Mein Freund kifft

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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erdbewohner
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Mein Freund kifft

Beitrag Di., 30.09.2008, 22:15

Hallo,
ich bin seit ca. 3 Jahren mit meinem Freund zusammen. Er hat schon gekifft, als ich ihn kennen lernte. Allerdings nur einmal wöchentlich. Manchmal kamen Phasen, in denen er öfter gekifft hat und dann wieder gar nicht. Als er mit seinem Studium anfing, war er gar nicht richtig dabei und beschloß kurz darauf nach Wien zu ziehen und dort weiterzustudieren. In dieser Zeit hat er besonders viel gekifft. Ich habe ihn kaum noch im Normalzustand erlebt. In Wien hielt er es nicht mal zwei Monate aus. Er war dort total depressiv und hat mich sehr vermisst. Als er wieder kam, verringerte er wieder seinen Cannabiskonsum aber sein Studium hatte er noch immer nicht richtig in die Hand genommen. Nach meinem Abitur zogen wir zusammen. Wir studieren in derselben Stadt. Es kamen immer wieder Phasen in denen er täglich geraucht hat und Phasen, in denen er eine Pause gemacht hat. Leider kifft er nun seit langer Zeit fast täglich. Ich sehe ihn nur noch in diesem dumpfen Zustand. Wenn er morgens aufsteht, fängt er gleich an zu rauchen. Seit 6 Semestern hat er nur 2 Prüfungen bestanden. Ich hab das Gefühl, dass er ein Teufelskreis ist: die Misserfolge lassen ihn kiffen, damit er die Realität vergisst und das Kiffen führt zu Misserfolgen. Wenn ich ihn darauf ansprechen, meint er, dass er nicht so viel raucht und es nicht schlimm wäre, ein bisschen Gras über den Tag zu verteilen. Seine Familie hat glaube ich keine Ahnung wie es wirklich um ihn steht und er auch nicht. Seine Schwester und sein Vater versorgen ihn auch noch mit Gras. Ich fühle mich total hilflos. Auf mich hört er gar nicht. Er meinte ich würde es nur schlimmer machen, wenn ich versuchen würde, ihn davon abzubringen!
Ich danke euch für eure Ratschläge!

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Elektra
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Beitrag Di., 30.09.2008, 23:14

Das ist eine Sch***-Situation für Dich. Ein paar Dinge/Regeln sind für Dich jetzt wichtig:
Nummer 1 ist die goldene Regel und die allerwichtigste: Ich weiß, dass Du Deinen Freund liebst etc. ABER Du musst Dir selbst wichtiger sein. Will meinen: Bevor Du zu sehr darunter leidest, mache einen Cut!
Dein Freund wird nicht deinetwegen aufhören, das kannst Du leider vergessen. Sucht hat in der Regel mehr Macht, als Liebe. Das ist traurig, aber wahr. Wenn er dicht ist, ist ihm auch schnurzpiepegal, was Du zu sagen hast und wie es Dir geht. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe über 6 Jahre so gut wie täglich und meist Bong geraucht, oft auch morgens. Ein schöneres Egal-Gefühl gibt es nicht. Ich war auch mit jemandem zusammen, der genau so auf das Zeug abgefahren ist, wie ich und die Beziehung war eine einzige Katastrophe. Nachdem Schluss war, habe ich zwar weitergeraucht, aber weniger und als ich meinen neuen Freund kennenlernte, habe ich es geschafft, sofort aufzuhören, ohne irgendeinen Entzug oder sonstwas, was andere zu spüren meinen. Der körperliche Teil ist nämlich easy, auf Cannabis wird man nicht körperlich abhängig, aber die Psyche davon zu befreien, kann verdammt schwer sein. Wenn das zwischen Euch schon Jahre lang so geht, wird er kaum einen Grund sehen, daran etwas zu ändern. Zum Aufhören gehört auch, sich von den Leuten zu trennen, die mit einem konsumieren oder das Zeug verkaufen (Regel Nummer 2).
Wenn er nicht aufhören will (Wille = Regel Nummer 3, ohne geht gar nix!), sehen Eure Karten ziemlich schlecht aus, dann musst Du Dir wirklich überlegen, was Du tust. Willst Du einmal Familie, ein schönes Zuhause, ein geregeltes Leben mit jemandem, auf den Du Dich verlassen kannst?

