Hypochondrische Angst?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Klara1993
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Hypochondrische Angst?

Beitrag Di., 08.06.2010, 18:36

Hallo!

Ich habe mich eben hier angemeldet, weil ich gerade unter massiven Angstvorstellungen leide, denen ich einfach nicht mehr lindernd begegnen kann! Leider hat auch mein Hausarzt nicht mehr geöffnet und ein erneuter Besuch in der Anlaufpraxis unseres Kreiskrankenhauses halte ich auch nicht für angebracht, da ich befürchte, langfristig nicht mehr ernstgenommen zu werden!

Aber erst einmal zum Thema. Ich bin 17, besuche zur Zeit die 11. Klasse und mache mir seit ca. zwei Monaten vermehrt große Sorgen um meinen gesundheitlichen Zustand. Angefangen hat es damit, dass ich wegen chronischen Reizhustens zu einerm Lungenfacharzt überwiesen wurde, der eine röntgenologische Untersuchung der Lungenflügel durchführte und dabei eine abnorme Vergrößerung des Herzbeutels feststellte. Noch am selben Tag wurde ich zum Kardiologen überwiesen, der eine sonographische Untersuchung veranlasste. Als auch diese nur wenig aufschlussreich war, wurde noch in derselben Woche eine Computertomographie des Thorax durchgeführt mit dem Ergebnis, dass die raumfordernde Vergrößerung des Herzbeutels lediglich eine natürlich-individuelle Variation sei. Das Resultat brachte natürlich Erleichterung ein, doch seit dieser Zeit glaube ich, unter hypochondrischen Ängsten zu leiden!

Am letzten Wochenende verschärfte sich meine Furcht so weit, dass ich gegen 20 Uhr abends die besagte Anlaufpraxis unseres Krankenhauses aufsuchte, da ich einen stark erhöhten Pulsschlag bei mir entdeckte. Ich zählte 145 Schläge pro Minute (Ruhepuls). Diese Feststellung wurde im Krankenhaus bestätigt mittels einer Pulsmessung und eines EKGs. Obwohl ich nicht übergewichtig bin, weder rauche noch trinke und mich regulär sportlich betätige, lag sogar mein Blutdruck über den Normwerten. Schließlich wurde ich mit Notfall-Priorität noch am selben Abend eingewiesen. Am nächsten Tag erfolgte erneut eine Sonographie des Herzens, die wiederholt keinen pathologischen Befund zum Ergebnis hatte.

Zwei Tage später wurde ich dann entlassen mit der Auflage, meinen Hausarzt aufzusuchen. Auf dem Entlassungsschein standen die Diagnoseschlüssel R 00.0 (Tachykardie) und F 41.9 (Angststörungen).

Meinen Hausarzt suchte ich am nächsten Tag sofort auf. Er verordnete ein Betablocker-Präparat zur Normalisierung der Herzfrequenz, das ich täglich einnehmen muss. Tatsächlich zeigt es sich shcon bei geringer Dosis erfolgreich: meine Blutdruck-Werte liegen wieder im optimalen Bereich und der Puls befindet sich in liegender Position sogar des Öfteren unter 60 Schlägen pro Minute.

Seit einigen Tagen merke ich jedoch einen zeitweise auftretenden und sehr unangenehmen Druck im Kopf, außerdem auf den Ohren, welchem ich mit Schlucken abhelfen kann und spüre ein kribbelndes Taubheitsgefühl um den Mund herum. Lähmungserscheinungen und die Schlaganfall-Selbstanalyse habe ich durchgeführt, allerdings ohne negative Auffälligkeiten. Aufgrund dieser Symptome habe ich nun enorme Angst, an einem inoperablen, malignen Hirntumor zu leiden, der mich allmählich aber sicher meiner Verstandeskräfte beraubt. Ich bat meinen Arzt um eine MRT-Diagnostik, welcher er stattgegeben hat. Sie findet am 28.6.2010 statt, also in knapp drei Wochen. Aber wie soll ich diese Zeit überstehen? Ich habe Angst, dass der eventuelle Tumor bis dahin möglicherweise meine intellektuellen Fähigkeiten schmälert. Auch wenn letztere vielleicht nicht so gewaltig ausgeprägt sind, so habe ich keinerlei Interesse daran, noch mehr davoin zu verlieren! Habt Ihr einen Ratschlag? Bitte! Ich bin am Verzweifeln!

Danke vielmals.

Klara

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Chantall
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Beitrag Di., 08.06.2010, 18:54

Einen Rat hat wohl nur ein Arzt bzw. einen Befund. Mir geht es im Moment wie dir, dass ich ständig die schlimmsten gesundheitlichen körperlichen Befürchtungen habe, weil es mir psychisch so elend geht. Wenn Du auch niemanden zum reden hast, kanns Du DIch vieleicht an die Seelsorge oder sowas wenden?
Alleine steigert man sich da zu sehr rein und das vielleicht ganz ohne Grund.

