Früher war ich so kreativ, heut arbeite ich nur noch ab

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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die Kleine
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Früher war ich so kreativ, heut arbeite ich nur noch ab

Beitrag Do., 05.11.2009, 13:59

Ich bin im pädagogisch-kreativen Bereich tätig. Muss viele Dinge entwickeln, Ideen spinnen etc. Früher war ich total kreativ, hatte viele neue Ideen, habe diese auch ins Team eingebracht und vertreten. Heute bin ich nur noch ein Kuscher. Ich mache alles, was mir andere auftragen, bin kaum mehr kritisch, habe kaum eigene Ideen. Das macht mich total fertig, lähmt mich noch mehr. Ich blockiere mich selbst so arg, setze mich total unter Druck und es kommt einfach nichts mehr aus mir heraus. Alle anderen Arbeitskolleginnen und -kollegen überholen mich, sind viel besser, kreativer, innovativer. Ich sitze nur da und nicke. Und arbeite. Arbeite ab. Mache die Sache auch ganz okay, aber mich macht es eben nicht zufrieden. Ich fühle mich total unterwürfig und abhängig. Und eigentlich dachte ich, ich sei nicht so. Ich dachte ich sei eher der Entwickler-Typ, der Ideen spinnen kann. Und das konnte ich auch mal. Jetzt ist aber alles weg.

Wie finde ich denn wieder zu mir zurück. Wie werde ich wieder kreativ und innovativ. Wie schaffe ich es wieder, andere zu begeistern und beeindrucken? Ich kann so nicht mehr!
"Ein Baum, der fällt, macht mehr Lärm, als ein Wald, der wächst." - Tibetisches Sprichwort

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ENA
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Beitrag Do., 05.11.2009, 19:10

Hallo Kleine!

Hast Du denn eine Ahnung, womit das zusammen hängt? Kommst Du im Team nicht klar oder macht Dir die Arbeit nicht mehr soviel Freude? Konntest Du Deine bisherigen Ideen umsetzen oder musstest Du viel gegen Windmühlen kämpfen? Geht es Dir im Moment aus anderen Gründen nicht so gut, so dass Du Dich weniger...kreativ, leistungsstark,...wie die anderen Kolleginnen fühlst?

Wenn die Ideen nachlassen und man nur noch "abarbeiten" kann das verschiedene Ursachen haben:

- Man kommt im Team nicht zurecht bzw. kann aus verschiedenen Gründen nicht so arbeiten, wie man gerne möchten (Zeit, Material, Geld, Räume, andere Mitarbeiterinnen lassen sich nicht für die eigenen Ideen begeistern, man braucht sie aber, um bestimmte Dinge zu machen,...).
- Man tut und macht und kommt aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.
-Der Bereich ist doch nicht das Richtige für einen bzw. man will mal was anderes machen.
-Es gibt soviele Nebenbelastungen, dass die eigene Leistungsfähigkeit,...einfach sinkt.
-Die Arbeitsbedingungen sind so starr oder unorganisiert, dass da wenig Platz ist für eigene Ideen,... .
- ...

Wie ist das bei Dir? Was wünscht Du Dir? Was denkst Du, was Dir helfen könnte? Was könnte ein erster Schritt sein?

Also was helfen könnte, hängt vermutlich sehr davon ab, warum die Situation so ist.
-Helfen könnte z.B. ein Gespräch mit den Kollegen oder dem Chef.
-Helfen könnte, eine Zeit lang weniger zu arbeiten oder andere Aufgaben zu übernehmen.
-Helfen könnte den Arbeitsplatz wechseln.
-Helfen könnte, sich nebenbei ganz viel Zeit für sich und Abwechslung zu gönnen, mit Freunde zu reden, einen Entspannungskurs zu machen, schreiben, tanzen, malen, mit einer Freundin einen Café trinken zu gehen,...
-Helfen könnte, zu versuchen, sich nicht so viel mit anderen zu vergleichen und sich selber nicht so viel Druck zu machen.
-Helfen könnte, die Belastungen im Alltag klein zu halten.
-Helfen könnte eine Fortbildung, um spezifischer auf bestimmte Problemlagen bei der Arbeit eingehen zu können.
-Helfen könnte, die Stunden zu reduzieren und nebenbei noch in einem anderen, kreativeren, vielleicht auch selbständigeren Bereich zu arbeiten.
-Helfen könnte eine professionelle Beratung oder eine Therapie... .
-...

