Co-Abhängigkeit / Alkohol

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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Gespensterkind
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Beitrag Sa., 01.01.2022, 17:02

Takli hat geschrieben: Sa., 01.01.2022, 12:45 Mein Mann hatte leider auch überhaupt keine Krankheits- und Behandlungseinsicht. Er kam erst zur Vernunft, als er die Treppe runterfiel und sich diverse Knochen brach. Das hätte auch noch schlimmer ausgehen können. Seitdem ist er zum Glück trocken geblieben. Erst nach einigen Wochen Abstinenz konnte er erkennen, was der Alkohol mit ihm gemacht hat.
Ich denke in vielen Fällen funktioniert eine Kranheits-, Problem- oder Behandlungseinsicht auch nicht anders. Ich bin zumindest nicht so co-abhängig, dass ich meine, meinen Mann retten zu können. Auch versuche ich mittlerweile nicht mehr, ihn von seiner Krankheit zu überzeugen. Weil es nichts bringt. Letztendlich weiß ich, dass er sich nur selbst retten kann, wenn er das will. Ich muss mich eben auch selbst retten. Ich arbeite daran. Wie war es bei Dir (wenn Du darüber schreiben magst), warum bist Du bei ihm geblieben?
chrysokoll hat geschrieben: Sa., 01.01.2022, 15:02 Ich denke nicht dass deine ganze Therapie jetzt viel Sinn macht solange du in einer derartigen Beziehung, in einem solchen Umfeld verharrst.
Weiss dein Therapeut davon, könnt ihr daran arbeiten?
Der erste Schritt wäre da wegzukommen. Und es gäbe für dich viele Hilfen wenn du das angehen möchtest!
Ja, mein Therapeut weiß das natürlich. Auch mit dem Auto. Wobei es nicht nur allein das Suchtproblem meines Mannes ist, warum ich lieber im Auto übernachte. Ich mache die Therapie nicht primär wegen der Beziehungsproblematik. Natürlich spielt diese auch eine Rolle, weil es auch um das Umfeld geht. Die Therapie mache ich aufgrund anderer Probleme, die ich schon lange habe und die nicht mein Mann verursacht hat.
Aber Du hast völlig Recht, es ist schon irgendwo auch ein Teil-Ziel, dass ich die eher schädliche Beziehung zu meinem Mann beende. Aber davor gibt es eben noch sehr viele andere sehr schwierige Ziele.
Malia hat geschrieben: Sa., 01.01.2022, 16:33 Es gibt "Störungen" bei denen es "hilft", schlecht mit sich umzugehen - um am Leben zu bleiben.
Um andere Wege zu finden, lebendig sein zu dürfen, braucht es lange und intensive Psychotherapie.
Jemandem die "Destruktivität" zu schnell weg zu nehmen, kann gefährlich sein, könnte zu einer schlimmen Krise führen.
Danke dafür, Malia. Das trifft es ganz gut. Wenn man sein Leben lang mit Destruktivität aufgewachsen ist, dann erscheint dies eben als die einzige Konstante und Sicherheit, die das Leben so hatte. Darauf konnte ich mich verlassen. Um diese Sicherheit aufzugeben bedarf es zunächst der Stabilisierung und Traumatherapie, um die eigene Sicherheit von innen zulassen zu können. Und dabei gibt es bei mir eben sehr unterschiedliche Kinder, die sehr unterschiedliches erlebt haben, die alle zunächst einmal ein eigenes Sicherheitsgefühl brauchen.
Die Problematik meines Mannes ist ein aktuelles Problem, welches aber die Kinder gerade nicht lösen können. Weil sie selbst noch zu sehr in ihren jeweils eigenen Traumata hängen.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 01.01.2022, 19:20

Malia hat geschrieben: Sa., 01.01.2022, 16:33
Es gibt "Störungen" bei denen es "hilft", schlecht mit sich umzugehen

