Über traumatische Erfahrungen in der Therapie erzählen

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Dorita
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Über traumatische Erfahrungen in der Therapie erzählen

Beitrag Mi., 17.08.2011, 14:10

Hallo Ihr Lieben,

ich zerbreche mir nun schon seit längerer Zeit den Kopf darüber wann ich anfangen sollte meinem Therapeuten zu erzählen, was ich in meiner Vergangenheit erlebt habe, ich spiele da speziell auf die traumatischen Erlebnisse an. Um Missverständnissen vorzubeugen, mein Therapeut weiß im Groben, was ich erlebt habe allerdings wirklich nur oberflächlich. Keine Details, nichts.

Die Frage, die sich für mich stellt ist wie viele Details sind notwendig? Wenn ich mir vorstelle ich müsste detaliert erzählen was passiert ist dann schaudert es mir. Eine andere Frage ist, wie viel hält mein Therapeut aus? Wie viel möchte er wissen? Kann ich Grenzen überschreiten? Ich bin, was das angeht wirklich sehr unsicher ... Fakt ist, es belastet mich, meine Vergangenheit belastet mich ... ich leide unter diesen Erinnerungen und ich wünsche mir, diese Erinnerungen loszuwerden, loszulassen, zu beerdigen und damit abzuschließen.

Ich weiß, dass ich genau diese Fragen eigentlich in meiner Therapie stellen sollte .... werde ich auch ... trotzdem würde mich interessieren wie es euch ergeht, erging und was ihr denkt.

Danke und liebe Grüße
Dorita

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert)
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Astrid Lindgren

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Flowerbomb
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 14:19

Details kannst du soweit erzählen,wie es für dich in Ordnung ist.Du kannst immer auch Fragen zu gewissen Themen unbeantwortet lassen oder sagen,dass du nicht oder noch nicht bereit bist,darüber zu reden.Nur weil du beginnst über was zu reden,heißt das nicht,dass du alles sagen musst.Das wird dir dein Thera sicher auch sagen.Aushalten glaube ich können Theras viel.Und was meinst du mit Grenzen überschreiten?Deine eigenen?Ich wünsche dir viel Mut dafür,wenn dich die Erinnerungen quälen ist es sicher gut,dass du reden willst.

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Dorita
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 14:36

Flowerbomb hat geschrieben:Und was meinst du mit Grenzen überschreiten?Deine eigenen?
Hallo Flowerbomb,
danke für deine rasche Antwort ...
mit Grenzen überschreiten meine ich eigentlich die Grenzen meines Therapeuten ... Also zum Beispiel durch detaliertes Erzählen einer Situation die in meinen Augen zu hart ist, um überhaupt irgend jemandem jemals davon zu erzählen ... das kann man eigentlich mit zur Frage "wie viel hält mein Therapeut aus" packen ...

Was meine eigenen Grenzen angeht, ich bin mir nicht sicher ob ich diese kenne ... aber wenn ich meine eigenen Grenzen überschreite dann schade ich mir nur selbst, ich möchte jedoch nicht, dass eine andere Person durch mich Schaden nimmt ...

Ich merke, dass ich tatsächlich reden möchte ... wäre da nicht das Schamgefühl und die Peinlichkeit ...

Dorita
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 14:46

Schamgefühl und Peinlichkeit gehören da wohl mit dazu...
Mein Traumathera sagte da mal,als ich auch meinte,ich schäm mich zu sehr,um das aussprechen zu können:"Schämen Sie sich ruhig - es stört mich nicht"
Ich war erstmal überrascht,aber dann hats den Druck gut genommen : es störte ihn nicht und die Situation im Ganzen auch nicht - weils nunmal dazugehörte,"normal" war.
Dann gings leichter mit dem Aussprechen.

Die Grenzen des Theras überschreiten...
Gut,da hab ich die Erfahrung,daß ich bei etwas,das ich erlebt hab,weit über die Grenzen kam,obwohl ich nur Andeutungen gemacht hab...
Theras sind halt auch nur Menschen und haben natürlich auch so ihre "Trigger" - aber sie haben eben auch gelernt,sich dahingehend selber zu managen,zu schützen,für sich zu sorgen etc.
Die wissen,daß es vieles geben mag,was sie im ersten Moment total überfordert - und "allein" sind sie auch nicht.Da gibts Supervision etc.

Du mußt da also nicht "für deinen Thera sorgen" - da darfst du loslassen!

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Flowerbomb
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 14:48

Achso meintest du das.Kann ich verstehen,hatte ich auch am Anfang.Ich hab das dann sogar mal angesprochen und sie meinte,dass sie viel aushält und sonst den Job nicht machen könnte und dankbar ist für alles,was ich erzähle.Und egal wie schlimm das ist,was ich erzähle,hat es was Gutes in dem Punkt,dass ich ihr vertrauen kann,wie Nähe herstellen können und sie mir dann besser helfen kann.Ich soll mir auf keinen Fall Gedanken um sie machen.Und ab dann ging es besser.Denn die Dinge,die du niemandem erzählen willst und die einem peinlich vorkommen,sind genau die,die dein Thera hören muss.Er kann dich dann einfach besser verstehen und ich denke er wird sich freuen,dieses Vertrauen von dir zu bekommen.

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Dorita
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 15:10

Waldschratin hat geschrieben: Mein Traumathera sagte da mal,als ich auch meinte,ich schäm mich zu sehr,um das aussprechen zu können:"Schämen Sie sich ruhig - es stört mich nicht"
Das finde ich wirklich gut ... ich glaube, das würde mir auch den Druck nehmen
Waldschratin hat geschrieben: Die Grenzen des Theras überschreiten...
Gut,da hab ich die Erfahrung,daß ich bei etwas,das ich erlebt hab,weit über die Grenzen kam,obwohl ich nur Andeutungen gemacht hab...
Theras sind halt auch nur Menschen und haben natürlich auch so ihre "Trigger" - aber sie haben eben auch gelernt,sich dahingehend selber zu managen,zu schützen,für sich zu sorgen etc.
Die wissen,daß es vieles geben mag,was sie im ersten Moment total überfordert - und "allein" sind sie auch nicht.Da gibts Supervision etc.
Wie hat dein(e) Thera denn reagiert bei so einer Grenzüberschreitung?
Waldschratin hat geschrieben: Du mußt da also nicht "für deinen Thera sorgen" - da darfst du loslassen!
Ach wenns doch nur so einfach wäre ...
Flowerbomb hat geschrieben:Und egal wie schlimm das ist,was ich erzähle,hat es was Gutes in dem Punkt,dass ich ihr vertrauen kann,wie Nähe herstellen können und sie mir dann besser helfen kann.Ich soll mir auf keinen Fall Gedanken um sie machen.Und ab dann ging es besser.Denn die Dinge,die du niemandem erzählen willst und die einem peinlich vorkommen,sind genau die,die dein Thera hören muss.Er kann dich dann einfach besser verstehen und ich denke er wird sich freuen,dieses Vertrauen von dir zu bekommen.
Was ich jedes mal merke wenn ich bei Ihm in der Sitzung bin ist, dass ich schwanke ... und zwar zwischen dem Gefühl "was ist echt an Ihm und welche Reaktion ist echt" und "jetzt ist er doch nur ein Arzt und er reagiert nur so weil er muss" also warum sollte ich ihm das alles erzählen?!

Versteht ihr was ich meine?
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zelda
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 15:25

Liebe Dorita!

Ich habe zwar noch keine Traumatherapie gemacht, aber kann schon manche Gedanken nachvollziehen.
mein Therapeut weiß im Groben, was ich erlebt habe
Was hat er denn dazu gesagt als du ihm das erklärt hast?