Und dies
erdbewohner hat geschrieben:Er meinte ich würde es nur schlimmer machen, wenn ich versuchen würde, ihn davon abzubringen!
ist Erpressung, damit er seine Ruhe vor Dir hat, das ist Dir schon klar, oder?

Sorry, dass ich da so "brutal" bin - aber da gibt's einfach nix zu beschönigen.

LG
Elektra
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erdbewohner
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 10:54

Hallo Elektra,
danke für deine Antwort. Ich weiß, dass ich nicht mit ihm zusammen bleiben kann, wenn er nicht aufhören kann/will. aber ich hab die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er vielleicht noch zu retten ist, zumal er ja noch nicht so lange regelmäßig kifft. ich habe mir überlegt mit seinem Vater zu reden, um ihm die Situation zu schildern. er kann vielleicht mehr bewirken als ich. es ist allerdings ein schwerer schritt für mich, da ich die Befürchtung habe, dass sein Vater es ihm erzählen könnte und mein freund dann denkt, dass ich gegen ihn gehandelt habe. ich wüsste allerdings sonst niemanden, der mir/ihm helfen könnte. ich will ihn nicht einfach so aufgeben. freunde mit denen er regelmäßig kifft hat er eigentlich nicht. seine Schwester ist die einzige aus seinem Bekanntenkreis, die auch mal öfters kifft aber auch nicht so oft wie er!! Er will einfach nicht wahrhaben, dass das Zeug nicht gut für ihn ist. Er denkt sogar, es würde ihm beim lernen helfen!
soll ich ausziehen, damit er vielleicht merkt, dass er damit die Beziehung kaputt macht?

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 12:22

Hi,
erdbewohner hat geschrieben: ich will ihn nicht einfach so aufgeben
Es ist kein Aufgeben, sondern Konsequenz Dir selbst gegenüber. Ich würde mit niemandem, erst recht nicht mit dem versorgenden Vater etc. sprechen, sondern auf m ich achten und hören. Es wird nach hinten los gehen. Die meisten Menschen verbagatellisieren die Kifferei einfach nur. Dein Freund muss selbst drauf kommen, Elektra hat recht.

Wenn der Vater seinen eigenen Sohn versorgt, so wird er gegenüber der Kifferei eine andere Einstellung haben und Du auf taube Ohren treffen.

Mmh, so seh ich es.

Dir viel Kraft. LG Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
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Elektra
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 12:39

Liebe Erdbewohnerin,

erst mal Hut ab vor Deiner Haltung. Ich finde es gut, dass Du Dir überlegst, was Du tun könntest - daher gleich mal zum Thema Ausziehen: ich würde jetzt eine Grenze überschreiten, wenn ich Dir raten würde, auszuziehen. ABER: Es ist in meinen Augen immer besser, selbst aktiv zu sein anstatt abzuwarten, dass sich von alleine etwas ändert. Erstens bist Du dann nicht hilflos der Situation ausgeliefert und hast zumindest was DEIN Leben angeht, die Fäden selbst in der Hand, zweitens sieht dann auch Dein Partner, dass etwas passiert und es nicht, so wie er es sich vermutlich wünscht oder vorstellt, so weitergeht, wie bisher.
Natürlich wirst Du Dir auch Gedanken darüber machen, welche Konsequenzen das hat: Es kann für Eure Beziehung das Ende bedeuten, denn wenn er trotzdem so weitermacht, wirst Du das denke ich als klares Zeichen zu verstehen wissen und Dich von ihm lösen.

Mit seinem Vater zu reden, erscheint mir eine Nummer zu groß - wobei Du natürich besser weißt, wie das Verhältnis zwischen den beiden ist. Was würde das Gespräch in Deiner Phantasie denn bewirken? Wie wäre es, wenn Du erst mal mit seiner Schwester sprichst?

