Raus aus dem Drogenloch

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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scherenm
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Raus aus dem Drogenloch

Beitrag Sa., 26.03.2016, 17:26

Hi Leute,

ich bin 21 und habe gerade die schlimmste Zeit meines Lebens hinter mich gebracht.

Ich bin mit 16 von zu Hause ausgezogen und habe in dieser Zeit angefangen zu kiffen (bin zu meinem Dad gezogen, der aber selbst genug mit sich beschäftigt war und konnte praktisch auf seine Kosten machen was ich will).
Schnell wurde es täglich, ich habe jeden Tag bis auf die Tage an denen die Klassenarbeiten geschrieben wurden geschwänzt.
Immer gekifft. Morgens mittags abends mit Freunden am Wochenende immer und überall mein Leben dreht sich ums Kiffen!

Das ging so 2-3 Jahre, ich hatte viel Spaß, habe auch sehr oft Alkohol am Wochenende konsumiert - meist in Verbindung mit Gras - und habe schon schnell bemerkt, dass ich immer ängstlicher/ zurückgezogener und paranoider wurde.

In der Schule war es schon so weit dass ich in der Klasse nicht mal einen Text vorlesen konnte ohne rot zu werden, zu hyperventilieren, Horrorgedanken zu bekommen, dass alle mich beobachten und so ein zittrige Stimme hatte, dass die Klassengemeinschaft mich schon komisch angeschaut hatte und fragte was mit mir los sei (ich tat natürlich als wär nichts, obwohl ich dauerstoned und psychotisch im Unterricht saß).

So.

Bis zur 13ten Klasse schaffte ich es gerade so und das Kiffen wurden immer schlimmer mir ging es immer schlechter wegen den Wahnvorstellungen usw Angst/ Verfolgungswahn/ Schwitzen/ Zittern/ Erröten usw usw ..

Mein Vater bekam von alldem nichts mit (ich log quasi immer um den ganzen Tag ein kiffendes Leben führen zu können) und zu meiner Mutter hatte ich nach meinem Auszug keinen Kontakt mehr.

Danach ging es los im Sommer vor der 13ten Klasse - ein "Kumpel" bot mir die erste XTC-Pille an.

Ich warunbeschreiblich glücklich und sofort süchtig bzw konnte mir ein Leben ohne kaum mehr vorstellen.
Achja, Zigaretten rauchte ich auch seit ich 16/ 17 war und war schon starker Raucher in dieser Zeit dann...hab mich nie gesund ernährt, einfach ein Leben komplett ohne Verantwortung geführt.

Leider nahm ich die zwei Tage nach der ersten Pille gleich die nächsten und so kam es dazu, dass ich im ersten Halbjahr der 13ten Klasse - also kurz vorm Abitur quasi - anfing mir fast jedes Wochenende "Teile" zu gönnen.
Wir wussten natürlich nie genau was drinnen war, aber bis auf ein paar Ausnahmen fühlte es sich immer gleich an (total glücklich, stundenlanges Reden, Feierlaune, Euphorie, Enthemmtheit, sexuelle Enthemmtheit)
Ich habe mich generell nie informiert über mögliche Langzeitschäden, weder von Gras noch von XTC und auch Speed, was ich zum Glück nur sehr selten ausprobiert hatte, war nie so mein Ding gewesen.

Jetzt fällt es mir gerade schon sehr schwer zu schreiben, also an dieser Stelle mich dem XTC, denn die Zeit hat mich sehr mitgenommen und viele Erlebnisse auf MDMA kann man auch kaum verarbeiten, da sie sich so festbrennen in das Gehirn und du sie viel intensiver und schlimmer warnimmst wie sie waren (z.B. eine Polizei-Razzia, eine Schlägerei usw)

Diese Geschehnisse würde ich noch gerne aufarbeiten, meint ihr das geht? Ich hab eine Psychotherapeutin zur der ich wöchentlich gehe..

