Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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gesprungenesWasser
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Beitrag Sa., 01.01.2011, 13:16

Hallo Zerrissene
Vielen Dank für die Willkommensgrüße. Ja, ich freue mich auch auf mehr

Und um auf deine Frage zu antworten, Waldschratin: ich weiß nicht ob ich einen "Hauptverantwortlichen" habe. Wieviel ich über mich weiß hängt immer von demjenigen ab, der gerade draußen ist

Ein richtig gutes Neues Jahr für diesen Thread
gesprungenesWasser

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Waldschratin
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Beitrag Sa., 01.01.2011, 14:15

Hallo gesprungenesWasser,
habt ihr es schon mal mit nem "Tagebuch" versucht,wo jeder von euch reinschreiben darf,was er grade will?Das hilft manchmal,sich gegenseitig besser kennenzulernen...

Und ich wünsch euch auch ein gutes neues Jahr!
Waldschratin


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Zerrissene
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Beitrag So., 02.01.2011, 08:15

Guten Morgen Waldschratin,

habe gerade deine vielen Zeilen unter einem ganz anderen Gesichtspunkt gelesen (viell. kannst du dir denken, wie ich das meine...) und ich freue mich sehr, dass du jetzt in diesem Thread bist (was mir halt letztes Mal nicht so bewußt geworden ist...).

Manchmal lese ich nicht wirklich, oder nur oberflächlich, oder unter einer ganz anderen Sichtweise.

Da ich noch einen 5jährigen Sohn habe, der bald nach seiner Mama rufen wird, kann ich leider nicht ausführlicher schreiben, denn es gäbe so viel zu berichten, auf so vieles zu antworten.

Vielleicht hast du die Zeit auch im ersten Teil "meines" Threads nachzulesen, ich glaube, dort stehen viele wichtige Antworten.
Waldschratin hat geschrieben:
Immerhin hatten wir im Außenleben einen sehr verantwortungsvollen Job in Leitungsposition noch dazu - Alleingänge gingen da einfach nicht!
Habe mir nur mal diesen einen Satz herausgesucht. So schnell dahin geschrieben, und doch so schwer umzusetzen in der Praxis, oder???

Ich scheitere immer wieder daran, an diesem verantwortungsvollen Job, weil ich es nicht hinbekomme, stark und damit stabil zu bleiben. Ich lass mich immer noch zu sehr runterziehen und mein Selbstvertrauen ist dahin.

Nächste Woche, wenn alles klappt, werde ich einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben mit der Option, nur noch zwei bzw. drei Tage in der Woche zu arbeiten, also in der 1. Woche 2 Tage, in der 2. Woche 3 Tage (damit ich auf meine 25 Stunden komme) und ich genug Freiraum für mein System bekomme. Ich darf nicht vergessen, dass ich dissoziativ bin. Auch in einer Zeit, wo es mir anscheinend gut geht und ich nicht das Gefühl habe mehrere zu sein. Das ist doch mein handicap, denke immer ICH zu sein, dabei bin ich nicht immer ICH. Jedenfalls habe ich dann auch Tage in der Arbeitswoche, wo ich mich gehen lassen darf und ich nicht stark sein muss, nicht alles bis zum nächsten Wochenende warten muss (meine arme Familie...). Freiraum für Inneres, für meine vielen Interessen und Neigungen. Und hoffentlich nicht mehr so viel Druck, der sich da drinnen gefährlich anstaut und von mir unbemerkt zu einem völlig ungünstigen Zeitpunkt unberechenbar und unkontrolliert ausbricht.

Was da du über deinen ehemaligen job berichtest, war bei dir bestimmt mit viel Kontrolle und Selbsbeherrschung verbunden. Und das muss man erst mal beherrschen.

Später bestimmt dann mehr, mein Sohn ist wach...

Viele Grüße von Zerrissene


Waldschratin
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Beitrag So., 02.01.2011, 18:18

Hallo Zerrissene,
ich glaube,es kommt wohl auch sehr darauf an,wie ein System gewachsen ist...
Bei mir war das eher "umgekehrt": Ich war "hauptsächlich" eigentlich alles andere als selbstbewußt,war ein echtes Hascherl,hab nix auf Reihe gebracht und mich vor allem und jeden kaputtgefürchtet - aber einige andere von uns waren da gaaaaanz anders....

