Er will keinen Sex - mein Freund hat keine Lust

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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candle
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Beitrag Di., 16.03.2010, 18:36

mariposa86 hat geschrieben: auch wenn ich natürlich auch schon drüber nachgedacht hab...
Ich schreibe immer was ICH denke, wäre ich in Deiner Situation, nicht um Dich zu foppen.

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Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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debussy
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Beitrag Mo., 22.03.2010, 07:15

vielleicht hat er ja was mit deiner freundin.

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Chimaera
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Beitrag Mi., 28.04.2010, 10:48

Hi,
es ist beruhigend zu lesen, dass ich nicht alleine da steh. Auch wenn das Thema Sex (mittlerweile bei mir leider nicht mehr an erster Stelle steht).

Ich bin mit meinen Freund (32) seit 1,5 Jahren zusammen. Den ersten Sex hatten wir nach 4 Monaten, da war ich grad erst geschieden, den zweiten dann wieder nach 3 oder 4 Monaten und dann hab ich schon nachgefragt was mit ihm los ist, ob er mich nicht attraktiv findet (mein Ex Mann hat mir das damals angegeben als er nicht mehr mit mir schlief) und er meinte dass das nicht der Fall ist, dass er mich sehr attraktiv findet, und langsam kam er dann mit seinem Problem raus: er hat Unterleibsschmerzen,weil er seinen innerlichen Stress nicht verarbeiten kann und der sich psychosomatisch auf Unterleib und Magen auswirkt. Er ist auch schon in Therapie wegen seinen Depressionen und Stimmungsschwankungen.

Wir hatten letztes Jahr 5 x Sex, und das war mir auch zu wenig, und ich hab ihm gesagt dass ich mir so eine Zukunft nicht vorstellen kann und er meinte wir können ja schaun dass wir auf einmal in der Woche hinkommen. Und ich meinte zu Ihm " Übertreiben wirs nicht, sagen wir einmal innerhalb von 14 Tagen, dann hast du weniger Druck, und du kannst bestimmen wann du willst".

Jedoch wars dann so dass er sich immer bis zum letzten Tag von der "Frist" zeit gelassen hat und ich merkte dass ihm das auch zu bedrängend ist.

Und momentan haben wir die ärgsten Probleme, seine Tagesklinik-Therapie (5 Tage die Woche von 8 bis 16 Uhr) hat geendet, wir haben uns a Haus gekauft, welches renoviert gehört, und er ist arbeitslos, verbringt den ganzen Tag in seiner Wohnung und ihm fliegt die Decke am Kopf.

Momentan hat er durch seine Depression extreme Probleme, da ist an Sex gar nicht zu denken. Da bin ich schon froh wenn ich mich an ihn ran kuscheln kann, ohne weggestossen zu werden.

Näheres über die derzeitige Situation hab ich im Depressionsbereich reingeschrieben, vl habt ihr neue Tipps für mich.

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lebenslust
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Beitrag Di., 04.05.2010, 23:01

Für mich steht Sex auch nicht an erster Stelle, aber wenn ich einen Partner habe und ihn nicht oft sehe, ist es für mich normal mindestens einmal am Tag Sex zu haben. Wenn mein Partner aufgrund psychischer und/oder körperlicher Probleme keine Lust auf Sex hat, würde ich das akzeptieren. Aber wenn er eine Therapie und Arztbesuche ewig aufschiebt, wäre ich ziemlich sauer.
Fast alle Fische legen Eier. Die russischen sogar Kaviar.

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jul3m4us
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Beitrag Mo., 20.09.2010, 20:26

Es scheint ja doch recht oft aufzutreten, dass auch MANN nicht mehr will... ich würde euch gern mal meine Geschichte erzählen und eure Meinung dazu hören.

Paradox ist eigentlich, dass ich diejenige bin, die in Beziehungen keine Lust mehr hatte. Neben meinem Freund hatte ich 2 langjährige Beziehungen, in denen ich nach 6-12Monaten die Lust verlor - und meiner Meinung nach auch die Gefühle. Diese 2 Männer wollten sehr viel Sex, am besten mehrmals täglich. Einer war mein erster, richtiger Freund. Er zwang mich dazu, er ging, wenn es keinen Sex gab oder erniedrigte mich, bis ich ihn hab "drüber rutschen" lassen hab.
Ich verließ ihn irgendwann.

Mein nächster Freund war anders, ich war seine erste, wir hatten nie übermäßig viel sex, 1-2mal die Woche, von anfang an, ABER immer, es wurde nie weniger, es war schön und so ungezwungen, weil man sich keine Gedanken machte... ich denke, ich habe auch zu keinem so ein großes Vertrauen wie zu ihm, mit ihm machte und mache ich alles im Bett... ja ich spreche in der Gegenwart, weil wir zwischenzeitlich 2,5Jahre getrennt waren, aber seit 15Monaten wieder zusammen sind.
Dazu muss ich sagen, die Trennung war schlimm. Ich habe ihn oft verletzt, er war drogenabhängig etc. da sind also viele schlimme Wunden von früher.... die in 2,5Jahre teilweise heilen konnten.

In der Zwischenzeit hatte ich einen anderen Freund mit dem ich auch zusammenzog, nach 6Monate ging nichts mehr im Bett und nach 2 Jahren trennte ich mich - wegen meinem jetzigen eigentlich. Ich fande ihn absolut nicht mehr anziehend, ich weiß nicht wieso ich so lang mit ihm zusammen war.