Bei mir war es eher so, dass ich meine Probleme erzählt habe ohne an den Therapeuten zu denken, denn ich wußte gar nicht, dass es schwerwiegend sein könnte. So rum kann es also auch gehen.
dass ich schwanke ... und zwar zwischen dem Gefühl "was ist echt an Ihm und welche Reaktion ist echt" und "jetzt ist er doch nur ein Arzt und er reagiert nur so weil er muss"
Ich würde sagen, du mißtraust deinem Therapeuten noch ein wenig, denn du hast es möglicherweise nicht erfahren, dass dich jemand ernst nimmt und dir sein Mitgefühl ausdrückt. Das kommt mir schon bekannt vor. Vielleicht gibst du dir noch ein wenig Zeit bis zu dem Therapeuten endgültig vertraust und besprichst dann erst deine Vergangenheit.

Lieben Gruß!
zelda

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Dorita
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 19:49

Hallo Zelda,
zelda hat geschrieben: Was hat er denn dazu gesagt als du ihm das erklärt hast?
Naja, er hat ne Menge gesagt (schwer das alles detailiert wiederzugeben) ... es wären sehr schlimme Erfahrungen, die ich gemacht habe und das es schon gut ist diese zu verarbeiten / bearbeiten, dass es aber alles seine Zeit braucht, wir genügend Zeit haben und ich erst darüber reden kann wenn ich mir sicher bin ihm zu vertrauen ... Was Therapeuten halt dazu sagen .. oder wolltest du auf etwas Bestimmtes hinaus?
zelda hat geschrieben:Bei mir war es eher so, dass ich meine Probleme erzählt habe ohne an den Therapeuten zu denken, denn ich wußte gar nicht, dass es schwerwiegend sein könnte. So rum kann es also auch gehen.
Was meinst du mit schwerwiegend? Schwerwiegend für deinen Therapeuten oder hast du die Schwere der Erfahrungen nicht gefühlt?
zelda hat geschrieben: Ich würde sagen, du mißtraust deinem Therapeuten noch ein wenig, denn du hast es möglicherweise nicht erfahren, dass dich jemand ernst nimmt und dir sein Mitgefühl ausdrückt. Das kommt mir schon bekannt vor. Vielleicht gibst du dir noch ein wenig Zeit bis zu dem Therapeuten endgültig vertraust und besprichst dann erst deine Vergangenheit.
Das hast du gut auf den Punkt gebracht ... ich wünschte mir ihm endlich zu 100 % zu vertrauen, schließlich möchte ich auch weiter kommen aber vielleicht setze ich mich auch zu sehr unter Druck ... ich habe auch Angst, dass ich vergessen werde ... das das was ich erlebt habe vergessen wird oder in Vergessenheit gerät ... das mein Thera mich vergisst und alles wieder nur abgetan wird, so wie es immer abgetan wurde ...

Liebe Grüße
Dorita
"Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss, wie andere Menschen"

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zelda
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Beitrag Mi., 17.08.2011, 20:29

Hallo Dorita!
Bestimmtes hinaus?
Nein, ich wollte da auf nichts hinaus. Du hast es ja gut wiedergegeben. Was ist aber nun das Gefühl dabie gewesen? Die Antworten sind ja da und auch deine vorige Frage schon beantwortet. Was fehlt dir da? Oder ist es auch noch das Mißtrauen?
hast du die Schwere der Erfahrungen nicht gefühlt?
Gefühlt schon, sonst wäre ich nicht in Therapie gewesen. Aber wenn man Jahre in einem bestimmten System lebt, ist es für mich eben ein normales System. In der Therapie wurde es dann auf den Kopf gestellt.