Ich finde es auf jeden Fall prima, dass Du quasi bereit bist, aus Liebe zu Dir selbst (!!) Opfer zu bringen, z. B. erst mal auszuziehen. Du scheinst einen ganz wichtigen Punkt verstanden zu haben: Du bist nicht sein rettender Engel - in dieser Rolle sehen sich leider viel zu viele Frauen, die einen süchtigen Partner haben. Das macht die meisten davon nach einiger Zeit selbst kaputt, ein hoher Preis dafür, dass sich meist sowieso nichts ändert.

Wie wäre es, ihm erst mal ein "Ultimatum" zu setzen? Du kannst auch einen Termin bei einer Suchthilfe ausmachen. Mein Partner macht eine Einzel- und Gruppentherapie (er hatte lange Jahre Probleme mit Heroin, war aber bereits in Therapie, als wir uns kennenlernten... und wir haben eine richtig "langweilig"-glückliche und harmonische Beziehung - Sucht alleine ist also nicht das Problem, wenn sie therapiert wird) und in seiner Gruppe sind auch Jungs, die vom Kiffen nicht loskommen. Recherchiere doch mal nach Anlaufstellen. Suche Telefonnummern heraus, gib sie ihm und räume ihm eine Woche ein, in der er Kontakt aufnehmen soll, wenn er das nicht tut: Koffer packen. "Ich bin für Dich da, wenn Du mich brauchst, in einem Rahmen, der für mich OK ist - mir tut das nämlich weh. Betrachte das nicht als Trennung, aber ich brauche Zeit, um mir klar zu werden, ob ich deinen Konsum aushalten kann. Und ich möchte Dir Zeit geben, Dir zu überlegen, ob Du bereit bist, mir zu Liebe aufzuhören. Bitte bettel mich nicht an, zu bleiben. Ich bleibe, wenn Du dafür das Kiffen aufgibst, es liegt in Deiner Hand."

So... oder so ähnlich.
Keep us up to date! Ich denke an Dich und drück Dir die Daumen!!

LG
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Elektra
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 12:50

PS:
erdbewohner hat geschrieben:Er denkt sogar, es würde ihm beim lernen helfen!
Das merkt man ja an seinen bisherigen Leistungen im Studium! Damit kannst Du ihn ruhig konfrontieren.
Das mit dem "besser denken können" ist übrigens eine weit verbreitete Ansicht unter Kiffern. Ich fand mein Gehirn bekifft auch immer am tollsten. Jetzt frage ich mich manchmal, ob das jahrelange Kiffen meinen Leistungen nicht eher abträglich war (habe meinen letzten Joint am 10.7.2007 geraucht), meine Leistungen im Studium (seit WS 2007/2008) sind zwar gut, aber ich weiß, dass ich eigentlich schlauer bin oder zumindest mal war. Kann aber auch am Alter liegen, dass ich mich jetzt schwerer tu mit dem Lernen.
Aber für einen Kiffer verschönert der Rausch einfach alles: Lernen, Gammeln, Filme schauen, Essen, Sex, Spaziergänge... alles ist präsenter, bunter, intensiver, leichter... er muss lernen, dass die Dinge auch im Normalzustand ganz wunderbar sind. Und dass zum Lernen ein stilles Zimmer, ein Blatt Papier und ein paar Stifte reichen...
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erdbewohner
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 14:12