So gabs für den Job eine Krankenschwester,eine "autonome" Innie,die da war,sobald es um die Arbeit ging.Die mußte sich nie "rausarbeiten",das ging bei der immer leicht und "automatisch".Machten wir uns später zunutze bei der Bearbeitung,wenn eins der Kleinen oder ein "Abstürzer" da war.Da hatten wir mit unserem Thera ausgemacht,er solle dann ganz einfach was Medizinisches fragen oder so - und schwupps!-hat die Krankenschwester übernommen.Und damit war wieder ne "aktionsfähige" Erwachsene vorne...

Unser System war auch extrem auf Sicherung nach außen aufgebaut.Das war zu den Zeiten,als es entstand,einfach ein überlebenswichtiger Aspekt gewesen.Solche Dinge gingen bei uns dann wie von selbst,hatten Priorität.

Es hatte den Nachteil,daß weder meine Thera noch später mein Traumathera recht viel von den Innies direkt mitbekam,sondern eben fast nur über die Managerin davon erzählt bekam...Hat es recht schwierig gemacht,weil es dann erstmal drum ging,daß uns geglaubt wurde,und dann wars auch nicht so nachzuvollziehen,weil damit auch die Gefühle dazu nicht "transportiert" wurden...

Aber vieles war auch "Ausdauertraining".Heißt,es gelang nicht grade auf Anhieb,aber wir konnten es uns nach und nach aneignen.
Z.B.,als wir uns gegenseitig kennenlernten,da war schlichtweg Krieg unter Einzelnen oder Gruppen in uns...Jeder wollte "herrschen" und Seins durchsetzen...Aber nach außen mußte es "unauffällig" bleiben - Ich hab nie so anstrengende Zeiten erlebt!

Daß du jetzt mit dem Job zurückschraubst,das find ich klasse und sehr selbstfürsorglich!Ich hab das damals leider nicht getan,obwohl ich neben dem Psychischem auch noch chronisch körperlich krank war.Ich habs zu erzwingen versucht,bis es mich im wahrsten Sinn des Wortes aus den Latschen gekippt hat und ich aufhören mußte...
Das hat mich unnötig jede Menge Kräfte gekostet und unglaublich zurückgeworfen...

Es hat halt alles immer zwei Seiten.Klar,ich bin recht rigoros im Umsetzen von Dingen,die ich erkannt hab - da tu ich mich sicher in so manchen Dingen leichter als jemand,der da nicht so viel auf sich nehmen mag.Aber andererseits ging ich dadurch auch viel zu oft viel zu weit über offensichtliche Grenzen - und das bleibt auch nicht ohne Folgen...

Was ich aber mit der ganzen Bearbeiterei erfahren habe : Veränderung ist möglich,auch wenn man manchmal ganz schön zäh durchhalten muß und meist recht viel Kreativität braucht,jenseits der derzeitigen "wissenschaftlichen Erkenntnisse".
Und so geht es auch,daß man sich innerlich so zusammenraufen kann,daß die "Ausreisser" Einzelner auch in extremeren Belastungen weniger werden.

Übrigens nochwas: Was ich in meinem Job geleistet hab,das bringst du doch wunderbar bei deinem Sohn hin!
Ich z.B. hab mir nicht zugetraut,daß ich es hinkriege,Kinder zu erziehen und da in meiner Verantwortung zu bleiben...
Weißt du,im Job,da durfte ich nach um die 10 Stunden nach Hause gehen,konnte da "loslassen" und wir uns auslassen - das kannst du nicht!

Da zieh ich echt meinen Hut vor dir,daß du da "nebenbei" trotz allem Innenleben noch nen Job hinkriegst!

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Offy
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Beitrag Mo., 03.01.2011, 08:57

Guten Morgen zusammen,

seit einer halben Ewigkeit ist das Schreiben ein echtes Problem. Solche Phasen gibt es immer mal wieder, aber im Moment scheint es besser zu gehen, deswegen mag ich hier mal wieder "mitmischen".

