Abstrakte Zwangsgedanken und Gefühle

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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voyager
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Abstrakte Zwangsgedanken und Gefühle

Beitrag So., 02.12.2007, 19:51

hallo alle,

ich habe folgendes Problem:

Ich leide unter Zwangsgedanken "ohne konkreten" Inhalt. Das ganze ist schwierig zu erklären, aber ich versuche es: Meine Zwangsgedanken äußern sich in der Form, dass ich an unangenehme Gefühle denken muss, die zu diesem Zeitpunkt mein Dasein dominieren. Ich habe beispielsweise dann das starke Gefühl, als "würde etwas nicht stimmen", oder ich hab einfach nur ein Angstgefühl. In weiterer Folge denke dann darüber nach, was mit mir nicht stimmt, warum ich solche Zwangsgefühle besitze, etc...So gehts dann den ganzen Tag. Ich kann diese Zwangsgedanken und Zwangsgefühle nicht vergessen.
Die Zwangsgedanken alleine würde ich ohne Probleme ertragen, aber gepaart mit starken Gefühlen werden sie teilweise unerträglich.

Ich weiß, das ganze klingt ziemlich seltsam. Ich glaube langsam, ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der soetwas hat.

Vor ein paar Jahren war ich deswegen in psychiatrischer Behandlung. Ich wurde dort mit Neuroleptika vollgestopft, weil die Ärzte der Meinung waren ich leide an Schizophrenie. (hatte und habe keinerlei Halluzinationen, Wahnvorstellungen, und war mir die ganze zeit bewusst, dass dies meine Gedanken sind)
Nach zwei Monaten haben die Ärzte bemerkt, dass es wahrscheinlich doch "nur Zwangsgedanken" sind und behandelten mich mit fluoxetin.

Mein Problem ist folgendes: Ich hatte einige Jahre Ruhe von diesen Gedanken (hatte diverse Therapien gemacht), doch seit ein paar Monaten belästigen sie mich wieder.

Nun zu den Fragen:
Kann es sein, dass Zwangsgedanken periodisch stärker werden?
Sind meine Gedanken und Gefühle überhaupt Zwangsgedanken?
Hat irgendwer eine ähnliche Symptomatik wie ich?

Vielen Dank im voraus
voyager

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Nelly79
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Beitrag Di., 04.12.2007, 17:24

Hallo Voyager!

Hast du keine bestimmten Gedanken zu einem Thema? dh bei dir kommt zuerst das Gefühl und dann der Gedanke über das Gefühl? Normalerweise ist es so dass man zuerst die Gedanken hat und durch die Gedanken ein schlechtes Gefühl bekommt.

lg

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kelly
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Beitrag Fr., 07.12.2007, 11:51

Hallo Voyager ,
habe gerade Deinen Bericht gelesen .
Ich leide auch unter Zwangsgedanken , aber meine sind immer in richtung
wie kann ich mir schaden . Ich denke zum beispiel ich muß mich umbringen ,
oder tabletten in großen Mengen nehmen . Deshalb bin ich auch letztens wieder
in die Psych. gekommen . mein Therapeut meinete er könne nicht mehr für mich
sorgen und müßte das nun der Klinik überlassen , wegen meinen Suizidgedanken .
war ja auch richtig so , da ich dann vor mir selber Angst habe , bin dann so impulsiv .
Naja , ich kann dich jedenfalls sehr gut verstehen .
Diese gefühle sind nicht zu ertragen .
Und du machst aber ambulante Therapie ?
PS: Fluoxetin nehmen ich auch uner anderem , aber das alleine würde mir
nicht helfen , nehme noch Aponal und Diazepam / oder Atosil

LG kelly
Man sollte niemals zu einem Arzt gehen, ohne zu wissen,was dessen Lieblingsdiagnose ist.

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Gefangener
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Beitrag Fr., 07.12.2007, 19:04

Hallo Voyager,

bei mir ist es ganz ähnlich, wenn auch auf eine andere Weise.
Ich habe auch Probleme und oft ein ungutes Gefühl - in der Strassenbahn, in der Fussgängerzone, überall.

Klar, allgemein kann ich meine Probleme schon nennen: einsam, keine Freunde, keine Freundin, langweiliges Leben (in Therapie war ich aber noch nie).
Aber im Konkreten habe ich oft das Gefühl, dass mir die Ursachen/Lösungsansätze entfliehen! Und ich versuche dann ständig, dem hinterherzudenken, kann es nicht greifen.
Was bleibt, ist so ein diffuser, vernebelter Beigeschmack von einem unangenehmen Gefühlszustand, der mich ständig begleitet.

Ich fühle mich mulmig, im Bauch habe ich ein ungutes Gefühl. Ich kann niemandem in die Augen sehen, weil ich denke, dass die Leute sofort meine Probleme "lesen" können und mich verächtlich aburteilen (ist natürlich Humbug, denke ich aber). Allein schon die Anwesenheit von anderen Menschen macht mich dann unruhig.
Ich fühle mich dann auch oft wie eine zerbrechliche Porzellankugel und ein Anstoss von aussen würde mich zerbrechen bzw. völlig durcheinanderbringen und mich vom Nachdenken abhalten. Nachdenken darüber, was denn überhaupt mein Problem ist.

Auch kann ich z.B. Dinge wie einen leckeren Gyros oder einen Film nicht geniessen.
Diese Gedanken bestimmen meinen Alltag insoweit, als ich meistens alleine im Zimmer bleibe und nur noch, wenn unvermeidbar, raus gehe.

Vielleicht hilft es, wenn wir uns die Probleme grob sortiert auf ein Blatt Papier aufschreiben (fällt mir jetzt eben so ein, habe ich noch nicht ausprobiert)?
Damit wir etwas haben, gegen was wir konkret ankämpfen können?

Ausserdem hat man dann das Unangenehme auf ein Blatt Papier "verbannt" und es ist nicht mehr nur im Kopf gefangen.

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kelly
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Beitrag Sa., 08.12.2007, 16:48

Huhu ,
ich werde noch Irre mit meinen Gedanken.
Anders als bei Euch sind es gedanken die ich leider auch immer umsetze .
Gedanken die mir schaden .
Habe gestern als ich nach dem Stadtbummel nach hause durch den Park ging
wieder suizidgedanken , ganz plötzlich.
Dann ging ich an einem Altersheim vorbei und sah die alten menschen wie sie da
alleine in ihren Zimmern saßen. ich mußte so heulen , fand das so traurig und hatte
gleichzeitig Angst das ich später auch mal alleine bin .
Als ich zu hause war ging es wieder . Überkam mich mal wieder , war sehr strange.
Naja , bis denne

Kelly
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ronja
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Beitrag Do., 07.02.2008, 03:37

hallo

bei mir ist es ganz ähnlich. meine grüblerei ist aber durch die angst begründet schizo zu sein. meist fängst es ganz harmlos an, was bedeutet ich denke über etwas nach, schweife ab, höre in mich hinein, merke dass etwas anders ist, versuche den abstrakten gedanken zu halten, funktioniert meistens nicht, fühle mich leer, bekomme ein ungutes gefühl, gefolgt von schwindel, mir wird heiß, mein nacken beginnt zu brennen, fühle mich wie gelähmt und gefolgt wird das ganze von einer panikattacke. so läuft es ab, wenn es mir nicht so gut geht.
ansonsten schaffe ich es schon oft, dass die panik ausbleibt.

schlimm ist es, wenn ich diese grüblerei in sozialen situationen bekomme, denn dann bilde ich mir ein, dass mein gegenüber merkt dass etwas mit mir nicht stimmt - mich vielleicht deswegen nicht mag oder nicht akzeptiert - bzw. das ich den gespräch nicht mehr folgen kann...was aber eigentlich gar nicht stimmt, nur durch meine angst bin ich so gelähmt, dass ich gar nicht mehr klar denken kann.

es ist nicht so, dass ich dem grübeln abgeneigt bin, weil ich ein sehr verträumter mensch bin, aber in dieser hinsicht ist es manchmal wirklich unerträglich, denn ich konzentriere mich dann nur auf mein inneres und höre in mich hinein um diese gedanken zu ordnen - doch bei dem kleinsten anzeichen einer abnormalität bekomme ich panik.

manchmal hilft es mir, wenn ich mir bewußt versuche zu erklären, dass diese gedanken aus meinem unterbewußtsein kommen und somit nicht wirklich greifbar sind, dass meine angst mir "schei.." einredet
war auch schon bei 2 psychologen, die mir versichert haben, dass ich nicht schizo bin, sondern teils an angst+panik leide und dadurch manisch-depressiv bin, wobei ich letzteres echt nicht glaube. depressiv vielleicht

hatte jetzt aber 6 monate ruhe, habe viel gemacht, mich viel mit leuten getroffen, alles war ok. tja, und jetzt wo es wieder wärmer wird, bin ich wieder am grübeln. oft sitze ich zu hause, denke darüber nach, dass ich mich später mit jemanden treffen soll, denke darüber nach wie es sein wird - z.b.: was ich im gespräch so sagen werde - und schon hab ich ein schlechtes gefühl, manchmal so schlecht, dass ich lieber zu hause bleibe.

vielleicht kennt das ja jemand oder hat einen tip für mich was das genau sein könnte...

liebe grüße

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spätzündi
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Beitrag Do., 07.02.2008, 10:45

Zwangsgedanken.... ja das ist eine Sache, die schwierig zu diagnostizieren und abzugrenzen ist, denk ich. Ich wusste lange nicht, dass man meine Grübelneigung den Zwängen zuordnen kann. Aber die Gedanken an den Tod, die oft ohne äußeren Anlass über mich kamen, urplötzlich und wie ein Keulenschlag, das waren dann doch deutlich Zwänge, das sah ich schnell ein.
Ich hatte immer gedacht, ich bin lediglich ein etwas zu ernsthafter, auf negative Themen konzentrierter introvertierter Typ. Aber es ist mehr als das, heute weiß ich das. Mir ist bei genauem Ansehen vor allem dieser Todesgedanken klar geworden, dass sie wie ein Schlag aus dem Dunkeln meines Unterbewusstseins kommen, immer dann, wenn ich sorgenfrei sein und das Leben einfach geniessen möchte. Und dann denk ich an meinen Vater, der immer in Angst vor einer düsteren Zukunft lebte, ständig Unheil an die Wand malte und es für ein Zeichen von Unreife und Verantwortungslosigkeit hielt, wenn man das Heute geniesst und nicht ständig am Vorsorgen ist. Mit den quälenden Todesgedanken habe ich seine Lebenseinstellung Macht über mich ausüben lassen. Ich habe seine Ängste, die aus der Kriegszeit stammen mögen (Jahrgang 28), in mich übernommen.
Ich würde sagen, so bizarr sie auch erscheinen mögen, Zwangsgedanken haben wohl immer einen realen Hintergrund. Es sind starre Denkweisen, die sich so verselbständigt haben, dass sie nicht mehr von der Realität zu beeinflussen sind. Man muss auf die Suche nach ihren Anfängen gehen. Ich habe heute diese Zwangsgedanken schon nicht mehr so häufig wie früher.

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SilentCaustic
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Beitrag So., 04.06.2023, 14:35

Ich weiß, es ist schon so lange her, aber geht es dir besser?

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