Wie sieht ein guter Therapieabschied aus?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Bluemoon123
Forums-Insider
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weiblich/female, 50
Beiträge: 491

Beitrag Fr., 16.09.2022, 12:58

Ok, so verstehe ich den Unterschied, den Du da meinst. Das war im Prinzip schon auch die Phase des "Nicht wahrhaben wollens" (Verdrängung), die da vielleicht nochmal unterteilt war in die Phase wo Du halt noch versucht hast zu retten oder rückgängig zu machen. Dies ist natürlich bei Trauer wegen Tod, nicht möglich, weil's da nichts rückgängig zu machen gibt. Und auch beim Abschied von einem Therapeuten ist das ein definitiver Abschied, und somit fällt dieses "retten was zu retten ist" da weg.

Aber im Prinzip ist die Verarbeitung eines Abschieds, sei es jetzt eine Trennung oder ein Abschied vom Therapeuten schon gut mit den verschiedenen Trauerphasen zu erklären. Bei Tod ist die Trauer halt meist deutlich intensiver. Aber auch eine Trennung ist ein Abschied eines geliebten Menschen und auch ein Therapieende, nach einer intensiven langen Therapie ist so ein Abschied. Die verschiedenen Phasen mögen bei dem einen schneller gehen und bei dem anderen länger dauern. Manche merkt man vielleicht gar nicht so arg. Aber grundsätzlich verarbeitet man so einen Abschied. Das ist ein ganz natürlicher Prozess.

Ungesund wird das Ganze erst, wenn man in einer der Phasen hängen bleibt (hab ich auch gerade mit meinem Ex-Therapeuten). Dann ist es schlau sich Hilfe zu holen.

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Wurstel
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männlich/male, 58
Beiträge: 2368

Beitrag Fr., 16.09.2022, 14:48

Wurstel


Würdet Ihr solche Abbrüche, wie sie bei mir waren (die ersten zwei durch meinen Vater hervorgerufen, der dritte aufgrund meines Unfalles) ebenfalls als ungesundes Theapieende bezeichnen?


Wurstel

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Gespensterkind
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weiblich/female, 33
Beiträge: 1446

Beitrag Fr., 16.09.2022, 15:38

Merkwürdigerweise hab ich auch nicht das Gefühl, dass es mir sehr schwer fallen würde, mich von meinem Therapeuten zu trennen. Und ich würde trotzdem behaupten, eine sehr gute Beziehung zu ihm zu haben.
Ich bin aber auch kein bisschen verliebt. Ich denke mir immer, ich sollte es vielleicht sein, weil ich so viel davon lese, aber ich spüre da bei mir gar nichts ihm gegenüber.
Vielleicht liegt das doch auch daran, bislang überhaupt gar keine echten Beziehungserfahrungen im Leben zu kennen? Ich weiß es nicht.

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Scars
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anderes/other, 26
Beiträge: 1495

Beitrag Sa., 17.09.2022, 13:02

Sinarellas hat geschrieben: Mi., 14.09.2022, 14:10 Wir haben gut gearbeitet zusammen, viel exploriert, ich habe durch ihre sachliche ruhige Art sehr viel mitgenommen, aber es war eben nur ein Arbeitsverhältnis. Ich kann mir auch nicht vorstellen zu jemanden eine Bindung aufzubauen (in der Art), dem ich quasi Geld gebe - da bin ich offensichtlich sehr komisch, weil das ist so bei keinem, vor allem was die Zeit anging.
Ich finde das gar nicht komisch, ich denke genauso. Andersherum bin ich ja auch nur das Objekt der Arbeit des Therapeuten (ja, vllt mag es Sympathie oder emotionale Momente geben aber im Wesentlichen). Leider spielen meine Emotionen da nicht mit und ich bin sehr anfällig für diese Übertragungen. :roll: Vielleicht meine ich mit „robuster“ auch „kontrollierter“ oder so, weil es mich hart nervt, immer wieder in diese Übertragungen zu fallen. Jedenfalls wäre es wie du es beschreibst für mich das erstrebenswerte Verhältnis. Die Aussage von dem Traumatherapeuten hingegen finde ich komisch, denn natürlich hattet ihr eine Beziehung/Bindung aber eben eine solide, hilfreiche Arbeitsbeziehung. Du drückst ja sogar hier jetzt deine Wertschätzung für die Zusammenarbeit aus, ist mir völlig unverständlich, was an dieser „sachlichen“ Beziehungsform verkehrt sein sollte.
Remember to leave pawprints on hearts.