Ich möchte mich erst mal bei dir, Waldschratin, sehr bedanken, dass du so viele Tipps für das Auftauchen einer neuen "Person" hast. Ich muss mir das mal durch den Kopf gehen lassen, bevor ich mich für einen Weg entscheide. Stand der Dinge ist nämlich, dass sie total abgeschottet ist und ich kaum Zugang habe. Auch in der Therapie ist sie nicht mehr aufgetaucht. Ich weiß noch nicht, ob ich das nun gut oder schlecht finde.

Den Alltag regeln bei uns zwei Anteile, glaube ich. Da gibt es das "Business-Ich", das den Job beherrscht und den Wächter, der darauf achtet, dass nichts von innen nach außen dringt, aber auch umgekehrt nicht. Er schützt die anderen Anteile vor Bedrohung und Verletzung von außen und das Business-Ich vor den Querelen im Innen bzw. vor Intrusionen etc.

So ein richtiges Miteinander gibt es noch nicht. Jeder macht sein Ding und wenn Sam (Wächter) das nicht blocken würde, wäre das Chaos perfekt. Mein Glück ist, dass nur wenige wirklich aggressiv nach vorne preschen. Die meisten sind eher in sich zurückgezogen. Am schwierigsten ist es mit destruktiven und suizidalen Anteilen. Was die manchmal verzapfen, kann einen echt an den Rand der Verzweiflung bringen. Leider haben wir es noch nicht geschafft, eine anständige Kommunikation aufzubauen. Das funktioniert bestenfalls über die Thera, ist aber dann auch entsprechend anstrengender.

Was du, Waldschratin, über den Automatismus schreibst, ist bei uns gang genauso. Das sind Wechsel, die ich auch nicht bemerke, die aber wenigstens nach außen nicht auffallen. Was ich inzwischen gelernt habe: Mit viel Konzentration und wenn der entsprechende Anteil bereit dazu ist, kann die Thera Kontakt aufnehmen. Also das ist dann quasi ein provozierter Wechsel. Dadurch können Erinnerungen wiederkommen oder es klären sich Sachen, die ich alleine nicht hinkriege.

Mh...vielleicht demnächst mehr.
Bis dahin...
Viele Grüße
Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?


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Zerrissene
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Beitrag Mo., 03.01.2011, 09:11

Hallo Waldschratin,

jetzt habe ich ein bißchen mehr Zeit (bin ja krank geschrieben) und mein Sohn wird gerade zur Kita gebracht.
Waldschratin hat geschrieben:
ich glaube,es kommt wohl auch sehr darauf an,wie ein System gewachsen ist...
Bei mir war das eher "umgekehrt": Ich war "hauptsächlich" eigentlich alles andere als selbstbewußt,war ein echtes Hascherl,hab nix auf Reihe gebracht und mich vor allem und jeden kaputtgefürchtet - aber einige andere von uns waren da gaaaaanz anders....
Hab ich mich wohl falsch ausgedrückt. Hier gibt es auch selbstbewußte Seiten, doch sind sie nicht mehr ausreichend vorne, weil sie ganz einfach erschöpft sind und sich ausruhen müssen, kippt das System.

In meiner Kindheit gab es Seiten, die konnten nicht mal einer anderen Person Guten Tag sagen, weil sie sich so schämten, saßen verschüchtert und verängstigt im Klassenraum und fürchteten sich..., andererseits gab es eine Kleine, die im vollbesetzten Kino auf die Bühne gegangen ist und ein Lied vorgesungen hat oder später sogar Klassensprecher geworden ist.

Ich frage mich noch heute, wie das funktioniert hat. Gibt es hier doch Seiten, die mit einer Sprachstörung aufgewachsen sind und das Sprechen immer ein handicap für sie war. Und dann Klassensprecher?

Hier ist das System ähnlich (also meiner Ansicht nach ausgewogen) gewachsen. Was mich dann immer wieder straucheln läßt, sind die Einflüsse von außen.