Um andere Wege zu finden, lebendig sein zu dürfen, braucht es lange und intensive Psychotherapie.
Jemandem die "Destruktivität" zu schnell weg zu nehmen, kann gefährlich sein, könnte zu einer schlimmen Krise führen.
ja, das ist mir durchaus klar.
Aber man sollte das nicht nur von dieser einen Seite betrachten.
Es ist immer ein Abwägen. Wo ist der Punkt wo das nicht mehr schützt, sondern hindert? Es kann durchaus auch sein dass ein Verharren in dieser destruktiven Situation eine Besserung verhindert bzw. so viel Energie wegnimmt, dass sie nicht mehr für die eigene Heilung ausreicht.
Das sollte man abwägen, und vor allem nicht zu lange in so einer Beziehung verharren. Es gäbe viele viele Hilfsmöglichkeiten um mittelfristig rauszukommen

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Takli
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Beitrag Sa., 01.01.2022, 21:16

Wie war es bei Dir (wenn Du darüber schreiben magst), warum bist Du bei ihm geblieben?
Also, ich war wirklich kurz davor mich zu trennen, weil es kaum mehr auszuhalten war. Ich bin jeden Tag mit der Angst ins Bett gegangen, daß er sich in der Nacht ernsthaft verletzt. Anfangs bin ich noch runtergegangen und habe bei starkem Rumpeln geguckt, ob er Hilfe braucht. Sein Anblick war aber so unerträglich und das ganze hat mich so aufgeregt, daß ich anschließend nicht mehr einschlafen konnte. Irgendwann habe ich mir nur noch die Ohren zugehalten und habe versucht das Rumpeln zu ignorieren. Es ist in der Zeit viel in die Brüche gegangen, weil er im Suff das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte und dann mit seinem ganzen Gewicht irgendwo gegengedonnert ist.

Mit meinem Mann war ich damals schon 20 Jahre zusammen und wir hatten gemeinsam viel durchgemacht, das verbindet. Ich habe online zwar den Wohnungsmarkt sondiert, für mich wäre aber nur eine kleine Wohnung in Frage gekommen, weil ich Wohngeld hätte beantragen müssen, d.h. ich hätte das große Haus mit den entsprechenden Vorzügen aufgeben müssen. Dann wäre die Frage gewesen, was mit den Katzen passiert. Ein entscheidener Hinderungsgrund war wohl auch meine soziale Phobie, die zum einen die Wohnungssuche unmöglich hat erscheinen lassen (auch, weil ich in der Hinsicht keine Erfahrungen hatte), wie auch die Tatsache, daß ich überhaupt kein soziales Netz hatte, das mich aufgefangen hätte. Ich bin nicht mal mit Therapien klargekommen. Letztlich war es die Angst auf mich allein gestellt zu sein, daß ich diese unerträgliche Situation ausgehalten habe. Die Angst war schlicht und einfach größer als das Leid.

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Gespensterkind
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Beitrag So., 02.01.2022, 12:37

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 01.01.2022, 19:20 Das sollte man abwägen, und vor allem nicht zu lange in so einer Beziehung verharren. Es gäbe viele viele Hilfsmöglichkeiten um mittelfristig rauszukommen
Du hast ja auch vollkommen Recht damit. Ich verharre bloß mein Leben lang schon (als Kind ungewollt, nun als Erwachsene vielleicht eher selbst-ausgesucht) in solchen Beziehungen. Und ist nicht eine Hilfsmöglichkeit auch eine Psychotherapie?
Takli hat geschrieben: Sa., 01.01.2022, 21:16 Letztlich war es die Angst auf mich allein gestellt zu sein, daß ich diese unerträgliche Situation ausgehalten habe. Die Angst war schlicht und einfach größer als das Leid
Danke Takli, dass Du mir ein Stück von Dir schreibst! Ich kann das gut verstehen. Irgendwo ist es auch eine Angst. Auch wenn die Beziehung selbst gar keinen wesentlichen Halt als Beziehung gibt.

