PTBS: Expositionstherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sunny87
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:37

Wie kann Dir das innere Sicherheit geben, wenn diese Gedanken in Dir sind???

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 18:39

Realität schafft Sicherheit. Davon bin ich überzeugt.
Ich fühle mich extrem unsicher. Und ich bin überzeugt davon, dass Dinge wie guter Job, schönes Haus, gesundes Essen innere Sicherheit bringt.
Kann es sein, dass wir etwas anderes meinen? Klar muss äußere Sicherheit sein. Es reicht nicht, sich einen sicheren Ort lediglich vorzustellen. Obdachlos, ich Problemviertel oder als Soldat im Gefecht würde ich mich nat. unsicher fühlen.
Ab und zu kann man aber auch mal das Visier hochklappen.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 19:04

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 18:31 Ich fühle mich extrem unsicher. Und ich bin überzeugt davon, dass Dinge wie guter Job, schönes Haus, gesundes Essen innere Sicherheit bringt.

Klar ist arbeitslos und obdachlos keine gute Grundlage um sich sicher zu fühlen, aber es gibt genug Leute mit Haus und gutem Job die sich suizidieren, trinken um ihre Gefühle wegzumachen oder nicht ohne Psychopharmaka durch den Tag kommen.

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Scars
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 21:20

Fragensteller98 hat geschrieben: Di., 02.01.2024, 23:44 Edit: Nicht böse gemeint, aber ihr seid keine Wettkämpfer, oder? Da braucht man ein "Ego-Gebilde".
Ich bin wettkämpferisch veranlagt und verliere gar nicht gerne. Deswegen lerne ich gerne von den Besten oder zumindest von denjenigen, die es schon besser können oder wissen als ich. Von denen findest du hier einige Beiträge aber du lehnst deren Ratschläge ja permanent ab.
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Scars
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 21:25

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 18:31 Ich fühle mich extrem unsicher. Und ich bin überzeugt davon, dass Dinge wie guter Job, schönes Haus, gesundes Essen innere Sicherheit bringt.
Ich empfinde das durchaus auch so und mir haben geregelte äußere Umstände einiges an Stabilität gebracht. Nur sind die Dinge halt auch nicht 100% sicher plus: wenn du zur Ruhe kommst, holt es dich vielleicht auch wieder ein. Es spricht ja auch überhaupt nichts dagegen Vermögen aufbauen zu wollen nur ist halt die Frage, ob du dich nicht leichter tun würdest, wenn du Hilfe annimmst damit es dir gesundheitlich besser ginge? Außerdem stelle ich mir gerade vor, wie du dann alleine in deinem Haus mit High-Tech-Sicherheitssystem sitzt. Auch irgendwie trist, oder?

Ich hatte mal so Momente, wo mir „klar geworden ist“, dass ich keine Sekunde meines Lebens wirklich sicher sei. Es war schrecklich, unaushaltbar. Inzwischen habe ich das nicht mehr, deswegen halte ich das für ein Symptom wie hyperarousal. Natürlich kann theoretisch jederzeit überall etwas passieren, aber man kann sich z.B. vor Gewalt schützen und man kann seinem Kopf und Körper beibringen sich wieder sicher(er) zu fühlen.
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 22:19

Fragensteller98 hat geschrieben: Di., 02.01.2024, 23:44 Edit: Nicht böse gemeint, aber ihr seid keine Wettkämpfer, oder? Da braucht man ein "Ego-Gebilde".

Bei Sportwettkämpfen geht es um eine rein körperliche Leistung.

Das ist was ganz anderes als persönliches mentales Wachstum. Erstens ist persönliches Wachstum nichts wo man sich an anderen Menschen messen sollte, wenn man das probiert wird es extrem schnell extrem ungesund. Zweitens ist es sehr ungesund bei persönlichem Wachstum wenn man sich selbst irgendwelche konkreten Vorgaben macht was man wie schnell erreichen sollte und sich dann ständig an diesen Vorgaben misst und das ganze in Erfolge vs Scheitern kategorisiert und sich dann danach selbst bewertet bzw auch abwertet.

Du kannst deine persönliche Entwicklung als ein Individuum nicht betreiben wie Wettkampfsport. Damit gehst du baden, und dann kannst du wegen dem Misserfolg wieder aggressiv-schmollend in der Ecke sitzen und dich dem Selbstmitleid hingeben und dir gratulieren dass du es ja eh gewusst hast dass das eh nicht besser werden kann.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 22:22

Scars hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 21:25Außerdem stelle ich mir gerade vor, wie du dann alleine in deinem Haus mit High-Tech-Sicherheitssystem sitzt. Auch irgendwie trist, oder?

Und in dem Zustand mit einer Partnerin zusammenziehen und Familie gründen. Das wird sowas von funktionieren :roll:

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reddie
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 22:26

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 22:19
Fragensteller98 hat geschrieben: Di., 02.01.2024, 23:44 Edit: Nicht böse gemeint, aber ihr seid keine Wettkämpfer, oder? Da braucht man ein "Ego-Gebilde".

Bei Sportwettkämpfen geht es um eine rein körperliche Leistung.

Das ist was ganz anderes als persönliches mentales Wachstum. Erstens ist persönliches Wachstum nichts wo man sich an anderen Menschen messen sollte, wenn man das probiert wird es extrem schnell extrem ungesund. Zweitens ist es sehr ungesund bei persönlichem Wachstum wenn man sich selbst irgendwelche konkreten Vorgaben macht was man wie schnell erreichen sollte und sich dann ständig an diesen Vorgaben misst und das ganze in Erfolge vs Scheitern kategorisiert und sich dann danach selbst bewertet bzw auch abwertet.

Du kannst deine persönliche Entwicklung als ein Individuum nicht betreiben wie Wettkampfsport. Damit gehst du baden, und dann kannst du wegen dem Misserfolg wieder aggressiv-schmollend in der Ecke sitzen und dich dem Selbstmitleid hingeben und dir gratulieren dass du es ja eh gewusst hast dass das eh nicht besser werden kann.
Ja, statt als einen Marathon kann man es als Pilgerreise zu sich selbst sehen..

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.01.2024, 22:57

reddie hat geschrieben: Mi., 03.01.2024, 22:26
Ja, statt als einen Marathon kann man es als Pilgerreise zu sich selbst sehen..
Oder als eine Expedition auf einen fremden Kontinent, eine Entdeckungsreise.

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Montana
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Beitrag Do., 04.01.2024, 07:33

Absolute Sicherheit gibt es für alles Geld der Welt nicht. Ich bin da grad ein Beispiel für, weil ich mich im Krankenhaus befinde nach einer OP. Mein sicheres Haus hilft mir da wenig.

Natürlich bin ich froh, sehr sogar, dass ich mir für den Alltag das größtmögliche Maß an Sicherheit aufbauen konnte. Das ist vor allem Unabhängigkeit. Aber die hat Grenzen schon darin, dass ich bestimmte Fachkenntnisse nicht besitze. Eine Abwasser-Hebeanlage kann ich z.B. nicht installieren, denn Fehler würden mir Sauerei bescheren.

Und als Aussteiger irgendwo in der Wildnis, um möglichst wenig Kontakt zu Menschen zu haben: geht auch nicht, weil ich ohne medizinische Versorgung auch nicht sein kann.

Da aber das Einstellen des Verfahrens gegen deinen Täter dafür gesorgt hat, dass die offizielle Feststellung, dass er ein Verbrecher war, ausgeblieben ist, würde ich es über das OEG versuchen. Dann wird ermittelt, um deine Entschädigungsansprüche festzustellen. Du bist ja wirklich jemand mit realistischen Chancen. Täter bekannt, Verfahren lief, mehrere weitere Betroffene haben sich gemeldet, der Täter hat sich umgebracht (und nicht etwa Enegie darein investiert, seine Unschuld zu beweisen).

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Fragensteller98
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Beitrag So., 04.02.2024, 12:17

Ich melde mich mal wieder.

Ich glaube, dass mich dieser jahrelange Missbrauch durch den Lehrer entmenschlicht hat. Dass er mich entmenschlicht hat. Und ich dieses menschliche suche, dieses heilsame.

Psychotherapie reduziert den Menschen jedoch auf seine Probleme, auf die Symptome. So habe ich es jedenfalls erlebt. Ich wollte immer die menschliche Verbindung. Eine Therapeut-Patient-Beziehung ist nicht menschlich, sie ist mechanisch, künstlich. Das hilft mir nicht. Und ich finde sie auch entmenschlichend, nicht auf Augenhöhe.

