Mein Freund ist HIV positiv und spricht nicht darüber

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nightblue
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 15

Mein Freund ist HIV positiv und spricht nicht darüber

Beitrag Sa., 05.01.2008, 14:49

Hallo liebes Forum

Ich hoffe, dass mir jemand vielleicht Rat geben kann. Es geht darum, mein Freund mit dem ich seit etwa 6 Monaten zusammen bin, ist HIV positiv. Er hat sich vor vielen Jahren unverschuldet angesteckt. Er hat es mir direkt gesagt, als wir uns kennengelernt haben. Ich habe ihn sehr nett gefunden, er war so ganz anders als die anderen Männer, die ich bisher kennengelernt habe, also habe ich mich darauf eingelassen....Am Anfang war ich eher unbesorgt, ich dachte, dass wir warscheinlich eh nicht zusammen kommen werden und ich habe nicht an die Zukunft gedacht. Aber mitlerweile liegt mir sehr viel an ihm und ich habe Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Er ist wie gesagt schon sehr lange infiziert, aber die Krankheit ist noch nicht ausgebrochen. Ich habe im Internet nachgelesen und eigentlich ist die Zeit in der die Krankheit meistens ausbricht schon lange um.
Was ist, wenn uns nur noch wenige Jahre bleiben? Ich möchte ihn fragen, aber kann man sowas machen?

Er spricht auch nicht darüber. Ich weis nicht, wie er sich damit fühlt, ob er Angst hat.
Ein paar vage Andeutungen hat er gemacht, aber wir kannten uns noch nicht lange und ich hab mich nicht getraut da genauer drauf einzugehen.
Ich weis nicht, wie ich ihn darauf ansprechen kann. Einerseits ist es zwecklos darüber zu reden, denn es würde nichts ändern und ich denke auch, er sollte bei mir glücklich sein und nicht über so ernste Themen reden müssen. Andererseits würde ich schon gerne mit ihm darüber reden.
Ich habe noch nie über soetwas reden müssen, kann leider auch nur sehr schlecht über Probleme und Gefühle reden und mache das meiste lieber mit mir alleine aus. Bei ihm habe ich das Gefühl, dass es ähnlich ist, ich weis bisher nur Grundrisse aus seinem Leben. Einige Dinge hat er angedeutet, die nicht so schön waren, aber nie genauer erklährt, oder seine Gefühle dazu geäußert.
Ich weis nicht, ob es vielleicht zu aufdringlich ist, ihn auf seine Krankheit anzusprechen. Vielleicht möchte er nicht darüber reden? Wie kann ich ihn darauf ansprechen? Ist es überhaupt richtig darüber zu sprechen und sich gegenseitig vielleicht noch mehr zu belasten, wenn man es eh nicht ändern kann?

Werbung

Benutzeravatar

Georgine
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 10
Beiträge: 1095

Beitrag Sa., 05.01.2008, 16:46

hallo,
ich würde ihn auf jeden fall darauf ansprechen, schließlich betrifft die problematik ja auch dein leben sehr stark du musst doch auch ein bißchen sicherheit haben für dein leben und dir deine zukunft vorstellen knnen. ausserdem solltet ihr natürlich auch über dich und deine ängste dabei nachdenken. hast du denn keine angst davor, dass du dich anstecken könntest? und was wäre dann?

Benutzeravatar

expat
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 68
Beiträge: 1161

Beitrag Sa., 05.01.2008, 16:49

Falls ihr Sex haben wollt zusammen, wäre es schon angebracht, darüber zu reden, wie du dich davor schützen kannst,
nicht auch an Aids zu erkranken.
Die Medikamente sind inzwischen so gut, dass Aidskranke nicht mehr einfach so wegsterben wie noch vor ein paar Jahren.
Wir haben in Berlin im Haus einen Hiv-Infizierten, mit dem ich offen über alles reden kann, was seine Krankheit anbelangt.
Wenn dein Freund darüber mit dir nicht sprechen will, finde ich das in der Tat etwas merkwürdig.
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nightblue
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 15

Beitrag Sa., 05.01.2008, 18:30

Er hat mich schon gefragt, ob ich Angst davor habe mich anzustecken, aber ich denke, wenn man richtig verhütet, ist die Gefahr eigentlich nicht so hoch. Das habe ich ihm auch gesagt. Etwas Angst bleibt natürlich, ich denke das ist normal. Ich hoffe natürlich, dass es nicht doch irgendwann passiert.