Jedenfalls bin ich jetzt seit 15Monaten - eigentlich wirklich glücklich - mit meinem Freund, denn es gab in den 2,5Jahren kaum einen Tag, an dem ich nicht an ihn dachte. Für mich ist er DER MANN. Wir führen diesmal eine Fernbeziehung, nächstes Jahr nach meinem Studium möchte ich zu ihm ziehen...
Wir sehen uns für gewöhnlich alle 2-3Wochen, im Sommer wie jetzt bin ich mind. 1 Monat bei ihm. Er war im August 3 Wochen bei mir und jetzt bin ich seit 1. Sep bei ihm... und seit dem wird der Sex merklich weniger. Natürlich fällt es vorher nie auf, wenn man sich 2-3Wo nicht sieht, springt man sich quasi an, da haben wir meisten täglich Sex in den wenigern Tagen, die wir uns sehen. Aber jetzt wo wir uns ungefähr 2Monate am Stück sehen, haben wir 1mal die Woche Sex, was ich sehr schade finde und es verletzt mich sehr, wenn er mich sogar in Dessous abweist.
Unser Sex war auch immer herausragend, unglaublich intensiv und einfallsreich, aber das war er die letzten 6 Wochen nie. Ich war diejenige, die ihn anmachte... dann gab es mal 10Minuten Vorspiel und noch 10Minuten Sex an sich. Naja, nicht vergleichbar...
Ich weiß 1Woche ohne Sex ist nicht viel, aber ich fühl mich so gefangen... ich weiß doch wie es ist, keine Lust zu haben und gleichzeitig macht es mir Angst, denn bei mir rührte die Unlust von weniger werdenden Gefühlen.
Gestern haben wir rumgemacht, aber ich glaube er eher weil er "musste", denn es war ja schon fast eine Woche her... und er bekam auch eine Latte, aber als ich mich dann mehr um ihn kümmern wollte, war schnell Ende im Gelände und das finde ich irgendwie am schlimmsten... wenn er nicht mal Lust bekommt, wenn wir zärtlich zueinander sind... findet er mich nicht mehr attraktiv? Liebt er mich nicht mehr? Diese Gedanken drängen sich immer auf und gleichzeitig nehm ich mir vor ihn nicht unter Druck zu setzen, aber jedes mal wieder erinner ich ihn daran, dass es doch schon 5-6Tage her ist... und ich merke, wie er abweisender wird, ich kann ihn kaum noch unterhalb der Gürtellinie anfassen... also wenn ich meine Hand auf sein Bein lege, tut er sie gleich weg usw...
Ein Thema, was eine Beziehung zum Scheitern bringen kann, ich weiß es ja, obwohl es doch so ungezwungen und schön sein sollte...
Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich verhalten soll.
Habe ihn schon gefragt, aber mehr als "ich weiß nicht, es liegt nicht an dir" kommt da nicht - wie bei allen.
Ich weiß, dass ihn viel belastet (sein Opa liegt im Sterben, er fühlt sich unwohl wo er wohnt [Ausland], er hat ein paar Kilo zugelegt [fühlt sich damit sehr unwohl]), aber diese Nähe zu einem geliebten Menschen, die für mich Sex vorallem bedeutet, also ich versteh nicht, wie man das nicht wollen kann, wenn man liebt...

Puh... viel Text, tut mir leid, ich musste das mal los werden!


Raziel
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 10:38

Moin, Jul3m4us
Ich weiß, dass ihn viel belastet (sein Opa liegt im Sterben, er fühlt sich unwohl wo er wohnt [Ausland], er hat ein paar Kilo zugelegt [fühlt sich damit sehr unwohl])
Solche vermeintlichen "Kleinigkeiten" können schon eine Rolle spielen. Ich selbst habe auch Probleme mit dem Ort, wo ich wohne (vom Übergewicht ganz zu schweigen) und das belastet mich schon. Das alles kann sicherlich auch einer ansonsten intakten Beziehung mehr oder weniger schwer zu schaffen machen, was sich beim Sex nun mal am ehesten bemerkbar macht.

Vielleicht gibt es da aber noch einen anderen Grund....
Dazu muss ich sagen, die Trennung war schlimm. Ich habe ihn oft verletzt, er war drogenabhängig etc. da sind also viele schlimme Wunden von früher.... die in 2,5Jahre teilweise heilen konnten.
Du schreibst "teilweise". Was ist denn noch übrig geblieben?
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jul3m4us
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 16:42

Hallo Raziel,

vielen Dank für deine Antwort.
Habe ja nun ein paar Tage darüber nachgedacht und mir sein Verhalten angeschaut. Als Frau hat man ja sofort Angst, dass die Gefühle weg sind. Aber er ist sonst sehr liebevoll und süß wie immer.
Irgendwie ist es für mich lächerlich, dass ich wegen 9Tagen ohne Sex Stress mache (manchmal sehen wir uns ja 3Wochen nicht), früher habe ich nie Tage gezählt.
Aber mein Ex hat mir eingeredet, dass Sex ein Indikator für alles ist und sowieso immer ein Muss usw., so dass ich nur noch im Kopf Tage zählte "Oh nein, schon wieder eine Woche um, da wird er bald nerven" so in der Art. Also liegt das Problem auch irgendwie bei mir.
Ich weiß, was es heißt unter Druck gesetzt zu werden und wie das die Gefühle zerstören kann und trotzdem ist es merkwürdig... tagsüber, wenn ich allein bin, finde ich die Situation gar nicht so schlimm. Aber wenn wir abends kuscheln und zärtlich zu einander sind, ist die Hoffnung da und anschließend die große Enttäuschung, jetzt warte ich jeden Tag quasi darauf, obwohl ich das sonst auch nicht mache.
Irgendwie ist es auch so schlimm, weils für mich mit ihm immer der ungezwungene Sex war, der einfallsreichste und schönste... ich habe bei ihm früher nie Tage gezählt oder irgendein MUSS im Kopf gehabt...

Zu den vielleicht nicht verheilbaren Wunden von früher. Ich war sehr jung (15) und er 16 als wir uns gut kennenlernten, er war der Cousin von meinem Freund damals... und er war immer für mich da bei Problemen und hat sich dabei in mich verliebt. Bei mir war auch was da, also haben wir uns beim Weggehen geküsst und so etwas wie eine Affaire hinter dem Rücken seines Cousins gehabt. Das ging dann ewig von mir aus ein Hin und Her. Ich sprang immer zwischen den zwein. Ich glaube es waren 1,5 Jahre bis ich mit entgültig für ihn entschieden habe. Ich weiß, dass er das nie ganz vergessen wird, ich seh es in seinem Gesicht, falls das mal zur Sprache kommt.
Im Gegenzu quasi hat er mich dann ziemlich mies hintergangen. Ich war strikt gegen Drogen, naja und er nahm sie heimlich. Er baute sich quasi ein Zweitleben neben mir auf... 2-3Tage die Woche mit den Freunden und den Drogen, den Rest mit mir. Er war abhängig und das artete bis dahin aus, dass er mich angriff (würgte usw.). Netterweise war er am Ende auch noch der, der sich von heute auf morgen trennte.
Ich habe ihm das alles verziehen, weil ich weiß, was Drogen (in seinem Fall übrigens Crystal) bewirken. Aber was blieb ist ein gewisses Vertrauensdefizit. D.h. wenn er sein Verhalten wegen irgendwas mal ändert - wenn er Stress hat oder so, eben mal genervt ist, überinterpretiere ich sofort, habe Angst, er würde mich wieder verlassen usw.