Die ganze Gesellschaft hier in Deutschland ist so aufgebaut. Noten, Bürokratismus, Leistung, es gibt einfach wenig Menschlichkeit. Die Psychotherapie fügt sich dort hinein. Ich denke, wer eben so schlimme Traumata nicht erlebt hat, der kommt damit besser zurecht, der ist nicht auf der Suche nach Menschlichkeit, nach Heilung. Wer allerdings Unmenschliches erlebt hat, der wird es in dieser Gesellschaft, in diesem Deutschland schwer haben.

Ich finde, das sieht man auch an den Flüchtlingen. Wie viele von denen könnte man abholen, aber in Deutschland lässt man sie eben in diesem Apparat an der kurzen Leine und versteht das Problem dabei nicht.

Ich glaube, dass Deutschland momentan kein guter Staat zum Leben ist für Leute, die Probleme mitbringen. Es fehlt einfach an Wärme, in jeglicher Hinsicht.

Ich sage nicht, dass es die hier nicht gibt - Menschen sind Menschen, es gibt hier auch viele gute Menschen. Aber dieses System, diese Verwissenschaftlisierung und das Leistungsprinzip, die Technokratisierung und der Verwaltungsapparat, das von oben nach unten, das gegeneinander, das ist nicht förderlich.

Ich möchte nicht auf meine Symptome reduziert werden, ich möchte als Mensch gesehen werden, der von anderen Menschen als kleiner Junge! entmenschlicht wurde und deshalb menschliche Wärme braucht.

Vielleicht sollte ich mal reisen, in andere Kulturen, andere Erfahrungen mit anderen Menschen machen als die Deutschen. Vielleicht gibt es in anderen Staaten mehr Menschlichkeit.

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lisbeth
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Beitrag So., 04.02.2024, 12:27

Wir schreiben den anderen ganz oft das zu, was wir selbst oft (unbewusst) tun. Könnte es sein, dass du selbst auf dieses Leistungsding fixiert bist, dass du dich selbst auf deine Symptome reduzierst? Würdest du es überhaupt innerlich aushalten, wenn ein Gegenüber dich wirklich als Mensch sieht und dir mit Herzenswärme begegnet? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das mit die schmerzhaftesten Momente meiner Therapie waren, wo meine Therapeutin *wirklich* in mich hineingesehen hat (und ich es auch zulassen konnte). Auch heilsam, das ja. Aber der Weg dorthin ist kein Selbstläufer, man muss ihn gehen wollen und manchmal sich auch erst einen Trampfelpfad durch den (eigenen) Dschungel dorthin bahnen.
Es gibt solche Psychotherapeuten/innen, bin selbst einigen von ihnen begegnet. Manchmal muss man ein wenig suchen.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Fragensteller98
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Beitrag So., 04.02.2024, 12:38

lisbeth hat geschrieben: So., 04.02.2024, 12:27 Wir schreiben den anderen ganz oft das zu, was wir selbst oft (unbewusst) tun. Könnte es sein, dass du selbst auf dieses Leistungsding fixiert bist, dass du dich selbst auf deine Symptome reduzierst?
Wie würdest du es nennen, wenn es in der stationären Therapie "Team PTBS" und "Team borderline" gab? Wenn die Krankenkasse Diagnosen braucht zur Abrechnung/Therapiedurchführung? Wenn Studien durchgeführt werden und die Wirksamkeit anhand von Symptomstärke belegt wird?

Dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben?

Alles unbewusste Zuschreibungen?

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lisbeth
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Beitrag So., 04.02.2024, 12:48

Das ist Mist, keine Frage. Aber dann suche weiter, bis du das findest, oder die Person findest, die dir weiterhelfen. Weil du es dir selbst wert bist.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Fragensteller98
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Beitrag So., 04.02.2024, 12:53

Ja, aber die Suche hier in Deutschland hat dann ja wenig Sinn. Das ist ja meine Aussage.
Daher werde ich eine Reise machen in eine andere Kultur. Da ist man bestimmt nicht so kalt miteinander. Nur gewalttätig sollte es dort nicht sein.

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