Corona, bin ich meinem Therapeuten egal?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

ziegenkind
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:15

Kaja, ich glaube, so was ist für keinen wirklich leicht. Ginge nicht als erster Schritt ein Zwei-Zeiler per Mail?

meine Erfahrung: so was geht nicht auf dem Höhepunkt der Krise, sondern eher direkt danach ...
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Kaja88
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:16

Sansa hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 13:08 Hallo Kaja88,

was könnte denn passieren, wenn du den ersten Schritt machst und in kontaktierst? Was ist es, was dir da Angst macht? Ablehnung?
Könnte es vielleicht sonst jemand anderes für dich übernehmen?
Ablehnung...
Verärgerung...
Scham...

Ich will ihm auf keinen Fall in irgendeiner Weise zu nahe treten. Er (Keiner) weiß wie es sich mit Corona weiter entwickelt. Das ist ihm womöglich viel zu aufdringlich, wenn ich mich bei ihm melde.


mio
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:17

Kaja88 hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 13:16 Ich will ihm auf keinen Fall in irgendeiner Weise zu nahe treten.
Klingt vorgeschoben. Du willst nicht, dass er Dich noch mehr enttäuscht. Meine 2 Cent.

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Candykills
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:25

Kaja88 hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 13:13
aber denkst du das ist der Maßstab?
Ich denke nicht, dass ich der Maßstab bin. Aber ja, ich denke wirklich, wenn die Not groß genug ist, wirst du dich melden!
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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ziegenkind
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:48

Ganz ernsthaft: Wird er verärgert sein, wenn Du ihm 2 Zeilen schreibst und um einen Telefon-Termin bittest?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Schnuckmuck
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 15:58

Naja, wäre es dir eine Hilfe, wenn ich anrufen würde?
Einmal um zu schauen, ob er ein Band laufen hätte?
Zum anderen, was er darauf anbietet?

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Kreativus50
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 17:00

Kaja, die Anerkennung wann schlecht gehen auch " schlecht genug " ist, die kannst nur Du selbst Dir geben.

Ich habe bisweilen die gleichen Probleme. Kann mich wunderbar in Hätte-Wäre-Wenns reinsteigern.
Glaubst Du, Dein Thera würde zusammenbrechen, wenn Du Dich meldest und " ihm damit nahe trittst "?
Wozu brauchst Du diesen Kampf, den Du grade gegen Dich kämpfst?

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Scars
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Beitrag Do., 16.04.2020, 11:00

Ich bin so ein durch und durch beschämter Mensch, gerade wenn es um Kontakt geht. Mittlerweile denke ich immer: werde ich es in 10 Jahren vergessen haben oder wird es mein Leben ruinieren?

Ehrlich gesagt habe ich‘s nicht selten morgen schon vergessen.

Mit relativer Sicherheit betrifft es dich viel mehr als deinen Therapeuten. Er ist nicht deine Eltern, Lehrer, schlechte-Erfahrungen-Menschen. Vllt macht er es besser als alle anderen zuvor, ansonsten bekommst du „nur“ bestätigt, was du eh schon weist.Klar ist das doof und ich verstehe es wirklich gut, aber da hilft nur Training!
Remember to leave pawprints on hearts.

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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 17.04.2020, 10:56

chrysokoll hat geschrieben: Do., 09.04.2020, 21:34
Und sie können Telefontherapiestunden und Videostunden derzeit unbegrenzt abrechnen.
Das stimmt so nicht, jedenfalls nicht für D. Nachdem es zunächst in den einzelnen Bundesländern verschiedene provisorische Lösungen gab, wurde letzte Woche eine offizielle Regelung verabschiedet. Für Videosprechstunden, die bereits vor Corona grundsätzlich erlaubt waren, allerdings mit bestimmten Einschränkungen (max. 20 % der Behandlungsstunden, keine Sprechstunden und keine Diagnostik), wurden die Einschränkungen aufgehoben. Die Therapeuten müssen sich allerdings vor der Durchführung von Videosprechstunden bei der KV dafür registrieren lassen.

Für Telefongespräche wurde eine eigene EBM-Ziffer eingeführt. Sie gilt analog zur Gesprächsziffer für jeweils 10 min. und kann mehrmals hintereinander abgerechnet werden, z. B. bei 50 min. Gespräch 5 mal und muss nicht beantragt und bewilligt werden. Die Gesamtzahl ist aber auf 200 min. pro Quartal begrenzt, wobei auch unter der Gesprächsziffer abgerechnete Gespräche in dieses Kontingent hineinfallen. Das entspricht also max. 4 50minütigen Gesprächen pro Quartal und macht klar, dass es sich dabei nicht um "normale" Therapiestunden handelt, die auch nicht auf das Therapiekontingent angerechnet werden, allerdings genau wie die Gesprächsziffer auch deutlich schlechter vergütet werden, als bewilligte Therapiestunden.

Ein Therapeut kann im Einzelfall natürlich immer entscheiden, was er anbieten will oder nicht. Aber langfristig hat er tatsächlich seinen Versorgungsauftrag zu erfüllen. Für den Fall, dass er aus gesundheitlichen Gründen diesen nicht wahrnehmen kann, muss er den Kassensitz abgeben oder eine temporäre Lösung wie z.B. eine Entlastungsassistenz wählen. Er ist also schon langfristig verpflichtet entweder normale Therapiestunden in der Praxis anzubieten oder seine Ressentiments gegen Videosprechstunden abzubauen und diese als nicht optimale Notlösung zu verwenden.

Das sind die in Deutschland geltenden rechtlichen Voraussetzungen. In Österreich, der Schweiz oder anderswo können und werden die wahrscheinlich auch anders sein, deshalb sollte man in einer Diskussion nicht automatisch davon ausgehen, dass das am Wohnort der anderen User genauso ist, wie bei einem selbst (sofern man denn überhaupt über die Regelung im eigenen Land genau und zeitnah informiert ist, denn leider sind da auch die Therapeuten oft keine große Hilfe, weil die es selbst oft nicht genau wissen). Ob sich alle Therapeuten an die rechtlichen Regelungen halten, ist eine andere Frage, es wird sicherlich nicht wenige Therapeuten geben, die aus Unwissenheit oder praktischen Gründen telefonische Gespräche, als "normale" Therapiestunden abrechnen. Wo kein Kläger, da kein Richter, aber streng genommen ist das Abrechnungsbetrug und wenn's auffliegt, empfindlich bestraft.

Ob die Patienten ihr Therapiekontingent für Videosprechstunden "opfern" wollen oder nicht können und müssen sie selbst entscheiden. Wenn aber Videosprechstunden nicht gewünscht und Präsenzstunden nicht möglich sind, kommt es halt zu einer Therapiepause und wenn die länger andauert, müssen die Patienten auch damit rechnen, dass die Therapiezeiten erstmal an andere Patienten von der Warteliste vergeben werden und sie beim Wiedereinstieg u.U. erst warten müssen, bis wieder ein Platz frei wird.

Es gibt auch viele Praxen, wo der Betrieb fast normal weiterläuft. Ich habe mal eine Freundin von mir gefragt, wie das bei ihr momentan ist, und die hat gesagt, dass nach anfänglichen Irritationen 80 % der Patienten ganz normal in die Praxis kommen. Von den anderen 20% kommt die Mehrheit nicht, weil sie keine Kinderbetreuung haben oder derzeit nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen. Denen bietet sie Videosprechstunden an, wenn möglich zu Zeiten, wenn jemand auf die Kinder aufpassen kann, was die meisten auch nutzen. Die wenigsten haben Angst, sich in der Therapie anzustecken. Ist halt nur das Bild aus einer Praxis und jetzt vielleicht nicht repräsentativ aber hat mich doch irgendwie gewundert, dass da nicht mehr Leute Ängste haben. Ich könnte mir vorstellen, dass die Haltung des Therapeuten dabei auch eine Rolle spielt. Meine Freundin ist da aufmerksam, achtet gut auf Abstand und Hygiene, sorgt dafür, dass sich keine Patienten begegnen, was auch ganz gut funktioniert, da sie alleine in der Praxis ist, ist vorsichtig aber nicht ängstlich.
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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 17.04.2020, 18:52

