Alkohol bereitstellen/Gastfreundschaft?

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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lisbeth
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Beitrag Do., 02.05.2019, 20:17

Wow, ich glaub, da steckt in dir auch eine Menge Ärger drin bei diesem Thema. Ich wünsch dir, dass du diesen Ärger als Triebfeder für den Samstag gut nutzen kannst und klare, deutliche Worte findest, die auch bei deinem Vater ankommen. Egal was du am Ende machst und was passiert, ich wünsche dir dass du hinterher mit dir zufrieden sein kannst.

LG
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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mio
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Beitrag Do., 02.05.2019, 20:48

Ich vermute dass Dein Vater schlicht abhängig ist. Dh. er braucht den Alkohol wahrscheinlich um überhaupt "normal" bleiben zu können, erst Recht in für ihn eh anstrengenden Situationen.

Deswegen musst Du das natürlich noch lange nicht mittragen oder unterstützen, aber ich würde es nicht all zu persönlich nehmen, wenn er sich dann dafür entscheiden sollte nicht mehr oder seltener zu kommen.

Wenn Dir DAS dann wiederum selbst zu sehr zu schaffen machst kannst Du denke ich nur schauen, ob es irgendeine Form von Kompromiss für Dich gäbe die gut tragbar wäre. Also so wie man einen Raucher zB. vor die Tür schickt, wenn man nicht will, dass in der Wohnung/der eigenen Gegenwart geraucht wird.

Was gibt Dir Euer Kontakt denn? Willst Du ihn wirklich "so sehen"? Also kannst Du es "in Kauf" nehmen dass er Dich da auch ein Stück weit triggert, weil das positive überwiegt? Oder ist es mehr so eine Art "Pflichtveranstaltung"?

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mathilda1981
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Beitrag Do., 02.05.2019, 21:37

mio hat geschrieben: Do., 02.05.2019, 20:48 Ich vermute dass Dein Vater schlicht abhängig ist. Dh. er braucht den Alkohol wahrscheinlich um überhaupt "normal" bleiben zu können, erst Recht in für ihn eh anstrengenden Situationen.
Ob er den Alkohol braucht, das weiß ich nicht. Wie bekomme ich das denn raus? Kann ich ihn das fragen? Kann er das realistisch einschätzen? Er sagt immer mal, dass er 1,2 Wochen nichts getrunken hat. Er hat ja bis vor einem Jahr noch gearbeitet und hat da auch über den Tag keinen Alkohol getrunken. Er hat auch Probleme mit Gicht und sagt dann immer mal das er nur Wasser trinkt. Ob er da ehrlich ist, das weiß ich nicht. Allerdings ist er nicht der Typ der lügt. Eher würde er nichts sagen.

Was mir unser Kontakt gibt? Naja, er ist mein Vater. Ich finde es schön, dass er sich zusammengerissen hat um ein relativ normaler Opa zu sein. Und er versucht es schon, wieder "gutzumachen". Bietet immer mal Hilfe am Haus an z.B. Ich glaube schon, dass er um seine Fehler in der Vergangenheit weiß. Unser Kontakt war in der Jugendzeit sehr schlecht (ebenso zu meiner Schwester), ein paar Jahre hatten wir keinen. Irgendwann haben wir uns wieder angenähert. Eine Pflichtveranstaltung ist es nicht - aber ich gebe zu, dass ich ihn lieber woanders sehe als bei uns daheim. Diese Kombi zwischen "in meiner Privatsphäre zu sein" und Alkohol zu trinken ist für mich schwierig. Bei ihm treffen wir uns allerdings nie (dort war ich scho viele Jahre nicht mehr) wegen beengert Platzverhältnisse. Wenn es passt, könnten wir auch eher was zusammen unternehmen und gar nicht so viel bei uns daheim rumsitzen..... Und schon wieder die Zweifel, ob ich nicht "herzlos" bin, wenn ich das wirklich durchziehe...

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Pianolullaby
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Beitrag Do., 02.05.2019, 22:16

Hmm, ich habe eigtl. immer 2 Dosen Bier, und 1 Flasche Wein da, da man nie wissen kann, wie die Feste fallen,
und Bier halt gerne mal genommen wird, auch Radler, v.a. im Sommer, mehr ist aber bei mir nie vorhanden.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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mio
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Beitrag Do., 02.05.2019, 22:17

Also herzlos bist Du bestimmt nicht nur weil Du etwas in Deinem engen privaten Umfeld nicht möchtest.

Ob er wirklich so abhängig ist kann ich Dir natürlich auch nicht beantworten, aber ein, zwei "Wegbier" tagsüber finde ich schon auffällig. Und auch dass er zwar gemässigt aber doch kontinuierlich bei Dir/Euch weitertrinkt. Hört sich für mich nach "Spiegel halten müssen" an. Ob es stimmt weiss ich nicht.

Vielleicht kannst du einfach mal in Ruhe versuchen ein Gespräch mit ihm zu führen? Bevor Du sozusagen "handelst"? Also einfach erst mal so weitermachen, das Bier bereithalten, und dann in Ruhe ihn mal zur Seite nehmen und ihm in Ruhe erzählen, dass Du das eigentlich nicht gut findest und auch dass es Dir selbst schwer fällt mit ihm drüber zu sprechen.