Vielleicht ein bisschen viele Ideen auf einmal,...aber vielleicht ist ja was für Dich dabei!...

Erstmal viele Grüße,...bin gespannt, mehr zu lesen, wenn Du magst,

ENA !

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Eve...
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Beitrag Do., 05.11.2009, 19:47

Das Schaffen kann nicht aus dem: "Ich kann so nicht mehr", sondern aus einem "Ich will und werde es schaffen" entstehen - sorry, wenn das jetzt so platt 'rüberkommt, und ich weiß natürlich, dass sich das zunächst einfacher sagt, als es ist.

Dennoch ist es wohl so, dass eine Veränderung sich kaum aus einem Gefühl eines Mangels, sondern erst aus einem Zustand der Fülle entwickelt.

Wie Du diesen erreichen könntest, dazu hat Ena einige Ideen geliefert.

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Nalani
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Beiträge: 212

Beitrag Do., 05.11.2009, 21:29

Hallo Kleine, : )

bei deinem Forumsnamen muss ich gleich mal schmunzeln.
Ist es dir schon mal passiert das dich andere Personen unabhängig voneinander so genannt haben? Nicht im negativen Sinne gemeint sondern eine Art "positive" Verniedlichung.
-Helfen könnte, zu versuchen, sich nicht so viel mit anderen zu vergleichen und sich selber nicht so viel Druck zu machen.
Schön gesagt! Ja, es wird immer bessere geben und das kann ganz schön demotivieren, aber auch mitreissen – vorausgesetzt diese Menschen sind fähig diese Eigenschaft mit anderen zu teilen.
Alle anderen Arbeitskolleginnen und -kollegen überholen mich, sind viel besser, kreativer, innovativer. Ich sitze nur da und nicke. Und arbeite. Arbeite ab.
Kann ich nachvollziehen und frag mich am Ende ob es im Grunde nicht um eine Art Selbstbestätigung geht die man braucht aber u.a. auch gerne nach aussen hin kommunizieren will?
Eine starke Persönlichkeit wird nicht großartig nach links und rechts schauen, sondern ein Ziel verfolgen … ohne evtl. Rücksicht auf Verluste zu nehmen.

ein Auszug aus dem WIKI …
Kreativität bezeichnet die Fähigkeit neue Problemstellungen durch die Anwendung erworbener Fähigkeiten zu lösen. Die Anwendung erworbener Fähigkeiten auf ein neues Problem wird als Kreativer Prozess bezeichnet. In jüngerer Vergangenheit wurde diese Fähigkeit vermehrt zum Gegenstand des Interesses von Wirtschaft und Wissenschaft.
Wie finde ich denn wieder zu mir zurück.
Hm, viell. indem du nicht aufhörst deine Fähigkeiten einzusetzen.
Wen willst du eigentlich begeistern und beeindrucken?

LG A:

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Thread-EröffnerIn
die Kleine
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Beitrag Mo., 09.11.2009, 09:55

Erst einmal danke für eure Nachrichten. Es tut gut, dass sich jemand für mein "Problem" interessiert.

Liebe ENA, vielen Dank für deine ausführliche Nachricht. Das ist wirklich toll, dass du dir so viel Zeit genommen hast. Deine Antwort enthält auch viele Ideen. Sicherlich muss ich mehr versuchen, in meinem Alltag mehr Ausgleich zu schaffen. Momentan mache ich einen Spanisch-Kurs, endlich mal wieder ein Hobby, und das erfüllt mich schon sehr! Außerdem möchte ich gerne eine Ausbildung zur Theaterpädagogin machen, bin mir aber noch unsicher wegen Zeit und Geld...

Die Arbeit macht mir sehr viel Freude, meine KollegInnen sind toll, ich fühle mich nur so oft erschöpft. Erschöpft vom vielen Arbeiten, erschöpft von den Anforderungen, Herausforderungen, vom Leistungsdruck. Manchmal sehe ich Ergebnisse meiner Arbeit und bin sehr stolz. Aber häufig glaube ich eben, dass mein Engagement nicht reicht.