Ich brauche ein harmonisches Außenleben, um das Chaos im Innen zu beherrschen. Und Leute um mich herum, die mich nicht triggern, sei es bewußt oder unbewußt.
Waldschratin hat geschrieben:
So gabs für den Job eine Krankenschwester,eine "autonome" Innie,die da war,sobald es um die Arbeit ging.Die mußte sich nie "rausarbeiten",das ging bei der immer leicht und "automatisch".
Hier ist es so, dass sie automatisch erscheint, öffnen wir die Tür zur Arbeitsstelle. Kann ich mich absolut auf sie verlassen, auch wenn ich noch 5 Minuten vorher anders drauf war. Ist aber das System aus den Fugen geraten und damit die innere Balance gestört, mischen dann auch kindliche Seiten mit, die auf Arbeit nichts zu suchen haben. Wie oft war das Thema in der Therapie, die Aufforderung nach innen, dass die "Kinder" die Apotheke nicht zu betreten haben... Dann hilft nur noch ein Krankenschein, um die chaotische Situation zu retten und das Schlimmste zu vermeiden.
Waldschratin hat geschrieben:

Machten wir uns später zunutze bei der Bearbeitung,wenn eins der Kleinen oder ein "Abstürzer" da war.Da hatten wir mit unserem Thera ausgemacht,er solle dann ganz einfach was Medizinisches fragen oder so - und schwupps!-hat die Krankenschwester übernommen.Und damit war wieder ne "aktionsfähige" Erwachsene vorne...
Wir haben von unserem Thera den Tipp bekommen, nur Kleidungsstücke zu tragen, in denen wir uns stark fühlen. Also ganz genau die Garderobe durchsehen und schauen, in welchen Hosen, T-Sirts etc. wir auf Arbeit sicher und selbstbewußt aufgetreten sind. Aber sogar das bereitet uns Schwierigkeiten.
Waldschratin hat geschrieben:
Es hatte den Nachteil,daß weder meine Thera noch später mein Traumathera recht viel von den Innies direkt mitbekam,sondern eben fast nur über die Managerin davon erzählt bekam...Hat es recht schwierig gemacht,weil es dann erstmal drum ging,daß uns geglaubt wurde,und dann wars auch nicht so nachzuvollziehen,weil damit auch die Gefühle dazu nicht "transportiert" wurden...
Oh, ich erinnere mich gerade, war es doch hier ähnlich...
Waldschratin hat geschrieben:
Z.B.,als wir uns gegenseitig kennenlernten,da war schlichtweg Krieg unter Einzelnen oder Gruppen in uns...Jeder wollte "herrschen" und Seins durchsetzen...
Hier war es so schlimm, dass ich den Körper verlassen wollte, weil ich die Machtgruppen in mir, die sich gegenseitig bekämpften, nicht mehr aushielt. Ich sprach auch vom Krieg...
Waldschratin hat geschrieben:
Aber nach außen mußte es "unauffällig" bleiben - Ich hab nie so anstrengende Zeiten erlebt!
Hier wurde es auffällig, so auffällig, dass ich mich viele Wochen lang in der Psychiatrie aufhielt...
Waldschratin hat geschrieben:
Daß du jetzt mit dem Job zurückschraubst,das find ich klasse und sehr selbstfürsorglich!
Ich muss es tun, sonst bleibt mir nur noch der Weg der Berentung. Noch gibt es gesunde Seiten in mir, die wollen arbeiten, sie fühlen sich ja auch noch so jung, andere sind krank und erschöpft und "träumen" von der Rente, weil einfach verbraucht und müde.
Waldschratin hat geschrieben:
Was ich aber mit der ganzen Bearbeiterei erfahren habe : Veränderung ist möglich,auch wenn man manchmal ganz schön zäh durchhalten muß und meist recht viel Kreativität braucht,jenseits der derzeitigen "wissenschaftlichen Erkenntnisse".
Jetzt mußte ich schmunzeln, habe ich doch gerade an meinen neugierigen und wißbegierigen Thera gedacht ("Wie machen Sie das nur?"). Ich hätte ihm so gern eine Antwort gegeben, doch sogar mir werden die Antworten vorenthalten...
Waldschratin hat geschrieben:
Übrigens nochwas: Was ich in meinem Job geleistet hab,das bringst du doch wunderbar bei deinem Sohn hin!
Ich z.B. hab mir nicht zugetraut,daß ich es hinkriege,Kinder zu erziehen und da in meiner Verantwortung zu bleiben...
Es ist nicht nur Verantwortung. Kindliche Seiten von mir kommen doch auch in den Genuß, sei es Bücher aussuchen, Spielzeug kaufen... Natürlich wird es niemals passieren, dass sie alleine da sind. Nein! Da sind wir kontrolliert genug und eh sehr wachsam. Erwachsene Seiten sind immer dabei.
Waldschratin hat geschrieben:
Weißt du,im Job,da durfte ich nach um die 10 Stunden nach Hause gehen,konnte da "loslassen" und wir uns auslassen - das kannst du nicht!
Ja, da hast du recht, sehr recht sogar. Hab ich noch nie so gesehen. Doch die Entscheidung, nicht mehr jeden Tag arbeiten zu wollen, basiert wohl darauf.
Waldschratin hat geschrieben:
Da zieh ich echt meinen Hut vor dir,daß du da "nebenbei" trotz allem Innenleben noch nen Job hinkriegst!
Es ist verdammt schwer. Immerhin habe ich in 5 Jahren 4 mal die Arbeitsstelle gewechselt. Jetzt wirst du nicht mehr deinen Hut vor mir ziehen...

Zerrissene


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Zerrissene
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Beitrag Mo., 03.01.2011, 09:23

Grüß dich, Offy,

schön, dass du wieder schreiben kannst.

Manchmal ist sogar das Schreiben zuviel...

Liebe Grüße von mir

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gesprungenesWasser
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Beitrag Do., 06.01.2011, 20:38

Waldschratin hat geschrieben:Unser System war auch extrem auf Sicherung nach außen aufgebaut.Das war zu den Zeiten,als es entstand,einfach ein überlebenswichtiger Aspekt gewesen.Solche Dinge gingen bei uns dann wie von selbst,hatten Priorität.
So kenne ich das auch. Nach außen funktioniert alles. Egal was: ob Studium, Beruf, Ausbildung, Privatleben - was auch immer. Auch ich habe einen verantwortungsvollen und anspruchsvollen Job und mußte mich sehr früh schon auf unterschiedliche Weise vor Jurys behaupten. Kein Mensch merkt oder hat gemerkt, was in mir geschieht. Und das was dort ist, ist wirklich sehr turbulent Im Grunde genommen fühle ich mich als "zwei Menschen". Der eine, der nach außen funktioniert, den Beruf und das Alltagsleben meistert, und der andere, der "multipel" ist.
Zerrissene hat geschrieben: In meiner Kindheit gab es Seiten, die konnten nicht mal einer anderen Person Guten Tag sagen, weil sie sich so schämten, saßen verschüchtert und verängstigt im Klassenraum und fürchteten sich..., andererseits gab es eine Kleine, die im vollbesetzten Kino auf die Bühne gegangen ist und ein Lied vorgesungen hat oder später sogar Klassensprecher geworden ist.
Zerrissene
Meine Kindheit sah ähnlich aus. Alle wunderten sich. Das verängstigte Mädchen welches plötzlich... Und auch: dieses talentierte Mädchen, ohne Scheu und Angst. Und plötzlich so verängstigt, so scheu und stumm...

Ich bin mitten drin. Immer mehr lernen sich kennen und haben ein Interesse für den anderen. Und immer mehr verlieren die Scheu vor anderen. Ich finde den Weg sehr lang und langsam. Und sehr mühsam. Aber auch sehr lohnend.

Viele Grüße an euch
gesprungenesWasser

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moktis
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Beitrag Fr., 07.01.2011, 21:06

Hallo,

Da ich stark dissoziativ bin, suche ich den Austausch mit anderen Betroffenen, in der Hoffnung, mich nicht ganz so allein zu fühlen...!
Ich hätte mal eine Frage an alle Betroffenen...:
Gibt es bei euch ein Kern-selbst, also das ursprüngliche Selbst, und wenn, ja wie alt ist das?
Ich bin mir bei mir ziemlich sicher, dass es eins gibt, und das das nicht älter als 5-6 Jahre alt sein kann.
Wie ist das bei euch, wenn Ihr in einen der inneren Teile fallt - seid "ihr" dann noch da ("nur" mit anderen Emotionen)?
Bei mir war/ist das teilweise so, dass ich förmlich in totla traumatisierte innere Teile hineingesaugt werde (im schlimmsten Fall), und dann da in Innenpersonen liege, die von "mir" (also dem "Erwachsenen"-Ich) gar nichts wissen, und mich irgendeine Instanz dann aus diesen Innenpersonen förmlich rausreisst, also mein Bewusstsein in den "Erwachsenen" zurückdrückt!
Ich hatte das neulich erst wieder, dass ich kurz davor stand, in einen dieser total ohnmächtigen Teile zu fallen, und das sind wie gesagt nicht nur Emotionen, sondern eine Art Bewusstseinsverlust.
Rein emotionale Teile, die noch irgendwie mit mir verbunden sind, kenne ich aber auch!


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Zerrissene
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Beitrag So., 09.01.2011, 07:02

Guten Morgen moktis,

erst einmal möchte ich dir HALLO sagen und dir wünschen, dass du dich in unserer kleinen Runde wohl fühlst und dich hier gut austauschen kannst.
moktis hat geschrieben:
Gibt es bei euch ein Kern-selbst, also das ursprüngliche Selbst, und wenn, ja wie alt ist das?
Das ursprüngliche Selbst ist leider erst gar nicht entstanden, weil uns die ersten Traumatas bereits als Baby zugefügt worden sind.
moktis hat geschrieben:
Wie ist das bei euch, wenn Ihr in einen der inneren Teile fallt - seid "ihr" dann noch da ("nur" mit anderen Emotionen)? Bei mir war/ist das teilweise so, dass ich förmlich in totla traumatisierte innere Teile hineingesaugt werde (im schlimmsten Fall), und dann da in Innenpersonen liege, die von "mir" (also dem "Erwachsenen"-Ich) gar nichts wissen, und mich irgendeine Instanz dann aus diesen Innenpersonen förmlich rausreisst, also mein Bewusstsein in den "Erwachsenen" zurückdrückt!
Erst einmal, du hast das wunderbar beschrieben, denn es ist wirklich nicht einfach, solche Vorgänge in Worte zu fassen...

Falle ich in andere Zustände, ist es meistens so (man weiß ja nie, was uns in der Therapie noch erwartet...), finde ich mich in dem Erlebten bzw. der realen und damit gerade durchlebten Gefühlswelt des dissoziierten Innenteils wieder. So wie du es formuliert hast, ich werde teilweise (ist also nicht immer so) in dieses Teil hineingesaugt und stecke dann fest, weil ich mich selber nicht befreien kann. Ich weiß dann auch nichts von diesem Erwachsenen-Ich, so erkenne ich z. Bsp. den fremden Mann nicht, der mir da gegenüber sitzt und eigentlich mein Therapeut ist... Das sind ganz schmerzliche Erfahrungen, die ich dann mache und von denen ich mich auch nur schwer erholen kann, weil sie mich als Erwachsene noch lange belasten.
Bei ganz extremen (oder sensiblen?) Seiten habe ich sogar richtig Angst davor, dass mir das mal außerhalb der Therapie passieren könnte, weil das dann wirklich eine Extremsituation ist und damit nicht berechenbar.

Zerrissene

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moktis
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Beitrag So., 09.01.2011, 14:57

