Konfrontativer Therapeut

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Takli
Forums-Insider
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Beiträge: 358

Beitrag So., 07.04.2024, 11:03

Ich glaube ihr definiert Dissoziation völlig unterschiedlich. Ich kenne sowohl durch Trigger ausgelöste Zustände, die mich völlig handlungsunfähig neben mir stehen läßt. Wie auch Extremsituationen in denen ich hochfunktional agiere, mit anschließendem Zusammenbruch. Möglicherweise fällt beides unter Dissoziation?

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Montana
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Beiträge: 3281

Beitrag So., 07.04.2024, 14:10

Es fällt beides unter Dissoziation, aber auch das handlungsunfähig sein kann (nicht muss) früher mal einen Sinn gehabt haben. Wenn ich handlungsunfähig werde, dann entspricht das nicht dem, was viele unter Dissoziation verstehen (weggetreten sein bzw. in der Wahrnehmung eingeschränkt sein), sondern es entsteht dadurch, dass Dinge getan werden wollen die einander widersprechen. Heraus kommt dann gar nichts. Auch das ist Dissoziation. Es hat dann keinen Zweck in dem Sinne, dass das so mal passend gewesen wäre, sondern es ist nur das Ergebnis von etwas, was in anderer Konstellation zu Lösungen beigetragen hat. Damit ist es aber immer noch keine Fehlfunktion des Gehirns.

Wenn man Dissoziation ausschließlich als etwas begreift, was einem sozusagen einen Knüppel zwischen die Beine wirft, einen lähmt und behindert, dann liegt es natürlich nahe, sich das einfach nur weg zu wünschen. Es mag sich wirklich anfühlen wie eine Fehlfunktion, so wie Kopfschmerzen oder Zahnschmerzen. Aber das ist nur ein kleiner Teil von dem, was es an dissoziativen Phänomenen gibt.

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lisbeth
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Beiträge: 3872

Beitrag So., 07.04.2024, 17:37

Sakiri,
auch ich finde, dass sich das gar nicht gut anhört.
Psychotherapie ist anstrengend, und die Themen können mitunter auch echt weh tun. Aber ein Ansatz von "Nur die Harten kommen in den Garten" wie ihn dieser Therapeut praktiziert finde ich komplett daneben. Es geht doch auch darum, dass du lernst, deine Bedürfnisse zu erkennen (Schritt 1) und im nächsten Schritt diese dann auch zu äußern und auch zu deinen Bedürfnissen zu stehen. Dieses "nur die Harten" führt doch dazu, dass man alles runterschluckt und irgendwann daran erstickt. Kann mMn nicht Ziel einer Therapie sein.

Dass du dem Ganzen noch eine Chance geben willst, das ehrt dich - und zeigt ja auch, dass du es ernst meinst mit Therapie. Aber ich glaube auch, dass du auch nach 2-3 weiteren Sitzungen genauso auf das Geschehen in der Gruppe und den Therapeuten schauen wirst. Und dann wirst du dich wieder fragen, ob es nicht vielleicht doch an dir selbst liegt, ob du dich nicht doch ein kleinwenig mehr anstrengen, mehr zusammenreißen usw. müsstest... :kopfschuettel:

Falls du doch weiter hingehst: Ich würde normalerweise (wenn Therapeut und Gruppenatmosphäre ok sind) vorschlagen, dass du zu Beginn einer der nächsten Stunden das zum Thema machst, dass es dir zu schnell geht, dass du überfordert bist, dass du zwar bereit bist, Neues auszuprobieren, aber dass du dich auch unter "Gruppenzwang" gefühlt hast. In diesem Setting weiß ich nicht, ob ich dir das empfehlen soll, weil - wie du ja auch bemerkst - das alles sich eher "unsafe" anfühlt. Keine guten Voraussetzungen, um sein Innerstes nach außen zu kehren.

Vielleicht liegt deine aktuelle Lernaufgabe darin, dass du mitfühlend und nachsichtig mit dir selbst umgehst. Dass du dir sagst, dass es ok ist, diese Gruppentherapie zu beenden, weil es eben nicht die passende Maßnahme zum richtigen Zeitpunkt ist. Das hat nichts mit Versagen zu tun. Sondern damit, dass du dich auf deiner Reise gerade an einem ganz anderen Punkt befindest. So als ob du gerade Laufen gelernt hast und die anderen in der Gruppe gerade auf einen Marathon hintrainieren. Das frustet nicht nur total, ich halte das auch für ungesund, wenn du jetzt anfangen würdest, mit auf den Marathon hinzutrainieren, da würdest du wichtige "Entwicklungsschritte" auslassen. Ich glaube, du müsstest erstmal in einem Einzelsetting dich selbst besser kennenlernen und mehr Sicherheit darin finden, was du möchtest oder nicht möchtest. Und zwar mit einem empathischen Gegenüber und nicht mit einem Therapeuten, der aus purer Lust an der Macht seine Provokationsspielchen macht. Und eventuell kann ja dann zu einem späteren Zeitpunkt nochmal eine Gruppentherapie relevant werden. So wie das aktuell läuft, macht das für dich aber keinen Sinn meiner Meinung nach.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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