Schon mal geschrieben, in der CH werden die Video Telefoniesprechstunden wie normale Sprechstunden abgerechnet.
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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 18.04.2020, 01:02

Ja, ich weiß, aber da sowohl Chrysokoll, als auch Kaja88 aus D kommen, habe ich die Situation in D nochmal genauer erläutert. Spielt bei der Erwartung, ob der Therapeut mit einem telefoniert oder nicht, ja vielleicht auch eine Rolle, ob und wie er das abrechnen kann... Mails kann er übrigens gar nicht abrechnen. Das trägt vermutlich auch dazu bei, dass die Erwartung, dass der Therapeut einem hinterher telefoniert oder mails schreibt zwar verständlich, aber häufig nicht realistisch ist.
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Joa
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Beitrag So., 19.04.2020, 07:33

Danke für die Aufklärung, Spirit. Jetzt ist mir klar, warum meine Therapeutin plötzlich wieder von Telefon auf Stunden in der Praxis umsteigen will.

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stern
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Beitrag So., 19.04.2020, 08:00

Meine hatte sich als Kontaktperson (für mich plötzlich) zunächst sicherheitshalber in Quarantäne begeben. Mit veränderten Rahmenbedingungen, die ich aufgrund der Wiedererkennung nicht beschreiben werde, macht sie mittlerweile weiter. Sie hat als Ärztin Zweifel, dass sie (selbst bei Beachtung der Hygiene wie Lüften) ausreichend lüften könnte, insbes. wenn jemand hustet. Selbst hätte ich nach wie vor weniger Bedenken im Therapiezimmer angesteckt zu werden (Öffis brauche ich auch nicht), was aber relativ zu sehen ist... z.B. relativ zu einem Einkaufsmarkt. Und mit letzter Gewissheit kann man aus meiner Sicht in der Tat noch nicht sagen, was an Luftübertragung und sonstiger Übertragung noch nicht infektiös ist und wann es kritisch wird. Ein Therapiezimmer ist zwar weniger frequentiert als ein Markt, aber dafür hält man sich auch länger auf, der Raum ist relativ klein, usw. Und es geht ja auch nicht nur darum, potentiell angesteckt zu werden, sondern auch potentiell anzustecken. Wie bei allen Menschen, wird auch bei Therapeuten das eine mehr als das andere wiegen. Oder wer möchte sich schon dem Gesundheitsamt gegenüber erklären? Nachvollziehbar sind aktuell aus meiner Sicht jedenfalls viele Entscheidungen, weil die individuellen Gegenheiten auch unterschiedlich sein können. Anstelle einer Videotherapie hätte ich notfalls eine längere Pause eingelegt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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Emily_Erdbeer
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Beitrag So., 19.04.2020, 08:29

Nüchtern betrachtet bist du ein Job für deinen Therapeuten.
Er verdient Geld mit dir.
Du könntest auch denken das er in der Krise kein Geld verdient der Arme und heldenhaft mit deinem Terminwunsch dafür sorgen, dass er ein paar € verdient durch dich 🤷🏻‍♀️

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Thread-EröffnerIn
Kaja88
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Beitrag Mi., 22.04.2020, 12:10

Ich wollte euch eine kurze Rückmeldung geben...
Ich habe mich getraut ihn zu kontaktieren und habe für heute sogar einen Termin bekommen. Mir fällt ein riesen großer Stein vom Herzen!!!

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