Gestern im TV -Tod nach Plan -

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dielilie
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Gestern im TV -Tod nach Plan -

Beitrag Di., 22.02.2011, 08:54

Guten Morgen Zusammen


habe gestern ein Magazin im TV gesehen, in dem ein Beitrag gezeigt wurde über einen Mann der über sich selbst sagt, Er sei austherapiert und somit den Tod wählt.
Und sich dabei von einem Filmteam begleiten ließ
Ich war sehr erschrocken darüber - Wie abgestumpft der Mann wirkte im bezug auf seinen eigenen Tod
Ja sicher, viele mit einer solchen Erkrankung begehen selbstmord .
In der Schweiz gibt es eine Organisation die Sterbehilfe leistet , allerdings dachte ich, dies sei der Fall bei unheilbaren Krankheiten .
Wie seht Ihr das? Ist man mit Manischer Depression unheilbar Krank?
Könnt Ihr das nachvollziehen das sich jemand dafür entscheidet ?

LG
dielilie

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schmetterling.1983
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Beitrag Di., 22.02.2011, 09:05

Ich hab den Film nicht gesehen...
Also ich bin der Meinung jeder sollte freie Wahl haben sich zu töten oder nicht. Wenn er das tut nachdem er Therapie hinter sich hatte und mehrere verschiedene DInge versucht hat, dann ist das seine Entscheidung. Ich finde niemand kann ernsthaft erfühlen was ein Mensch ertragen muss, wenn es für ihn unerträglich ist, dann will er sich viell. genauso erlösen dürfen wie jmd der phy. unheilbar krank ist. Unheilbar mag eine Depression zwar nicht sein, leider ist es ja aber so, dass es kein einheitliches Konzept gibt, was bei jedem hilft und wenn die Suche nach der Lösung schon Jahre dauert und man noch ebensoviele vor sich hat, so wechselt das Verhältnis von zufriedener und quälender Zeit.
Sicher gibt es da jetzt einige starke Gegenmeinungen, aber das muss im Endeffekt jeder mit sich selbst ausmachen. Ich möchte nicht zu jmd sagen du musst weiterleben, wenn er sich quält.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Offy
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Beitrag Di., 22.02.2011, 09:09

Hallo,
kleine Korrektur/Ergänzung: Ich habe gelesen, dass es nicht der Mann selbst ist, der sagt, er wäre austherapiert, sondern dass es in einem psychiatrischen Gutachten steht.

Ich bin sehr zweigeteilt, was die Thematik angeht. Für den Betroffenen selbst ist es unter Umständen vielleicht der letzte Ausweg, weil er nicht so leben kann. Aus einer "Außensicht" gesehen ist es schwierig, sich vorzustellen, wie sehr derjenige leidet und daraus den Todeswunsch abzuleiten.
Mh...
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
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Werde ich auch so von der Welt gehen?

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schmetterling.1983
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Beitrag Di., 22.02.2011, 09:13

Offy hat geschrieben:dass es in einem psychiatrischen Gutachten steht.
Dass finde ich ja schon fast unverantwortlich so etwas zu schreiben, wenn es zutrifft das er, wie ich annehme sein Leben aufgrund der Unglücklichkeit beendet...?! Dann muss man ihm doch wenigstens Hilfangebote machen und ihn nicht einfach abschreiben. DIe möglichkeit sollte man haben, entscheiden muss man nur selbst.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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LunaMera
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Beitrag Di., 22.02.2011, 09:20

Guten Morgen zusammen,

ich habe den Bericht gestern Abend ebenfalls am TV verfolgt.
Ich war hin und hergerissen von meinen Gefühlen beim zusehen. Von Traurigkeit, über Verständnis, bis hin zur Wut.
Ich bin immernoch innerlich aufgewühlt und durcheinander.
Daher finde ich es gut, das dieser Thread eröffnet wurde. Ich hatte selbst schon daran gedacht, einen zu eröffnen, bezüglich dieses Berichtes, habe mich aber nicht so recht getraut.
Es waren sogar ZWEI Gutachter, die ihm bestätigt haben, er wäre austherapiert. Seine Diagnose war manisch-depressiv!

Liebe Grüße
LunaMera

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Offy
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Beitrag Di., 22.02.2011, 09:27

Dieses Gutachten war, soweit ich weiß, eins von denen, die er selber eingeholt hat, bevor er seine Entscheidung endgültig getroffen hat.
Insgesamt hat er wohl drei davon beauftragt. Er hat natürlich vorher diverse Therapien durchlaufen und wurde auch medikamentös behandelt, was er aber nicht mehr will.
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lachansonette
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Beitrag Di., 22.02.2011, 10:04

mir ist der bericht auch ganz schön unter die haut gegangen. aber umschalten hab ich auch nciht geschafft. der mann selber tat mir nicht leid. er hat für sich seine entscheidung getroffen gehabt. aber mitgelitten mit seinem besten freund und der frau, die ihn die letzten jahre bei sich aufgenommen hatte.
ich glaub, gut find ichs nicht. besonders, wenn ich höre, wie sehr sich sein körper gegen das gift gewehrt hat. wenn sich ein körper so wehrt, kann die seele noch nicht bereit gewesen sein zu gehn.

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Beitrag Di., 22.02.2011, 11:39

Wir treffen Tag für Tag Entscheidungen, dessen Tragweite wir uns gar nicht bewußt sind, bzw. wo uns gar kein Riegel vorgeschoben wird, und keiner fragt: Sind wir über in der Lage, oder dessen bewußt, was wir machen.

Ich finde es beschämend, daß man die einzige Entscheidung, die man tatsächlich für sich selber fällt, so derartig in Frage stellt, udn nicht nur das; sondern wo man als Betroffener Angst haben muß; das eine Maschinerie anläuft, die noch mehr zerstörrt, als ohnedies schon kaputt ist.

Meine persönliche Meinung; Gäbe es mehr Möglichkeiten, seine eigenen Entscheidung legal umzusetzten -ohne wenn und aber-, und das möglichst ohne viel Schmerzen/Zeit usw.
daß es dann wahrscheinlich auch weniger gäbe, die Dritte -die nun gar nichts dafür können- mitreinziehen.

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Ive
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Beitrag Di., 22.02.2011, 12:23

Vorab: Ich habe gestern abgeschaltet.

Was mir persönlich schon sehr missfällt, ist die Kamerabegleitung. Warum das? Und nein, ich meine nicht, es ist das selbstverständliche "Recht" jedes einzelnen, willkürlich über Tod und Leben, also auch nicht das eigene, zu entscheiden.

Die möglichen Qualen nehmen, die Angst am Ende des Lebens - das halte ich für human und erstrebenswert. Das andere ist ein Aufgeben vor der Zeit. Niemand kann wissen, was in der letzten Phase des Lebens noch auf ihn wartet - an Erkenntnissen, an Einsichten, an Reifeschritten ...

Wobei ich jedoch diesen Schritt des einzelnen, also auch des Mannes, um den es gestern ging, respektiere. Dass er damit den Menschen um ihn herum Leid antat, ist eine schwierige Sache, über die ich aber nicht den Stab brechen will.

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metropolis
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Beitrag Di., 22.02.2011, 13:00

Ich habe den Beitrag auch verfolgt, mit sehr gespaltenen Gedanken.

Einerseits weiß ich selbst wie es ist, bei klarem Verstand seinen eigenen Tod zu beschließen. Ich habe ebenfalls über mehrere Jahre hinweg mit meinem Leben abgeschlossen und meinen Tod geplant. Ich kann mich sogar an mein nicht vorhandenes Mitgefühl für meine Angehörigen erinnern, die ich hinterlassen hätte. In dem Moment damals hätten sie mich nicht aufhalten können. Der Mann in der Reportage hat ja auch ganz klar geantwortet "Nein." Die vielen Freunden können ihn nicht davon überzeugen weiterzuleben. Ich habe zum Glück die Kurve wieder gekriegt und kann mein Leben wieder als lebenswert und sinnvoll begreifen.


Andererseits fühlte ich auch Empörung und Auflehnung in mir gegen jemanden, der jede Hoffnung aufgegeben hat, obwohl die Hilfsmöglichkeiten mMn noch nicht ausgeschöpft sind. "Austherapiert", das ist wirklich ein Unwort. Wie kann man jemanden mit einer Kankheit, die nicht heilbar ist, sagen, er sei austherapiert. Manisch-Depressive brauchen ein Leben lang therapeutische Begleitung. Bei chronischen physischen Erkrankungen verzichtet man doch auch nicht auf eine lebenslange Behandlung, auch wenn sie unheilbar sind. Solche Patienten überlässt man doch auch nicht sich selbst.
Gut, es ist natürlich auch die Frage ob der Mann überhaupt noch behandelt werden wollte. Vielleicht hat er Therapien irgendwann auch abgelehnt, Bemühungen verweigert. Ich weiß es nicht.