Ich weis, das es heutzutage gute Medikamente gibt und das jemand der sich infiziert hat noch viele Jahre leben kann. Aber irgendwann bricht es doch immer aus und er ist schon seit über 10 Jahren posiziv.
Wenn ich ihn fragen würde, würde er sicher auch meine Fragen beantworten, er spricht nur nicht von sich aus darüber. Und wenn es mal ansatzweise dazu kommt bekomme ich zuviel Angst auf das Thema weiter einzugehen.
Kann ich ihn einfach so fragen, ob er Angst hat? oder kann ich ihm sagen, dass ich Angst habe, dass seine Krankheit bald schlimm ausbricht?
Ich will auch nicht, dass er Schluss macht um mich nicht damit zu belasten. Ich kann ihn da leider nur schlecht einschätzen.
Ich glaube auch fast, dass er es verdrängt und nicht daran denken möchte. Ich möchte darüber sprechen, aber ich weis nicht wirklich, was ich ihn fragen möchte

Werbung

Benutzeravatar

Georgine
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 10
Beiträge: 1095

Beitrag So., 06.01.2008, 11:51

ich finde, du hörst dich sehr selbstlos an.
davor, dich selbst snzustecken scheinst du kaum angst zu haben, nur um ihn ängstigst du dich.
nichts gegen dich, aber das argument, er könnte schluss machen, wenn du ihn mit deinen fragen "bedrängst" finde ich auch nicht schön.
das soll jetzt nicht böse klingen, aber du willst doch auch, dass es ihm um dich geht, dass er mit dir zusammen ist, weil er dich will und nicht, weil du nunmal da bist und er vielleicht das gefühl hat, aufgrund seiner krankheit so schnell keine andere zu finden.
auch in deiner situation stehst du in der gefahr, dich in deiner "opferrolle" wohlzufühlen und coabhängig zu werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Co-Abhängigkeit
(leider bleibt der link am ende schwarz und ist somit nicht funktional. bitte bei google "wikipedia" und "coabhängigkeit" eingeben)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nightblue
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 15

Beitrag So., 06.01.2008, 21:39

Hallo Sune

Ich habe über die Co-Abhängigkeit nachgelesen und sogar einige Dinge an mir selbst wiedererkannt. Aber es muss doch noch nicht bedeuten, dass ich auch Coabhängig bin, nur weil manches zutrifft?
Zum Beispiel ist mir die Anerkennung von anderen Menschen nicht so wichtig, solange ich mir selbst gefalle reicht mir das im Großen und Ganzen.
Andererseits ist es schon seltsam, dass ich mich immer nur zu Männern hingezogen fühle, die es schwer haben im Leben. Mein früherer Freund hatte sehr große Probleme und ich habe alles versucht um ihn zu "retten", hab dabei mich selbst total aufgeopfert und es erst geschaft mich zu trennen, als ein neuer Mann (ebenfalls problembeladen) in mein Leben getreten ist.
Aber auch wenn es so sein sollte, mir liegt wirklich sehr viel an meinem Freund, sein Charakter, alles gefällt mir an ihm. Ich will nicht abhängig werden, so wie in meiner damaligen Beziehung. Aber wie kann ich es schaffen es nicht zu werden?
Ich muss ihm doch beistehen und versuchen ihm zu helfen, wenn ich mit ihm zusammen bin.
Woran kann ich denn merken, ob er mit mir zusammen ist, weil er mich liebt, oder weil er das Gefühl hat keine andere mehr abzubekommen?

Benutzeravatar

Heike80
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 101

Beitrag So., 06.01.2008, 23:17

Oha bei deiner letzten Frage kommen bei mir schon einige Sorgen bzgl. dir selbst auf... Ich glaube kaum dass dir einer sagen kann wie du das merkst, hast du denn manchmal Zweifel? Ist er manchmal auffällig kalt zu dir?

Und wegen der Ansteckungsgefahr, bitte halte sie dir immer vor Augen!!! Dein Leben ist so wertvoll, schmeiß es nicht wegen ein paar schöner Momente weg! Ich kann nur für mich sprechen, aber Sex käme da für mich nicht in Frage weil das Risiko ist immer da das ein Kondom reißen kann, möchte dir keine Angst machen, aber da muss doch nur ein minikleines Loch sein... Man kann auch Zärtlichkeiten ohne den Akt ansich austauschen und dein Freund hätte da garantiert Verständnis für...

Wünsche dir alles Gute!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nightblue
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 15

Beitrag Mo., 07.01.2008, 11:56

Nein, er ist nie kalt zu mir. Ganz im Gegenteil. Es hat mich noch nie im Leben jemand so aufmerksam behandelt. Er meint, dass er mit mir zusammenbleiben möchte. Andererseits glaube ich, dass er auch der Typ dafür ist, der eine Beziehung eingeht, weil er glaubt es ist richtig und er kann der Person vertrauen und weniger aus Verliebtheit.
Jetzt weis ich nicht, ob ich zu den Frauen gehöre, in die er verliebt ist, oder zu denen, die er nur sehr gern hat. Ich weis auch garnicht, ob das so von Bedeutung ist, denn die Verliebtheit lässt in jeder Beziehung irgendwann nach und was bleibt ist halt im positiven Fall Vertrauen und das Gefühl, das man mit dem richtigen Menschen zusammen ist.
Das Risiko mich anzustecken macht mir schon etwas Angst, aber wenn es passiert, habe ich doch noch viele Jahre und wenn ein Kondom reißt, muss ich ja noch nicht direkt angesteckt sein denke ich. Vielleicht habe ich ja Glück.
Ich weis nicht, ob ich noch einmal jemanden finde, der so nett zu mir ist und selbst wenn, ich möchte einfach nicht mehr suchen müssen und auch nicht alleine sein.