Naja. Gefeiert viel Spass gehabt, weiter Schule geschwänzt, parallel gekifft und geraucht und und und bis es so schlimm wurde auch mit den Depressionen, dass ich unter der Woche kuam mehr runterkam von dem Zeug und teilweise die Buchstaben in der Schule nicht mehr erkennen konnte und stundenlang redete, obwohl wir Samstags feiern war und ich Montags eigentlich klar kommen sollte (naja, nach 8 Wochen am Stück XTC ist das wohl kaum der Fall, wenn ichs jetzt so bewerte ^^)

Ich merke wie tot mein Blick ist, ich bin kaum ansprechbar rede wirres Zeug usw usw.

Vor dem Abitur wurde ich manisch und stark psychotisch und habe mein Abitur natürlich nicht geschafft.
Das war die schlimmste Psychose die ich je hatte!!!!!! Nie wieder. Man ist zwar glücklicher wie alles andere was man je erfahren durfte (eine Manie wird besser eingeschätzt wie jeder Kokain-Trip) aber die Zeit danach ist die Hölle.

Stundenlanges Heulen - Selbstmordgedanken- die peinlichen Geschehnisse ausbaden (man redet unheimlich viel, sodass die Leute dachten ich wäre drauf gewesen, dabei hatte ich im Dezember das letzte mal konsumiert und im Januar mit Kiffen auch noch aufgehört, sodass ich nur noch Zigaretten rauchte. Anscheind kam dann durch den Abistress alles zum Einsturz und mein wochenlanger Höhenflug der Manie begann..)
Ich wollte mich auch schlagen, habe niemandem zugehört, niemand konnte mich stoppen usw usw
Also man denkt echt man fliegttttttttttttttttt :D^^

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scherenm
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Beitrag Sa., 26.03.2016, 17:29

Naja.
Seitdem (das ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her) nichts mehr gekifft bis auf ein paar Züge Rückfälle, aber nicht erwähnenswert. Von MDMA sowieso sofort die Finger gelassen.

Ich will nie wieder Drogen nehmen. Ich lag jetzt ein JAhr im Bett und stehe jetzt erst wieder auf und das sehr langsam....

Zukunft verbaut, Psyche im Eimer, starke Depressionen, alles im Eimer.
Immerhin wieder Kontakt zur Familie.



Ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen Mut zusprechen, das alles zu schaffen was ich jetzt vorhabe (Job, 2017 Ausbildung, eigenständiger werden, für immer clean bleiben..klarkommen mit den Erlebten, das nagt doch noch sehr an mir. Kommt mir immer noch sehr realitätsfremd alles vor und wie ein Film, aber es wird immer ein bisschen besser..)

Wie viele Jahre sollte ich Geduld haben, bis es besser wird? Wird es überhaupt besser, also die Hänger, der leere Blicke, die Unkonzentriertheit usw....bzw was kann ich dagegen tun?

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feenstaub
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Beitrag Sa., 26.03.2016, 19:58

Hallo scherenm,

das dauert vielleicht noch ein Jahr, bis die Welt von selber wieder bunter wird.
Das mit der Konzentration musst du üben, dann kommt das wieder. Ich habe mich damals gezwungen, Texte zu lesen, so lange, bis ich sie verstanden hatte.
Sei gut zu dir, wende dich bewusst dem Schönen zu. Du hast dieses Glückgefühl bereits erlebt und wenn man einmal weiß, wie es sich anfühlt, funktioniert es auch ohne XTC (später mal). Akzeptiere auch, wenn es mal nicht so schnell geht.
Du kannst noch vieles schaffen. Hole dir Hilfe, wenn es nötig ist.
Du bist durch eine schwere Zeit gegangen, aber auch das Glück, das du erlebt hast, kann dir keiner nehmen.
Alles das ist dein Leben.

Dass deine Zukunft verbaut ist, das ist noch gar nicht raus. Ich habe schon Leute gesehen, die trotzdem Chancen bekommen haben, Man darf mal scheitern, deshalb ist nicht unbedingt alles für immer verloren.
Ist natürlich etwas Arbeit, aber durchaus zu schaffen.

Ich wünsche dir viel Glück!

feenstaub

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