Wechsel von Sertralin zu Fluoxetin wegen des Gewichts

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Brittiwoman
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Wechsel von Sertralin zu Fluoxetin wegen des Gewichts

Beitrag Mo., 19.10.2020, 18:21

Hallo liebe Community,

ich war heute bei meinem Psychiater und erklärte, dass ich mich so stabil wie lange nicht mehr fühle, aber ich in den stabilen Phasen immer vermehrt unter meiner Gewichtszunahme leide.

Ich nehme Sertralin schon seit 20 Jahren mit einzelnen kurzen Unterbrechungen. Zu Beginn der Einnahme, war ich 19 und habe cirka 70kg gewogen auf 1,69m und fühlte mich damit pudelwohl. Jetzt bin ich 39 Jahre alt und wiege 130kg. Meine tägliche Dosis sind 75mg. Sicherlich ist nicht alles den Antidepressiva geschuldet, dennoch sind Freunde und Familie immer wieder erstaunt, dass ich so viel wiege, obwohl ich sehr aktiv bin und regelmäßig Sport mache und nicht mehr esse, als andere (schlanke) auch. Mein Essverhalten ist normal. Also ausgewogen und natürlich auch mal was zum naschen. Auch in meiner Reha viel den Ärzten auf, dass ich nur schwer Gewicht verliere. Andere Ursachen sind schon endogrinologisch ausgeschlossen worden.

Kurzum, immer wieder wir das Sertralin als entsprechender Auslöser gewertet. Dies bewiesen auch die Phasen, in denen ich keine genommen habe oder weniger von der Dosierung. Denn ohne, dass ich etwas an der Ernährung oder der Bewegung verändert hatte, purzelten die Kilos. Im Schnitt immer zwischen 15-20kg. (Wenn ich es darauf angelegt hätte, wahrscheinlich noch mehr)

Einen kompletten Auslassversuch möchte ich aber nicht mehr versuchen, da es immer in depressiven Phasen geendet ist. Bisher habe ich mich so arrangiert, dass ich dachte: Lieber fett und glücklich, als dünn und depressiv. Ich weiß dieses Medikament zu schätzen, weil es mir schon so lange zuverlässig hilft und ich ein nahezu normales Leben führen kann. Aber da das Gewicht nur schwer zu halten ist und tendenziell mehr wird mit den Jahren, belastet es natürlich schon. Zumal es immer häufiger beim Sport stört. Joga, Fitnessstudio etc.

Jetzt schlug mein Psychiater vor, von Sertralin zu Fluoxetin zu wechseln. Was haltet ihr davon? Ich habe noch nie etwas anderes als Sertralin genommen und habe natürlich Schiss, dass ich wieder Depressionen riskiere und im schlechtesten Fall, ohne dass ich dabei Gewicht verliere.

Wie sind da eure Erfahrungen? Was würdet ihr mir raten?

Liebe Grüße
Britt

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alatan
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 14:12

Hallo Britt,
ja, der Plan mit dem Wechsel auf Fluoxetin kann durchaus funktionieren. Der Wechsel ist nicht allzu schwierig und vom Prinzip wirkt das Fluoxetin ja identisch dem Sertralin.
Allerdings solltest du gleichzeitig etwas am Lebensstil ändern und zwar gezielten Muskelaufbau und eine Ernährungsmodifikation mit weniger Kohlenhydraten als allgemein üblich (nicht mehr als 50% Nahrungsanteil) bei Zufuhr wertvoller Fette (35%) und Proteine (15%), gerne kombiniert mit regelmäßigem Kurzzeitfasten (z. B. 1x/Woche für 16-18 Stunden). Und was viele nicht wissen: mit steigendem Alter verringert sich der Energiebedarf, d. h. mit wird dicker bei gleichbleibender Zufuhr. "Fett und glücklich" funktioniert langfristig leider nicht, allein schon deshalb, weil es zahlreiche körperliche Störungen und Krankheiten nach sich zieht.
Gruß
alatan


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Brittiwoman
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Beitrag Do., 22.10.2020, 17:30

Hallo lieber Alatan,

danke für deine Antwort und dass du mir ein wenig die Angst nimmst. Alles, was du sagst sind wirklich gute Ansätze und sind mir auch bekannt. Da du aber nicht weißt wie mein aktueller Lebensstil ist, ist es natürlich auch schwierig, da eine allgemein gültige Empfehlung zu geben.

Mein Fall ist da tatsächlich etwas komplexer...

