Genervt von beruflicher Situation

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Kleine Maus
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Genervt von beruflicher Situation

Beitrag So., 22.05.2011, 16:52

Ich bin tierisch genervt von meiner beruflichen Situation. Einiges davon hab´ ich selbst verbockt... aber es kann doch nicht sein, dass sich meine Fehler aus der Vergangenheit immer wieder auf die Gegenwart auswirken.

Ich bin Sekretärin und habe die ersten 3 1/2 Jahre meines Berufslebens für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet (hab´ eine rein schulische Ausbildung gemacht und bin nach dem Abschluss nirgends untergekommen). Damals war ich total naiv und weltfremd. Ich dachte, dass irgendeiner der Kunden mich schon übernehmen würde, wenn ich mich nur gut genug anstelle. Bewerbungen habe ich damals selten geschrieben, dachte das sei nicht nötig. Irgendwann kam es zu einer Wirtschaftskrise, die ZAF hatte keine Arbeit mehr und kündigte mir.

Danach wollte ich auf keinen Fall mehr zu einer ZAF, machte ein Bewerbungstraining, ein Praktikum und eine Weiterbildung. Habe in 12 Monaten ca. 400 Bewerbungen geschrieben und trotzdem keine Festanstellung bekommen. Als mein Anspruch auf ALG1 auslief, blieb mir nichts anderes übrig als wieder zu einer ZAF zu gehen.

Auch bei ZAF Nr. 2 blieb ich 3 1/2 Jahre. Ich wollte unbedingt in dem Großkonzern arbeiten, in dem ich meistens eingesetzt wurde. Meine Bewerbungen schickte ich hauptsächlich an die einzelnen Standorte dieser Firma, aber es ergab sich nichts. Als ich dann begann, auch andere Firmen zu kontaktieren, fand ich nach 3 1/2 Jahren endlich meinen ersten festen Job.

Leider erwies sich dieser Job als Griff in die Schüssel. Das Gehalt war kaum höher als bei der ZAF, und der psychische Druck wurde schnell unerträglich. Mobbing, Terror und Erpressung waren dort an der Tagesordnung. Ich konnte nachts kaum noch schlafen vor lauter Angst. Als ich nach knapp einem Jahr über Beziehungen ein anderes Angebot erhielt, unterschrieb ich dort den Vertrag und kündigte bei der kleinen Firma.

Ein mittelständisches Unternehmen bot mir zunächst einen 1-Jahres-Vertrag mit der Option auf Verlängerung. Beim Vorstellungsgespräch hieß es, sie hätten bisher jeden Vertrag auf unbefristet verlängert... nur in einem Fall sei dies nicht so gewesen, aber diese Person hätte eine Menge verbockt. Ich glaubte den Leuten und war mir sicher, dass ich dort bleiben wollte. Aber schon nach einem Monat musste ich zur Geschäftsleitung und mir dort böse Vorwürfe anhören. Ich muss dazu sagen, ich war auf diesem Fachgebiet neu und hatte vor Antritt der Stelle wenig Ahnung von dem Job. Aber ich verließ mich auf eine ausführliche Einarbeitung. Die wurde mir letztendlich nicht gegeben, weil niemand die Zeit dazu hatte. Und bei jedem noch so klitzekleinen Fehler wurde ich hingestellt, als ob ich strunzdumm sei. Noch vor Ende der Probezeit von 6 Monaten stand fest, dass ich auf keinen Fall verlängert werde. Eigentlich wollte sie mich zum Ende der Probezeit kündigen, erlaubten mir dann aber letztendlich die Erfüllung meines 1-Jahres-Vertrags.

Ich habe rechtzeitig angefangen mich zu bewerben, aber dank Wirtschaftskrise hatte ich lange Zeit keinen Erfolg. Nach Ablauf meines Vertrags war ich 6 Monate arbeitssuchend gemeldet, bis ich wieder einen Job fand - ZAF Nr. 3, wo ich heute noch arbeite. Mein letzter Einsatz war sehr anstrengend und hat extrem viel Zeit und Kraft gekostet. Jetzt habe ich einen tollen Einsatz, werde aber wieder nicht übernommen, weil mein Chef schon an dem Tag meiner Zusage eine interne Mitarbeiterin fest eingestellt hat. Auf meine Bewerbungen kriege ich immer nur Absagen. Es nervt. Als ich noch für die anderen ZAF tätig war, wohnte ich noch bei meinen Eltern. Jetzt habe ich eine eigene Wohnung und muss jedesmal überlegen, wie viel ich ausgeben darf.

