weil ich das nicht bewusst herbeigeführt habe und , wie gesagt eigentlich eher tough bin.

irgendwann war das mal thema in der gruppentherapie der klinik und ich bekam von allen, also den mitpatienten und den theras das feedback, dass ich ganz stark etwas "rührendes" ausstrahle, das andere dazu bringt mich retten zu wollen.

ich war total erstaunt, weil ich es nicht bewusst drauf angelegt habe.

ich schätze mal, wenn man sich um seine eltern kümmern musste, viel zu viel verantwortung übernehmen musste, sich selbst darüber vergessen hat, immer dieses hab mich doch bitte lieb spiel gespielt hat und alles drauf angelegt hat, doch bittebittebitte endlich den eltern zu gefallen und liebgehabt zu werden
dann legt man sich halt auch unbewusst so eine hab-mich-lieb ausstrahlung zu, die dann eben die leute wirklich anzieht.

hua, ungute kombi, wie ich finde.

oh, doch etwas länger geworden. haha, könnte noch romane zu dem thema schreiben. (passt ja auch alles gut zu unserer diskussion im therapie-forum )
muss nun aber schnell weg, sonst kommt am ende der gips heute doch nicht mehr ab, weil ich zu spät komme
Nimm was du willst und zahl dafür.

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 12:39

Hallo Pippi:
Wenn du beispielsweise das nächste Mal mit deiner Mutter in Kontakt bist, kannst du versuchen, zu fühlen, welche Bedürfnisse du JETZT hast und was du dir JETZT vorstellst/du JETZT möchtest! Mit JETZT meine ich eben die jeweils konkrete Situation.
Das ist momentan mein Übungsfeld in der Therapie. Ein paar Mal habe ich es schon "an" meiner Mutter ausprobiert. Langsam realisiere ich, was da zwischen uns eigentlich abgeht. Häufig kann ich es aber nicht so schnell spüren, was mir im Kontakt mit ihr nicht passt bzw. angemessen auf sie reagieren. Das dauert seine Zeit.

Immer noch nicht umgehen kann ich z.B. mit folgenden Aussagen: "Hört man auch mal wieder was von dir!", "Haben uns ja lange nicht mehr gesprochen."(s.o.), "Von dir hört man ja auch gar nichts mehr!"
Im Grunde eigentlich immer dasselbe. Bislang sage ich immer (im Erwachsenen-Ich):"Ja, das stimmt." und dann herrscht Schweigen am Telefon. Sie antwortet dann z.B. mit "Jetzt sei doch nicht schon wieder so!"

Das wäre nur ein Beispiel für die verkorkste Kommunikation zwischen uns.

Tja, wie komme ich aus diesem Teufelskreis heraus? Wenn ich sachlich bleibe, dann hält sie die Distanz nicht aus (und ich langweile mich, ehrlich gesagt). Sie will von mir Emotionen jedweder Art, dann könnte sie Nähe zu mir spüren. Ich zeige eigentlich gerne meine Gefühle, bei ihr allerdings spüre ich ganz große Widerstände. Gespräche auf der Erwachsenen-Ebene belasse ich gerne am Arbeitsplatz. Ich behandle sie sozusagen eher wie eine Kollegin.

Wir finden keine gemeinsame Basis. Sie versucht mich an sich zu ziehen, ich bleibe dort, wo ich bin, entfernt und distanziert.

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 12:48

Hi Elena:
Zuerst habe ich aufgehört, mich für meine Mutter verantwortlich zu fühlen, weil ich mich dadurch kaputt mache. Es prallt eh alles an ihr ab. Ich musste erst verstehen lernen, dass sie leiden will und überhaupt keine Hilfe will.
Wie wahr, wie wahr!!

Den Hilfs-Aspekt finde ich ganz wichtig! Wenn es ihnen damals so schlecht ging, sie sich fast zu Tode gerackert haben, alles alleine machen mussten, "der Alte" nie mitgeholfen hat, sie nie eine ruhige Minute hatten, ihr schwer erarbeitetes Geld immer für die Kinder zur Seite gelegt oder für sie ausgegeben haben, warum verdammt nochmal

haben sie sich nie Hilfe geholt????