ich danke euch sehr für eure Antworten!
ich weiß, dass das Gespräch mit seinem Vater wohl nach hinten losgehen kann, aber mein freund meinte mal, dass sein vater die einzige person ist, auf die er hört. wenn ich vielleicht seinen vater vom ernst der lage überzeugen kann, dann schafft er es vielleicht, seinen sohn umzulenken. allerdings könnte es sich als schwieirig erweisen. ich denke seine kinder haben ihm nur positive sachen von cannabis vorgesäuselt, wie bei mir. und er sieht seinen sohn selten, weiß also nicht, wie sich das zeug tatsächlich auf ihn auswirkt. mein freund hat seinem vater samen mitgebracht und jetzt wachsen die pflanzen auf dem balkon vom vater weil der das "cool" findet. rauchen tut er es aber nicht. ich frage mich, wie ein erwachsener mensch mit verantwortung so handeln kann. ich denke nicht, dass seine schwester eine große hilfe wäre. schließlich verkauft sie ihm das zeug auch noch von ihrem dealerehemann!
das mit dem ausziehen scheint wohl am ende der letzte und vielleicht einzige ausweg, aber meine mutter meinte, ich wäre wohl noch nicht so weit und sie hat denke ich recht... bis ich allerdings tatsächlich soweit bin, will ich ihm nicht einfach beim untergehn zuschauen. soll ich mich mehr mit ihm beschäftigen? ihm keine möglichkeit zum kiffen geben und stattdessen vielleicht in kurse von der uni mit ihm gehen? soll ich sein gras weggschmeißen und seine pflanzen abschneiden? er wird sich bestimmt nicht in therapie begeben. er würde doch nie einsehen, dass er es nötig hätte...er denkt, dass er alles in griff hat! heute nacht hat er die ganze nciht nicht geschlafen und 4 filme geschaut und an einen kann er sich nciht mal erinnern, weil er so zugedröhnt war! es wird immer schlimmer!

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Elektra
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 17:40

Hi Du,
erdbewohner hat geschrieben:meine mutter meinte, ich wäre wohl noch nicht so weit und sie hat denke ich recht...
Ähm, ENTSCHULIDIGUNG????? Wann bist Du nach Meinung Deiner Mutter denn soweit? Wenn Du coabhängig bist? (Wenn's Dich interessiert, informiere Dich mal über Coabhängigkeit) Wenn Du selbst kiffst? Wenn Du keine Zeit mehr für Dich hast, weil Du Dir nur den Kopf darüber zermarterst, wie Du Deinen Freund ablenken könntest?
Du scheinst in der Konstellation Dein Freund-Du-Deine Eltern-seine Familie die einzige zu sein, die einigermaßen vernünftig denken kann... normalerweise machen sich Eltern SORGEN, wenn ihre Tochter mit einem Drogenkonsumenten zusammen lebt! Und Väter bauen auch nicht das Gras für ihre Kinder an! Ich bin entsetzt - wie kann man so verantwortungslos sein?!
Deine Mutter verstehe ich allerdings am allerwenigsten. Das kann doch nicht sein! Mir kommt es so vor, als ob sie einfach nicht will, dass Du wieder nach Hause ziehst, anders kann ich mir so eine Reaktion absolut nicht erklären. Ganz ehrlich, Du tust mir gerade furchtbar leid. Gibt es eine andere Möglichkeit, wo Du unterschlupfen kannst? Könntest Du Dir allein ein Zimmer oder eine Studentenbude leisten?
erdbewohner hat geschrieben:soll ich mich mehr mit ihm beschäftigen? ihm keine möglichkeit zum kiffen geben und stattdessen vielleicht in kurse von der uni mit ihm gehen?
Du bist doch nicht seine Alleinunterhalterin, Sozialbetreuerin oder Mammi! Außerdem gehe ich davon aus, dass es ihm sowieso lieber ist, sich wegzurauchen. Wenn Du ihn mit Aktivitäten "belästigst", wird er Dich vermutlich früher oder später nur vor den Kopf stoßen.
erdbewohner hat geschrieben:soll ich sein gras weggschmeißen und seine pflanzen abschneiden?
Dann kracht es wahrscheinlich gewaltig. Und er bekommt ja doch wieder Nachschub.

