eine Freundin ist Spiegeltrinkerin

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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radlerin
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eine Freundin ist Spiegeltrinkerin

Beitrag Fr., 02.03.2012, 00:07

seit etwa vier jahren spricht die freundin davon spiegeltrinkerin zu sein und aufhören zu wollen-und zwar ohne hilfe von aussen.
sie arbeitet, aber sicherlich mit beeinträchtigung was aber wegen des oft wechselnden arbeitsumfeldes nicht auffällt.
sie ist ein sensibler mensch,
sie ist künstlerin und performerin und unterrichtet bewegungssachen.
in der gesprächsbasis mit ihr glaube ich dass ich der einzige bezugsmensch bin dem sie mit diesem thema das meisste erzählt hat.
nähmlich:was und wie sie ihr leben mit alkohol "kontrollieren" "überleben" tut.
sie hält nichts vom entzug.

sie akzeptiert sozusagen den alk in ihrem leben und ist ihre eigene therepeutin.
laut ihrer aussage:sie versucht jede minute das mit dem biertrinken (morgens, vor arbeit nachts, unterwegs in arbeit, in pause) möglichst im griff zu haben.
ihre organe dürften und körperlicher zustand merkt bereits den langen alkolholkonsum, sagt sie .
ich denke sie trinkt 2? oder 3-4 halbe bier täglich. seit 6 jahren.
äusserlich sieht sie schlecht aus. blass, dünn, ist sehr nervös in fremden umgebungen, sagt sie braucht rhytmus und viel ruhe die sie in wg mit vater nicht hat, verändert aber die wohnsituation nicht.


bezugsperson ist der vater mit dem sie seit 4 jahren in einer art wg woht. vater ist depressiv und alkoholiker.
auch die oma ist eine bezugsperson die offensichtlich auch alkohol zuhause stehen hat. (ich weiss nicht ob sie auchalkoholkrank ist) die mutter hat ich glaube sehr starkes übergewicht.

ich bekomme immer weniger lusst sie zu treffen und bemühe mich kaum um etwas zu vereinbaren und möchte ihr aber deshalb auch dazu etwas sagen warum es immer unlustiger wird mich mit ihr zu treffen.
sie bemüht sich total wenn sie zu mir kommt. 3 tage vorher glaube ich richtet sie alles so ein um bei mir vorbeizukommen.
aber dadurch dass sie sonst in ihrem leben so wenig auf sich guckt, wird alles so anstrengend für mich weil das mir irgendwie ENERGIE KOSTET. irgendwie ist da etwas vereinnahmendes da wenn sie da ist und das macht das zusammensein anstrengend. ihre schwachheit die sie darstellt, ihre blassheit. das nervt, das zehrt.
ich überlege seit längerer zeit wie ich mich verhalten sollte. ich denke ich bin eine von 1-2 bezugpersonen und habe auch nur alle 2 monate wirklich kontakt mit ihr. ich schätze sie sehr und habe einen guten draht zu ihr.
es ist mühsam weil ich ihren körperlichen und auch sozialen zerfall schwer ansehen kann.
ich kann sie gut leiden, sehe mit schrecken ihre ganz langsam wachsende verwahrlosung.
ich habe ihr angeboten jederzeit sie zu einer therapie oder zum entzug zu begleiten. und habe ihr das auch schriftlich angeboten und einige infos zusammengesammelt und bei diversen stellen angefragt wo und wann sie in beratung gehen könnte, das hat sie gehört, gelesen aber nicht in anspruch genommen.

ich möchte sie als vollwertigen menschen sehen die nur sich selbst verantwortlich ist und auch als ewig alkoholkrank ihr selbstbestimmtes leben lebt.
ich habe aber die haltung dass ich das nicht akzeptieren kann dass sie sich ruiniert. ich kann ihr immer nur begegnen mit der haltung dass ihr etwas fehlt. dass mich etwas stört. soll ich ihr das sagen? sie würde sofort auf ihre selbstbestimmung bestehen....
welchen umgang ich weiter mit ihr habe, das möchte ich klären.

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Nico
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 06:09

Grüß dich radlerin !