Aber was für mich hängenbleibt: als Motivation für den Suizid gibt er an, dass er eine furchtbare Angst vor der nächsten manischen Episode hat. Er wolle keine nächste manische Phase erleben müssen. Er gerate dann außer Kontrolle (Körperverletzung usw.). Können solche Zustände denn wirklich nicht effektiv eingedämmt und begleitet werden? Kann man ihm nicht wirklich helfen? Ich kann mir das nicht vorstellen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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dielilie
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Beitrag Di., 22.02.2011, 13:50

Hallo

hätte nicht mit sovielen Antworten gerechnet ..
Ich stelle mir auch die Frage ob man Ihm nicht in einer solchen Phase hätte helfen können .
Genau wie hier auch schon geschrieben wurde, dass der Körper sich sehr lange gewehrt hat , macht mich nachdenklich.
Grundsätzlich finde ich Sterbehilfe ok, aber da es in Deutschland sowas nicht gibt und auch selten drüber gesprochen wird, hat es mich sehr berührt .
Das mit dem Gutachten habe ich garnicht mitbekommen , unfassbar ...

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Lilly111
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Beitrag Di., 22.02.2011, 14:38

metropolis hat geschrieben: "Austherapiert", das ist wirklich ein Unwort.
Da stimme ich Dir zu. Wenn Ärzte sowas gegenüber Patienten äussern, fehlt es ganz entschieden an Einfühlungsvermögen. Vermutlich ist denen gar nicht klar, was dieses Wort im Patienten und den Angehörigen auslöst.

Ich "durfte" diese Erfahrung bei meinem krebskranken Freund machen. Sicher weiß man, dass die Krankheit unheilbar ist und früher oder später der Tod eintritt, meist früher. Aber muss man unbedingt dem Patienten jede Hoffnung nehmen und sagen: 'Tschüß, wir können nichts mehr für Sie tun, viel Spaß beim sterben.' Das ist einfach nur grausam und durch nichts zu rechtfertigen.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Offy
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Beitrag Di., 22.02.2011, 14:58

Ich will keinen der Psychiater in Schutz nehmen, aber wenn ich das richtig verstanden habe, hat der Betroffene diese Gutachten eingeholt, als er sich bereits entschieden hatte. Er war also selbst daran interessiert, eine Bestätigung zu bekommen, dass mit keinerlei Verbesserung mehr zu rechnen ist.
Ich habe mich nur gefragt, ob diese "Erkenntnis" nicht vielleicht sogar (unbewusst) erwartet wurde, weil er schließlich diese Gutachten bezahlt hat. Es kommt ja nicht selten vor, dass Gutachten ganz im Sinne des Auftraggebers ausfallen. Bleibt trotzdem die Frage nach der moralischen Bewertung einer solchen Aussage...
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metropolis
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Beitrag Di., 22.02.2011, 15:23

@Offy

ja eben, in Auftrag gegeben oder nicht, erwartet oder nicht. Darf ein Gutachter im Falle einer psychischen Erkrankung eine solche Aussage machen? Ich finde das ethisch bedenklich.
Das impliziert ja, weitere Therapien machen keinen Sinn mehr. Und das dürfte ein Gutachter gar nicht erst als Fazit abgeben, weil er gar nicht in der Lage ist eine solche Aussage zu treffen.
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Eve35
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Beitrag Mi., 23.02.2011, 14:38

Ich finde, er hat sich das mit dem begleitetem Freitod gut überlegt. Immerhin stand er seit März 2010 im Gespräch mit der Leiterin der Organisation.

Ob er nun "austherapiert" war oder nicht... möglicherweise hätte sich seine Krankheit ja auch irgendwann einmal gebessert, oder auch nicht. Das werden wir nicht erfahren.

Nach seinen 20 Klinikaufenthalten, welche zum Teil mit Zwangseinweisungen zustande kamen und die Angst, in einer manischen Phase jemanden wieder eines über die Rübe zu hauen und somit in eine (lebenslängliche) Psychiatrie-Verwahrung zu kommen haben seinen Beschluß sicher bestärkt. Jetzt konnte er noch so handeln, wie er möchte. Danach hätte man irgendwann über ihn entschieden.

Ich finde es auch gut, daß er diese Entscheidung (welche viele im Geheimen treffen) öffentlich gemacht hat. So konnte er sich noch von seinen Freunden verabschieden, welche von seinem Entschluß wußten, und die Gesellschaft mit diesem Tabu-Thema konfrontieren.

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