In diesem Netzwerk, mit dem Anbau-Vater und dem Dealer-Schwager, muss bei ihm wirklich ein starker Wille dasein, um aufzuhören. Für ihn lebt es sich als Kiffer verdammt easy. Du bist der einzige Mensch in seinem Umfeld, der richtig tickt. Verprasse nicht Deine Kraft, das scheint mir ein schwarzes Loch zu sein...
Ich denke immer noch, dass Du Dir Infos bei einer Drogenberatungsstelle holen solltest, ihn damit konfrontieren und dann das Ultimatum setzen. Und wann Du so weit bist, entscheidest DU und nicht Deine Mutter. Sonst ist es einfach irgendwann zu spät. Verschwende keine Zeit, Du siehst die Dinge ganz klar!

Liebe Grüße
Elektra
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erdbewohner
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 19:01

hallo elektra,
ich denke sein vater hat wirklich keine ahnung, was das zeug anrichten kann! so wie ich damals keine ahnung hatte als mir mein freund diese ganzen tollen sachen über hanf erzählt hat. zum glück hat mir kiffen nie was gegeben. meine mutter macht sich natürlich große sorgen. und dass sie mich nicht zu hause haben möchte ist undenkbar. sie sieht halt, dass ich noch zu sehr an ihm hänge, um das ultimatum bis zum schluß durchzuziehen. als er schonmal so eine längere kifferephase hatte, kam es zu einem heftigeren streit, in dem ich meine mutter anrief und ihr sagte, dass sie mich abholen kommen soll, weil wir uns getrennt hätten. doch bis dahin hatte er natürlich beteuert, sein kiffen zu reduzieren und da rief ich sie nochmal an und meinte, es wäre alles wieder in ordnung. ich denke nur lehre drohungen auszusprechen, die man nicht durchzieht, würde einem an glaubwürdigkeit verlieren lassen. deswegen muss ich mir halt ganz sicher sein, dass es sonst keinen ausweg mehr gibt, bevor ich den letzten schritt tue. aber vermutlich wird es keinen ausweg geben...

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erdbewohner
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 19:13

P.S hab mich über coabhängigkeit informiert...danke für den hinweis. jetzt hab ich auch eine ungefähre vorstellung, wie diese sache für mich ausgehen könnte, wenn ich zu sehr darauf hoffe, dass alles wieder gut wird

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Elektra
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Beitrag Mi., 01.10.2008, 19:40

Dann bin ich ja beruhigt wegen Deiner Mutter... ich finde, Du gehst das Ganze schon richtig an und bist sehr vernünftig, oft zieht leider die Vernunft den Kürzeren, wenn es um Beziehungen geht... Fühl Dich ganz feste gedrückt und halte uns "Foris" doch auf dem Laufenden, wenn Du magst (auch wenn Du nicht meinen weisen Ratschlägen folgen solltest )
Lass Dich, wenn Du das mit dem Ausziehen (ist ja nicht sofort gleich Trennung!!!) durchziehst, ein bisschen von Deiner Familie trösten - Liebeskummer gehört zum Leben.

Ganz liebe Grüße
Elektra
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Tante Käthe
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Beitrag Do., 02.10.2008, 05:41

Hi erdbewohnerin,

es ist ja schockierend, in welche Familie Du da rein gerutscht bist. Ein Vater, der den Mist anbaut, eine Schwester, die mit ihrem Partner dealt...

Deine Einstellung, Deine Wege, die Du gehen willst/musst sind richtig. Trotzdem bin ich der Meinung, dass das viele GErede kaum etwas bringt, außer Unmut und Ärger. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Du ankommst, egal bei wem. Meine Meinung: Wer soetwas anbaut, weiß auch ganz genau wieso weshalb warum und welche Wirkung das Zeug hat. So naiv und ahnungslos, dass kann ich mir nicht vorstellen.

Du machst Dir Gedanken, schlüpfst in eine Rolle, in der Du alles komprimieren möchtest - Mutter/Freundin/Helfer. Es geht zu Deinen Lasten und wird nicht helfen, Deine Konsequenz, die könnte ihm helfen, ihn zum Leben zu erwachen. Für mich liest es sich bereits wie Co-Abhängigkeit.

