Hallo meersein,
ich stecke grade mittendrin in der Neuorientierung. War über 3 Jahre AU (wegen Psyche), hatte 2 erfolglose Wiedereingliederungsversuche im alten Job und habe dann beschlossen, mich komplett neu zu orientieren. Bin Anfang 50 und mache gerade eine Trainee-Ausbildung in einem neuen Betätigungsfeld, das aber trotzdem Berührungspunkte mit meiner alten Tätigkeit hat (in der ich > 20 Jahre lang berufstätig war).
Das Ganze ist ein Prozess, dh es wird wahrscheinlich nicht *die* zündende Idee vom Himmel fallen und du weißt dann: Das ist es... Sondern es gibt Themen, die bringen irgendwas in dir zum Schwingen - das ist die Spur, der du folgen kannst. Ich denke die Rahmenbedingungen, die du für dich schon definiert hast, sind ein erster Schritt - und ich merke für mich, dass vieles von dem, was ich mir im Vorfeld so gewünscht hatte, im neuen Betätigungsfeld auch erfüllt wird. Sowas gibt es also wirklich
Ein paar Ideen: Je nachdem wo du arbeitest, gäbe es die Möglichkeit, dass du intern in einen anderen Bereich wechselst der für dich besser passt? Manche Arbeitgeber sind da inzwischen sehr unterstützend, vor allem weil es mittlerweile immer schwieriger wird, Fachkräfte dauerhaft an sich zu binden. Gibt es bei dir einen Betriebsrat bzw. Behindertenbeauftragte die dich dabei vielleicht beraten/unterstützen könnten (z.B. auch von Erfahrungen berichten wie das in dem Unternehmen gehandhabt wird usw.)
Coaching ist insgesamt ein guter Start für diesen Prozess, für mich war es da günstiger, längere Pausen zwischen den Einheiten zu lassen (ca. 4-6 Wochen), damit sich in der Zwischenzeit die Ideen auch ein wenig konkretisieren konnten.
Die Turbozündung war dann im letzten Jahr für mich ein Berufsorientierungskurs für Frauen, der über ca. 12 Wochen ging (3x Woche) - das war ein wenig wie Gruppentherapie. Die Leiterinnen haben mit ganz unterschiedlichen Methoden gearbeitet, viele kreative Methoden, wir haben in kleinen Teams uns gegenseitig gecoacht und Feedback gegeben, und vor allem war das eine Gelegenheit um erstmal ganz "wild" zu träumen, die Auseinandersetzung mit der Realität kam dann später im nächsten Schritt. Aber für mich hat sich letztlich eine der Ideen die ich aus diesem Kurs mitgenommen habe, nun realisiert, und inzwischen weiß ich auch, dass es für mich das Passende ist. Vor allem hat es auch gut getan, mit anderen in Kontakt zu kommen, die in einer ähnlichen Situation sind - damit war man nicht so Einzelkämpfermäßig unterwegs. Sowas in der Art gibt es eigentlich inzwischen in den meisten Großstädten - einfach mal Google fragen...
Parellel hatte ich bei der Rentenversicherung einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gestellt, weil ich nicht wusste ob ich nicht vielleicht doch die klassische Route über Umschulung oder Weiterqualifizierung gehe, und dann ist die Rentenversicherung eine ganz gute Möglichkeit. Gleichzeitig ist aber auch das Ausmaß dessen, was sie finanzieren eher begrenzt und immer sehr stark davon geprägt, wie der Arbeitsmarkt in diesem Sektor aussieht. Ich hatte versucht, die Ausbildung die ich jetzt als Trainee mache, als betriebliche Ausbildung über die Rentenversicherung zu machen, hatte auch schon die Aussicht auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz, was aber von der Rentenversicherung abgelehnt wurde, weil auf den Seiten der Arbeitsagentur steht, dass dieser Beruf "ausstirbt" - was aber gar nicht stimmt... Das Berufsbild wandelt sich stark, das ja, und der Beruf heute hat mit dem was er vor 25 Jahren war wenig zu tun, aber das ist halt bei der Arbeitsagentur noch nicht angekommen.
Ansonsten: Wenn du irgendwo neue Leute triffst, dann löchere sie. Frag sie, was sie beruflich machen, lass dir erzählen, wie ein typischer Arbeitstag aussieht, so kommt man auf neue Ideen. Und wenn du konkrete Ideen hast, dann frage in deinem Umfeld, ob irgendjemand eine Person kennt, die in dem Bereich arbeitet und du dich mit denen mal unterhalten kannst, Realitätscheck machen. Entweder bestätigt sich dann deine Idee und du bekommst noch mehr Feuer dahinter, oder du merkst, ach nee, doch nicht. Aber das ist ja auch etwas.
Ich wollte es anfangs auch so machen wie du: Zurück in den alten Job, in Teilzeit, und von dort aus neuorientieren. Das hat bei mir nicht geklappt, weil ich noch nichtmal die Wiedereingliederung überstanden hatte, ohne dass ich wieder zusammen geklappt bin. Eigentlich fing für mich die wirkliche Auseinandersetzung erst an, als ich mich vom alten Job wirklich getrennt hatte. Damit war dann der Weg frei, um wirklich nach vorne zu denken.