Naja man fragt sich, wieso zwei solch verletzten Menschen doch wieder eine Beziehung begannen. Neben der Sache, dass in der Erinnerung immer nur das gute bleibt :D konnte ich ihn einfach nicht vergessen. Er ist für mich DER MANN MEINES LEBENS, ich fühl mich so angekommen bei ihm.

Ich weiß nicht ob das wichtig ist... und bisher fühlte ich mich deswegen auch immer sehr geehrt, aber ich bin eigentlich das einzige Mädchen für das er wirklich was empfunden hat, Gefühle die nicht nach paar Wochen verschwanden. In den 2,5Jahren ohne Kontakt hatte er eine kurze Beziehung von 3Monaten (war eher ne Drogenbeziehung und für ihn wohl nicht so von Bedeutung) und 6 ONS. Nur mir sagte er, dass er mich liebt.
Das ehrt mich sehr, aber irgendwie ist es auch merkwürdig... aber wir sind ja noch jung, er 24 und ich 23. Wir kennen uns nun bald 8Jahre (:


Raziel
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 18:55

N'abend, jul3m4us
Aber mein Ex hat mir eingeredet, dass Sex ein Indikator für alles ist und sowieso immer ein Muss usw.
Naja, so ganz unrecht hat er dabei nicht. Sex ist in den meisten Beziehungen ein elementarer Bestandteil. Treue wird meist allgemein mit sexueller Treue gleichgesetzt und auch deshalb machen sich Probleme in einer Beziehung zuerst beim Sex bemerkbar. Es ist allerdings weder ein Indikator für ALLES noch ist es ein MUSS.
tagsüber, wenn ich allein bin, finde ich die Situation gar nicht so schlimm. Aber wenn wir abends kuscheln und zärtlich zu einander sind, ist die Hoffnung da und anschließend die große Enttäuschung, jetzt warte ich jeden Tag quasi darauf, obwohl ich das sonst auch nicht mache.
Da kann ich nur aus meinem Alltag interpretieren. Ich kann ohne Probleme mit meiner Freundin kuscheln, egal wie es mir in dem Augenblick geht. Häufig tut gerade bei Problemen ihre Nähe sehr gut und ich suche diese dann ganz bewusst. Aber für Sex muss ich den Kopf frei haben. Bei mir kommt auch noch hinzu, dass ich aufgrund meiner Kindheitserlebnisse alles - ganz besonders aber Probleme - prinzipiell mit mir selbst ausmache. Solche Situationen vereinnahmen mein Denken nicht selten völlig. Da bleibt meist nicht viel für sexuelle Erregung übrig. Und da bin ich wohl auch kein Einzelfall. Scheint wohl doch so zu sein, dass viele Männer Kopfmenschen sind.

Vielleicht geht es deinem Freund da ähnlich. Seine Probleme, die du genannt hast, scheinen ja doch recht hart zu sein.
Ich habe ihm das alles verziehen, weil ich weiß, was Drogen (in seinem Fall übrigens Crystal) bewirken. Aber was blieb ist ein gewisses Vertrauensdefizit. D.h. wenn er sein Verhalten wegen irgendwas mal ändert - wenn er Stress hat oder so, eben mal genervt ist, überinterpretiere ich sofort, habe Angst, er würde mich wieder verlassen usw.
Habt ihr darüber mal ausgiebig gesprochen? Möglich, dass da einige Dinge für ihn noch im Dunkeln liegen und er seinerseits nun überinterpretiert. Denn nach dem, was du schreibst, könnte er aufgrund der Erfahrungen aus eurer früheren Beziehung ja ebenfalls ein Vertrauensdefizit haben.
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jul3m4us
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 19:22

Hallo Raziel,

ich kann dir nur noch mal für deine konstruktiven Antworten danken, sie helfen mir bei meinen Überlegungen doch sehr.
Ich weiß ja schon lange, dass er sich in seiner momentanen Umgebung nicht wirklich wohlfühlt, er will wieder näher an die Heimat, aber gesagt hat er mir das erst nach seinem letzten Urlaub in unserer Heimat.
Er lebt nur um zu arbeiten. Er hat keine wirklichen Hobbies (bisschen PS3, bisschen Sport) und auch keine Freunde hier. Er ist mit einem Paar aus unserer Heimat ausgewandert, mit denen ist er auch zusammengezogen, aber er mag sie nicht mehr wirklich. Sie haben zu verschiedene Ansichten, was putzen, haushalten, Geld usw. betrifft.
Er wanderte aus (naja es sind nur 5km bis nach D), weil er in D keine Arbeit bekam, hier nahmen sie ihn quasi mit Kusshand. Nun steht zum 31.12. die Festanstellung aus, momentan ist er noch befristet, aber sie haben ihm gute Aussicht gemacht, sie wollen ihn weiterbilden und fördern, sehr schön, finde ich.
Das ist der einzige Grund, wieso er hier ist und erst mal bleibt, bei uns im Osten (wir kommen aus Thüringen) bekommt er nicht mal die Hälfte an Gehalt, geschweigedem eine Festanstellung - und immer nur befristete Verträge sind für die Psyche auch nicht das Wahre.
Ich möchte ja nächstes Jahr herkommen, also wir wollen nach Mönchengladbach ziehen - ich bin dann fertig mit dem Studium und es ist eine ganz gute Ausgangslage um in den Beruf einzusteigen, da viele große Städte in der Nähe sind. Ich habe ihm aber auch angeboten, seine Bewerbungen auf Fordermann zu bringen und ich gehe dann dahin, wo er gern möchte. Mir ist es ja egal
Naja ist halt blöd diese Zwickmühle...

Achja, wobei ich zugeben muss, zu nah an der alten Heimat, halte ich nicht für gut, die Rückfallgefahr ist einfach zu hoch im alten Umfeld. Er konnte erst mit den Drogen aufhören, als er dort weg war und seine alten "Freunde" konsumieren ja noch schön.

Apropos aufgrund der Drogen steht anfang des nächsten Jahres auch noch die MPU an... naja noch was, was Druck macht... kostet viel, hohe Durchfallrate...