Sicherlich, und da kommt die Bemerkung von aluna gar nicht so falsch, manchmal fühle ich mich "klein" und "niedlich". Ich werde häufig auf unter 20 geschätzt und damit wird mir häufig auch nicht viel zugetraut. Ich halte oft Seminare, Vorträge und Workshops (auch im Ausland) und da ist es nicht immer leicht "sich zu behaupten". Häufoig werde ich gefragt: "Und, welches Schulprojekt stellst du vor?" und ich antworte dann: "Nein, nein, ich halte hier den Vortrag." Aber das ist eine andere Geschichte, die aber vielleicht dazu führt, dass ich mich besonders unter Leistungsdruck setze und mich dabei selbst blockiere.

Allerdings sind meine KollegInnen sehr nett zu mir, niemand schneidet mich oder setzt mich unter Druck. Den Druck mache ich mir schon selbst. Aber ich fühle mich einfach oft ausgebrannt und leer.

Und deswegen denke ich vielleicht, dass es, wie du, aluna sagst, mehr darum geht, Lob und Anerkennung zu erhaschen. Vielleicht bin ich ja so ein wenig "anerkennungssüchtig". Das habe ich mir schon paar Mal gedacht. Obwohl ich nicht gerne im Mittelpunkt oder so stehe, sondern eher so hintenrum um Anerkennung bettele.

Oh je, viele viele verschiedene Gedanken und Probleme, die gerade hier hoch kommen. Ich hör jetzt mal lieber auf an dieser Stelle.

die Kleine
"Ein Baum, der fällt, macht mehr Lärm, als ein Wald, der wächst." - Tibetisches Sprichwort

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ENA
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Beitrag Mo., 09.11.2009, 17:33

Hallo Kleine!

Es freut mich, wenn Dir meine bzw. unsere Beiträge ein kleines Stück weitergeholfen haben.

...und ich finde auch, dass Du eigentlich sehr viel machst!...Sogar Spanisch-Kurs in der Freizeit!...Ja, wenn Du das als Ausgleich sehen kannst, ist es ja wunderbar. Für mich wäre das Arbeit... .

...und...entspringt die Idee mit der Theaterpädagogin nicht auch einer kreativen Idee? Da ist doch eine!...Diese Überlegungen wegen Zeit und Geld kenne ich übrigens auch,...zumal man ja in den seltensten Fällen auch als Theaterpädagogin,...eingestellt wird, sondern eher im alten Beruf, aber halt dann mit einer Zusatzqualifikation... .

Dass Dir Deine Arbeit dennoch Freude machst und Du Dich mit Deinen Arbeitskolleginnen verstehst, finde ich toll. ...aber was genau ist dieser Leistungsdruck, die Herausforderung unter der Du leidest? Wer fordert etwas von Dir bzw. Dich heraus? Du oder andere?

Du schreibst vom klein-machen und von Anerkennungssucht... . Vielleicht suchst Du wirklich nach Anerkennung, machst Dich aber auf der anderen Seite mit Deinen Angeboten so klein, dass Du gar nicht soviel Anerkennung bekommen kannst, wie Du eigentlich allein schon auf Grund Deines großen Angebotes (wie es mir scheint) bekommen könntest? Ich finde es übrigens auch schon viel, wenn man einen Vortrag hält. Warum soll das Vorstellen eines Schulprojektes mehr wert sein?

Das diese vermutliche Außenwirkung es manchmal schwer machen kann, glaube ich. Ich habe eine Freundin, die in der Obdachlosenhilfearbeitet und die ist grade mal 1,50 m groß und noch dazu ziemlich schmal. Die hat einfach Glück gehabt, dort angenommen worden zu sein und scheint jetzt den Erzählungen nach voll integriert!...

Kann das vielleicht sein, dass Dich dein eigener Druck so ausbrennen lässt? Warum glaubst Du mehr tun zu müssen, als Du eh schon tust?

...und...vielleicht hilft der Kleinen in Dir es ein wenig, Dich manchmal einfach aufrecht, mit gradem Rücken und erhobenenen (nicht erhabenen) Kopf hinzustellen, sie bzw. Dich für das zu loben, was Du bisher alles gemacht und geschafft hast...und Stück für Stück immer mehr ein wenig eine Große zu werden,...oder zumindestens eine Mittlere,...im Durchschnitt!...

So, das war´s wieder für heute abend!...

Wünsche Dir alles Gute, ENA!

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