Nach Diagnosen fragen.

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*Miri*
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Nach Diagnosen fragen.

Beitrag Fr., 20.05.2011, 17:46

Hallo zusammen,

ich bin jetzt seid einem guten halben Jahr in Therapie. Ursprünglich angefangen das Ganze wg, mit der Begründung meiner Essstörung. Diese allein hätte mich aber wahrscheinlich auch nie veranlasst in Therapie zu gehen, denn vor Extremen habe ich mich immer bewahrt. Es ist für mich ein Sympthom. Aber nicht das, was mich am meisten belastet. Viel mehr leide ich unter meiner ständigen Anspannung, inneren Unruhe, meiner absoluten Unfähigkeit zu vertrauen, Beziehungen / freundschaften aufrecht zu erhalten, Nähe zuzulassen, etc.

Meine Essstörung ist nichts anderes als meine Möglichkeit zum einen auszudrücken wie es mir geht, weil ich es nicht aussprechen kann und meine Möglichkeit die Kontrolle zu behalten und um Druck abzubauen.

Über Diagnosen hat mein Therapeut nie gesprochen. Ich denke auch nicht, das er mit mir darüber sprechen würde. Ich habe schonmal versucht auf das Thema zu kommen. Aber ich möchte darüber sprechen, ich will ein "Feindbild" haben. Klar könnte ich "einfach" mein Essverhalten normalisieren, aber ganz ehrlich würde das ja nichts an den Dingen ändern, die ich als viel größere Baustelle sehe.

Wie war das bei euch? Kann ich einfach nochmal danach fragen. Was tue ich wenn er es mir nicht sagen will?

Viele Grüße

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chandelle
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:00

Hallo _Sara_ !

Klar kannst Du nachfragen. Ich würde mich aber an Deiner Stelle selber fragen was es mir bringen soll. Es gibt ja verschiedene Ergebnisse und da müßtest Du schauen inwieweit Dich eine Diagnose weiterbringt oder eher abschreckt.

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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:03

Ja, das ist mir klar, aber besser als gar nicht wissen was das alles soll. Klar, bringt mir das erstmal auch nichts, aber irgendwie ist es mir wichtig, oder würde es mich interessieren.
Gut ich beschäftige mich jetzt schon viel zu sehr mit dem allem und das würde ich dann wohl erst Recht. Hm, vielleicht ist das auch der Grund warum ich es wissen will

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chandelle
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:06

_Sara_ hat geschrieben: aber besser als gar nicht wissen was das alles soll.
Was was soll?

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*Miri*
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:11

Ich will irgendwie das das einen Namen hat. Eben ein "Feindbild".

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chandelle
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:12

_Sara_ hat geschrieben:Ich will irgendwie das das einen Namen hat. Eben ein "Feindbild".
Ja und was willst Du damit anstellen?

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~confianza~
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 23:08

Hallo Sara,

was meinst Du mit dem "Feindbild"?

Ich habe gerade auch das Thema in meiner Th., dass ich eine Diagnose möchte.

Wichtig ist, denke ich, was Du mit der Diagnose verbindest?
Wozu "brauchst" Du sie, was bedeutet sie für Dich?
Welche Ängste hast Du bzgl. der D.?

LG
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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*Miri*
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 08:47

Hm, irgendwie kann ich doch selbst nicht so genau sagen warum mir das so wichtig ist.

Vielleicht weil ich nach Erklärungen suche.
Weil ich verstehen will.
Und ein bisschen bestimmt auch, damit ich vielleicht aufhören würde, selbst danach zu suchen.

LG

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~confianza~
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Beitrag Sa., 21.05.2011, 21:34

Kann ich einfach nochmal danach fragen. Was tue ich wenn er es mir nicht sagen will?

Ja, das kannst/solltest Du auf jeden Fall, denn es beschäftigt Dich doch sehr. Und genau das gehört in die Therapie.
Wenn er es Dir nicht sagen will, fänd ich das recht fragwürdig.
Das glaube ich aber auch nicht. Bin mir nicht sicher, ob er vielleicht sogar dazu verpflichtet ist, Dir dies mitzuteilen.
Vorstellen könnte ich mir aber, dass er Dich auch erstmal nach Deinen Beweggründen fragt, warum Du es wissen willst, was Du damit verbindest etc.
Nur Mut, sprich es an!!
Und freue mich, wenn Du dann hier berichtest.