Es ist so schwer mit Männern... ihr sagt nie, was ihr denkt... naja mein Ex war ne Ausnahme, aber der hat mir dann schon zu viel gesagt den Frauen kann man es nicht recht machen.
Was ich sehr schwer finde, im Umgang mit ihm... er verträgt keine Kritik... wenn ich einen anderen Standpunkt habe als er, kann ich nicht mit ihm reden, er sagt dann einfach gar nichts, statt sich zu erklären, vielleicht versteh ichs ja. Das ist wirklich anstrengend, ich weiß manchmal nicht, wie das sein soll, wenn wir zusammenwohnen... er ignoriert mich dann geradezu, wenn er sauer ist und nicht reden will, und wie Frau so ist, provoziert sie weil sie Reaktionen möchte und dann artet das aus wegen Kleinigkeiten...
Diese nette Art hat er wohl von seinem Papa, seine Mutti erzählt mir zumindest immer, dass ihr Ex-Mann genauso war - ja sie konnte die Ignoranz irgendwann nicht mehr ertragen und hat sich getrennt.

Schon wieder so viel Text und ich bin noch gar nicht fertig *lach*
Als wir wieder zusammenkamen, haben wir ganz viel über früher gesprochen und uns ausgesprochen. Er dachte auch, er könne das nie wieder gutmachen von früher. Er weiß auch, dass ich etwas empfindlich reagiere, weil ich Angst habe, es könne wieder so laufen. Vielleicht habe ich es ihm damit auch schwerer gemacht, mir Dinge sagen zu können. Wobei ich ihn niemals verurteile oder so, wenn er mir was anvertraut.
Mhh ob er mir vertraut... er war ja schon immer eifersüchtig, auch früher, das find ich ehrlich gesagt süß. Ich weiß, manche finden das als besitzanspruchstellend usw, aber ich für mich ist das so, als würde er mich verteidigen und zeigen, dass er hier der Löwe im Revier ist
Ich habe eigentlich auch kaum männliche Freunde, zu Ex-Freunden habe ich keinen Kontakt.
Nur wenn ich weggehe mit Freundinnen, dann merkt man ihm an, dass er sich etwas Gedanken macht, dann wird er immer ganz anhänglich schreibt ganz viel SMS und so.
Aber im Ganzen denke ich, dass er mir vertraut, ich gebe auch sehr viel und versuch ihm sehr oft Freuden zu bereiten.
Ich weiß icht, es mag zu viel klingen, aber wir telefonieren eigentlich jeden Abend - außer wenn er Spätschicht hat, aber dann schreiben wir mehrere SMS...


Raziel
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 21:08

N'abend, jul3m4us
Ich weiß ja schon lange, dass er sich in seiner momentanen Umgebung nicht wirklich wohlfühlt, er will wieder näher an die Heimat, aber gesagt hat er mir das erst nach seinem letzten Urlaub in unserer Heimat.
Ging mir ähnlich. Ich hab mich mit meiner neuen Heimat (und die liegt gerade mal 30km von meiner alten entfernt) nie richtig anfreunden können. Vorher bin ich selbst als Arbeitsloser verhältnismäßig viel unterwegs gewesen. Hier kam ich mit meiner Umgebung nicht wirklich zurecht und blieb deshalb häufig zu Hause. Die Folge waren ungefähr 15kg mehr Gewicht auf den Rippen.
Er hat keine wirklichen Hobbies (bisschen PS3, bisschen Sport) und auch keine Freunde hier.
Er hat also außer dir niemanden, mit dem er sich mal austauschen kann? Vor allem niemand Männliches? Das kann schon ein Problem sein. Bestimmte Dinge kann man mit dem eigenen Geschlecht und außerhalb der Beziehung einfach besser weil meist ungezwungener besprechen. Ganz zu schweigen davon, dass intakte Freundschaften wesentlich zur seelischen Stabilität beitragen.
Achja, wobei ich zugeben muss, zu nah an der alten Heimat, halte ich nicht für gut, die Rückfallgefahr ist einfach zu hoch im alten Umfeld. Er konnte erst mit den Drogen aufhören, als er dort weg war und seine alten "Freunde" konsumieren ja noch schön.
Wobei die Ausgangslage im Osten ohnehin nicht so prahle sein soll. Da wundert mich die Perspektivlosigkeit gar nicht. Aber das ist natürlich ein anderes Thema.
Apropos aufgrund der Drogen steht anfang des nächsten Jahres auch noch die MPU an...
Was ist denn mit MPU gemeint?
Es ist so schwer mit Männern... ihr sagt nie, was ihr denkt... naja mein Ex war ne Ausnahme, aber der hat mir dann schon zu viel gesagt den Frauen kann man es nicht recht machen.
Sagen wir einfach, Männer sind anders als Frauen und umgekehrt. Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders.

Männliche Gefühle werden einfach anders beurteilt als weibliche (allein dieses Thema füllt hier schon ganze Threads). Man ist auch heute noch nicht gewohnt, wenn Männer offen über ihre Gefühle reden. Das habe ich selbst schon oft genug festgestellt. Deshalb bin ich im Alltag auch sehr vorsichtig, was ich zu wem sage. Selbst bei meiner Freundin hab ich lange dafür gebraucht. Mittlerweile weiß sie aber mehr über mich als meine eigene Mutter.
Was ich sehr schwer finde, im Umgang mit ihm... er verträgt keine Kritik... wenn ich einen anderen Standpunkt habe als er, kann ich nicht mit ihm reden, er sagt dann einfach gar nichts, statt sich zu erklären, vielleicht versteh ichs ja. Das ist wirklich anstrengend, ich weiß manchmal nicht, wie das sein soll, wenn wir zusammenwohnen... er ignoriert mich dann geradezu, wenn er sauer ist und nicht reden will, und wie Frau so ist, provoziert sie weil sie Reaktionen möchte und dann artet das aus wegen Kleinigkeiten...
Mangelnde Kritikfähigkeit kann ein Zeichen von mangelndem Selbstwertgefühl sein. In etwa so, dass man nicht so unterlegen sein will wie man sich vielleicht in der jeweiligen Situation fühlt. Ist schwer von hier aus zu beurteilen. Und Provokationen, dass kannst du dir sicher denken, führen da nur zu noch größerer Blockadehaltung.

Habt ihr da schon mal in Ruhe drüber geredet? Wie du dich in solchen Situationen fühlst und wie er sich dabei fühlt? Zumindestens sollte dieser Punkt offen gelegt werden, besonders wenn er sich eine Zukunft mit dir vorstellen kann. Gerade das Beispiel mit seinen eigenen Eltern sollte ihm da zu denken geben, sofern er denn von den Beweggründen seiner Mutter weiß.
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Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
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jul3m4us
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Beitrag Mi., 22.09.2010, 22:03

Hallo Raziel - noch mal

mensch, finde das gerade richtig schön mich mit dir auszutauschen, keiner meiner Freunde konnte das bisher so nachvollziehen - sind ja auch viel jünger als du und erfahrungsärmer.