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Selene
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Beitrag Di., 08.06.2010, 20:38

Liebe Klara,

ich habe auch immer mal Phasen, in denen ich auf so einen hypochondrischen Trip gerate. Mein Rat ist: Versuche rational zu bleiben. Die Angst geht davon zwar nicht gleich weg, aber man kann zumindest für sich klarkriegen, dass die Angst irrational ist. Der MRT-Termin ist ja nun ausgemacht. Eigentlich kannst Du die Sache bis dahin getrost ruhen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Deine Symptome tatsächlich von einem maligen (!), inoperablen (!) Hirntumor (Du gehst ja wirklich gekonnt vom Schlimmsten aus, hm ) stammen, sind äußerst gering. Viel wahrscheinlicher ist, dass Du auf Grund dieser individuellen Herzbesonderheit Deinen Körper anders wahrnimmst als bisher. Es ist wirklich sehr sicher, dass es keine körperliche Krankheit ist und selbst wenn, ist es höchst-höchst-höchst-wahrscheinlich keine tödliche Krankheit. Wie Du ja schon an Deinem Herz gemerkt hast, jeder Körper ist anders und hat individuelle Besonderheiten, nicht alles ist gleich krankhaft. Zur Sicherheit lässt Du ja sogar ein MRT machen.

Was Du bis zum Termin nicht tun solltest, ist: Im Internet nach Symptomen googlen. Du wirst garantiert so lange suchen, bis Du etwas findest, das Dich beunruhigt. Also einfach sein lassen. Du bist ja bereits in ärztlicher Behandlung, es ist alles in die Wege geleitet. Deine Symptome sind in keinem Fall weder von Dir noch von einem anderen ohne weitere Untersuchungen zu deuten.

Außerdem versuche, Deine Wahrnehmung nicht zu sehr auf die körperlichen Symptome zu konzentrieren. Dadurch werden sie nur schlimmer, einfach weil Du so in Dich hineinhorchst, dass Dir ganz normale Sachen auf einmal als komisch auffallen. Das kriegt dann so eine blöde Eigendynamik, da natürlich der Körper auf Angst auch mit Symptomen reagiert.
Lasse Dich auch nicht auf ein Horror-Kopfkino ein, sondern mache Dir vielmehr klar, dass Du in erster Linie ein Angstproblem hast. Wenn schon grübeln, dann frage Dich eher, woher das kommt und wie Du sonst so mit Ängsten umgehst. Vielleicht hast Du einfach durch die Herzgeschichte einen so großen Schreck bekommen, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist, dass Du jetzt Angst entwickelt hast. Aber halte Dir auch vor Augen, was Dein Körper alles ganz toll leistet, dass er bisher immer wieder gesund wurde. Oder gibt es noch andere Baustellen, Themen, mit denen Du unglücklich oder überfordert bist?
MRT und alles immer checken ist schön und gut, aber wenn es so schlimm bleibt, dann wäre eher mal an eine Therapie für die Seele zu denken als für den Körper. Hast Du das bei Deinem Hausarzt mal angesprochen mit Deinen großen Ängsten?

Vielleicht können auch Entspannungs- und Atemübungen helfen? Und Ablenkung, einfach einen Film schauen oder so. Tu Dir was gutes, einen schönen Tee, etwas Schokolade und mache Dir immer wieder klar, dass die Angst das eine ist, die Frage, ob sie gerechtfertigt ist aber eine ganz andere. Und nur mal als Gedankenspiel: Wenn Du krank bist und nach der Diagnose in Behandlung musst (gestorben wird hierzulande und mit 17 Jahren ohnehin nicht so schnell an einer Krankheit!), dann sind die Wochen bis zum MRT noch diejenigen, in denen Du am unbeschwertesten Dein Leben genießen kannst. Du würdest Dich doch hinterher ärgern, auch noch diese vergleichsweise gute Zeit durch Ängste "versaut" zu haben. Und wenn Du Dir umsonst Sorgen machst (wofür wirklich alles spricht), dann ärgerst Du Dich auch, dass Du Dir die Zeit bis dahin so mit der Angst verdorben hast. Es liegt jetzt eh nicht mehr in Deiner Hand und durch Sorgen und Worst-Case-Szenarien verändert sich Dein Gesundheitszustand ja auch gar nicht...

Wohnst Du eigentlich noch zu Hause? Hast Du ein gutes Verhältnis zu Deinen Eltern? Sprichst Du mit jemandem über Deine Ängste?

Liebe Grüße
Selene
Es gibt kein Übermaß an Liebe,
kein Übermaß an Wissen,
und kein Übermaß an Schönheit
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lila1
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 11:33

hey klara!
bald hast du ja deinen mrt-termin... wie siehts denn aus mit den symptomen zur zeit, ist es ein wenig besser geworden? wie schaffst du es diese nervenaufreibende wartezeit zu überstehen? wenn ich mir vorstelle, so lange warten zu müssen...