Nun weiß ich ja nicht was mit dir genau war, da kann es natürlich leicht passieren, dass wir uns da in diesem Punkt nicht treffen können. Meine Erlebniise waren für meinen Therapeuten schwerwiegend, rational verstehe ich das jetzt auch, emotional aber eben doch nicht.
ich habe auch Angst, dass ich vergessen werde ... das das was ich erlebt habe vergessen wird oder in Vergessenheit gerät ... das mein Thera mich vergisst und alles wieder nur abgetan wird, so wie es immer abgetan wurde ...
Abgetan wird es sicher nicht. Und in Vergessenheit gehen die Geschehnisse sicher auch nicht. Dass einen ein Therapeut irgendwann vergißt, kann ich mir allerdings schon vorstellen (nach der Therapie). Es ist ja bei jedem sehr speziell warum man jemanden vergißt oder nicht vergißt. Das heißt aber auch lange nicht, dass du unbedeutend bist.

Lieben Gruß!
zelda

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Dorita
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Beitrag Do., 18.08.2011, 11:24

Hallo Zelda,
zelda hat geschrieben:Nein, ich wollte da auf nichts hinaus. Du hast es ja gut wiedergegeben. Was ist aber nun das Gefühl dabie gewesen? Die Antworten sind ja da und auch deine vorige Frage schon beantwortet. Was fehlt dir da? Oder ist es auch noch das Mißtrauen?
Ich denke es ist das Vertrauen ... ich hatte heute wieder eine Stunde bei Ihm und ich habe das angesprochen was ich gestern hier im Forum geschrieben habe ... ich finde er hat ganz gut reagiert ... zum Thema Peinlichkeit und Schamgefühl sagte er, dass es sich bei diesen Gefühlen, genau wie bei der Angst, ja u.a. auch um ein "Warngefühl" handelt. Wie genau er das meint kann ich noch nicht greifen, darüber muss ich noch ne Weile nachdenken aber ich glaube zu ahnen was er damit meint ... Er versicherte mir auch heute wieder, dass wir viel Zeit haben und das wie gemeinsam immer wieder in die Vergangenheit schauen werden und so nach und nach die Dinge ans Licht holen.

Ich muss sagen ich fühle mich ganz gut damit und es hat mir heute geholfen, einen großen Schritt in die richtige Richtung zu machen, auch in die Richtung Vertrauen.
zelda hat geschrieben:Gefühlt schon, sonst wäre ich nicht in Therapie gewesen. Aber wenn man Jahre in einem bestimmten System lebt, ist es für mich eben ein normales System. In der Therapie wurde es dann auf den Kopf gestellt.
Ich frage aus dem Grund weil ich eine Zeit lang (und heute auch nur sehr schwer) nicht begreifen und vor allem fühlen konnte, dass das was ich erlebt habe sehr schlimm und traumatisch war. Und wie du schon sagtest, es ist ein normales System, es ist der Alltag gewesen ... für mich gabs nichts anderes.
zelda hat geschrieben:Meine Erlebniise waren für meinen Therapeuten schwerwiegend, rational verstehe ich das jetzt auch, emotional aber eben doch nicht.
Ja, genau das wollte ich damit sagen ...
zelda hat geschrieben:Abgetan wird es sicher nicht. Und in Vergessenheit gehen die Geschehnisse sicher auch nicht. Dass einen ein Therapeut irgendwann vergißt, kann ich mir allerdings schon vorstellen (nach der Therapie). Es ist ja bei jedem sehr speziell warum man jemanden vergißt oder nicht vergißt. Das heißt aber auch lange nicht, dass du unbedeutend bist.
Das ein Therapeut mich irgendwann vergisst denke ich auch ... der eine mehr, der andere weniger ... dessen bin ich mir bewusst ... auch wenn der Gedanke nicht schön ist. Ich meinte das auch nicht bezogen auf nach der Therapie sondern eigentlich schon während der Therapie ... ich habe Schwierigkeiten meine Gefühle in Worte zu fassen ... ich glaube es hat viel mit Sehnsucht und Aufmerksamkeit zu tun ... Sehnsucht und Aufmerksamkeit was zum Beispiel Kinder brauchen ... ich bin heute Erwachsen aber ich sehne mich trotzdem ... hm...kanns irgendwie nicht in Worte fassen ... ich denke nochmal drüber nach ...