Da hat man lieber die Kinder unter dem eigenen Stress und der Überforderung leiden lassen, als mal über den eigenen Schatten zu springen und die Schwiegermutter um Hilfe zu bitten, oder eine Freundin, oder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, eine Kur beantragen, etc...

Auf dem Altar der vermeintlichen Selbstständigkeit wurde das Seelenheil der Kinder geopfert!! Ganz schön egoistisch!

Ich könnte mich echt aufregen!!!!

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 13:02

An alle:

die Vater-Übertragungen kenne ich aus eigener Erfahrung.

War selbst längere Zeit mit einem deutlich älteren Mann (Professor, aber nicht meiner) zusammen. Er meinte immer, ich bräuchte einen Beschützer, und solle es endlich einsehen, was ich dann meistens ziemlich abtörnend fand.

Heute sehe ich die Sache so: Ich denke, er (und wie bei euch auch: viele andere "Retter"/"Ritter"-Männer) haben spontan auf mein verletzliches und bedürftiges inneres Kind reagiert. Dieses Kind braucht tatsächlich einen Beschützer. Übel aufgestoßen ist mir diese Sichtweise dann in sexueller Hinsicht. Da wurde dann plötzlich doch die reife Frau gefordert. Konnte ich dann nicht so schnell und auf Abruf "umschalten", dann entstanden da ganz merkwürdige Gefühle von "Missbrauch" im nachhinein.

Heute suche ich eher Kontakte "auf Augenhöhe" und idealisiere nicht mehr so intensiv. Trotzdem braucht mein inneres Kind ab und zu immer noch väterliche Zuwendung. Aber auf eine Beziehung zu einem Vater-Ersatz würde ich mich hierfür nicht mehr einlassen.

Viele Grüße
Sandy

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Elena
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 18:40

Hallo Sandy,
SandyP. hat geschrieben:Dieses Kind braucht tatsächlich einen Beschützer. Übel aufgestoßen ist mir diese Sichtweise dann in sexueller Hinsicht. Da wurde dann plötzlich doch die reife Frau gefordert.
Da wird wieder mal ganz deutlich, dass man sich die Art der Zuwendung, die man sich als Kind gewünscht hat (und der Wunsch heute noch im inneren Kind steckt) wirklich nur zum Teil befriedigt werden kann, da wir in unserem Erwachsenen -Ich einfach zu funktionieren haben, sonst kommen wir mit dem Leben und unseren Mitmenschen/Partnern nicht zurecht.
Ich hab ewig dazu gebraucht, dies zu kapieren.
War immer irgendwie gefrustet deswegen. Dann habe ich mir mal vorgestellt, wie es wäre, wenn ich einen erwachsenen Menschen vor mir hätte, der diesen starken Wunsch hat und ich ihn befriedigen soll. Mich hat dieser Gedanke ziemlich wachgerüttelt, weil ich es als sehr unangenehm empfinden würde, mit der Tendenz, die Flucht zu ergreifen.

LG Elena

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Sa., 27.06.2009, 21:18

Hallo an alle!
Trotzdem braucht mein inneres Kind ab und zu immer noch väterliche Zuwendung.
Meines auch!!
Ich hab ewig dazu gebraucht, dies zu kapieren.
Mir fällt das auch sehr schwer!! Kann meine Wünsche nur ganz, ganz schwer "ablegen". Sie sind hartnäckig!!
Mich hat dieser Gedanke ziemlich wachgerüttelt, weil ich es als sehr unangenehm empfinden würde, mit der Tendenz, die Flucht zu ergreifen.
Das ist ein interessanter Gedanke. Ich bin gerade nicht sicher, ob ich es auch so erleben würde.
Ich denke schon, dass ich sehr "versorgend" sein kann. Aber wahrscheinlich nicht auf Dauer und nicht wenn die Bedürfnisse des anderen "bodenlos" sind. Meine sind,zum jetzigen Zeitpunkt, unstillbar. Mehr, mehr, mehr...wenn ich erhalte, was ich wünsche.
Und wenn es zu viel wird, halte ich es nicht mehr aus. Aber es war bisher selten zu viel. Die Männer, die ich idealisiere oder als väterliche Freunde/Begleiter/Beschützer wünsche, sind immer unerreichbar.

Ich muss einsehen: Der Vater kommt nicht mehr!! Dass das so schwer sein kann.....




Gruß Pippi!
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Elena
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Beitrag Sa., 27.06.2009, 22:48

Hi Pippi,
Pippi Langstrumpf hat geschrieben:Ich muss einsehen: Der Vater kommt nicht mehr!! Dass das so schwer sein kann.....
Ja, das ist die Sache mit dem Gefühl und dem Verstand. Verstandesmäßig können wir dies erfassen, aber das Gefühl sagt, ich will, ich brauche.......
Das will in Einklang gebracht werden. Garnicht so einfach, aber ich denke mal machbar. Weiß einer, wie am besten ???

LG Elena

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SamuelZ.
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Beitrag So., 05.07.2009, 10:59

Hi Elena und Pippi:
Das will in Einklang gebracht werden. Garnicht so einfach, aber ich denke mal machbar. Weiß einer, wie am besten ???
Hm, "Aushalten" statt "Einklang"? Bin selbst auch ein großes Harmonietier. Finde Spannungen sehr energieraubend. Aber letztendlich läuft es wohl darauf heraus. Wie seht ihr das? Vielleicht wächst das Kind irgendwann ganz eigenständig aus seinem "Wunsch" heraus?

LG
Sandy

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag So., 05.07.2009, 13:15

Hallo Sandy und Elena!
Vielleicht wächst das Kind irgendwann ganz eigenständig aus seinem "Wunsch" heraus?
Das könnte sein und wäre vielleicht auch wünschenswert.
Vielleicht besteht eine Lösung bzw. Loslösung von diesem Wunsch auch in der Akzeptanz dessen, dass man eben so unstillbar "hungrig" ist nach Liebe, Geborgenheit,Anerkennung usf.
Man kann sich die Psyche ja als Struktur vorstellen, mit ihren vielen unterschiedlichen Stellen. Manche Stellen sind grob, manche feiner usf.
Leider kann es aber auch (aus welchem Grund auch immer)Löcher in dieser Struktur geben, die entstanden sind durch überwältigende(traumatische)Erfahrungen, die eben nicht in die Struktur eingearbeitet werden konnten und deshalb eine leere Stelle hinterlassen haben. Oder aber das Trauma steckt wie ein unintegrierbarer/unverdaulicher Fremdkörper in der psychischen Struktur, der sein Eigenleben entwickelt.
Dann versucht man verzweifelt, dieses Loch zu füllen/den Fremdkörper entweder zu integrieren oder "auszukotzen". Beides (integrieren+"auskotzen") schafft Distanz zum Fremdkörper. Das gelingt aber nicht bzw. nur schwer.

Deshalb meinte ich auch, dass man vielleicht zu der Haltung kommen kann:"Okay, es existiert da eine Lücke, mit der muss ich leben! Meine Bedürfnisse können in der Form nicht mehr gestillt werden. Ich muss beginnen, sie anders zu stillen bzw. meinen Fokus auf etwas anderes richten!"

Könnte das eine Möglichkeit sein?


Gruß

Pippi
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carö
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Beitrag So., 05.07.2009, 13:26

hallo zusammen, hallo pippi,
Pippi Langstrumpf hat geschrieben:Deshalb meinte ich auch, dass man vielleicht zu der Haltung kommen kann:"Okay, es existiert da eine Lücke, mit der muss ich leben! Meine Bedürfnisse können in der Form nicht mehr gestillt werden. Ich muss beginnen, sie anders zu stillen bzw. meinen Fokus auf etwas anderes richten!"
Könnte das eine Möglichkeit sein?
ich glaube, dass es so ist, ja. finde, du hast das sehr treffend beschrieben mit den lücken, leerstellen.... es gibt ja noch vieles drumherum, das in diesen momenten nicht mehr spürbar/fühlbar ist, wenn man (ich ) mal wieder in eines dieser löcher stürzt. es ist nicht alles nur leerstelle, aber die leerstelle ist eben auch da und gehört zu mir. sie zu akzeptieren heisst- glaube ich .. erlebe ich - diesen wunsch nach dem unmöglichen aufzugeben, es "wieder gut zu machen" mit irgendetwas/irgendwem aus dem hier und jetzt. es hat bei mir lange gedauert bis ich diese(n) wunsch/forderung loslassen konnte, dass irgendein mensch aus dem realen "heute", diese unstillbare sehnsucht stillen könnte.

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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