Mein Vater war Ernährungsberater von daher verfüge ich über ein kompaktes Wissen zum Thema Ernährung. Ich war auch schon immer sportlich. Habe schon viele Sportarten für mich entdecken können. Zumba (in verschiedenen Varianten), Voltegieren, Kunstradfahren, Muskeltraining, Pilates, Joga, Spinning, Freeletics, Walken, Schwimmen (auch schon mit Flossen), Wassergymnastik... Zur Zeit (seit Anfang des Jahres) gehe ich mindestens 2x die Woche zum Krafttraining und werde da auch von einem Trainer und Ernährungsberater begleitet. Seit 2 Jahren mache ich Joga und im Sommer gehe ich regelmäßig schwimmen. (nicht Omaschwimmen, sondern richtig Bahnenziehen für 1 Stunde)

Auch in der Reha viel immer wieder auf, dass ich scheinbar auch bei geringer Aufnahme von Kohlenhydrate und insgesamt verringerter Kalorienzufuhr und viel Sport nur sehr schwerlich abnehme. Da ich ohnehin kaum Zucker essen darf, da ich Fruktoseintolerant bin und überall wo Zucker drin ist, ist dann zu 80% auch Fruktose drin. Zu viel Eiweiß darf ich nicht essen, da meine Leber durch die lange unentdeckte Fruktoseintoleranz vorbelastet ist.

Die einzigen Varianten, wo ich mal Gewicht verloren habe, war:
1. als ich eine starke Magenschleimhautentzündung hatte und eine entzündete Speiseröhre. Da habe ich innerhalb von 1 Woche 6kg abgenommen, weil ich einfach kaum noch was gegessen habe.
2. wenn ich hungere (was langfristig überhaupt nicht gut ist, Jojo Efekt, Metabolismus stellt sich um etc.)
3. wenn ich kein Sertralin nehme (oder von der Dosierung weniger)

In einer anderen Reha war tatsächlich die Lösung, dass ich häufiger essen soll. Ich leide seit meiner Kindheit an Hypoglykämien (Unterzuckerungen) ohne Diabetes zu haben. Ich wurde bis zur Pupertät gehänselt, weil ich so dünn war. XD

Als Kind (und auch heute noch) habe ich oft auch schlicht weg vergessen zu essen. Und erst wenn die Unterzuckersymptome kamen, habe ich was gegessen. Der Idee nach, geriet mein Körper immer wieder in diese Unterzuckerungsnotlage und mein Körper versuchte das auszugleichen, indem ich anschließend zu viel gegessen habe. So habe ich auf Anraten der Ärzte alle 4 Stunden gegessen und ich konnte langsam aber endlich mal etwas abnehmen.

Und da alle Ärzte und Ernährungsberater mit denen ich schon zusammen mein Problem angegangen bin, meinen, dass die Sertralin da wohl doch mehr dazu beitragen, als gedacht. Daher möchte ich diesen Weg mal probieren.

Wegen der Hypoglykämien wurde mir vom Fasten abgeraten. Das hatte ich auch schon mal angedacht.

Gesundheitlich bin ich topfit. Ich habe tolle Blutwerte und keinerlei gesundheitlichen Folgen durch das Gewicht. (bisher) Mein Blutdruck ist auch immer vorbildlich und mein Cholesterin ist auch ein Traum. Es stört halt schlichtweg. Vorallem beim Sport. Und es schränkt mein Leben ein. Die Ärzte meinen halt auch, dass ich durch die viele Bewegung und den Sport das gut abfange, aber ich möchte verhindern, dass das irgendwann kippt.

Ich werde denke ich im Frühjahr den Wechsel ausprobieren und falls es dann immernoch nicht weniger wird, frage ich nochmal die Ärzte, ob ich es nicht doch mit Fasten ausprobieren kann. Bei den Fetten bin ich denke ich vorbildlich. Nichts gehärtetes und gerne Leinöl und Algenöl. Geschmacksvertärker esse ich grundsätzlich auch nicht und ich vermeide industriell hergestelltes Essen. (Allein schon wegen dem ganzen Fruktosesirup, was überall rein geklatscht wird.) Und Bio muss es sein. ^^

So, jetzt ist es doch etwas länger gewoden. Ich danke dir für deine lieb gemeinten Tipps und das mit dem Fasten behalte ich mal im Hinterkopf. ^^

Liebe Grüße
Britt

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Airo
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Beitrag Mi., 03.02.2021, 22:40

Hallo Britt

Ich habe beide Medikamente schon gehabt. Soweit ich weiss steigert doch Sertralin den Appetit nicht?
Der Wechsel könnte bestimmt gut gelingen. Evtl. hast du ihn ja schon gemacht.

Es sind beides Medis aus der Gruppe der SSRI.

Fluoxetin ist zugelassen als Medikament gegen Essstörungen.

Viel Erfolg
Airo

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