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Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 11:37

spüre ein kribbelndes Taubheitsgefühl um den Mund herum
Deine jetzigen Symptome klingen für mich wie eine Angst-Symtomatik, vermischt mit Hyperventilation; ganz typisch dafür ist das beschriebene Taubheitsgefühl um den Mund herum!
Hyperventilation ist unangenehm (entsteht durch "Hecheln", d. h. beschleunigte Atmung, eben Angst-Atmung), aber nicht gefährlich. Atme beim Auftreten ein paarmal in eine Plastiktüte - aus und ein - die Sauerstoffaufnahme verringert sich, und die Symptome bessern sich sofort. Probiers mal aus. Falsch machen kannst Du damit nichts.

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Chantall
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Beitrag Do., 17.06.2010, 18:18

Ja Klare. Entspannung könnte Dir helfen.
PME (progress. Muskelentspannung ) und sowas.

Oft ging es mir genau wie Dir und da uch dann auch immer noch geoogelt habe und mir selbst die schlimmsten Diagnosen gegeben habe ist auch der Zustand noch schlimmer geworden. Gerade der Rücken wird allein durch Muskelverspannung schlimmer und da helfen mir alle Entspannungen sehr.
Und ein warmes Bad.
Naja und wie ich scon schrieb reden. Alleine werden die Ängste leider oft schlimmer.

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hausfreund
Helferlein
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 10:29

Hallo Klara,

ich kenne psychosomatische Ängste aus persönlicher Erfahrung sehr, sehr gut. Sie haben mich, seit etwa deinem jetzigen Alter viele Jahre begleitet. Ich weiß, dass körperliche Symptome absolut realistisch empfunden werden, auch wenn sie keinen somatischen Hintergrund haben. Die Schmerzen, die Empfindungen sind da, ganz klar. Die Frage ist, wo ihr Ursprung liegt. Jede somatische Empfindung wird über Nerven ins Gehirn übermittelt... Aber es gibt auch den umgekehrten Weg. Das plakativste Beispiel ist der Phantomschmerz eines Beinamputierten. Wo soll dieser Schmerz entstehen, außer im Gehirn!? Das Bein ist ja nicht mehr da. Also: Auch das Gehirn KANN dir, aus welchem Grund immer, etwas vorgaukeln. Und in deinem Fall glaube ich, ist es so.

Ich hatte während hypochondrischer Phasen fast alle organischen Systeme schon im Verdacht, tödlich malad zu sein. Krebs natürlich, Herzfehler, alles was garantiert tödlich ist. Habe Herz, Lunge, Magen, Darm, Prostata usw. usf. medizinisch durchchecken lassen. Immer mit negativem Befund.

Mittlerweile ist das Vergangenheit. Ich habe gelernt, hypochondrische Krisen besser zu verstehen: Sie kommen nicht aus dem Nichts! Deine Angst vor dem Hirntumor hat psychohygienisch einen Zweck: Sie dient als Platzhalter für ein seelisches Problem, das du dir noch nicht bewusst gemacht hast, das aber bearbeitet werden will.

Ich antworte hier auch deshalb, weil du so überaus rational klingst. Deine Sprache klingt elaborierter, als man sie einer 17-Jährigen zutrauen würde. Bist du ein Kopfmensch? Ich war mit 17 jedenfalls mehr Kopfmensch als heute. Aber nicht jedes Lebensproblem lässt sich rational bewältigen. Wer zu sehr auf den Kopf setzt, unterdrückt emotionale Lebensenergie, die dennoch da ist und auch verwendet werden will.

Ich weiß, wie schwer es ist, von den zwanghaften Gedanken an Tumore u andere Übel loszukommen und dass es unmöglich erscheint, die körperlichen Empfindungen auszublenden... Aber es lohnt sich, denn wenn du jetzt falsch abbiegst wird dich das Problem noch etliche Jahre begleiten.

Also: Setz dich einmal ruhig hin und mach dir deine aktuellen Gefühle bewusst. Welche Ängste hast du, was wünschst du dir, was fürchtest du (Schule? Beruf?), wie fühlst du dich in deiner Familie, wo liegt unterdrückte Wut, Zorn? Versuch also mal deinen Tumor als Ablenkungsmanöver zu verstehen vor Dingen, die womöglich viel herausfordernder sind als eine imaginierte Krankheit!

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hausfreund
Helferlein
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Beitrag Mi., 30.06.2010, 10:29

Klara1993 hat geschrieben:Ich bat meinen Arzt um eine MRT-Diagnostik, welcher er stattgegeben hat. Sie findet am 28.6.2010 statt, also in knapp drei Wochen.
Falls du noch mitliest, Klara: Was kam bei der Untersuchung raus?

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Chantall
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Beitrag Do., 01.07.2010, 18:53

schreib uns doch mal. Wie Du siehst man sorgt sich hier um Dich. Lg

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