Alkoholkranke Mutter/ Mutterwunde

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
Antworten

Thread-EröffnerIn
StKar
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 39
Beiträge: 2

Alkoholkranke Mutter/ Mutterwunde

Beitrag Fr., 01.03.2024, 22:04

Hallo,

kurz meine Situation. Mutter Alkoholkrank wissentlich seit ich 7 war. Habe auf emotionaler Ebene viel Verantwortung übernommen (vertauschte Rollen) - mich viel gekümmert.

Sie war zwischenzeitlich trocken mit viel Druck von Seiten meines Vaters. Vor 1 Jahr hatte sie einen Rückfall, der mich aber nicht wunderte da sie sehr riskant mit vielem umging. (Likör in Eis etc).

Nachdem sie mir bestätigt hat, dass sie keine Therapie machen möchte, habe ich ihre Grenze akzeptiert aber auch meine aufgestellt, wenig Kontakt zu haben. Seit dem sehen wir uns nur noch auf Familienfeiern.

Ich merke nun wie alles sackt und der Schritt fühlt sich für mich immer noch immer richtig an. Ich möchte keine Verantwortung mehr übernehmen und mit dem Abstand kann ich mich gut daran halten.

Wann hört es nur auf, dass es so schmerzt ? Letztendlich sehne ich mich nach einer emotional stabilen Mama, die mich Mal stützt, in den Arm nimmt etc. Viele meiner Freundinnen fahren regelmäßig zu ihren Müttern, essen dort mit ihren Kindern und werden "versorgt" und können offen sprechen.

Meine Mutter ist sehr sachlich, lässt vieles nicht an sich ran...man kann mit ihr gut über das Wetter reden oder über andere Leute. Aber viel mehr geht nicht.

Hat jemand etwas ähnliches durchgemacht und wie konntet ihr damit etwas abschließen? Es vergeht kein Tag, in dem ich nicht kurz einmal traurig bin.
In der Therapie wurde gesagt, ich würde immer eine Wunde zurück behalten, die ab und an nochmal weh tut. Das ich alle Gefühle fühlen soll, was ich auch versuche. Die Wut auf meine Mutter, ist da aber ich kann sie nur schwer zulassen.

Ich habe eins unserer Kinder Tod geboren und vergleiche es immer etwas mit dieser Trauer, die am Anfang überwältigend war, aber mit der Zeit einfach mehr in den Alltag integriert wurde. Es tut nicht mehr so weh, wenn ich jetzt (3 Jahre später) daran denke. Verhält es sich ähnlich, mit einer Mutterwunde ?

Danke, Karen

Werbung

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2000

Beitrag Sa., 02.03.2024, 10:18

Vielleicht gehört der Schmerz schlicht dazu, das betrauern, dass keine Wunschkindheit bestand, dass du nicht richtig Kind sein konntest, sich um einen kranken Menschen so früh mit zu kümmern ist eine schwere last.
Ich bin auch immer wieder sehensüchtig, wenn andere von ihren Eltern oder Müttern erzählen - kann ich doch nur erahnen wie es ist eine liebende Mutter / ein liebendes Elternteil zu haben.
Der Schmerz wird sobald man sich ihm bewusster wird meist schlimmer, mit den Jahren kann man ihn zuordnen und korrekt adressieren und irgendwann ist er wie ein Muttermal und gehört einfach dazu. Das schmälert ihn nicht, aber die Akzeptanz wird besser und dann drängt sich das Gefühl nicht bei jeder Gelegenheit auf.
Vielleicht braucht die Wut ein Gesicht, etwas auf dem Tonfeld machen, einen Brief schreiben und verbrennen oder dem Wasser übergeben usw.

ganz im Gegenteil, mit der Zeit wird die Trauer integriert und ist nicht mehr abgespalten um sich seinen weg vor zu kämpfen. Bei deinem Sternenkind gehört es integriert zu deinem Leben dazu. Irgendwann gelingt das auch mit der (fehlenden) Mutter. Wer weiß wie lange du dich dem Schmerz schon bewusst bist und wie lange du das Trauern zulässt, es braucht so lange wie es braucht. Die Resilienz das zu überwinden oder zu integrieren hast du! Das ist schon mal viel wert :)
..:..


Thread-EröffnerIn
StKar
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 39
Beiträge: 2

Beitrag Sa., 02.03.2024, 11:06

Danke!

Irgendwie hilft es mir, mich darüber auszutauschen.Daher danke ich Dir für deine wertvolle Antwort. Mein Gefühl ist viele haben so eine gute Beziehung zu ihrer Mutter. Ich hatte das auch lange - bis ich erkannt habe das wir im Prinzip vertauschte Rollen haben. Solange ich gut für sie gesorgt habe auf emotionaler Ebene, waren wir auch eng verbunden. Seit ich mich abgrenze, gibt es immer wieder Krach - aber seit dem eingeschränkten Kontakt, ist es besser. Jeder hat seine Seite und muss diese so akzeptieren.

Man hört immer überall von loslassen und das macht einem dann die Illusion, dass es irgendwann vorbei ist. Aber ich glaube man akzeptiert es und integriert es dann irgendwann. Gerade tut es noch sehr weh - gerade wenn ich merke, wie viel Liebe ich für meine Kinder übrig habe.
Das macht es manchmal schwer, zu verstehen, die Sucht ist größer als die Liebe zu den Kindern. Auf sachlicher Ebene verstehe ich das auch - aber emotional tut es ab und an sehr weh.
Das mit der Wut möchte ich noch bearbeiten. Habe auch schon eine Idee.

VG

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9551

Beitrag Sa., 02.03.2024, 14:55

Es wäre halt auch später im Leben so eine tolle Unterstützung wenn man ein Elternhaus hat wo man bei Freud und Leid willkommen ist.

Was einem halt abgeht wenn man eine beschissene Kindheit bei einer emotional unfähigen Mutter hatte sind einfach bestimmte soziale Lernerfahrungen die zum Prozess einer gesunden Entwicklung zum erwachsenen Menschen dazugehören. Die man so nicht durchmachen konnte weil eben der gesunde Input von Aussen, den ein Kind/Jugendlicher ja braucht nicht hatte.

Der Schmerz darüber dass man das nicht hatte ist eine Sache, die handfesten "nie gelernt" Geschichten sind meiner Meinung nach aber viel schädlicher für das spätere Leben.

Werbung


Thread-EröffnerIn
StKar
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 39
Beiträge: 2

Beitrag Sa., 09.03.2024, 07:04

Was meinst du genau damit ?

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag