Mein Bester Freund(24) plant seine Beerdigung!

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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tinkerbell
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Mein Bester Freund(24) plant seine Beerdigung!

Beitrag Mi., 11.06.2008, 23:56

Mein bester freund ist 24, sportler, dem alkohol und dem rauchen komplett abgeneigt, er ernährt sich gesund ...er verblüfft mit schlagfertigkeit und ist einer der liebevollsten menschen die ich kenne
...einfach nicht mehr wegzudenken von dieser welt

...und er hat KREBS!

er weiß es jetzt schon seit einiger zeit...wurde schon zigmal operiert,..immer wieder kommen die guten nachrichten...der krebs ist besiegt...wir feiern....und dann...dann kommt er wieder zurück...in einem anderen körperteil, einem anderen organ, in anderer form..aber mit demselben grässlichen namen: KREBS

...inzwischen hat er soviele metastasen, dass die ärzte nur noch rausschneiden was geht, um seine zeit zu verlängern

trotzallem ist er soooo stark und positiv geblieben.....klar, er hatte seine zusammenbrüche..quält sich mit der frage "warum ich?"
...aber ansonsten ist er immer noch der alte...liebevoll, schlagfertig...fast immer ein lächeln auf den lippen, während es mir das herz zerreißt...ich versuche, die tränen zurückzuhalten...so gut es eben geht..aber es bricht immer wieder aus mir heraus...ich weiß, dass das egoistisch ist...aber ich verstehe nicht, warum ausgerechnet dieser mensch gehen muss...warum muss ich meinen besten freund hergeben? warum darf er nicht alt werden? er hätte es doch so sehr verdient!!!es trifft hier den falschen(obwohl ich weiß, dass es keine richtigen dafür gibt)..und ich kann mich bei niemandem beschweren....ich kann es nicht aufhalten...und würde am liebsten mit ihm tauschen, ich würde ihm das gerne abnehmen, wenn es nur irgendwie möglich wäre...aber die möglichkeit gibt es nicht.

wir reden normalerweise nicht viel über seine krankheit, wenn wir zusammen sind...dann versuchen wir alles so zu haben wie früher...wenn ich ihn frage, wies ihm geht, sagt er mir auch immer, es gehe ihm ausgezeichnet.... erst nach langem reden gesteht er mir, dass er merkt, dass er schwächer wird...
er weiß, dass er mit mir über alles reden kann, ich bin immer 24/7 für ihn da
aber er meint, dass es ihm irrsinnig wehtut, nicht mehr mein großer beschützer zu sein
er hat immer versucht mich vor allem schlechten zu beschützen...alle schlimmen dinge abzuwenden....und jetzt, sagt er, hat er die kraft nicht mehr dazu
...diesmal wäre doch ich an der reihe(das hat er noch nie gesagt..aber ich finde, dass es einfach so ist)..und wenn er einmal wirklich hilfe benötigt, dann kann ich ihm nicht helfen
...ich hasse nichts mehr als schwach zu sein...und hier fühle ich mich ohnmächtig

...wir verbringen so viel zeit wie nur möglich miteinander, machen die verrücktesten sachen....und jedesmal, wenn sich unsere wege wieder trennen, überfällt mich die angst, dass das das letzte mal war, dass ich ihn lebend sehen durfte.

vor einer woche ist er zu mir gekommen und hat mich gebeten, ihm bei der organisation einer party zu helfen...das war für mich nix neues,..ich hab auch alle genesungspartys organisiert...aber diesmal wird es etwas ganz anderes....ich soll ihm helfen seine beerdigung zu planen.
..als er das gesagt hat, bin ich zusammengebrochen...konnte stundenlang nicht mehr aufhören zu weinen, auch wenn ich das so gerne wollte...
er ist nur da gesessen, hat mich im arm gehalten und mir zugeflüstert, dass er weiß, dass das das schlimmste ist, was er von mir verlangen kann..aber er wünscht sich so sehr, dass ich seine letzte party gemeinsam mit ihm plane.
wir haben uns in meinem zimmer eingesperrt, und haben es drei tage(!) lang nur für die nötigsten erledigungen verlassen...
wir haben alles durchgeplant, die musik, die texte, die farben der blumen, welche art von stein er haben möchte, welches foto, was er anziehn soll, was ich anziehen soll....

und als er nach den drei tagen wieder gefahren ist, ist mein herz entgültig zerbrochen...ich hab keine luft mehr bekommen...hab einen riesigen frosch..ja fast eine kröte im hals....und kann nicht mehr schlafen, weil ich ständig von der beerdigung träume
er hat gestern bei mir übernachtet...er hat gemeint, er spürt, dass ich ihn jetzt brauche...und es tut ihm so leid, dass er mich im stich lassen muss...
was natürlich blödsinn ist, weil er ja nix dafür kann...aber er hat gemeint...wenn er irgendeine möglichkeit hätte, weiterzuleben..er würde es für mich tun...
und ich soll nicht weinen, er wird mich von da oben noch genauso lieb haben wie von hier unten..
ich konnte die ganze nacht kein auge zumachen..hab in seinen armen geschlafen...versucht mir vorzustellen, was ich ohne ihn sein werde....
und das einzige was mir eingefallen ist, ist: ich werde leer sein!

ich weiß, dass dieser text sehr egoistisch geschrieben ist...aber ich muss mich an euch wenden...ich weiß keinen rat mehr

wie steht man so etwas durch?
wie überlebt man sowas?...ich hab das gefühl, meine seele stirbt mit ihm(das klingt jetzt total blöd...aber ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll)
wie kann ich ihm helfen? was kann ich tun?

danke,
tinkerbell

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Avalona
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Beitrag Do., 12.06.2008, 00:13

Liebe Tinkerbell,
dein Bericht ist rührend: Neben all deiner Traurigkeit liest man so viel wunderbare Vertrautheit darin. Ihr beide scheint so verbunden miteinander; da ist bestimmt ganz viel von deinem Freund, das bleibt - auch über seinen Tod hinaus. Nämlich eben seine Seele und alles was er dir bislang gegeben hat - das kann dir niemand nehmen - auch der Tod nicht. Du wirst nicht leer sein.

Du bist in deinem Handeln eine große Kraftquelle für ihn - hab keine Zweifel, dass du ihm nicht genug oder falsch hilfst. Sei so wie du bist und wie du immer warst - und auch Trauer darfst du ihm gegenüber zeigen, sie macht dich nicht schwächer.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für euch beide. Nutze den Thread getrost, um deine Tränen in Worte zu fassen.

Alles Gute, Ava
--//__

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tinkerbell
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Beitrag Do., 12.06.2008, 09:54

vielen vielen dank für deine schnelle und liebe antwort, avalona
Avalona hat geschrieben:Sei so wie du bist und wie du immer warst - und auch Trauer darfst du ihm gegenüber zeigen, sie macht dich nicht schwächer.
ich versuche ja so zu sein, wie ich immer war....aber das ist gar nicht so einfach...
vorallem, weil zu der trauer(bzw. es ist ja noch keine trauer...er lebt ja noch)..der angst einfach auch körperliche schmerzen hinzu kommen... ich wusste nicht, dass eine solche situation sich auch auf einen gesunden körper schlagen kann...aber ich hab immer wieder panikanfälle, in denen es mir die kehle zuschnürt...ich keine luft bekomme....mein herz sticht, als würde jemand ein messer reinstechen...und ab und zu, wenn mich eine gefühlswelle überrascht, dann wird mir manchmal schwarz vor augen und ich falle um
....aber ich bin doch diejenige von uns beiden...die STARK sein soll..die ihm halt geben soll...ich möchte ihm rückhalt...eine schulter zum anlehnen geben.....und muss mich dabei so zusammenreißen, mich nicht an ihn zu klammern...ich darf nicht schwach sein...wir sind ein team, und ihm geht immer und immer mehr die kraft aus...und es tut so weh das zu sehen, und ohnmächtig zusehen zumüssen

...die leute in meiner umgebung versuchen ihm..und auch mir gut zuzureden...aber...vielleicht reagiere ich auch vollkommen über...aber ich halte kommentare wie "es ist das beste für ihn...es wird eine erlösung für ihn" nicht aus.. da krampft sich in mir alles zusammen... und in mir schreit es NEIN, es ist NICHT das beste für einen 24jährigen, qualvoll an krebs zu sterben...sowas können die doch nicht machen...das können sie ihm doch nicht sagen...ihm, der noch soviel sehen, erleben, erfahren, lernen wollte... das kann man ihm doch nicht sagen!
vielleicht werde ich auch langsam verrückt...ich weiß es nicht

heute kommt er wieder zu mir...und ich freue mich wahnsinnig darauf...andererseits hab ich auch eine risige angst davor!....ich hab ihn gefragt, was er machen, was er unternehmen will...er hat nur gesagt: ich möchte dich nur festhalten können...und er hat gemeint, es tut ihm so unendlich leid, dass er mich alleine lassen muss...er würde das nie freiwillig tun, weil er ja weiß, dass ich ihn brauche
...ich wollte wirklich stark bleiben..weil wir sind ein team..er wird immer schwächer(obwohl er sovielmehr stärke zeigt, als ich es kann) also muss ich die rolle der stütze übernehmen..aber in dem moment bin ich einfach in tränen ausgebrochen...es ging nicht anders
...ich habe eine derartige wut im bauch...verzweiflung, ohnmacht....genau dasselbe gefühl, das ich habe, wenn mir schwarz vor augen wird... ich will nicht...auf keinen fall..aber ich habe keine wahl

...er hat gemeint, dass er sich nicht vorstellen kann, dass ich in wenigen monaten schon vor seinem grab stehen werde...-mir geht es doch genauso-
er hat gemeint...ich soll nicht um ihn weinen..aber wir wissen beide..und ich habs ihm auch gesagt, dass ich das sowieso jeden tag tun werde

...ich bin so wütend...ich war mein ganzes leben lang noch nie so wütend und verzweifeltt.... und gleichzeitig weiß ich auch, dass er ein geschenk war....denn so viel liebe und verständnis, spaß, vertrauen habe ich noch nie bei jemand anderem erlebt, gefühlt, erfahren....
und ich wünschte, ,ich könnte mit ihm tauschen..ich wünschte, ich könnte ihm das leben ermöglichen, von dem er geträumt hat...ich würde ihm sogern die chance geben, alt zu werden...aber ich kann nicht

ich hab mich auch noch nie so machtlos gefühlt
...hört das irgendwann auf?
hören diese schmerzen irgendwann auf?
wie kann ich ihm kraft geben?
was ist das wichtigste, was ich für ihn machen kann?

es tut mir leid, dass ich soviele fragen an euch richte..aber ich weiß nicht mehr weiter,

lg, tinkerbell

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einfach_ich
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Beitrag Do., 12.06.2008, 15:15

Hallo,

Dein Beitrag rührt mich sehr und es gibt wahrscheinlich keine Worte die dich trösten.
Jene Worte die trösten sollten klingen maximal zynisch und unterstützen wahrscheinlich noch den Schmerz dieser gemeinen Ungerechtigkeit.

Du bist aber nicht ganz alleine...
Ich weiß seit etwa 5 Jahren dass mein Vater ganz schwer krank ist (jetzt ist er 49 ), ich weiß dein Freund ist noch viel jünger und soweiter, aber bitte versuch mir zu glauben, der Scherz und die Wut der dahinter steckt einen geliebten Menschen in Zukunft zu verlieren, ist derselbe...

Auch ich will gar nicht darüber nachdenken .. weil ich mir oft denke mein Vater hat zwar schon fast 50 jahre gelebt aber er hat bis jetzt sooooo viel nicht erreicht was er verdient hätte..
er hatte keine leichte kindheit, nie sonderlich viel geld... irgendwie ist soo viel schief gegangen in seinem Leben und trotzdem war er immer so sehr für seine angenommenen Stiefkinder (!) da... eigene Kinder hat er keine aber er lebt seit 15 jahren mit uns also ist er trotzdem mein vater...
dazu kommt noch die angst um meine mutter weil ich nicht weiß was sie dann macht (sie ist erst 40) weil sie nicht der typ mensch ist (glaube ich) welcher leicht ein neues leben beginnen kann..
sogesehen trauere ich um meinen vater und habe irrsinnnige angst um meine mutter...