Liebe Grüße
Dorita
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ElFugo
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Beitrag So., 03.03.2013, 20:39

Hi an alle

Bin auch bald soweit das ich über alles sprechen soll.
Naja irgendwie will ich das auch, es fällt mir einfach schwer diese blöden Details beim namen zu nennen. ich schäme mich so schrecklich dafür das alles auszusprechen. das vertrauen zur Thera ist da ich mag sie sehr, die war echt ein glücksgriff.
sie hat mir gesagt irgendwann sollte ich in der lage sein die details zu benennen, aber wie...???
wie soll mann abartikeiten und perversionen benennen?
wie habt ihr das gemacht?
und wie sehr seit ihr ins detail gegangen?.

hab echt auch angst vor meiner eigenen Reaktion, zur zeit habe ich meine gefühle gut im griff, aber was ist wenn dem nicht mehr so ist? was hattet ihr für körperliche reaktionen? oder wie habt ihr reagiert als ihr das alles nochmals erleben mussten??

ist echt nicht schön diese Ungewissheit, was erwartet mich in der nächsten Therastunde...

liebe grüsse EF

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Sausewind
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Beitrag So., 03.03.2013, 22:46

Mir fällt es auch extrem schwer, überhaupt Worte für das Geschehene zu finden. Sobald ich darüber sprechen soll, bleiben mir buchstäblich die Worte im Hals stecken.

Ich denke, das kommt daher, dass man ja das alles nie versprachlicht hat. Man hat es geschluckt, weggedrängt, für sich behalten - aber nie mit jemandem drüber gesprochen. So hat sich über Jahre der Mantel des Schweigens verfestigt.

Man ist sozusagen gar nicht geübt darin, über diese Dinge zu sprechen - normalerweise ist es ja so, wenn einem etwas widerfährt, spricht man darüber, man tauscht sich mit anderen aus, prozessiert so das Ganze innerlich. Was aber, wenn man mit niemandem sprechen konnte? Wenn man sich als Kind nicht an seine Eltern wenden konnte, weil die u. U. die Quelle des Leids waren? Wenn einem vielleicht sogar ein Schweigegebot auferlegt wurde? Oder wenn man einfach instinktiv wusste, bei dem, was hier geschieht, muss ich so tun, als ob es gar nicht geschieht, denn sonst kann ich nicht überleben?

Und dann muss man das in der Therapie mal einfach so auspacken. Für mich ist das bis heute auch kaum machbar - nicht nur, weil ich es mir nicht zugestehen kann, sondern weil mir wortwörtlich die Fähigkeit fehlt, die richtigen Worte zu finden - ich erlebe das als sehr quälend.

Schrecklich das Ganze, wirklich

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Isis
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Beiträge: 9

Beitrag So., 03.03.2013, 23:56

Ich schreibe meinem Therapeuten Briefe. Meistens e-mails, weil es mir selbst zu peinlich ist, ihm beim Lesen der Briefe zuzuschauen. Das ist bedeutend leichter für mich. Dann ist es raus und wir können schrittchenweise darüber reden.
Da ich schnell dissoziiere, ist es momentan unmöglich, ihm von einem Trauma persönlich zu berichten. Ich dissoziiere sowieso schon so gut wie jedes Mal in der Therapiestunde, wenn wir über schwierige Themen reden (muss noch nicht mal ein Trauma sein). Kann das ganz schlecht kontrollieren.
Vielleicht ist das Schreiben ja auch eine Möglichkeit für dich/euch!