Und ihn in dem Rahmen fragen ob es ok für ihn wäre wenn er bei Euch zu Hause in Zukunft nichts mehr trinkt bzw. Du halt nichts mehr einkaufen wirst? Dann siehst Du ja, wie er reagiert.


shesmovedon
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Beitrag Fr., 03.05.2019, 16:47

Wir haben auch so einen Fall in der Familie. Meine Mutter hatte dann zu einem meiner Geburtstagsfeiern mal alkoholfreien Sekt gekauft, weil sie halt nicht wollte, dass diese Person wieder 5 Flaschen Sekt alleine trinkt. Das hat diese Person meiner Mutter wirklich sehr übel genommen. Jetzt kaufen wir wieder Sekt, dann ist wenigstens Ruhe :S, wir können das eh nicht beeinflussen, wann sie was und wie viel säuft. Dann ist es auch egal, wenn sie sich auf Feiern bei uns auch einen trinkt.

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mathilda1981
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Beitrag Fr., 03.05.2019, 19:44

Danke für eure Antworten

Ich habe lange darüber nachgedacht und auch mit einer Freundin und meiner Schwester darüber gesprochen. Ihn morgen mit dem Thema überfallen werde ich nicht. Einerseits wäre das nämlich auch unfair ihm gegenüber. Er weiß nicht, dass es mich stört. Ich habe es nie gesagt. Er kann es nicht wissen. Er hat sich nicht „zugesoffen“ sondern für seine (und vielleicht auch für normale Menschen, die nicht so die krasse„Alkoholphobie" haben wir ich) Verhältnisse ein einigermaßen geregeltes Trinkverhalten gezeigt. Ja, er hat Mist in meiner Kindheit gebaut. Und das weiß er. Er hat sich aber die letzten Jahre auch wirklich bemüht und für seine Verhältnisse versucht, den Kontakt zu halten. Und ich weiß andererseits auch wirklich nicht, ob er einen „Spiegel“ braucht…. Ich werde/will ihn nicht umerziehen oder „trocken machen“. Das ist nicht mein Plan. Er kann mit seinem Leben tun, was er für richtig hält. Das bereitet mir kein Problem und ich möchte ihn da gar nicht etwas „vorschreiben“. Mein Plan ist, ich besorge 2,3 Flaschen und versuche in einer ruhigen Minute am Abend (wenn die Kids im Bett sind) mit ihm zu reden. Ich werde versuchen ihm zu sagen, dass ich die letzten Monate Probleme hatte, was meine Kindheit angeht (er weiß, dass ich verg. worden bin – das war eigentlich der ursprüngliche Punkt, warum ich die Therapie begonnen habe- was da noch so rauskommt habe ich nie gedacht...). Und das ich mitunter eben Probleme damit habe, Alkohol in meinem Haus zu ertragen. Das ich hoffe, er kann das nachvollziehen und ob er mir entgegen kommen kann und auf Alkohol bei uns zu verzichten.
Puh… ich finde das hört sich richtig an. Fair uns beiden gegenüber. Ob ich das so hinbekomme – das weiß ich nicht. Ich hoffe, ich finde den Mut dazu….

Lg Mathilda

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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 03.05.2019, 20:43

Unter diesen Umständen würde ich definitiv KEINEN Alkohol kaufen.
Wenn ICH in einem Haushalt von Vegetariern zu Besuch bin, gibt es halt kein Fleisch, so what!
Wenn ich als Nichtraucherin Gäste habe, die rauchen, gehen sie vor die Tür.
Wenn ich mich nach einer bestimmten Ernährungsform ernährte, die jetzt nicht SO gängig ist, koche ich ggf zwei Varianten.
Wenn mich mein bester Freund zum Essen besucht, der Diabetiker ist und gegen Fisch allergisch, gibt es entsprechendes.
Wenn ICH zb glutenfrei essend irgendwo eingeladen wäre, wo das eben nicht der Fall ist, bringe ich mir selber was zu essen mit. Bzw frage vorher. (Ach, möge das doch mal wieder vorkommen ...)

Ich bin da allerdings arg konsequent und brachte auch zb meinen rauchenden Partnern generell NIE Zigaretten mit. Nie.

Und ein Alkoholiker bekäme bei mir definitiv keinen Alkohol. Eben WEIL mir seine Gesundheit am Herzen liegt.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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mathilda1981
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Beitrag So., 05.05.2019, 19:11

Hallo zusammen,

nachdem ich hier viele hilfreiche Denkanstöße bekommen habe, wollte ich euch gerne mitteilen, wie es gelaufen ist. Ich habe tatsächlich mit ihm reden können und es war ein gutes und langes Gespräch. Unterm Strich ging das Gespräch auch nicht nur um den Alkohol sondern durchaus tiefer. Ich bin sehr froh, dass ich den Weg gegangen bin und bin mir sicher, das Gespräch hat uns auch näher gebracht. Was das Thema Alkohol betrifft - er kann es verstehen und wird in Zukunft gern auf Alkohol verzichten wenn er bei uns ist.

Danke nochmal fürs zuhören

Lg Mathilda

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