Zum Kiffen: Mein Sohn (22) hat vor etwas über 5 Jahren damit begonnen, lange ging es gut, auch wenn er mal ne Prüfung nicht geschafft hat, im zweiten Zuge hat er dann sein Abi gemacht, Führerschein war ähnlich schwierig. Dann war er beim Bund und hat im Anschluss ne Ausbildung angefangen. Alles unter erschwerten Bedingungen, Kiffen kiffen kiffen und ich als Mutter war immer wieder da, bin in die Offensive gegangen und habe für ihn gekämpft, an ihn appeliert, sonst wär er schon vor längerer Zeit zusammengebrochen. Mit Beginn der Ausbildung kam der Auszug von zu Hause (80 km entfernt) und er stand auf eigenen Beinen, endlich Kiffen etc. ohne Mutter in der Nähe zu haben, endlich gehen lassen, nicht zur Arbeit gehen, pennen etc. Dann musste irgendwann die chemische Droge als Aufputscher dazu. Innerhalb eines Jahres das ERgebnis des Lebenswandels: Führerschein weg, Ausbildung weg, Wohnung weg.
Nun wohnt er wieder bei uns, versucht sein Leben zu ordnen, hat das Kiffen Anfang Juli aufgegeben- am 04.07. - arbeitet Strafbefehle ab und hat einen Neustart. Die chemischen Drogen sind auch nicht mehr präsent. ER macht ein freiwilliges Jahr im sozialen Bereich dank der Unterstützung der Bewährungshilfe. In der Woche, wenn er arbeitet ist alles voll in Ordnung, er bemüht sich, ist ausgeglichen einfach eben normal, erzählt unheimlich viel von seiner Arbeit. DAs Wochenende über liegt er im Bett und pflegt seine Depressionen. Helfen lassen will er sich nicht. ER geht zur Suchtberatung, aber das wars dann auch schon, eine richtige Therapie ists nicht, aber er hat gelernt, dass er sich von uns lösen muss.... Der Pädagoge dort ist der Auffassung, dass Menschen, die nach außen hin strukturiert wirken, im inneren völlig durcheinander seien und ein Chaos in sich tragen. Mmh, toll, aber bitteschön. Für uns ists schwer, es ist unser Sohn, ich freu mich für ihn, dass er im Begriff ist aufwärts zu gehen, aber auf Dauer wirds schwer, er ist zu labil und ohne Therapie, ohne sich selbst auch ein neues Leben im Sinne von Leben aufzubauen, wirds aus m einer Sicht sehr schwer.

..... Nimm Dein Leben in die Hand, Du bist 21 Jahre jung, alle Tore der Welt stehen Dir offen, lass Dich nicht mit runter ziehen, die Liebe zerbricht daran.

Dir viel viel Kraft und alles Liebe Käthe
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Elektra
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Beitrag Do., 02.10.2008, 07:09

Hallo Käthe,

habe nach dem Aufstehen zu allererst in diesen Thread geguckt in der Hoffnung, dass Du hier genau dies schreiben würdest. Danke, auf Dich ist Verlass!

Liebe Erdbewohnerin,

ich war mir nicht ganz sicher, daher habe ich es auch nur angedeutet, aber auch ich hatte vermutet, dass Du bezüglich Coabhängigkeit mindestens schon einen Fuß in der Tür hast. Das geht einfach verdammt schnell, dazu gehört eigentlich nur ein Süchtiger,ein Mensch, der ihn gern hat und ihm helfen will... und darüber hinaus vergisst, sich selbst zu helfen. Du hast Dich ja bereits informiert, auch von mir nochmal der Appell, Dich "in Sicherheit zu bringen".
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Beitrag Do., 02.10.2008, 10:21