ich weiß nicht warum das Leben oft so ungerecht und gemein und scheinbar so willkürlich ist... aber ich versuche meinem vater in der zeit viele dinge zu geben die er sich selbst nicht geben kann..
(er wollte sein ganze leben eine bestimmte reise machen- konnte sichs aber irgendwie nie leisten)
du glaubst gar nicht was das für eine freude macht wenn man diesem menschen etwas gutes tun kann.

vielleicht kannst du deinem freund etwas gutes tun?
gibt es etwas dass er uuuuurrrrr gerne machen würde,.. etwas das du für ihn machen könntest oder ihm schenken könntest oder so .. weil ich glaube wenn es das gebe , würde es vorallem dich selber sehr trösten wenn du ihn trotz seiner schweren krankheit so richtig glücklich machen könntest und du ihm vom herzen lachen siehst... und sei es nur für ein paar augenblicke.. ich glaube ich werde mich an diesen augenblicken festhalten wenn es irgendwann soweit ist... an den augenblicken als mein vater uuur glücklich war weil ICH etwas für ihn gemacht hab...vl füllt das die leere aus..

ich hoffe dass meine Worte dich nicht noch trauriger gemacht haben, ich habe versucht meine erfahrung weiterzugeben..

lieben Gruß

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Eve...
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Beitrag Do., 12.06.2008, 15:45

Liebe Tinkerbell,

wir als kleine Menschlein werden niemals verstehen, warum Menschen zu frühen Zeitpunkten gehen müssen und warum es anderen vergönnt ist, lange auf dieser Welt bleiben zu dürfen. So oft ist es gerade so, dass die Lieben und Guten am meisten leiden. Ich glaube, wenn wir uns dagegen stemmen, wird es immer noch schwerer.

Glaubst Du und/oder Dein Freund an Gott? Deinen Zeilen konnte ich es nicht entnehmen. Zwar verstehen Gläubige genau so wenig den Zeitpunkt, wann ihre Lieben oder auch sie selbst diese Welt verlassen müssen, aber einen gewissen Trost können sie zumeist finden in dem, dass sie zu wissen meinen, wohin sie gehen, und dass sich auch ein Leben, das in unseren Augen viel zu kurz ist, von einer höheren Ebene aus trotzdem erfüllt haben kann.

Wenn wir an nichts glauben können, ist es noch schwerer als ohnehin schon - sowohl für diejenigen, dies es betrifft, als auch für die Zurückbleibenden.

Dein Freund ist, wie auch immer, bewundernswert in seiner Würde und Tapferkeit. Du tust alles für ihn, was Du kannst - und zumindest darin kannst auch Du viel später vielleicht ein klein wenig Ruhe finden.

Das Schwere, das vor Euch liegt - ich fragte zunächst, ob ich für Euch beide beten darf: Inzwischen habe ich mir die Freiheit genommen, es einfach zu tun, in der Hoffnung, dass es Dir recht war (daher das Edit heute).

LG, Eve
Zuletzt geändert von Eve... am Fr., 13.06.2008, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.

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thorn
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Beiträge: 272

Beitrag Do., 12.06.2008, 19:50

Hey tinkerbell,

es klingt, als müsstest du mit dieser schwierigen Situation ganz alleine fertig werden. Du wirkst total zerrissen zwischen deinem Schmerz, mit dem du deinen Freund nicht belasten willst, und dem Druck, für ihn jetzt stark zu sein. Gibt es denn niemanden, bei dem du dich "mit gutem Gewissen" mal so richtig ausweinen kannst? Der genügend Kraft hat, dich zu halten? Denn dass du Halt brauchst, ist offensichtlich. Und absolut normal und verständlich! Mach dir bitte klar, dass deine Kraftressourcen nicht unendlich sind. Wo und wie kannst du die auftanken?