Indem du ihr deinen Beistand beim Entzug angeboten und ihr Stelllen an die sie sich wenden kann zusammengestellt hast, hast du alles was in deiner Macht steht getan.
Vielleicht solltest du ihr noch deine Beobachtungen ihres Verfalls in Ruhe schildern und ihr auch sagen wo und wie das deiner Meinung nach enden wird.
Ansonsten kannst du dich nur soweit zurückziehen, dass du keinesfalls in diesen Strudel mit eindeutiger Tendenz nach unten hineingerissen wirst.
Versuche dich emotionell weitestgehendst abzugrenzen, wenn du das nicht schaffst ( von dem auszugehen ist) bleibt dir nur die völlige Einschränkung bzw. der Abbruch des Kontakts.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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radlerin
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 07:22

[quote="Nico"]Grüß dich radlerin !

"Vielleicht solltest du ihr noch deine Beobachtungen ihres Verfalls in Ruhe schildern"

-ja dafür werde ich mir zeit nehmen. ihr erzählen wie ich ihr leben mit alkohol beobachte und wie sie auseinanderfällt und ihr leben zerstört. und wie ich sehe dass sie bald als knochiges gerippe abhängig von hilfe anderer wird mit ihren 46 jahren ist das schon sehr früh und ein kurzes leben dann gewesen.

ich denke nach ob ich sie dieses mal nicht bei mir treffen möchte, vielleicht möchte ich sie in einem lokal treffen weil es leichter ist wieder zu gehen und ich den abstand leichter halten kann.

"Ansonsten kannst du dich nur soweit zurückziehen dass du keinesfalls in diesen Strudel mit eindeutiger Tendenz nach unten hineingerissen wirst."
-das mache ich grösstenteils. ich fühle mich selbst in letzten jahren immer klarer mit mir selbst, habe nicht vor da mitzuschleiffen.

"Versuche dich emotionell weitestgehendst abzugrenzen, wenn du das nicht schaffst ( von dem auszugehen ist)"
-abgrenzen, von einer person die so liebenswürdig und aber so zerstörerisch lebt ist vermutlich für mich hier nicht möglich. ich denke gerade darüber nach wann ABGRENZEN möglich wäre. so ein gedankenspiel. wenn ich mir das runterstrudeln nicht nahegehen lasse und eher eine aussenstehende person wäre? oder einfach ganz ihre EIGEN-verantwortung bei ihr lassen kann?

danke für die nachricht, hilft mir klarer zu handeln weil irgendwie fühlte ich mich offensichtlich schuldig weil ich den kontakt abbreche oder langsam sich nichts mehr ergibt. solange ich irgendwie kontakt habe möchte ich gerne klare info an die spiegeltrinkende freudin oder -auslaufende freundin (im sinne von es hat der kontakt real bereits aufgehört wirklich stattzufinden) . ja ich fühle mich selbst besser wenn ich ihr meine position rückmelde. dann ist das für mich leichter abgeschlossen.
so schnell geht es dass eine sich für andere leben schuldig/beteiligt fühlt. es ist ihre verantwortung. das leben ist schön. und es ist tatsächlich nicht endlos dieses komische wunderbare auf-der-welt-leben. und ich lebe so gerne. tot ist meiner meinung nach dann wirklich tot..
leben im leben und: nicht leben um irgend etwas vorzubereiten für ein "leben nach dem tod". das jezt ist eine kostbarkeit. weshalb runtertrudeln was soll das absaufen? traurig sein ja gut und schön und dann schluss und abarbeiten. aber selbstzerstörung ist wirklich eine sehr traurige sache.
das stell ich mir vor wie die hölle. so eingeengt sein vom alkohol und angestrengten suchtbeeinträchtigten "funktionieren" in irgendeiner weise.

mir wäre es lieber sie tut ihre traurigkeit in sport oder so irgendeine beschäftigung reinpacken, dann wäre das die konstruktive richtung

ja ich verabschiede mich von dieser freundin. es wird manchmal ein hallo also ein telefonat mit ihr geben. aber meine haltung wie ich sie sehe dass seie so runtertrudelt wird ganz bewusst zwischen uns stehen . ich nehme mir vermutlich heute noch zeit um sie zu erreichen.
ich meld mich wieder.
schönes leben noch!

