Cannabis-Abstinenz!

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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maybe
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Cannabis-Abstinenz!

Beitrag Di., 04.11.2008, 07:41

Hallo…

Wollte diesen thread aufmachen, um drüber zu reden, wie es bei mir und anderen so läuft mit dem Leben in Abstinenz (wovon auch immer).

Hab jetzt endlich den Schritt getan und aufgehört mit dem Kiffen. Halte es seit 8 Wochen durch und bin echt froh drum. War anfangs 2 Wochen in einer stationären Entgiftung; hab dieses Umfeld gebraucht, denn allein daheim hat das Aufhören einfach nicht geklappt.

Wie ich in dem thread Cannabis-Abhängigkeit schrieb, hab ich 17 Jahre dauer-gekifft und es ging die letzten Jahre ziemlich bergab mit mir. Es hat sich eine mittelmäßige Depression entwickelt, die mittlerweile aber Gott sei Dank eher selten wirklich schlimm zuschlägt. Trotzdem…. es ist nicht leicht, mich jetzt so real mit dem Leben konfrontiert zu sehen… Es ist irgendwie ein Loch da, das ausgefüllt werden will… und da bin ich ziemlich planlos und auch irgendwie ziemlich unmotiviert…. Obwohl ich theoretisch eigentlich schon einigermaßen weiß, was jetzt zu tun wäre, raff ich mich dazu einfach nicht (oder kaum) auf… Der alte Trott ist wieder da, häng halt zu viel allein daheim rum und guck mir irgendwelchen Müll im Fernsehen an (bin arbeitslos). Jammer jammer, sorry.

Hab eigentlich eine Reha beantragt wegen der Depris, aber das dauert bis der Antrag durch ist (er ist nichtmal losgeschickt, liegt noch bei der Ärztin) und wer weiß, ob er genehmigt wird… Wegen dieser Reha kann ich momentan auch keine richtige ambulante Psychotherapie machen, weil die Krankenkasse nicht beides bezahlt, d.h. gehe momentan nur alle 2 Wochen für eine ¾ Stunde zum Psychologen, was nicht ganz so viel bringt… Geh auch in eine Selbsthilfegruppe. Einmal die Woche, dh. war im Endeffekt erst 3 mal da, weil sie entweder ausfiel oder ich anderen Termin hatte. Und die Gruppe ist auch nicht so dolle…. Besteht nur aus alkoholkranken Frauen, die alle älter sind als ich, und echt die Hälfte der Zeit geht da nur so smalltalk ab, womit ich gar nix anfangen kann.

Naja…. denke, setze wohl zu viel Erwartung an irgendwelche Hilfe von außen, statt mich selbst am Schopf zu packen und aus dem Schlamassel zu ziehen…. Aber andererseits heißt es, man soll sich Hilfe suchen…? Wie seht ihr das? Freue mich über Antworten!

lg
maybe

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Elektra
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Beitrag Di., 04.11.2008, 08:52

Hey maybe,

erst mal Kompliment, dass Du Dich von der Kifferei losgerissen hast. Ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte, wenn mir nicht mein Freund über den Weg gelaufen wäre. Den hätte es zwar nicht weiter gestört, aber ich hatte einfach keinen Bock mehr und so konnte ich von jetzt auf gleich damit aufhören - ohne in ein Loch zu fallen, aber das versteht sich bei frisch Verliebten von selbst. War also kein großes Kunststück, einerseits.
Ich kenne aber das Gefühl, dem Leben plötzlich "nüchtern" gegenüberzustehen und weiß, wie trostlos es ohne Kiffe sein kann. Hatte ja schließlich in den 5, 6 Jahren Kiffen "Trockenperioden".
Ob eine Reha unbedingt das richtige ist, weiß ich natürlich nicht, aber ich habe so meine Zweifel. Ich habe irgendwie die Befürchtung, dass durch eine stationäre Therapie oft Dinge, die man selbst in den Griff bekommen könnte, unnötig problematisiert werden. Du stellst die Frage "aus eigener Kraft oder mit Hilfe"? - aber das ist keine entweder-oder-Angelegenheit, es ist eine Kombination aus beiden. Du musst es unbedingt aus eigener Kraft schaffen, die Motivation aufzubringen, Dein Leben in die Gänge zu bekommen, und wenn Du "technische" Hilfe brauchst, dann nimm Dir auch diese. Du bist ja wie Du schreibst arbeitslos, also sieh zu, dass Du irgendeinen Job bekommst, Deine Aufgabe ist hier, Stellenanzeigen zu lesen, Passbilder machen zu lassen etc. - den Anstoß musst Du selbst geben. Dann lass jemanden aus der Familie/Freundeskreis den Entwurf mal anschauen, frag nach Verbesserungen, Hilfe beim "Stylen" für das Bewerbungsfoto - das ist die Hilfe, die Du Dir nehmen kannst. Tu irgendwas für Dich, geh spazieren, beweg Dich, aber raff' Dich auf! Fang mit Kleinigkeiten an (wie eben spazieren, statt vor der Glotze abzuhängen), schnapp Dir einen Foto, mach ein paar schöne Herbstbilder, beobachte die Leute. Das tut gut! Der Stein muss nur ins Rollen kommen. Worauf wartest Du? Es wird nicht irgendwann an Deiner Tür klingeln und draußen steht jemand, der einen Traumjob, ein tolles Gehalt, tolle Hobbies und eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio für Dich bereit hält - außer der jemand bist Du, Du kannst Dir helfen.