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candle.
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Beitrag So., 02.01.2022, 14:04

Ich muß sagen, dass ich eure aktuellen Beiträge sehr berührend finde! Und ich wünsche euch wirklich, dass es euch irgendwann besser geht und ihr euren Weg findet.
chrysokoll hat geschrieben: Sa., 01.01.2022, 19:20 Es gäbe viele viele Hilfsmöglichkeiten um mittelfristig rauszukommen
chrysokoll, das sagt sich schnell dahin, aber die Realität ist, dass es dann doch nicht so viele Hilfsmöglichkeiten gibt.

Ich weiß von früher, dass ich mal eine Zeit hatte, dass ich nicht mal um Hilfe hätte bitten können. Wen auch, wenn man sozial komplett isoliert ist. Und mit Therapie dauert es eben sehr lange auch um das Vertrauen in andere Menschen zu bekommen, die einem helfen könnten.

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Beitrag So., 02.01.2022, 14:41

candle. hat geschrieben: So., 02.01.2022, 14:04
chrysokoll, das sagt sich schnell dahin, aber die Realität ist, dass es dann doch nicht so viele Hilfsmöglichkeiten gibt.
nein, ich meine das sicher nicht schnell und leicht dahin gesagt, ich kam früher auch aus einer sehr schwierigen Beziehung (zwar nicht Sucht, aber ähnlich)
Und ich kann nur jedem / jeder in so einer Beziehung wünschen und raten sich Hilfe zu holen, sich zu befreien.
Jeder Tag eher ist da ein Gewinn!
Und leicht ist das ganze sicher nicht. Aber leicht ist es ja auch nicht so zu leben

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candle.
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Beitrag So., 02.01.2022, 14:43

chrysokoll hat geschrieben: So., 02.01.2022, 14:41 Und ich kann nur jedem / jeder in so einer Beziehung wünschen und raten sich Hilfe zu holen, sich zu befreien.
Wie hast du das denn gemacht?

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Beitrag So., 02.01.2022, 14:50

Also trotz allem, trotz aller Probleme und Schwierigkeiten erst einmal mit dem eigenen Entschluss da raus zu kommen.
Das ist denke ich die Grundlage.
Und dann hab ich mir Hilfe gesucht: Freunde, Beratungsstellen, Therapie, Bezirkssozialarbeiterin, Hilfestellen bei der Stadt. Es gibt einiges das man so gar nicht auf den Schirm hat. Und ja das ist hart, das kostet viel Kraft, Mut, Energie.

Aber ich kann mich nur wiederholen: So zu leben kostet auch unendlich viel Energie, die man echt besser für sich selber verwendet.

Ich finde wenn man wie Gespensterkind Nächte im Auto verbringt, dann ist die Grenze weit weit überschritten und höchste Zeit da raus zu kommen.

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candle.
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Beitrag So., 02.01.2022, 15:07

chrysokoll hat geschrieben: So., 02.01.2022, 14:50 Aber ich kann mich nur wiederholen: So zu leben kostet auch unendlich viel Energie, die man echt besser für sich selber verwendet.
Ja, dann bist du eine sehr engagierte patente Frau!

Meine Erfahrung ist, dass einem keiner hilft- jedenfalls nicht als alleinstehende Frau aus einem vermeintlich "normalen" Haushalt/ Beziehung/ Ehe.

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Beitrag So., 02.01.2022, 15:18

Für mich wären da auch alle Grenzen weit überschritten. Aber erstens war ich noch nie in so einer co-abhängigen Beziehung mit einem Lebenspartner. (Ich kenne das von der Mutter-Tochter-Beziehung her aber)
Und zweitens gibts halt recht individuelle Grenzen.

Aus meiner eigenen Geschichte, v.a. der Traumasachen und dem Multiplen, hab ich mitgenommen, dass ich mir meine "Hölle" halt immer selber wähle.
Ich hab früher nämlich gar nicht gewusst, dass es für mich auch ein Leben außerhalb einer "Hölle" geben kann, hatte auch keine Vorstellung davon, wie sich das gestalten könnte etc.