Benutzeravatar

Kolja
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 43
Beiträge: 90

Beitrag Mo., 07.01.2008, 13:12

hast du schon mal darüber nachgedacht, kontakt mit einer selbsthilfegruppe aufzunehemn? und wenn es nur telefonisch ist, solltest du keine in der nähe haben? einfach sagen, daß du gerne mal reden möchtest, bist unsicher, und fragst, ob du dich da mal informieren kannst.
mehr als nein sagen können sie nicht bzw. sie werden dir eine andere anlaufstelle nennen, an die du dich wenden kannst.
verlieren kannst du nichts, und fragen kostet auch nichts.
es geht ja, so wie ich es raus lese in erster linie um informationsbeschaffung und abbau von unsicherheit bzw. verunsicherung....


lg, kolja
Es sagte Schwester Seele zu Bruder Leib: "Sag Du's ihm! Mir glaubt er ja nicht."

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nightblue
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 15

Beitrag Mi., 09.01.2008, 22:46

Ich weis nicht, ob ich zu einer Selbsthilfegruppe gehen möchte. Was könnten die mir schon sagen? Aber vielleicht gibt es ja auch im Internet solche Gruppen? Ich glaube das würde ich schon machen wollen.

In erster Linie möchte ich aber auch mit meinem Freund darüber reden. Vielleicht hat auch garnicht er so das Problem darüber zu reden, sondern ich.
Er erzählt zum Beispiel ganz locker im Gespräch, dass er da einmal eine Behandlungsmethode ausprobiert hat und deswegen kam er nicht dazu in den Urlaub zu fahren usw. Also erwähnt er es ja schon irgendwie, aber halt nur im Zusammenhang mit anderen, unwichtigen Dingen wie Urlaub und so.

Aber ich kann dann einfach nicht genauer nachfragen.
Fühle mich blockiert, habe Angst vor der Antwort und auch Angst davor etwas falsches zu sagen und vielleicht unsensibel zu wirken, wenn sich doch ein ernsteres Gespräch entwickeln sollte.

Es gibt da anscheinend eine Art Behandlungsmethode, die zwar keine Wunder verspricht, aber ich denke, er sollte es ausprobieren, weil ich Angst habe, dass die Zeit drängt.....aber er weigert sich. Ich weis nicht warum und wir haben auch nicht wirklich darüber geredet, er erwähnte es nur kurz und ich meinte mach es doch und er meinte, dass er nicht will und als ich weitergefragt habe, meinte er, dass er ja noch Zeit habe dafür. Was soll ich darauf antworten? Darauf würde ich ihn gerne auch ansprechen, fühle mich aber zu blockiert um es zu tun

Benutzeravatar

Heike80
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 101

Beitrag Mi., 09.01.2008, 23:22

Naja würde da schon was zu sagen, weil schließlich leidest du doch auch unter der Situation, sorry aber wenn man mit jemanden zusammen ist, ist es doch klar dass man sich um den anderen sorgt und würde es dann ziemlich egoistisch von ihm finden wenn er dich da im unklaren ließe. Aber ok er meint das gewiss ned böse, aber das liegt dann vlt. daran dass du ihm diesbezüglich ned wirklich deine Gefühle zeigst...?

Benutzeravatar

geratewohl
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 31
Beiträge: 26

Beitrag So., 13.01.2008, 22:26

@nightblue: ich habe auch einen freund, der ist seit knapp 6 jahren hiv positiv und er ignoriert es, er ignoriert die krankheit und redet nicht darüber.
wenn ich ihm was frage oder mal ein gespräch zu diesem thema suche blockt er meist ab ist immer tagesform abhängig.
er hat mir mal gesagt ads er nicht damit klar kommt das er positiv ist und er es sozusagen verdrängt und darum nicht drüber reden möchte.
es kann gut sein das es deinem freund da genauso geht.

was du versuchen kannst ist ihm zu sagen das er sich gerne mal hilfe in form einer art selbsthilfegruppe etc. holen kann...dort lernt man damit umzugehen und man lernt das es nicht unbedingt der horror sein muss. es kann jahre dauern bis das virus ausbricht WENN überhaupt...je nach lebensart kann man es sehr beinflussen natürlich muss man dazu einiges tun. aber man kann, wenn man gesund lebt, und auf seinen körper acht gibt das virus in schach halten und wenn man glück hat kann man selbst als hiv positiver sehr alt werden...alles ne frage des umgangs mit der gesundheit, denn: solange man gesund ist und sich wohl fühlt, ist das immunsystem stark und hat genug abwehrkräfte somit hat das virus also keine chance.

versuche mal deinem freund das klar zu machen...das er versucht damit ganz anders umzugehen...klar es ist nicht einfach, aber man kann lernen es zu respektieren

lg
geratewohl

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag