Extremer Minderwertigkeitskomplex

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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dumbhead
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Extremer Minderwertigkeitskomplex

Beitrag Fr., 01.12.2023, 14:02

Grüße!

Gleich vorweg, wer sich an der Wortwahl stört - heute vermeidet man den Ausdruck ja eher - so steht das auch in einem meiner Befunde. Also passt. Auch wenn er 43 Jahre alt ist.

An sich wäre das kein Problem, allerdings gibt es dazu eine Vorgeschichte und jetzt bin ich etwas verunsichert, was das weitere Vorgehen angeht. Drum schreib ich das mal hier auf. Klar bespreche ich das auch mit dem Psychiater in 2 Wochen, aber meistens traue ich mich dann gar nicht so recht, alles zu erzählen...
Ich hab das über Jahrzehnte überkompensiert. Vollgas den Narzissten raushängen lassen und bin irgendwann auf meine eigene Show reingefallen. Und so hab ich es mir quasi in der Überkompensation bequem gemacht.

Einen Dämpfer gab es vor 9 Jahren, ich landete beim erwähnten Psychiater und wurde mal gegen die Depression recht erfolgreich behandelt.
Allerdings wollte ich um jeden Preis wieder den alten Zustand herstellen. Wurde dabei immer zynischer, aggressiver und selten aber doch, mündete das auch in Gewalt.
Selbst der Psychiater meinte mal ich sei pervers, antisozial und narzisstisch. Und ich hab das noch gefeiert. Gefiel mir.

Nach der letzten beinahe Schlägerei erhöhten wir die Lyrica Dosis. Ich hab sie gleich verdoppelt. Von 150mg um so halbwegs über die Runden zu kommen, auf 300mg-400mg.
Und ab da wurde es kompliziert.
Mit der bisher immer vehement abgestrittenen Angst verschwand auch die Wut. Und ohne Die, hab ich eigentlich nichts mehr.
Was bleibt ist eben ein ehemals um sich schlagender und nun fast devoter "Komplexler". der sich am liebsten irgendwo verstecken würde. Da geht es echt um richtige Selbstverachtung. Ich bezeichne mich insgeheim ja auch als Missgeburt und andere wenig nette Ausdrücke.

Die Kernfrage die sich stellt, weil das ja ein ganz neues Symptom ist - akzeptiert man so etwas irgendwann im Alleingang, oder sollte ich mich doch um eine PT bemühen? Das könnte ein guter Zeitpunkt sein. Ich glaube, meine erste Therapeutin wollte in diese Richtung arbeiten. Konnte ich damals aber nicht zulassen.
Ich weiß auch gar nicht, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme. Ich kann ja nicht nach 30, 40 Jahren Mister Hyde, plötzlich einen auf nett machen.

Ja, soviel dazu. Vielleicht kennt das Problem ja jemand. Ich bin auf jeden Fall verwirrt und lade das mal hier auch als Gedächtnisstütze für mich, ab :lol:

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 01.12.2023, 14:24

PT wäre eine gute Idee um sich mal die alten Glaubenssätze oder wie du es nennst "Ich bezeichne mich..." anzusehen.
"pervers, antisozial und narzisstisch. Und ich hab das noch gefeiert. Gefiel mir."
Schwierig, wenn mir diese Persönlichkeitsmerkmale jemand zuschreiben würde, wäre das letzte Gefühl was ich hätte, dass es mir gefallen könnte so konträr zum sozialen Miteinander betitelt zu werden.
Vielleicht auch ein Thema für die zukünftige Therapie.
..:..

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lisbeth
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Beitrag Fr., 01.12.2023, 16:04

dumbhead hat geschrieben: Fr., 01.12.2023, 14:02 . Ich kann ja nicht nach 30, 40 Jahren Mister Hyde, plötzlich einen auf nett machen.
Warum nicht? Du sollst ja nicht einen auf 'nett' machen. Sondern aufhören, dieses absurde Theater zu spielen. Braucht Mut, ganz sicher. Ist oft einfacher, sich hinter dieser Rolle zu verstecken, die man schon ein ganzes Leben lang gespielt hat. Aber ich kann sagen: es lohnt sich. Gibt viel Neues und Aufregendes zu entdecken hinter der Fassade. Und ich würde mir an deiner Stelle Begleitung suchen, wenn du es wirklich ernst damit meinst.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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dumbhead
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Beitrag Fr., 01.12.2023, 17:30

lisbeth hat geschrieben: Fr., 01.12.2023, 16:04 Gibt viel Neues und Aufregendes zu entdecken hinter der Fassade.
Ich gehe mal speziell darauf ein.
Ich hatte eben 2014 so eine Phase, die ich immer "Zwischenhoch" nenne.
Das war eine großartige Zeit. Da gab es tatsächlich viel Aufregendes und authentisch durchs Leben zu gehen war durchaus angenehm. In der Schematherapie würde man sagen, das innere Kind durfte auch mal aus seinem Kellerverlies. Der gesunde Erwachsene wurde auch gehört und die Überkompensation hatte Pause.
OK, ist meine Interpretation.

Dann kam halt ein Absturz nach dem ich mir den Kopf wegballern wollte.
Drum bin ich etwas im Zwiespalt was das derzeitige Zwischenhoch angeht und denke durchaus ernsthaft daran, die jetzigen Ereignisse therapeutisch begleiten zu lassen. Damals war ich dazu offenbar nicht fähig. Jetzt bin ich scheinbar dort, wo mich schon mal eine Therapeutin haben wollte. Nur ist die mittlerweile nicht mehr leistbar.
Und in Wien gibt es gerade 7 Kassenplätze.
Ich spreche wie gesagt eh auch mit meinem Psychiater.
Vielleicht habe ich nicht mal ein konkretes Anliegen in diesem Thread, aber es hilft mir ein wenig die Gedanken zu ordnen.

Gerade kam eine Frau mit Kinderwagen in die Straßenbahn und ich musste Platz machen. Vor Kurzem hätte ich ihr unter Umständen damit gedroht, dem Baby die Finger zu brechen. Hab ich echt schon gemacht. Also nur die Drohung :-)
Heute fand ich den Kleinen ganz putzig, wie er da geschlafen hat.
Diese Veränderung findet halt etwas schnell statt. Das überfordert mich ein bissl.
Und sie ist offenbar rein chemisch. De facto bin ich Tablettenabhängig wenn ich das durchziehen will.
Drum der aufkeimende Wunsch die Ursache anzusehen und im Idealfall zu behandeln.

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 01.12.2023, 18:47

> Vor Kurzem hätte ich ihr unter Umständen damit gedroht, dem Baby die Finger zu brechen.

Abscheulich :-) (und der Moment wo ich dich blockieren muss)
..:..

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