Unsichtbar - mein Leben mit Dysmorphophobie

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Maleika34
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Unsichtbar - mein Leben mit Dysmorphophobie

Beitrag Mi., 26.07.2023, 11:38

Hallo zusammen,

ich denke, das hier könnte etwas länger werden, da ich das Bedürfnis habe meine Geschichte zu teilen. Mach dir gerne einen Kaffee oder so ;-)

(Von anderen werde ich als hübsch wahrgenommen und ich weiß es zu schätzen, aber bei ist mir die Dysmorphophobie tief verankert und all die Komplimente können das nicht ändern.)

Im Alter von 12 Jahren fing die Krankheit an, aber erst 2016 konnte ich meinem "Hauptproblem" -das sich noch immer wie ein roter Faden durch mein Leben zieht- einen Namen geben. Meine damalige Therapeutin kam nach wenigen Therapiesitzungen zu der Diagnose(womit sie Recht hatte).

Ich hatte im Alter von 12 Jahren ganz plötzlich eine Gesichtslähmung und es war echt schlimm für mich, da ich wirklich nur noch die rechte Seite bewegen konnte. Der Neurologe damals meinte, dass ich Probleme in mich reingefressen habe, viel mehr warum die Lähmung kam weiss ich leider nicht mehr. Es bildete sich dann innerhalb kurzer Zeit zurück, laut Ärzte war ich "geheilt".....

......aber ich war es eben NICHT. Die Gesichtslähmung war zwar -auf den ersten Blick- weg aber ich bemerkte das ich im Spiegel aus anderen Perspektiven "entstellt" aussah. Auch auf Fotos sah ich dann nur noch HÄSSLICH aus, nur ich war IMMER die Hässliche auf allen Fotos. Videos waren noch schlimmer. Ich schämte mich so sehr und ich habe das immer noch. Es geht nur mit Filter, dass ich mich auf Fotos akzeptiere.
Generell gibt es immer wieder Leute die das einfach nicht verstehen und sauer und beleidigt werden, wenn man nicht möchte.

In der Schule wurde ich damals nur von ein paar dummen Jungs und später auch von ein paar Mädels gemobbt(getreu dem Motto immer auf die Schwächeren). Es war aber kein krasses Mobbing. Ich war in der 5. & 6. immer Klassenbeste (Gymnasial), dann kam die Dysmorphophobie und ich baute schulisch nach und nach immer mehr ab. Zu der Zeit (12/13 Jahre) war ich schon Außenseiter(hatte kaum Freundinnen), aber es wurde stetig schlimmer mit meinen Komplexen, so dass ich beschloss einfach nicht mehr in die Schule zu gehen. Ich war doch sowieso nur unsichtbar für alle...Warum sollte ich mir noch jeden Tag die Demütigung geben? Die Pausen waren das Allerschlimmste für mich. Damit es nicht auffiel, dass ich nicht in die Schule gehe, bin ich morgens mit Rucksack aus dem Haus und habe mich im Keller versteckt, bis ich eigentlich Schule aus gehabt hätte. Sobald ich Schlüssel ratteln hörte, schmiss ich eine Decke über mich und war mucksmäuschenstill und hoffte dass keiner mich entdeckt. Wenn ich darüber rede, kommt es mir immer noch hoch.
Auf jeden Fall, kam das ganze natürlich irgendwann raus, weil meine Lehrerin Zuhause anrief und tatsächlich wurde ich auch von meiner Schwester & meiner Cousine "erwischt" als sie eines Tages was aus dem Keller holen wollten.

Mir ist es ein Rätsel wie man als Mutter seinem Kind nicht die Hilfe bietet, die es doch ganz offensichtlich dringend benötigt. Familiär kriege ich (auch aktuell) NULL Unterstützung, ich bin SEHR enttäuscht, und das obwohl es so wichtig für mich wäre Familie zu haben!

Bahn Fahren(Spiegel), jedes Auto was an einem vorbei fährt(Spiegel), Schaufenster(Spiegel) und dann natürlich die richtigen Spiegel. Immer muss ich darauf achten wo ich stehe, gehe, mich hinsetze. Wenn es jmd. "sieht" schäme ich mich in Grund & Boden, für das was ich habe.

Ich bin mir sicher, ich hätte in der Jugend noch die Kurve kriegen können - allein mit Therapie. Aber ich lebe jetzt seit ca. 24 Jahren mit diesen Komplexen & gestörtem Selbstbild. Hinzu kommen Depressionen, Angststörungen, viele schlechte Erfahrungen im Leben(natürlich auch viele tolle Menschen kennengelernt) aber auch viele die mein Leben noch zusätzlich ruiniert haben. Das waren dann Freundinnen die einen ausgenutzt haben oder Männer die gewalttätig waren und die Psyche noch mehr belastet haben. Was mich total runterzieht ist, dass ich beruflich leider nix erreicht habe, da ich alles immer wieder abgebrochen habe. Ich schaffe es oft nicht aus dem Haus, sage Termine ab, verschiebe Dinge.

Abschließend möchte ich loswerden, das bei mir der Optimismus überwiegt. Ich bin trotz all dem noch ein positiver, humorvoller, liebender, freundlicher Mensch, der sich gerne für andere einsetzt & der an das Gute glaubt. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht lache❤️

Ich würde gerne Betroffene kennlernen, deswegen schreibe ich meine Geschichte - gegenseitig kann man sich unterstützen, auch wenn es nur Gespräche sind.


*Nur zur Info: Ich bin aktuell wieder auf Therapeuten Suche(mit Warteliste )
Außerdem habe ich eine ganz tolle BeWo Betreuung, also habe ich auch momentan professionelle Unterstützung die ich mir auch immer wieder selbst suche)

Zu guter Letzt, danke ich dir fürs Lesen, wenn du es bis hierhin geschafft hast😊

Liebe Grüße & ich freue mich auf Rückmeldungen☺️

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Marcel1234
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Beitrag Mo., 31.07.2023, 12:01

Hey du,

leider kann ich dir nicht helfen mit Erfahrungen oder sowas, sondern nur bezugnehmend auf Depressionen und die Angststörung. Bei mir ist es eine generealisierte Angststörung in Verbindung mit einer Hypochondrie. Aber ich möchte dir trotzdem einmal schreiben, dass du sehr, sehr stark bist! Ich weiß, dass es dir jetzt nicht unbedingt viel bringt aber ich denke, dass es trotzdem schön ist mal zu lesen. Pflege deinen Optimismus, der kann sehr unterstützend wirken, quasi ein Schatz. :) Lass dir bitte deine Lebensfreunde- und Lust nicht nehmen. Das wäre bei einem so positiven Menschen mehr als schade.
Wenn ich nicht kämpfe, habe ich schon verloren! Im Kampf kann Humor wichtig sein. :)

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