Das mit den 15kg mehr geht ihm ähnlich, hat schon ein schönes Bäuchlein bekommen, hihi

Zu seinen Freunden: Also ich glaube nicht, dass er mit den 2 Männern hier, mit denen er was zu tun, sich über uns und seine Probleme austauscht. Die sind dafür einfach zu "dumm", sorry wenn ich das so sage, aber die haben nur Kiffen im Kopf (NL eben).
Sein bester Freund wohnt eben in unserer Heimatstadt, aber er hat kaum Kontakt und man merkt bei jedem Besuch, dass dem Freund der Kontakt auch nicht mehr so wichtig ist wie früher. Das nagt sicher auch sehr an ihm. Ich kann verstehen, dass er deswegen zurück will. Aber ich habe ihm auch gesagt, dass man was dafür tun muss, um sich wo anders wohlzufühlen - wer sich nicht sozial beteiligt, kann auch keine Kontakte knüpfen. Im Ausland ist es eben doppelt schwer und auf Arbeit hat er nur "alte Menschen" um sich (Gießerei).
Er war früher auch immer sehr viel unterwegs, der Drogen wegen schon - 4-5Tage wach usw., jetzt mag er selten mal was machen - manchmal hab ich sogar angst, dass er depressiv werden könnte. Er sagt immer zu vielen Sachen einfach so prinzipiell NÖ...

MPU = Medizinisch Psychologische Untersuchung, Festellung der Fahrtauglichkeit, er hat wegen einem Unfall unter Drogeneinfluss seinen Führerschein verloren und macht gerade Drogenscreening um die MPU machen zu können. Dort muss er beweisen, dass er stabil ist und nicht rückfällig wird, das wird schwer, er darf seine wahre Geschichte nicht erzählen, da man ihn sonst zur Therapie schickt. Naja auch ein Thema für sich die Verkehrspsychologen

Kommen wir doch noch auf den Knackpunkt, das geminderte Selbstwertgefühl. Da hast du definitiv recht, das war auch einer der Punkte, weshalb er überhaupt Drogen konsumierte - er war dann offen, selbstbewusster, ging auf Menschen zu usw.
Ich habe ihn kennengelernt, da hat er mit niemanden geredet, auch nicht mit seinen Freunden, sondern alles in sich hineingefressen. Erst bei mir fing er an zu erzählen.
Er ist auch so ein typischer Mitläufer gewesen, er kann seinen vermeintlichen Freunden auch nie sagen, wenn ihm was nicht passt, aus Angst sie zu vergraulen.
Das wiederum rührt wohl mit von seinem Vater. Er legt sooo viel Wert auf seine Liebe und sein Ansehen. Aber sein Vater konnte ihm das nicht so geben, er ist so ein kalter Mensch.
Mein Freund fragt mich andauernd wie ich seinen Vater finde... und ich muss sagen: ja ist eben dein Vater, er strahlt einfach keinerlei Meinung, Stimmung oder Emotionen aus.
Aber sein Vater liebt ihn über alles, er zeigt es nur anders, ich denke, das konnte er als Kind und im Jugendalter einfach nicht verstehen.

Ich weiß nicht, ob es durch die Drogen kam oder durch sein selbstständiges Leben, aber sein Selbstwertgefühl ist besser als früher. Er muss sich hier in der Wohnung ja um alles kümmern, sonst werden keine Rechnungen bezahlt usw., das hat ihn alles sehr reifen lassen.

Es ist wie gesagt, schwer mit ihm zu reden. In einer ruhigen Minute habe ich ihm schon mal gesagt - nicht vorwurfsvoll - sondern einfach sachlich, dass er mich nicht ignorieren darf, dass das die schlimmste Strafe ist für mich. Und ich habe ihm auch ans Herz gelegt, doch nicht immer ganz so stur zu sein, wenn wir mal etwas zanken, dass wir beide aufeinander zugehen und nicht wegen ner Kleinigkeit den Weltuntergang heraufbeschwören - eine Fernbeziehung nagt manchmal wirklich an der Konsistenz.
Er hat es dann immer wohlwollend aufgenommen, aber wenn einmal die Gefühle überkochen, verfällt man schnell in die alten Muster.
Was er fühlt, sagt er da nicht... er sagt höchstens "weiß nicht" oder "du kannst ja auch...". Das finde ich oft schade, denn mir fällt es doch schwer einzuschätzen, ob ich mich wirklich richtig verhalte. Kanns ja leider nicht erraten.
Aber was soll Frau tun, wenn Mann nicht gern über sich redet?
Ich weiß, gesellschaftlich ist das noch so verpönt. Und ehrlich, wenn MANN andauernd über seine Gefühle redet (wie mein Ex), finde ich das auch nicht sehr anziehend, ich will auch nicht jeden Gedanken wissen, aber die wichtigen

Im Übrigen glaube ich, dass ihm diese Probleme mit seinem Vater, dem Selbstwertgefühl und anderen Dingen, die zum Drogenkonsum führten, nicht bewusst waren, bis ich es mal aus meiner Sicht schilderte das nahm er sogar mal konstruktiv auf.

So, ich glaube ich wünsche dir dann mal eine gute Nacht schlaf schön, freu mich schon auf deine Antwort


Raziel
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Beitrag Do., 23.09.2010, 08:25

Moin, Jul3m4us
mensch, finde das gerade richtig schön mich mit dir auszutauschen, keiner meiner Freunde konnte das bisher so nachvollziehen - sind ja auch viel jünger als du und erfahrungsärmer.