Meine Entscheidung, dann doch alles Altvertraute mir unter den Füßen weg abzureißen, ohne dass schon neuer tragbarer "Boden" dagewesen wäre in mir (oder um mich rum, vertraut hab ich damals erst recht niemandem), habe ich getroffen aufgrund der Wahrscheinlichkeit einer möglichen tatsächlichen Veränderung der Umstände.
Einfach mit dem Bisherigen weiterzumachen und trotzdem eine Veränderung an sich zu erwarten, hatte viel von der Einstein zugeschriebenen Definition von "Wahnsinn".

Und mein Beruf hat mir auch eines ganz deutlich gezeigt : Es gibt tatsächlich ein "zu spät".
Das ein paar Male miterlebt und ich war aber sowas von auf der Hut vor dem Gefühl "Kannste später immer noch", oder z.B. "wenn die Umstände besser sind" oder "es bessere Unterstützung gibt" oder "es mir besser geht" etc.

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chrysokoll
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Beitrag So., 02.01.2022, 15:20

candle. hat geschrieben: So., 02.01.2022, 15:07 Ja, dann bist du eine sehr engagierte patente Frau!
nein ich bin bzw. war ganz sicher keine patente engagierte Frau.
Vielleicht jetzt ein wenig, früher aber echt nicht.
Meine Erfahrung ist dass schon geholfen wird - aber dafür muss man natürlich Hilfe suchen, einfordern, erbitten
Und auch mitmachen


Waldschratin
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Beitrag So., 02.01.2022, 15:21

candle hat geschrieben:Meine Erfahrung ist, dass einem keiner hilft- jedenfalls nicht als alleinstehende Frau aus einem vermeintlich "normalen" Haushalt/ Beziehung/ Ehe.
Ich hab da - als alleinstehende Frau aus vermeintlich normalen Umfeld - von offiziellen Stellen bisher schon immer Unterstützung bekommen.
Zwar oft nicht die, die ich mir gewünscht hätte, aber "Angebot" war schon immer da, abgewiesen wurde ich da nicht bisher.

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candle.
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Beitrag So., 02.01.2022, 15:32

Ich denke, da muß man wirklich jede Situation ganz individuell anschauen.

Wenn du nicht bedroht wirst, kannst du z. B. nicht ins Frauenhaus. Freunde hast du keine und bist finanziell vielleicht noch abhängig, abgesehen, dass man selber nicht in der Lage ist wegen psychischer Probleme eine Wohnung zu suchen.

Egal, ich habe keine Hilfe bekommen da "zu previligiert" oder zu klar in meinem Auftreten und was mir da so gesagt wurde.

Das war schon ziemlich seltsam. Also Therapie machen und gucken bis man so weit ist um dann den Absprung zu schaffen.

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Beitrag So., 02.01.2022, 15:35

naja, wenn Gespensterkind nachts immer wieder im Auto schlafen muss dann ist da eine Angst und sicher auch eine Bedrohung da.
Meine Erfahrung ist: Wenn man als Frau nachts die Polizei ruft weil man Angst vor dem sturzbesoffenen Mann hat, dann wird geholfen. Und dann kann man weitere Schritte gehen.
Und nochmal: Nein, das ist absolut nicht leicht, das würde ich nie behaupten

Aber wie "leicht" ist es bitte solche Nächte immer wieder durchzustehen, wie viel Energie raubt das die man für sich selber verwenden könnte, was nimmt das an Lebenszeit?

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Beitrag So., 02.01.2022, 15:39

chrysokoll hat geschrieben: So., 02.01.2022, 15:35 Meine Erfahrung ist: Wenn man als Frau nachts die Polizei ruft weil man Angst vor dem sturzbesoffenen Mann hat, dann wird geholfen.
Was soll die Polizei machen, wenn Frau nicht bedroht wird?

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