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Libellenflügel
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 65

Beitrag Di., 30.04.2024, 20:14

Hallo,

in meiner VT habe ich nun eine 3 wöchige Pause, dann habe ich noch 5 Stunden, d.h. es geht dem Ende zu.
Ich habe immer noch große Angst davor und eine Traurigkeit, die sehr schmerzhaft ist. Ich weiß, Trauer gehört dazu. Dieser Zustand ist aber oft unaushaltbar. Mein Therapeut meinte heute, dass sich das auch noch verstärken könnte in den letzten Stunden. Für mich kaum vorstellbar. Ich möchte etwas dafür tun, dass dieser Abschied gut verläuft und nicht nur mit Trauer, Angst und Schmerz, womöglich bis zum Zusammenbruch, endet. Ich fühle mich sonst so hilflos ausgeliefert.

Darum frage ich mich, wie könnte denn ein guter Abschied aussehen? Was gehört dazu, was ist hilfreich? Was ist überhaupt ein "gesunder" Abschied? Was hilft, dass diese Gefühle mich nicht nur auffressen sondern mir auch eine positiver Erfahrung geben könnten? Wieviel Trauer ist "normal"? Was kann ich tun?

Ich hoffe, die Frage ist verständlich, vielleicht kann mir jemand helfen, das würde mich sehr freuen.

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Sinarellas
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weiblich/female, 40
Beiträge: 2007

Beitrag Mi., 01.05.2024, 15:27

Die verbleibenden 5 Stunden über den Abschied reden, was war, was sich entwickelt hat und gemeinsam schauen was es für einen Abschied braucht. Thema für die Therapie, lieber früher als zu spät.
..:..

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Donna
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 40
Beiträge: 29

Beitrag Mi., 01.05.2024, 15:33

Liebe Libellenflügel, haben sich deine Beschwerden, wegen denen du die Therapie begonnen hast, deutlich gebessert? Falls ja, würde ich mir diese Fortschritte einmal ganz deutlich vor Augen führen. Wo stand ich damals, wo stehe ich heute. Falls du keine deutliche Besserung spürst, kommt das Therapieende vielleicht zu früh?
Wie ist dein soziales Umfeld? Gibt es nahestehende Personen, die dich auffangen können? Informiere dich über niederschwellige Angebote in deiner Nähe, damit du im Krisenfall eine Anlaufstelle kennst.
Ist die Therapeutin weiterhin für dich im Notfall erreichbar? Hast du einen Psychiater? Medikamente? Einen guten Hausarzt? Such dir alles zusammen, was im Notfall eine Anlaufstelle sein kann, das beruhigt.

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Shukria
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anderes/other, 44
Beiträge: 1502

Beitrag Mi., 01.05.2024, 18:45

Hattest du nicht auch eine weitere Therapeutin (TfP) angefragt und einen verfahrenswechsel danach erwogen?

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Libellenflügel
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 65

Beitrag Mi., 01.05.2024, 20:55

Hallo und vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Bin zwar grad bisschen verwirrt, warum ich nicht mehr die Thread- Eröffnerin bin....liegt es daran, dass es dieses Thema schon einmal im Forum gab? Bin eben erst nach Hause gekommen, die Antworten dazu werde ich auf jeden Fall in Ruhe noch durchlesen, sicher ist etwas hilfreiches dabei.

@Sinarellas
Ich möchte den Abschied zum Thema in der Therapie machen, aber das gerät immer irgendwie aus dem Ruder, wir kommen dann in andere Themen rein, die die Stunde füllen und die auch wichtig sind. Ich habe das Gefühl, es gibt noch so vieles, was zu bereden wäre.

@ Donna
Meine Ziele habe ich teilweise erreicht. Aber vieles liegt noch im Argen. Für mich kommt das Ende zu früh, vor allem nach den letzten Stunden. Sie waren sehr tiefgründig und ich habe das Gefühl, gerade jetzt würde ich um einiges weiterkommen, wenn ich noch die Zeit dazu hätte. Aber das Ende ist sicher. Mein Therapeut ist nicht mehr erreichbar, da er ins Ausland geht.
Ich habe niemanden, der mich auffangen kann. Ich versuche mir ein Netz aufzubauen, aber mehrere Psychiater, die ich angerufen habe, haben Aufnahmestopp, bei den Beratungsstellen geht niemand ans Telefon und auf Mail hat keiner geantwortet. Mein Hausarzt ist nicht sehr gesprächig und meiner Meinung nach unsicher, was das Thema Psyche angeht. Die Selbsthilfegruppe, die ich im Umkreis gefunden habe, findet nur einmal im Monat statt und ist letztes Mal ausgefallen. Ich werde es aber weiter versuchen.
Mir ist es nun einfach wichtig, einen guten Abschied zu haben und nicht in Verzweiflung und Angst zu gehen. Zurückblicken zu können und sagen, dass ich zufrieden bin und gute Erinnerungen daran habe. Dass Trauer dazugehört verstehe ich, aber ich reagiere zu stark. Ich hatte noch keine Gelegenheit, die alten Beiträge zu lesen, vielleicht hilft mir davon auch etwas weiter.

@Shukria
Ja, ich hätte gerne einen Verfahrenswechsel, habe von mehreren Therapeuten das Angebot bekommen, mich nochmal zu melden und stehe bei einem Therapeuten auch auf Warteliste. Aber für mich ist das keine Garantie, dass ich auch einen Platz bekomme.
Und trotzdem fällt es mir schwer, mich von meinem Therapeuten zu lösen und ich möchte etwas dafür tun, dass ich das einigermaßen gut hinbekomme. Ich möchte die Erfahrung machen, damit umgehen zu können, das zu schaffen, falls verständlich ist, was ich meine.

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Solage
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Beitrag Mi., 01.05.2024, 21:14

Liebe Libellenflügel,

dein Therapeut geht ins Ausland und verlässt dich tatsächlich und ist auch in Notfällen nicht mehr erreichbar. Also nicht nur das Kontingent geht zu Ende, sondern er ist nie mehr erreichbar. Es gibt kein Zurück mehr.
Da kann ich deine Trauer sehr gut verstehen, weil das kein einvernehmlicher Abschied ist.
Das ist nur furchtbar.

Frage ihn, wenn du möchtest, ob du ihm noch schreiben darfst, wenn er im Ausland ist. Mal so zwischendurch, so dass er gefühlt für dich nicht völlig gestorben ist.
So ein Abschied kann schon wie ein kleiner Tod sein. Sage ihm, dass du nicht möchtest, dass er für dich gestorben ist.

So jetzt mein Vorschlag, der natürlich nicht für dich passen muss.

Mir tut es sehr leid für dich!

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Libellenflügel
Helferlein
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Beitrag Mi., 01.05.2024, 21:50

@Solage
Ich danke dir so sehr, dass du mich verstehst. Alles was du geschrieben hast ist genau das, was ich empfinde, es trifft meine Situation mit jedem geschriebenen Wort.

Beim Lesen musste ich weinen, denn es ist wirklich so, als ob er dann gestorben ist, den Gedanken hatte ich schon so oft. Das Schlimmste für mich ist tatsächlich die Endgültigkeit, dass ich weiß, ich kann nie wieder mit ihm sprechen/ schreiben. Und das nach 7 Jahren, in denen er mir eine Stütze war.
Ich könnte ihm nicht einmal schreiben, wenn ich es in der Zukunft schaffen würde, ein zufriedenes, gesundes Leben zu haben, könnte es nicht mit ihm teilen, obwohl er viel dazu beigetragen hat.
Wenn ich das Angebot von ihm hätte, dass ich ihm schreiben darf, wäre mir das eine sehr große Hilfe. Allein das Wissen, ich kann ihn noch kontaktieren würde so viel vom Schmerz weg nehmen, ich müsste es nicht einmal wirklich tun. Ich weiß aber nicht, ob er die Idee gut findet. Es fällt mir schwer, ihn das zu fragen, weil ich denke, ich muss da durch und es ohne ihn schaffen. Und dass er mit mir abgeschlossen hat nach seinem Neubeginn im Ausland. Aber ich werde es versuchen.

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Solage
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Beitrag Mi., 01.05.2024, 21:56

Frage ihn!

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Solage
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Beitrag Mi., 01.05.2024, 21:58

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt !

7 Jahre sind eine lange Zeit, da entsteht eine tiefe Bindung, wahrscheinlich auf beiden Seiten.

Nur Mut ;)

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Solage
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Beitrag Mi., 01.05.2024, 22:04

Würde er es dir anbieten, dann könnte es falsch rüberkommen, deshalb denke ich, dass du ihn fragen solltest. Weil, er soll ja nicht dich brauchen.

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Libellenflügel
Helferlein
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Beitrag Mi., 01.05.2024, 22:06

Danke fürs Mut machen. Aus dieser Sicht habe ich es noch nicht gesehen. Ist vorgemerkt für die Stunde in 3 Wochen!

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