Hallo Zerrissene,

danke für Deine Antwort. Interessant finde ich, dass Du anscheinend in diesen Zuständen immer noch etwas von aussen wahrnehmen kannst - also z.B. Deinen Terapeuten!
Bei mir ist das im Extremfall dann so, dass die da einfach nur liegen, und es kommt von aussen nichts rein! Die sind schlichtweg nicht erreichbar. Das Problem ist auch, dass die ein ganz anderes Gefühlsleben haben als ich. Die können auch schlichtweg gar nichts (Fähigkeiten). Aber da mein "ich" es in diesen Zuständen nicht lange aushält, bringt mich irgendwas (eine Instanz - das Unbewusste) wieder an die Oberfläche.
Der "Witz" dabei ist, dass ich die Dinge, dich im Alltags-Ich kann, anscheinend eigentlich gar nicht kann, weil ich sie eigentlich nie gelernt habe. Ich habe mir "einfach" mehrfach in meinem Leben Ichzustände geschaffen, die es dann einfach konnten. Die habe ich mir erdacht bzw. erträumt.
Das Ganze hat m. E. ganz viel mit Autosuggestion und Selbsthypnose zu tun, und wenn ich denke (und vermutlich ist das so), dass ich eigentlich gar nicht wirklich existiere, sondern buchstäblich nur "vorgeschoben" und igendwie konstruiert bin, dann wird mir ganz anders...!
So wie jetzt, da ich Urlaub habe und merke, dass bei mir von Innen heraus eigentlich nichts kommt, das ich teilweise total apathisch auf meinem Stuhl sitze und nur ins Leere starre und mich wieder frage, wie real dieses "Ich", das das hier jetzt schreibt, eigentlich ist, und ob ich nicht alles nochmal von vorne lernen muss, und ob dieses "Ich" nicht einfach nur ein Hilfskonstrukt ist!
Ich habe auch das Gefühl, nicht wirklich zu leben, sondern nur zu existieren, und in Wirklichkeit weder vorwärts noch rückwärts zu können, nicht wirklich am Leben teilnehmen und nichts wirklich zu mir selbst in Beziehung setzen zu können, weil die inneren Teile, die das könnten, halt einfach wegdissoziiert sind!
Mir ist deshalb überhaupt nicht klar, wie es weitergehen soll, und das ist es schon seit sehr langer Zeit nicht mehr!
Ich bin zwar berufstätig und kann mich selbst versorgen, aber wenn einen eigentlich nichts wirklich berührt, ist es schwer! Man ist irgendwie in dieser Welt (notgedrungen), aber nicht wirklich von dieser Welt!
ich habe auch keine Ahnung, wie man so eine Spaltung überhaupt überwinden kann, weil:
- ins Innere zu fallen ist keine Alternative, und wenn man die Sachen eigentlich gar nicht kann (und da ausserdem eh wieder rausgeholt wird...!)
- ist es besser, so weiterzumachen?
Also lenke ich mich durch Arbeit und Aktivität ab, und teilweise vergesse ich dann sogar , dass es so ist, weil ich die Fähigkeit habe, ganz in einer Sache aufzugehen und dabei alles um mich rum 8und mich selbst) zu vergessen!
Aber um ehrlich zu sein - vielleicht sollte man das nicht schreiben - wahrscheinlich wäre der einzige Ausweg (also für mich), einfach Schluss zu machen! Ich weiss eben schon so lange nicht mehr weiter...
Ich denke, ich bin da einfach nicht konsequent genug.
Hat Dich Deine Therapie eigentlich weitergebracht - konntest Du da eine wie auch immer geartete Brücke zwischen dem Alltags-Ich und den Innenpersonen schlagen, und die aus Ihrem Zustand herausholen (das nennt man ja dann glaub ich "Das-Innere-Kind-retten")?
Ich habe auch das Problem, dass die Therapeuten, die habe (es sind zwei, und zumindest einer ein ziemlich renommierter Traumaspezialist) mir das momentan anscheinend noch nicht so recht glauben wollen, weil mein Alltags-Ich trotz allem (wenns drauf ankommt) so hochfunktional ist!
Aber selbst wenn - mir ist überhaupt nicht klar, was das Zeil der Therapie sein soll, weil es scheint ja nur zwei Alternativen zu geben...
Während ich das hier so schreibe, dann komme ich mir wieder total irre vor und möchte das Alles eigentlich am Liebsten vergessen, aber das hilft halt auch nicht weiter...!

Viele Grüsse!

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EngelsTräume
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Beitrag Fr., 14.01.2011, 00:39

Hallo zusammen

Ich wir sind auch neu hier und finden es toll das es noch andere gibt.