Naja, liegt wohl eher daran, dass ich mich in einigen Teilen in der Problematik deines Freundes wiederfinde, abgesehen von den Drogen.
Zu seinen Freunden: Also ich glaube nicht, dass er mit den 2 Männern hier, mit denen er was zu tun, sich über uns und seine Probleme austauscht. Die sind dafür einfach zu "dumm", sorry wenn ich das so sage, aber die haben nur Kiffen im Kopf (NL eben).
Nicht nur, wenn es um euch geht, sondern allgemein. Da geht es gar nicht mal um fehlendes Vertrauen zum Partner. Mit einem gleichgeschlechtlichen Freund außerhalb der Beziehung, dem man sein Seelenleben offenlegen kann, redet man einfach anders als mit dem Partner, der in die meisten Situationen von vornherein involviert ist und den die mögliche Auswirkungen am ehesten betreffen, aber eben auch, um eine "unabhängige" Meinung zu hören.
Sein bester Freund wohnt eben in unserer Heimatstadt, aber er hat kaum Kontakt und man merkt bei jedem Besuch, dass dem Freund der Kontakt auch nicht mehr so wichtig ist wie früher. Das nagt sicher auch sehr an ihm.
Auch eine Situation, die ich kenne. Mir ist in den letzten Jahren fast mein gesamter Freundeskreis zusammengebrochen, darunter mein bester Freund aus Schultagen. Ich schätze, wenn ich wieder in meine Heimatstadt ziehe (was wohl auch in den nächsten Wochen der Fall sein wird), würde er auch wieder mehr Kontakt zu mir aufnehmen, aber deshalb ziehe ich nicht zurück. Das liegt daran, dass wir beide uns in den letzten Jahren einfach in andere Richtungen entwickelt haben. Ist auch ein anderes Thema. Das Problem für ist einfach, dass ich mich mit ihm über Dinge austauschen konnte, die ich bspw. mit meiner Freundin oder meinem letzten verbliebenen Freund nicht bereden kann. Und das fehlt mir im Moment ganz schön.
Er war früher auch immer sehr viel unterwegs, der Drogen wegen schon - 4-5Tage wach usw., jetzt mag er selten mal was machen - manchmal hab ich sogar angst, dass er depressiv werden könnte. Er sagt immer zu vielen Sachen einfach so prinzipiell NÖ...
Könnte natürlich auch mit dem Entzug zu tun haben, aber diesen Punkt kenne ich auch. Bei mir ist es vor allem das Gefühl, nicht mehr selbst über mein Leben entscheiden zu können. Das klingt bei deinem Freund irgendwie ähnlich. Auswandern in ein fremdes Land wegen Perspektivlosigkeit in der Heimat. Das liest sich nicht wie eine willentliche Entscheidung sondern eher nach dem "friss-oder-stirb"-Prinzip.

Du hast geschrieben, dass er ohne Drogen Probleme hatte, auf andere zuzugehen. Dann ist die neue Heimat natürlich doppelt schwierig. Fremde Sprache, noch kein soziales Umfeld, Schwierigkeiten, ein solches aufzubauen. Da fühlt man sich schnell isoliert und fängt an, sich zurückzuziehen.
Das wiederum rührt wohl mit von seinem Vater. Er legt sooo viel Wert auf seine Liebe und sein Ansehen. Aber sein Vater konnte ihm das nicht so geben, er ist so ein kalter Mensch.
Das er viel Wert auf die Liebe und Anerkennung seines Vaters legt, ist verständlich. Ein Kind braucht diese Wertschätzung von den Eltern und wenn in diesem Fall der Vater sie dem Kind nicht zukommen lässt, wird es darum kämpfen. Und wenn auch das nichts bringt, wird das Kind irgendwann resignieren. Aber es würde niemals etwas schlechtes über die Eltern sagen, denn die sind für ein Kind quasi heilig. Somit fängt es an, die Schuld bei sich selbst zu suchen.

Ein Vater ist für einen Jungen schon eine wichtige Person, da er dem Sohn Dinge erklären kann, mit denen sich eine Mutter schwertut. Es würde mich nicht wundern, dass viele Probleme deines Freundes (Kontaktschwierigkeiten, Drogensucht etc.) von diesem Vater-Sohn-Konflikt herrühren. Auch von diesem Punkt kann ich ein Lied singen, mit dem kleinen Unterschied, dass mein Vater wirklich nichts von mir wollte. Ich hätte einfach nicht geboren werden sollen. Das hat es mir vielleicht etwas leichter gemacht, mich zu lösen, aber dafür habe ich seeeeeehr lange gebraucht.

Wenn dein Freund noch Kontakt zu seinem Vater hat, wäre ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Vater und Sohn vielleicht das beste, was beiden passieren kann, denn dass sein Vater so emotionslos ist, kann ja ebenfalls einen Grund haben. Das ist nur schwierig zu bewerkstelligen. Es müssen beide wollen. Wenn nicht, kann es am Ende mehr Schaden anrichten als dass es nutzt.

Das dein Freund nicht gern über seine Gefühle redet, kann tatsächlich seinen Ursprung bei seinem Vater haben. Hier hat er vermutlich gelernt, dass es dem für ihn wichtigsten Menschen egal ist, was man fühlt oder das es sogar gegen ihn verwandt wurde (auch wenn es in Wahrheit gar nicht so war). Vermutlich redet er deshalb nicht gerne, weil er sich den Schmerz der Ignoranz ersparen will.
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Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
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jul3m4us
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Beitrag Do., 23.09.2010, 13:42

Hey Raziel,

neuer Tag, neues Glück, was
Was mir so aufgefallen ist, am Umgang mit ihm... eigentlich ist es gar nicht, dass wir keinen Sex haben, sondern, dass ich ihn nicht mehr unbedacht berühren kann. Ich musste sonst nie drüber nachdenken, ob er was falsches denkt, wenn ich ihn in der Leistengegend oder so mal berühre beim rumblödeln oder so. Weil, er soll doch ruhig wissen, dass ich ihn will, aber jetzt fühlt es sich so an, als müsste ich das verbergen, um keinen Druck aufzubauen.
Gleichzeitig denke ich, ich dramatisiere das ganze - da bin ich echt gut drin - denn er geht eigentlich jetzt nach ein paar Gesprächen wieder sehr ungezwungen mit mir um. Also ich meine, vorher hat er ja immer gleich meine Hand weggetan, wenn ich sie auf sein Bein legte und mich auch nicht mehr am Busen oder so berührt, aber das hat sich jetzt wieder gegeben.

Der beste Freund... ich glaube, was ihn sehr getroffen hat, als wir im Sommer in der Heimat waren, rief er ihn an, um ihn zu treffen. Er war gerade bei nem anderen Kumpel, mit dem wir auch befreundet sind und der wollte nicht, dass wir hinkommen. Sein bester Freund hat aber nur mit dem soviel zu tun, weil sonst alle weggegangen sind und er ist trotzdem lieber dort geblieben, statt sich mit ihm oder uns zu treffen.
Mit der Meinung, das versteh ich. Wir haben eine Party geschmissen und sein bester Freund war ewig da, bis früh um 6.. und als alle anderen wegwaren, fing er auch an von seinen Problemen mit seiner Freundin... das ging ewig

Das gute Drogenproblem... naja also körperlich ist der Entzug schon lang über die Bühne. Er konsumierte das letzte mal im August 09 - das war dann schon ein Rückfall, nämlich bei Besuch in unserer Heimat.
Aber man muss ganz klar sagen, es ist eine Krankeit und wird ihn das ganze Leben begleiten, er wird immermal wieder damit konfrontiert werden, vorallem weil er die "ab und zu ist doch ok"-Einstellung hat. Das kann ja auch schnell mal wieder ausarten.