Ich möchte auch mal wieder Geld ausgeben ohne mir Gedanken über die Folgen zu machen... habe erst neulich meine Schulden abbezahlt, die sich während der Arbeitslosigkeit angesammelt haben. Es nervt mich, ständig die Jobs wechseln und überall neu anfangen zu müssen. Die festangestellten Sekretärinnen in meinem Einsatzunternehmen verdienen etwa doppelt so viel wie ich. Sie haben 30 Tage Urlaub im Jahr, ich nur 24. Sie haben großzügiges Urlaubs- und Weihnachtsgeld, ich nur wenige Euro. Dabei leiste ich dasselbe im Büro.

Glaubt mir, ich bereue so einiges aus meiner Vergangenheit... gibt es überhaupt noch Arbeitgeber ohne Vorurteile, die jemandem wie mir eine echte Chance geben oder muss ich mein Leben lang für ZAF arbeiten oder so kleine Klitschen, in denen man nur psychisch terrorisiert wird?

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sofa-held
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Beitrag So., 22.05.2011, 20:40

Liebe kleine Maus.

Das hört sich schrecklich an. Und das ist gar kein Einzelfall. Soviel junge, talentierte Leute finden keinen guten Job und werden wie Arbeitsklaven gehalten. Diese Zeitarbeitsfirmen sind ja wirklich das letzte und wie du richtig beschreibst ist das eine Zweiklassengesellschaft. Während die anderen für das gleiche Geld verhältnismäßig viel verdienen bekommst du wesentlich weniger.
Das widerum drückt auf das Gemüt und dein Selbstwertgefühl sinkt. Du hast ja ein Bewerbungstraining, daran kann es nicht liegen.
Machst du aktiv eine Therapie? Denn das könnte dir helfen energetischer und selbstsicherer aufzutreten und so einmal an einen besseren Job ranzukommen.
Momentan bist du natürlich sehr niedergedrückt und das merken potenzielle Arbeitgeber und denken sich oberflächlich, na die ist wirklich schlecht drauf. Wenn du zufriedener bist, dann hast du auch mehr Chancen am Arbeitsmarkt.
Leicht wird das sicher nicht.

LG sofa

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Medea
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Beitrag Mi., 25.05.2011, 16:15

Gibt's vielleicht irgendwelche zusatzqualifikationen, die deinen zukünftigen Arbeitgeber überzeugen können?
Ich kenn mich in deiner Branche nicht aus, aber bei uns im sozialbereich hat man bessere Chancen wenn man eine Zusatzausbildung hat, die man berufsbegleitend machen kann.
Gibt's sowas für Sekretärinnen nicht?

In der Firma wo du gerade stationiert bist, scheinst du dich wohl zu fühlen. Dein Chef und Kollegen sind nett? Lass dir ein Arbeitszeugnis geben, denn eine Portion Lob tut dir gut und auch den zukünftigen bewerbungen.

Wie alt bist du denn?

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Medea
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Beitrag Mi., 25.05.2011, 16:18

Achso, bist 34. Dein Text liest sich - ich mein das nicht böse - als wärst du um einiges jünger.

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Kleine Maus
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Beitrag Do., 26.05.2011, 18:59

@sofa-held: Ja, ich mache eine Therapie... es geht um ADHS. Allerdings bin ich nicht oft schlecht drauf, vielleicht 1-2 Tage im Monat. Auf meiner jetzigen Arbeitsstelle läuft es super, aber die Stelle wurde genau an dem Tag vergeben, als ich die Zusage für den Einsatz bekam.

@Medea: Ich mache immer mal wieder etwas in Richtung Weiterbildung. Ich habe auch großes Interesse an firmeninternen Seminaren, aber die wurden mir bisher nie genehmigt - weil niemand Geld für eine externe Kraft ausgeben wollte. Insgesamt habe ich schon fast 4 Jahre Berufserfahrung in dem Unternehmen, in welchem ich gerade arbeite - allerdings nur als Leasingkraft. Habe mich schon auf viele Stellen beworben, wurde aber nie eingestellt. Das angenehme Arbeitsklima ist neben dem tollen Aufgabengebiet ein Grund weshalb ich gerne richtig hier anfangen würde.

Meine berufliche und finanzielle Situation bringt halt leider noch andere Probleme mit sich. Ich bin nämlich auch auf Wohnungssuche, weil sich hier einiges verändern wird. Dummerweise gibt es fast nur noch Wohnungen, die über Makler vermietet werden - kann ich mir als Zeitarbeiterin nicht leisten. Und wenn mal jemand privat eine Wohnung vermietet, dann wird erwartet dass ich gleich nächsten Monat einziehe. Ich habe hier aber eine Kündigungsfrist von 3 Monaten und kann es mir nicht leisten, ein Vierteljahr lang die Miete für 3 Wohnungen zu bezahlen.

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