Bei uns ist es so das wir seit vier jahren das gefühl haben das da noch andere sind, aber wir jemanden bei uns hatten der nicht erlaubt hat, das sich die anderen zu erkennen geben wir haben immer versucht einheitlich zu wirken, das ging aber nicht so oft gut und viele haben sich dann gewundert warum dann verschiedene meinungen und und aktionen von uns gekommen sind die sich total wiedersprechen.

für uns ist das schreiben auch schwierig da wir eher lieber sprechen sind oft blockiert wenn wir versuchen etwas aufzuschreiben versuchen alles so aussehen zu lassen, als wäre alles normal wissen also nicht genau wie wir damit umgehen sollen wenn jemand etwas für die anderen hinterlassen will was wichtig ist zu wissen.

zur zeit wissen wir von ungefähr acht persönlichkeiten aber es äussern sich auch immer wieder mal neue und schweigen dann wieder für längere zeit.

freuen uns sehr auf austausch


lg engelsTräume


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Zerrissene
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Beitrag Fr., 14.01.2011, 08:03

Liebe EngelsTräume, liebe Mitbetroffene,

ich melde mich später. Gerade wieder mal (hoffentlich?...) Krisenschub überstanden.

Morgen dann Therapie. Habe dem Therapeuten gemailt, dass er diesmal ganz genau hinschauen soll (als würde er nie genau hingucken...), weil ich selber nicht mehr in der Lage bin mich zu erkennen. Nach langer, langer Zeit wieder dieses Gefühl Angst um mich haben zu müssen, weil ich anscheinend die Kontrolle über alles verloren habe.

Zerrissene


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Zerrissene
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Beitrag Mo., 17.01.2011, 07:45

Hallo EngelsTräume,

erst einmal möchte ich dich ganz herzlich begrüßen. Für frühere Empfangsgrüße hatte ich keinen Raum, weil ich derzeit ziemlich viel Stress mit mir habe und gleich alles zusammenkommt. Bin beim Sortieren und versuche wieder Kontakt nach Innen aufzunehmen, fühle mich nämlich ziemlich ins Abseits geschoben, d.h. werde in innere Gefühle, Gedanken und Ziele nicht mehr mit eingebunden. So losgelöst von anderen Innenanteilen zu leben, macht mir nämlich wahnsinnig viel Angst, weil ich halt nicht weiß, was die vorhaben. Weiß nicht, WAS geschehen ist und erst recht nicht, seit WANN dieses System strauchelt und droht nach außen hin kaputtzugehen.
Letzten Sonnabend hatte ich eine anstrengende Therapie mit dem Ergebnis, weiterhin krankgeschrieben zu bleiben und den neuen Arbeitsvertrag diese Woche nicht zu unterschreiben. Muss wie gesagt erst mal herausfinden, WAS WIR (zumindest ein Teil davon...) ALLE WOLLEN und darf nicht voreilig einen Entschluss im Alleingang fassen, weil das ja dann eh nach hinten losgehen würde. Weiß also nicht, wie es hier weitergeht, ob wir überhaupt wieder Anschluss zum Berufsleben finden oder irgendwann dauerhaft berentet werden. Noch spüre ich junge Seiten in mir, die Kraft haben uns aus der Krankschreibung herauszuführen, noch...., doch werde ich gegenwärtig mit so vielen emotionalen Altlasten konfrontiert, dass mich das alles überfordert. Zudem ist das Thema Konfrontation wieder ganz aktuell (von mir gar nicht gewollt)...

Das zu uns.

Viele Grüße von Zerrissene

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moktis
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Beitrag Mi., 19.01.2011, 11:54

Hallo Zerissene,

das ging mit die letzten 2 Wochen auch so (wenn das alles zu schwingen anfängt...), und ich merke, dass es mir/denen total schlecht geht und ich ohne heftigst disszoziieren zu müssen nicht mal mehr laufen könnte.
Ich kenne auch das Gefühl, total lösgelöst (depersonalisiert) durchs Leben zu laufen (ES geht, ES arbeitet, ES isst, ES geht mit meinem Körper wohin...).
Was mir dann hilft ist:
- viel schlafen
- Kontakt/Gespräche mit Freunden/Familie
- sich intensiv mit etwas beschäftigen, was einem Spass macht und einen buchstäblich absorbiert - dann wandert das Belastende (die Anteile/Innenpersonen) wieder ins Unterbewusstsein, da es/sie im Bewusstsein keinen Platz mehr haben!
Wenn man sich konzentriert und der innere Stress sinkt und man sich beschäftigt, dann wird das ES wieder zum ICH.
Arbeiten hilft da ungemein, weil man funktionieren muss...!
Zumindest ist das bei mir so!
Kopf hoch - Du schaffst das!

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