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Nico
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Beitrag Fr., 02.03.2012, 07:37

radlerin hat geschrieben:
schönes leben noch!
Oh ja danke, das habe ich !
Deine Freundin muss aber selbst drauf kommen, dass ein Leben mit Alkohol kein Leben ist.
Begreift sie es nicht rechtzeitig wird der Alk ihrem Leben ein Ende setzen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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radlerin
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Beitrag Sa., 03.03.2012, 06:45

lagebericht.
ich habe gestern diese freundin getroffen und ihr gesagt dass ich ihr so nicht zusehen kann und erzählt wie ich ihren werdegang und ihre verwahrlosung sehe.

ich scheide in der kommunikation also aus.
ich wünsche ihr konkret dass sie sich für ein leben entscheidet und dass sie es wagt konkret ihre probleme anzusehen mit menschen die klare fragen aufwerfen.

der kontakt mit ihr ist von mir aus für nächste zeit aus es wird keine treffen geben. ein kurzer anruf oder mail ist noch möglich. so sind wir auseinander gegangen.

auf dem weg der verbesserung ist sie meint sie, es gäbe weniger alk konsum wie in den vorjahren. schön das hat sicher kraft gekostet, aber das ist trotzdem ein alkkonsum auch wenn er mengenmässig weniger ist. die selbstzerstörung geht jeden woche jeden tag weiter.

mir hat est gut getan in ruhe das anzusprechen dass ich mich von ihr wegen des alks runtergezogen fühle und nicht mitansehen/mitmachen will.
ich konnte ihr somit schon auch sagen dass ich sie als person schätze aber nicht das destruktive des alkohols akzeptieren kann.
letzendlich war sie dankbar über die klaren worte.
ich kann für ihr leben nicht entscheiden . das ist ihre sache was sie damit macht.

das war hier also ein schlussbericht mit dem umgang einer freundin die spiegeltrinkerin ist.
ich denke in nächster zeit brauche ich kein forum mehr.

vielen dank


Shaughnessy
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 21:52

Spiegeltrinkerin? Was ist das? Hier wird nie was erklärt.

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Jugendstil
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Beitrag Mi., 28.03.2012, 22:00

Spiegeltrinken bedeutet, jemand sorgt für einen ständig etwa gleichbleibenden Alkoholpegel, den "Spiegel"; er trinkt also den ganzen Tag über gewisse Mengen, die er möglichst nicht überschreitet und bildet sich deshalb häufig ein, den Konsum kontrollieren zu können. Dieser geht selten so weit, dass die Person betrunken wirkt. Bei forgeschritteneer Abhängigkeit dient der Pegel oder Spiegel dann oft nur noch dazu, das normale Funktionieren einigermaßen aufrecht zu erhalten.

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Nico
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Beitrag Do., 29.03.2012, 06:47

Shaughnessy hat geschrieben:Spiegeltrinkerin? Was ist das? Hier wird nie was erklärt.
DU siehst, hier wird immer alles erklärt, man muss nur fragen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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radlerin
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Beitrag Fr., 30.03.2012, 11:41

spiegeltrinken-ich glaube diese freundin hat manchmal tage ohne alkohol, oder einen tag ohne alkohol. aber ich glaube das war sehr selten.

---- rückblickend. ich mache mir nun immer wieder gedanken wie es ihr so geht.
ich hoffe sehr dass sie das leben tatsächlich in den griff bekommt. ich war ehrlich. das ist besser als sie ohne worte nicht mehr zu treffen.
abe sooo leicht ist das nicht. ich mache mir sorgen aber ich kann nicht s für sie tun. das ist ihre entscheidung welchen weg sie im leben einschlagen will und ob sie sich hilfe holen will.

----in letzter zeit hat sich bei mir eine verkorkste situation verändert und ich konnte eine alte freundschaft wieder beginnen. also es gibt auch geschenke von freundschaften die sich wieder anmelden.

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Jugendstil
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Beitrag Fr., 30.03.2012, 13:02

Ja. Und auch deine spiegeltrinkende Freundin (was ist EIN Tag zwischendurch ohne Alkohol? Der wird gerade dazu ausreichen, sie ihre Abhängigkeit fühlen zu lassen) kann es eines Tages schaffen, und ihr würdet euch ganz neu begegnen können.

Schicke ihr deine Hoffnung für sie - indirekt natürlich.

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