Sein Vater... ja, ja sie haben noch viel Kontakt, sie telefonieren jedes WE und er ist auch immer mal dort, wenn wir in der Heimat sind. HEUTE versteht er die Liebe, aber ich denke das konnte er als Kind nicht. Sein Vater zeigt das halt eher, in dem er ihn letztes Weihnachten beispielsweise in Holland abgeholt hat (an einem Tag über 1000km gefahren) usw. Aber er könnte das nie so sagen.
Sein Vater hat eine Freundin, die ist ja voll das Gegenteil. Sie luden uns zum Essen ein und sie sagte dann immer zu meinem Freund "dein Papa hat dich sooo lieb", das war seinem Vater so unangenehm.
Seine Mutter sagt immer, ihm hätte es gefehlt gelobt zu werden... also ihm hat irgendwie nie jemand gesagt, dass er gerade was richtig gemacht hat... das fing bei seinem Vater an und ging dann weiter bei der Ausbildung - er hatte einen sehr schlechten Ausbildungsplatz. Die haben ihn als Minderbemittelt hingestellt und immer nur rumgeschnauzt. Einmal hat er sich flüssiges Alu in den Schuh gegossen, weil die Sicherheitsmaßnahmen so schlecht dort sind... sein Chef wollte, dass er noch seine Schicht zu ende arbeitet.................. er war danach 6Monate krank geschrieben, weil Verbrennung 3.Grades. Es war damals so schlimm, dass er kurz vor Abschluss sogar abbrechen wollte, weil ers psychisch einfach nicht mehr ausgehalten hat.
Achja zu alldem kommt noch, dass er Probleme mit dem Rücken und der Hüfte hat. Damals hat ihm der Orthopäde gesagt, dass er seinen Beruf nie ausüben könnte, da er Gefahr läuft berufsunfähig zu werden. Sein jetziger Arbeitsplatz ist daher perfekt, da er Mechaniker ist und keine schweren Sachen heben muss, wie die Gießer an sich.
Momentan ist auch im Gespräch, dass er sich operieren lassen soll - im Dezember soll er sich in einer Klinik vorstellen, da wird das entschieden, er würde 2Monate ausfallen, hmm... ungünstig wo gerade der befristete Vertrag ausläuft.

Und du ziehst zurück in die Heimatstadt? Wieso? Weils dir in der neuen nicht wirklich gefällt oder weils berufstechnisch auch nichts gebracht hat? Ist die Stadt groß?
Unser Nest hat 14.000 Einwohner... und alle Jugendlichen nehmen Drogen, das ist ganz schlimm dort. Ich glaub ich bin die einzige in dem Freundeskreis, die noch einen Führerschein hat haha.
Ich studiere in Leipzig, dort ist es schön, aber die Jobaussichten auch nicht soo rosig. Allgemein ist mein Beruf derzeit schwierig - ich bin Medientechnikerin (bald Dipl. Ing.) mit dem Schwerpunkt Webdesign und -programmierung - in der Branche wird fast nur noch mit freien Mitarbeitern gearbeitet, darauf hab ich gar keine Lust :( naja in einem Jahr wirds ernst

Edit: Wieso bist du eigentlich in diesem Forum? Welche Probleme hast du?

Apropos NRW, wo ich gerade seh, dass du das als Wohnort angegeben hast. Mein Freund wohnt in Venlo kennste ja vll.


Raziel
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Beitrag So., 26.09.2010, 13:29

Servus, Jul3m4us

Sorry, dass ich erst jetzt antworte. Habe im Moment viel um die Ohren, da ich nächste Woche umziehe.
eigentlich ist es gar nicht, dass wir keinen Sex haben, sondern, dass ich ihn nicht mehr unbedacht berühren kann.
Mir ist das manchmal auch unangenehm. Dann will meine Freundin in einem unpassenden Moment mit mir intim werden, in dem mir gerade zuviel durch den Kopf geht, als dass ich mich auf Sex "konzentrieren" könnte. Wenn es deinem Freund da ähnlich geht, muss er aber mehr mit dir kommunizieren. Weil es in dem Moment eben nicht an der Partnerin liegt und sie diesen Umstand ebenso wie den Grund dafür auch wissen sollte (beim Grund wenigstens das gröbste, damit man nicht so auf dem Schlauch steht). Ansonsten führt das nur zu Missverständnissen, die wiederum neue unnötige Probleme mit sich bringen.
Der beste Freund... ich glaube, was ihn sehr getroffen hat, als wir im Sommer in der Heimat waren, rief er ihn an, um ihn zu treffen. Er war gerade bei nem anderen Kumpel, mit dem wir auch befreundet sind und der wollte nicht, dass wir hinkommen. Sein bester Freund hat aber nur mit dem soviel zu tun, weil sonst alle weggegangen sind und er ist trotzdem lieber dort geblieben, statt sich mit ihm oder uns zu treffen.
Ich fürchte, dass wird ihm noch öfter so gehen. Dein Freund ist jetzt weit von seiner Heimat entfernt und offensichtig nur noch selten dort anzutreffen. Die dort verbliebenen Freunde müssen sich verständlicherweise nun neu orientieren und das führt eben auch zu unerwarteten Verbindungen. Wenn er nur noch selten dort ist, sieht sein verbliebener Freund vielleicht auch keinen Grund, die neuen - vermeintlich dauerhaften - Beziehungen zu gefährden.
Seine Mutter sagt immer, ihm hätte es gefehlt gelobt zu werden... also ihm hat irgendwie nie jemand gesagt, dass er gerade was richtig gemacht hat... das fing bei seinem Vater an und ging dann weiter bei der Ausbildung
... und wird vermutlich fester Bestandteil seines Lebens werden. Mir hat auch immer Lob gefehlt, wobei man dazu sagen muss, dass mein Vater auch keinen Sinn darin gesehen hat, mich zu loben, da er ohnehin der Meinung war, ich wäre fehl am Platz. Bei mir hat das dazu geführt, dass es mir schwer fällt andere zu loben (da kämpfe ich mich aber gerade heraus) und es mir schwer fällt, selbst Lob anzunehmen. Ganz zu schweigen, dass das Selbstwertgefühl massiv darunter leidet.