LG
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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lollo
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Beitrag So., 22.05.2011, 09:37

Hallo Sara,
deinen Wunsch, eine Diagnose genannt zu bekommen, kann ich schon nachvollziehen. Ich möchte auch immer genau wissen, wie das, was mich quält, heißt. Um mich dann darüber schlau zu machen, zu erfahren, was ich aktiv dagegen unternehmen kann. So wie bei (banales Beispiel) Halsschmerzen. Ist es eine Mandelentzündung? Pfeiffersches Drüsenfieber? Eine allergische Reaktion? Oder habe ich im gestrigen Konzert zu sehr mitgegrölt? Wenn ich das weiß, kann ich gezielt etwas zur Linderung unternehmen.
Bei psychischen Diagnosen sieht die Sache aber ganz anders aus. Da kann man keinen Abstrich oder eine Blutuntersuchung machen, die ein klares Ergebnis bringt. Diagnosen von psychischen Erkrankungen oder Entwicklungen oder Zuständen sind sehr subjektiv und auch vom Behandler abhängig. Was sieht der, wenn er mich ansieht? Was erfährt der von mir? Welchen Kenntnissstand hat der insgesamt von psy. Diagnosen? Hat er womöglich selbst ein "Steckenpferd" und alles passt da irgendwie rein? Welche Blinden Flecken hat der wohl? Was genau sieht er also nicht? Und wenn er denn eine Diagnose stellt und du findest dich darin nicht wieder, was machst du dann? Eine diagnostizierte Mandelentzündung heilt aus- eine psy. Diagnose dagegen...
Trotzdem ist es absolut legitim, ihn danach zu fragen. Denn immerhin muss er u.a. deiner Kasse gegenüber ja damit hantieren. Aber überprüfe wirklich sehr genau für dich, wie du mit einer Diagnose umgehen möchtest, zumal du sie ja so schon als Feindbild bezeichnest. Und letztlich ist eine Diagnose nur das Ergebnis deiner Erfahrungen, Erlebnisse und Entwicklung.

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hungryheart
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Beitrag So., 22.05.2011, 10:17

hi du,
es ist normal, eine diagnose genannt zu bekommen und legitim, danach zu fragen.

die diagnose ist die grundlage der therapieplanung.

das ist in den psychofächern auch nicht anders, als in der somatischen mediziin.
und mit einem blick in diese wird auch besonders eindrücklich, wie absurd heutzutage die vorstellung ist, eine behandlung ohne diagnose bzw. ohne diese dem patienten mitzuteilen durchzuführen.

oder würdest du akzeptieren, dass man dir mitteilt, dass nun einige aufwändige, schwere operationen und belastende medikamentöse therapien bei dir durchgeführt werden, ohne dass man dir mitteilt warum (also was deine diagnose ist und wie die behandlungsplanung aussieht)
Nimm was du willst und zahl dafür.

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*Miri*
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Beitrag So., 22.05.2011, 10:33

Naja, ganz zu Beginn bei Beantragung der Therapie war da natürlich schon auch eine Diagnose gestanden, die ja offensichtlich war, meine Essstörung, naja, mehr konnte er damals auch nicht beurteilen, weil er sicher auch in den ersten Stunden nicht sehr viel über mich erfahren hat.
Aber setdem ist ja jetzt doch etliche Zeit vergangen, und die anderen Problemfelder "in den Vordergrund" gerückt. Und jetzt würde mich das eben interessieren.

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Speranza
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Beitrag So., 22.05.2011, 12:18

...also ich kann das gut verstehen und hatte genau die selben Gedanken wie du. Ich wollte auch immer wissen wie denn das heißt was ich habe, dem einfach einen Namen geben. Ich habe meinen Therapeuten auch immer wieder gefragt und er hat sich immer wieder rausgewunden und wollte mir keine klare Antwort geben. Falls es dich erleichtert, ich glaube mittlerweile, dass es eher positiv ist wenn ein Therapeut so reagiert. Ich glaube, dass der Mensch einfach viel zu komplex ist, als dass man so einfach eine Diagnose erstellen kann. Das heißt, er steckt dich nicht in eine Schublade, sondern betrachtet dich ganz individuell. Die Diagnose kann sich auch im Laufe der Zeit verändern und man sollte sich nicht auf etwas festsetzen. Mein Therapeut sagte mir, dass man die wahre Diagnose eigentlich erst am Ende der Behandlung benennen kann. Trotzdem kann ich deinen Wunsch, etwas "handfestes" zu haben, sehr gut nachvollziehen. Mir geht es genauso und ich habe meinen Therapeuten auch so lange gefragt, bis er es mir gesagt hat. Es ist nur wichtig, sich darauf nicht auszuruhen oder den Blick zu verengen...

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münchnerkindl
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Beitrag So., 22.05.2011, 12:31

Ich denke eine Diagnose zu kennen ist wichtig um die eigene Problematik besser einordnen, einschätzen zu können. Und auch um selbst aktiv dagegen anzugehen, und da ist es nunmal was anderes wenn man eine Sozialphobie hat, oder wenn man manisch-depressiv ist oder Borderline hat (was ich für die Richtung halte in der du gucken könntest um dich mit deiner Art von Symtpomen zu verorten).

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changnoi
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Beitrag So., 22.05.2011, 13:57

hey sara

was würde es denn für dich ändern, wenn du ein wort als "diagnose "hast?

denk mal darüber nach.

allerdings finde ich schon, dass du eine diagnose erhalten solltest, wenn du danach fragst und sagst, dass sie dir wichtig ist!

alles liebe.........

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