Umgang mit 'Ich bin nicht genug' bzw 'Es reicht nicht'

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Letterlove
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Beitrag Sa., 12.12.2020, 21:36

Ach Kim...
Ich wünschte, ich könnte dir was von mir abgeben.
So schlimm wie bei dir, war es bei mir noch nie so sehr. Auch schon schlimm, dass man sich fragte, wieso man eigentlich lebt, was der Sinn des Lebens ist...
Aber hinwerfen wollte ich eigentlich nie so überzeugt.
Ich hab mir sogar eine Katze angeschafft, um eine Aufgabe zu haben und mich nicht für irgendwelche Dummheiten zu entscheiden.
Außerdem war da meine Oma, der ich das nicht antun wollte, wenn sie mich missen würde.

Mittlerweile hat sich viel geändert.
Obwohl Corona mir gerade einen Dämpfer gibt, habe ich zig neue Perspektiven und wenn ich all das von dir so lese, wünschte ich mir, dass ich dir da ein großes Stück von abgeben könnte, denn selbst dann würde es noch immer genug sein.

Ich weiß nicht genau, wie man mit Leuten umgeht, die so auf der Kippe stehen wie du gerade. Was man sagen soll, denn in diesem Zustand sind vermutlich selbst die tröstendsten Worte nicht mehr genug.
Alles was ich hoffe ist, dass du irgendwoher die Stärke nimmst, weiterzumachen, denn ich glaube, irgendwann wird dein Leben auch wieder besser werden und dann wirst du froh sein, dass du es nicht verpasst hast. Sterben wirst du irgendwann sowieso, niemand lebt ewig. Aber möchtest du denn gar nicht wissen, wie deine Geschichte endet? Welchen Fußabdruck du vielleicht in der Welt hinterlassen wirst, wenn du einmal alt geworden bist und viel erlebt hast?


Ich wünsche dir alle Kraft, die ich mir vorstellen kann, dass du nicht aufgibst und weiter kämpfst. Es lohnt sich bestimmt, auch wenn es gerade nicht danach aussieht. Bitte geh nicht!
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.
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Kim58
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Beitrag Sa., 12.12.2020, 21:53

Ich habe ständig Geschichten im Kopf, stelle mir vor, was ich anderen sagen kann. Ich suche!
Es ist kein Kontakt mehr zu Unterstützung, keine Worte. Auch nicht imaginativ. Die Verzweiflung ist so groß.
Immer diese Klarheit "Ich bringe mich um".
Obwohl ich das doch gar nicht will.
Folglich sind keine Worte da, kein Kontakt.
In meinen Geschichten verlasse ich dann das (Arzt- o ä) -Zimmer.
Ich bin in der Wohnung allein, hier ist niemand. Das ist auch stimmig so.

Ich brauche aber generell Kontakte im Außen, um sie in mir einzubauen und mich damit auseinander zusetzen. Ich bin sonst gar nicht richtig da.

Ich habe keine Flashbacks oder so was. Es ist einfach nur leer und still. Und jetzt, da ich dies schreibe, bin ich verzweifelt und weine. Aber nur, weil ich beim Schreiben nicht richtig da bin.

Ich schreibe das hier auch zum Ausdrucken.
Ich versuche alles zu sammeln. Ich muss mich doch irgendwie begreiflich machen!
Zuletzt geändert von Kim58 am Sa., 12.12.2020, 22:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Kim58
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Beitrag Sa., 12.12.2020, 21:56

Ich suche, Letterlove.

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Letterlove
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Beitrag Sa., 12.12.2020, 23:08

Ich wünsche dir wirklich sehr, dass du etwas findest, was du suchst...
Aber dass es hoffentlich nicht auf der "anderen Seite" ist, denn die kannst du noch früh genug erkunden.
Was ich positiv finde ist, dass du sagst "ich suche". Das ist etwas Aktives.
Solange sich jemand "regt", ist auch noch Leben in ihm, weißt du was ich meine?
Ich wünsche dir so sehr, dass du all deine Puzzleteile zusammen suchen und vereinen kannst, um komplett zu sein, DA zu sein...
Falls ich dir dabei helfen kann, sag Bescheid.
Oder, falls dir hier noch jemand helfen möchte... Fragen ist der erste Schritt!
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.
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Kim58
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Beitrag Sa., 12.12.2020, 23:49

Etwas ruft so laut!
Ich kann kaum noch warten und schiebe es doch immer wieder hinaus.

Ich kann mir nicht vorstellen, jemals mit anderen Menschen zu sein.
Etwas ist dazwischen.
Aber wenn ich nicht mit ihnen bin, hat mein Leben auch keinen Sinn.

Noch etwas ist mir aufgefallen:
Kim58 hat geschrieben: Sa., 12.12.2020, 16:30 Ich bin mehrere. Diagnostiziert und mehrfach bestätigt ist seit 2011 eine DIS. Ob es nun DIS oder doch eher DSNOS ist, spielt für mich gerade keine Rolle. Oder sollte es das, weil in der Akzeptanz dessen ein Teil der Problemlösung liegt?
...und doch bin all das ja ich. Auch wenn ich es kaum glauben und erst recht nicht fühlen kann.

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Kim58
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Beitrag So., 13.12.2020, 00:21

Alles, was ich mir aufgebaut, was ich gesammelt habe, seit ich nicht mehr "dort" bin, fungiert als Auslöserreiz. Sofort kommt dieser Satzanfang "Ich werde..." und dann füge ich mir Schmerz zu.
Eben war es meine Lichterkette.
Oder wenn ich mich sprechen höre.
Vielleicht sind das die Momente, in denen ich mir bewusst werde.

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Letterlove
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Beitrag So., 13.12.2020, 12:15

Wäre es dir denn möglich, eine Klinik aufzusuchen, die dich stabilisiert?
Du schreibst, dass du in deinen Geschichten das Arztzimmer verlässt.
Heißt das, du erzählst ihnen dort Geschichten, die etwas anderes darstellen, als es in Wirklichkeit ist?

Wärest du in der Lage, einen kurzen Brief zu schreiben und den an einen Arzt abzugeben, solange dur "hier bei dir" bist? Dass es zu keinen Geschichten kommt meine ich. Dass man dir helfen kann, weil in dem Brief alles steht, was die Leute wissen müssen, um dir zu helfen.

Ich wär echt erleichtert, wenn ich wüsste, dass du dich nach Hilfe umschaust. Nach richtiger Hilfe, die dich davon abhalten, etwas zu tun, was nicht passieren sollte.
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Kim58
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Beitrag Mo., 14.12.2020, 02:36

Ich bin sehr ambivalent, in allem. Ich würde hier nicht schreiben, wäre ich nicht auf der Suche.

Die Geschichten sind in meinem Kopf. Ich denke in Dialogen.

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