Vielleicht wäre es aber tatsächlich besser, wenn dein Freund und dessen Vater sich mal aussprechen. Denn verstehen allein reicht manchmal nicht aus. Manchmal ist Verstehen einfach nur das interpretieren von verschiedenen Zusammenhängen, aber kein echtes Wissen, was in gewissen Situationen aber wichtiger ist. Nach dem, was du schreibst, hab ich den Eindruck, zwischen deinem Freund und seinem Vater besteht eine unsichtbare Mauer, die den anderen auf Distanz halten soll. So klingt für mich auch das Verhalten des Vaters auf das "Outing" seiner Lebensgefährtin deinem Freund gegenüber. Es kann für den anderen eben verletzend sein, wenn einem die eigenen Gefühle unangenehm, ja geradezu peinlich sind. Als ob es etwas schmutziges wäre, seinen Sohn zu lieben.
Und du ziehst zurück in die Heimatstadt? Wieso? Weils dir in der neuen nicht wirklich gefällt oder weils berufstechnisch auch nichts gebracht hat? Ist die Stadt groß?
Von meiner alten Heimat aus kann ich meine momentane Arbeitsstelle besser erreichen, aber meine Freundin und ich nehmen vor allem deshalb wieder getrennte Wohnungen, um unabhängiger von den Arbeitsämtern zu sein.
Edit: Wieso bist du eigentlich in diesem Forum? Welche Probleme hast du?
Im Forum bin ich in erster Linie, weil mich das Thema Psychologie interessiert, aber natürlich schleppe ich auch ein dickes Paket mit mir rum (geht, wie du schon ansatzweise gelesen hast, vor allem auf meine Kindheit zurück), was auch der Grund für mein Psychologieinteresse ist. Eine ganze Reihe von Problemen habe ich zwar schon erkannt und teilweise auch schon gelöst, bevor ich von diesem Forum wusste, aber einige Zusammenhänge hab ich erst nach dem Lesen einzelner Posts hier verstanden. Echte Fallbeispiele sind nun mal aufschlußreicher als reine Fachliteratur.

Und Venlo kenne ich zwar schon, liegt mWn ziemlich genau an der niederländisch-deutschen Grenze, nur wohne ich ziemlich genau an der gegenüber liegenden Seite von NRW.
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Kathargo
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Beitrag Do., 18.11.2010, 00:56

hi. ich habe gerade sehr intensiv diesen thread gelesen und dadurch den mut gefunden, um eventuelle gedanken und denkanstösse zu bitten. danke dafür.
mein freund (40) und ich (29) sind jetzt knapp 2 jahre zusammen. vor unserer beziehung kannten wir uns 10 monate. Wir haben eine wochenendbeziehung, telefonieren aber unter der woche regelmäßig und auch lang. er hat mir erst wieder vor kurzem gesagt, dass ich genau diejenige bin, auf die er immer gewartet hat. mir geht es bei ihm genauso. das einzige problem was mich an all dem zweifeln lässt ist, dass wir keinerlei sex haben. das letzte mal, dass er mich wollte war vor ca 1,5 jahren. davor konnte er nicht genug von mir bekommen. er sagte mir, dass es damals selbst bei einem kuss zu ejakulationen seinerseits gekommen ist. das sei ihm noch nie passiert und er sagte immer wieder "das ist unglaublich" von einem zum anderen tag hörten sämtliche annäherungen von ihm zu mir auf. es gab zeiten in denen er mich komplett ignorierte. wenn ich ihn küssen wollte, dann drehte er den kopf weg. wenn ich es ansprach, schwieg er. dann folgte ein schweres jahr. zweimal habe ich ihn versucht zu verführen. körperlich hat alles funktioniert und ich hatte das gefühl, dass es ihm gefallen hat. nach meinem zweiten versuch sagte er mir eine woche später, dass es schrecklich für ihn war, er noch nie spass mit mir hatte und ich sollte mir auch nicht einbilden, dass er jemals bei mir gekommen sei. danach brauchte ich eine auszeit für ein paar wochen. das hat sehr wehgetan. wir hatten einige zeit später eine aussprache, in der er sich für das gesagte entschuldigte und mir sagte, dass jedes einzelne mal mit mir aus liebe war und es ihm immer gefallen hat, er sich nur manchmal von mir überfordert gefühlt hat. wir haben dann zusammen rausgefunden, dass es daran liegt, dass ich mich nicht richtig fallenlassen kann und ihm ist es wichtig "gut" zu sein. ich habe ihm immer wieder versichert, dass es mir nur um die größte nähe zwischen zwei menschen geht, alles andere ist mir egal.
da ich mich sehr zurückgesetzt, unbegehrt, etc durch ihn fühlte, war ich innerlich immer gereizt und es gab oft streit bei uns. natürlich war der fehlende sex auch immer wieder ein thema. er sagte mir oft, dass wenn ich umgänglicher sei und alles schick und schön bei uns wäre, dann würde sex wieder in unserer beziehung einzug halten. nun ist es so, dass es seit ca. nem halben jahr sehr schön mit uns ist, dennoch passiert nichts. ausser, dass ich sex nicht mehr thematisiere.
ich habe verschiedene theorien warum es so kompliziert bei uns ist.
(1) er kommt aus einem "gefühlskaltem" elternhaus (seine worte) und hat es mit unserer liebe schwer, weil sie sehr groß ist. er sagte mir, dass ich die einzige bin mit der er zusammenziehen will, kinder haben will und ich weiß, dass er über heirat nachdenkt. als ich ihn kennenlernte sagte er mir desöfteren, dass er niemal heiraten wird.
(2) ich wurde in meine kindheit diverse mal von meinem vater sexuell missbraucht. später noch von anderen männern. er sagte mir zwar einst, dass es keinen einfluss auf unsere beziehung habe, aber er hat mir mal von gewaltphantasien gegenüber meinen vater berichtet.
(3) er hat das körperliche interesse an mir verloren. das würde auch erklären warum er kein interesse daran hat, dass wir uns öfter küssen als nur ein küsschen beim hallo und beim abschied. auch kuscheln ist nicht seins.
ich merke, dass er mich liebt. es hat zwar lange gedauert bis ich es erkannt habe, aber jetzt tue ich es. das ist wohl der größte grund warum ich es nicht verstehe, dass er scheinbar kein körperliches verlangen, also von sehr nah beieinander sitzen bis sex, nach mir hat.
falls ihr eure gedanken mit mir teilen wollt, dann bin ich mehr als dankbar. ich bin recht fertig mit der welt, da von ihm immer nur kam "wenn es nur schick und schön bei uns ist..."
danke, allein schon für´s lesen.

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