hallo ihr zwei,
ich bin euch sehr dankbar für eure ratschläge und erfahrungen. soll ich also davon ausgehn, dass er erst aus eigener kraft da raus kommen wird, wenn er schon zu tief gesunken ist? ich denke, er neigt sehr zu einem suchtverhalten: wenn er kein gras hat, trinkt er alkohol, obwohl er sich schon oft schwor es zu lassen und er isst wirklich unmengen (kann das am gras liegen?).
zum glück nimmt er noch aktiv am leben teil: fährt radkurier und arbeitet an einer miniforschung aber diese dinge bringen ihn nicht viel weiter im leben. er sagt mir immer, dass er sein leben jetzt genießen möchte und nicht an die zukunft denken möchte...
ich selbst halte es auch nicht mehr aus, ihn immer breit zu erleben: das ist nicht mein freund, den ich liebe!
ich denke nicht, dass ich lange bei ihm bleiben werde, wenn ich keine aussichten mehr darauf habe, dass er möglichst schnell "normal" wird.
dieses ultimatum scheint mir der beste vorschlag. wenn ich ausgezogen bin und abstand zu ihm gewonnen habe, dann fällt es mir vielleicht leichter, mich von ihm zu lösen, wenn er weiter kifft.

es ist so traurig, ich hätte nie für möglich gehalten, dass gras wirklich schädlich sein kann !

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Tante Käthe
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Beitrag Do., 02.10.2008, 12:32

Hi Elektra,
Elektra hat geschrieben:habe nach dem Aufstehen zu allererst in diesen Thread geguckt in der Hoffnung, dass Du hier genau dies schreiben würdest. Danke, auf Dich ist Verlass!
Es schmeichelt mir, allerdings wär es mir lieber, es wär nicht so. Danke.
Ich lese übrigens sehr gerne von Dir und freu mich immer wieder für Dich/Euch. Was macht das Baby?

Hi Erdbewohnerin,
erdbewohner hat geschrieben:soll ich also davon ausgehn, dass er erst aus eigener kraft da raus kommen wird,
Ja, liebe Erdbewohnerin, bedingungslos. Du kannst nichts für ihn vollbringen, auch wenn du einstweilen denkst, es könne doch an dem sein. Es ist nicht an dem. Und dabei ist es völlig egal, um welche Droge oder besser gesagt Sucht es sich handelt. Das Einzige, was Du vollbringst ist zu Lasten Deiner Nerven/eigenen Gesundheit. Denk an Dich und rücke Dich an Stelle Nr. 1. Es ist nicht umsonst.
erdbewohner hat geschrieben:zum glück nimmt er noch aktiv am leben teil:
Die Frage ist: Wie lange? Es kann gut gehen, aber das weiß man nicht und willst Du Dich dem Risiko aussetzen, wenn Du nicht dazu stehst und auch leidest???? WEnn Du magst, dann lies einfach mal, was ich so geschrieben habe, meine Ängste, Sorgen, Wut etc, zwar aus Sicht einer Mutter aber dafür mit Sicherheit länger (weil man den Job Mutter nicht kündigen kann) als der als Partnerin, der auch mega schwer sein kann.

In meinem Thread "Co-Abhängigkeit zwischen Eltern und KInd" auf der Seite 21 befindet sich übrigens ein Link zu einer Ausarbeitung (Leitfaden) einer betroffenen Mutter in Sachen Coabhängigkeit, lies mal, ist sehr grass, aber reell. Dann versuch mal, Dich einzuordnen und Deine Konsequenzen für Dich zu ziehen. Ich versteh Dich, auch ich liebe meinen Sohn ungemein, sonst wär ich nicht die letzten Jahre mit ihm gemeinsam gegangen und hätte ihn immer wieder unterstützt und bestärkt oder versucht, ihn zu motivieren oder an ihn zu appellieren, aber wie schon gesagt, lies es einfach.... Vergiss dabei nicht, Dein Leben ist Dir wichtiger. Meines war mir mal nicht so wichtig wie das meiner Kinder, inzwischen stehe ich für mich an erster Stelle, zumindest bei solchen Sachen...Dabei muss man berücksichtigen, meine Kinder sind erwachsen und für ihr tun und handeln selbst verantwortlich. Im Kindesalter habe ich logischer Weise die Verantwortung gehabt, gerne sogar, ich hatte es mir ja ausgesucht wohlweislich

Ganz liebe Grüße Käthe
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