Sprach der Guru Elektra und hofft, Dir ein bisschen helfen zu können

Liebe Grüße und: Nur Mut!

Elektra
Wir haben so viel mit so wenig
so lange versucht, dass wir jetzt
qualifiziert sind, fast alles
mit nichts zu bewältigen

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maybe
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 12:38

Hallo Guru

Hab ja auch von dir in dem Cannabis-Abhängigkeit thread einiges gelesen; weiß also, dass es bei dir nicht schwer war mit dem aufhören. Ist halt bei jedem anders…. Ich hab bei mir so bisschen das Gefühl, dass ich etwas das Erwachsen-werden verpasst hab durch die Kifferei, weil es halt seit meinem 21. Lebensjahr mein ständiger Begleiter war, und irgendwie kommt es mir vor, als ob ich da tierisch was nachzuholen hätte jetzt.

Mein Freund hat mir in gewissem Sinn auch geholfen beim Aufhören. Zum einen, weil er bzw. unsre Beziehung die Hauptmotivation war, das Problem anzugehen. Denn ich hab gemerkt, dass ich definitiv was tun muss, wenn unsre Beziehung eine Zukunft haben soll. So „bekloppt“ wie ich war, war es einfach nicht mehr zumutbar für jemand. Zum anderen aber auch, weil er mit mir zusammen aufgehört hat. Er war auch Dauer-Kiffer, zwar nicht ganz in so einem süchtigen Ausmaß wie bei mir, aber doch ganz schön heftig.
Ich habe irgendwie die Befürchtung, dass durch eine stationäre Therapie oft Dinge, die man selbst in den Griff bekommen könnte, unnötig problematisiert werden
Da ist sicher was dran. Denke aber nicht, dass bei mir so viel Unnötiges problematisiert würde, weil ich wirklich das Gefühl hab, Hilfe bei tatsächlichen Problemen gebrauchen zu können; wenigstens so als „Motivationsschub“. Und mir ist klar, dass die Hauptarbeit bei mir, wieder zurück zu Hause, liegt. Ist auch eine Erfahrung aus der ersten Therapie, die ich gemacht hab (wo ich allerdings kaum wirklich bereit war, Hilfe anzunehmen und zurück zu Hause auch nix für mich tat).
Du musst es unbedingt aus eigener Kraft schaffen, die Motivation aufzubringen, Dein Leben in die Gänge zu bekommen
Ich bin schon von mir aus motiviert, mein Leben wieder in die Gänge zu bekommen; sonst wär ich nicht zur Entgiftung gegangen (war echt kein Zuckerschlecken da; ich war 2 Wochen eingesperrt), würde nicht in diese seltsame Selbsthilfegruppe gehen und wär auch gestern nicht endlich zum ersten mal in den Aerobickurs gegangen… etc. Vielleicht schließt du doch ein bisschen viel von dir auf andere? Ich meine, wie weit man Hilfe von außen braucht, hängt wohl auch davon ab, wie massiv das Suchtproblem war und was sonst noch psychisch so im argen liegt beim einzelnen?
Wie du auch schreibst:
die Frage "aus eigener Kraft oder mit Hilfe"? - aber das ist keine entweder-oder-Angelegenheit, es ist eine Kombination aus beiden.
Ja, und so seh ich es auch bei mir. Ist dann nur die Frage, wie stark man das eine oder andere gewichtet. Mir ist echt klar, dass hauptsächlich ICH was tun muss; auch wenn ich Hilfe von außen in Anspruch nehme. Nur muss ich mir das schon immer wieder klar machen.. und mich nicht zu sehr auf die Hilfe von außen verlassen. Von daher sind deine Hinweise und Ansichten schon ein ganz guter Fingerzeig für mich.
Du bist ja wie Du schreibst arbeitslos, also sieh zu, dass Du irgendeinen Job bekommst
Sorry, nein, IRGENDEIN Job halt ich nicht für sinnvoll… putzen, Fließband… Da frag ich mich über kurz oder lang, was das soll, was ich da mache... und das deprimiert zutiefst, mich jedenfalls. Hatte aber auch schon einen eigentlich ganz guten Job in einem Altenheim vor nicht allzu langer Zeit, die Betreuung und Beschäftigung der alten Leute da; aber ich kam nicht damit klar, den ganzen Tag in diesem Trauerspiel da mitzuspielen… so eine Alten-Abschiebestation ist in meinen Augen eine ziemlich unwürdige Sache und ich hab’s da einfach nicht mehr ausgehalten. Ist vielleicht schwer nachzuvollziehen; aber irgendwas schreit da in mir nur noch „ich will hier weg“. …Naja, so war’s jedenfalls so lang ich noch kiffte. Vielleicht krieg ich mich ja irgendwann in nächster Zeit wieder so weit in den Griff, wieder im sozialen Bereich arbeiten zu können, was ich jahrelang gemacht hab. Weil eine gescheite Arbeit anfangen will ich wirklich wieder. Nur jetzt da was anleiern vor der Reha ist blöd, weil ich dann ja auch direkt wieder für 6 Wochen raus wär.
Sprach der Guru Elektra und hofft, Dir ein bisschen helfen zu können

Doch, die Hilfe kam schon an, danke. Auch wenn ich nicht alles so sehe wie du. Ich mag’s die Meinungen anderer zu meinem Ding zu lesen, auch wenn die Übereinstimmungen mit meiner Meinung nicht ganz so groß sind. Danke noch mal.

lg
maybe

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