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Gelli
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Beiträge: 564

Beitrag Mo., 04.03.2013, 10:03

Erstmal vorab zu sagen,ein guter Therapeut zeichnet sich u.a schon darin aus das dieser keinen Zeitlimit oder äusserlichen Druck machen wird über Details zu sprechen die einen früher passiert sind.
Ich kann nur meine Sicht aufschreiben und das wie ich es selbst erfahren durfte.
Zuerst hat man ja immer aus der Beobachterolle erzählen dürfen wie was passiert ist,mein Thera hat zu Anfang immer viel gefragt und ich brauchte dazu nur nicken.Über Details hat er mich auch nie ausgefragt,wir haben immer von aussen herum angefangen darüber zu sprechen.
Z.B.wie alt warst du früher,wo war dein Zimmer,welche Tapeten waren an den Wänden,wie sah die Wohnung überhaupt aus.Und je mehr ich darüber erzählte,umso mehr ging er schritt für schritt weiter.
Irgentwann ging es darum,wie das Bett aussah,oder ob man immr gut einschlafen konnte,ob ich einen Teddy im Bett hatte.Später wenn ich darüber sprach,(stockend und leise)hat mein Thera mir dann mit Worten weitergeholfen.Mir hat es auch leichter gemacht zu Anfang als Erwachsener darüber zu sprechen,als Erwachsener stand ich ja über alles drüber,hab es eher runtergespielt und gesagt es ist vorbei was das ganze noch bringen soll.
Mein Thera sagte dann auch irgentwann,Gelli es wäre gut,wenn sie anfangen könnten über die Details zu sprechen,ich sollte keine Angst haben,er sei ja da,und wenn ich "wegdrifte"er werde mich schon wieder da heraus holen.
Ich habe ihm dann den Vorschlag gemacht,das ich ihm das aufschreibe,das habe ich dann auch in aller Ruhe getan,und habe diese Briefe ihm zuvor zugeschickt dann konnte er sie schon lesen und wußte schon um was es eigentich ging.
Mein Thera war es zudem wichtig das ich aus Kindlicher Sicht erzähle was passiert ist und das mit allen Details,ich durfte dafür meinen Teddy(zu Kindheitszeiten ein stiller Zeuge)mitnehmen.Auf dem Boden sitzend haben wir dann (Thera und ich)damit begonnen mit dem Teddy und den bereitgestellten Puppen das nachzuspielen was ich als Kind erfahren mußte.Mein Thera fragte dann immer:wie hat der das gemacht,wie hast du dich dabei gefühlt?was hättes du dir damals gewünscht,der Thera war immer geduldig,fürsorglich,er ging immer mein Tempo mit,er drängte mich nie,wenn ich nicht wollte oder konnte dann aktzeptierte er das.Alles erdenkliche was ich wollte,und brauchte um darüber sprechen zu können das tat mein Thera.
Ich durfte im Kindlichen Anteil erzählen,und oft reagierte mein Körper dabei,aber mein Thera gab mir entweder als Schutz und Wärme eine Wolldecke,oder legte seine Hand auf meine Schulter damit ich spürte er ist da.
Egal was er tat,wir haben alles vorher schon abgesprochen gehabt was er durfte und was denn nicht ginge,er hat nichts getan was ich nicht vorher mit ihm eingewilligt habe.

Ich kann euch sagen,eure Körper eure Gefühle werden reagieren,bei dem einen schneller bei dem anderen langsammer,bei dem einen mehr und dem anderen weniger,aber ihr werdet nicht allein sein,eure Theras sind an eurer Seite,das sollte euch Halt und Sicherheit geben.
Sagt euren Theras immer was ihr braucht,was kann der Thera zusätzlich geben oder machen damit ihr leichter die Worte sagen könnt?
Denn eines ist klar,es ist wichtig das ihr im kindlichen Anteil auch die Details lernt auszusprechen,denn sonnst werden diese Worte euch eines Tages hindern eine Partnerschaft einzugehen,oder als Erwachsene "Sexualität" als etwas normales und schönes zu empfinden.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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ElFugo
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Beitrag Mo., 04.03.2013, 10:16

Vielen Dank Gelli für deinen hilfreichen Beitrag.

Ich hoffe das alles hat irgendwann ein ende...

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