Vielleicht kommt es dir grausam vor, jetzt auch an dich zu denken, dir selbst etwas Gutes zu tun, und vielleicht hast du ein schlechtes Gewissen dabei. Aber nur wenn du selber genügend Kraft hast, kannst du auch deinem Freund eine Stütze sein und das Kommende durchstehen, ohne völlig unter dieser Last zusammenzubrechen.


Alles Liebe,

thorn

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struggle
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Beiträge: 154

Beitrag Do., 12.06.2008, 20:15

Liebe Tinkerbell!

Wenn ich deinen Beitrag lese, werde ich auch unendlich traurig.

Ich kann dir nicht wirklich etwas raten, aber ich glaube, du solltest deine Tränen unbedingt heraus lassen. Sie gehören untrennbar zu dir, und wie Avalona schon sagte, du hilfst ihm am besten, wenn du einfach du selbst bist.

Ich habe da ein Gedicht gelesen, das ich wunderschön finde, ich hoffe, es kann dir auch helfen!

Auf der anderen Seite des Weges

Der Tod ist nichts,
Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr
Das was ich für Euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mir mir, wie ihr es immer getan habt.
Seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet lacht, denkt an mich. Betet für mich.
Damit mein Name im Hause ausgesprochen wird, so wie es immer war,
ohne irgendeine besondere Betonung, ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg, nur auf der anderen Seite des Wegs.
Charles Peguy

Alles Gute, und viel Kraft!
struggle
Dieser Beitrag wurde extrem umweltfreundlich aus wiederverwerteten Buchstaben und Wörtern von weggeworfenen E-Mails geschrieben und ist deshalb voll digital abbaubar!

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tinkerbell
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Beitrag Fr., 13.06.2008, 16:31

WOW...danke für die vielen lieben antworten..für den zuspruch,

@ einfach_ich
danke, dass du deine erfahrungen mit mir teilst...ich bin mir sicher, dass das eine ganz ganz schwierige situation für dich ist..und ich wünsche dir kraft und stärke, um mit dieser situation fertig zu werden!
Eve... hat geschrieben: Glaubst Du und/oder Dein Freund an Gott? Deinen Zeilen konnte ich es nicht entnehmen. Zwar verstehen Gläubige genau so wenig den Zeitpunkt, wann ihre Lieben oder auch sie selbst diese Welt verlassen müssen, aber einen gewissen Trost können sie zumeist finden in dem, dass sie zu wissen meinen, wohin sie gehen, und dass sich auch ein Leben, das in unseren Augen viel zu kurz ist, von einer höheren Ebene aus trotzdem erfüllt haben kann.
das ist eine schwierige frage...ich glaube, dass es etwas größeres gibt..ich bin zwar katholisch..nicht streng religiös aufgewachsen...dennoch stehe ich dem ganzen etwas skeptisch gegenüber.
ich glaube an ein leben nach dem tod...aber ich habe meine eigene vorstellung..die sich ein bisschen von der katholischen unterscheidet....
ich hoffe ich beleidige hier niemanden...ich schätze religion sehr....aber ich möchte die kraft, die ich brauche, nicht aus meiner religion, sondern aus meinem glauben..aus mir selbst schöpfen..ich hoffe ihr versteht das
ich denke, wenn man mit so einer situation konfrontiert ist, dann beginnt man zu hinterfragen..an gott zu zweifeln, oder sich an gott zu klammern
..mir fällt es sehr schwer, das "WARUM" in meinem kopf zu ignorieren....aber genauso möchte ich mich NICHT auf diskussionen einlassen(wie schon öfters geschehen) wo man versucht mir zu erklären, dass alles einen sinn macht, dass gott schon weiß was er tut...
ich möchte das nicht weiter ausführen, aber ich bin zu verletzt(das mag jetzt lächerlich klingen, ist aber so)..es tut zu sehr weh, als dass ich akzeptieren könnte, dass gott(wer auch immer er sein mag) einen derart guten menschen mit einem solchen schicksal quält...dass er mir gerade denjenigen menschen entreißt, der mir die meiste kraft gibt
...dass das vollkommen egoistisch ist, sehe ich ein..aber ich kann meine gefühle nicht ändern, sie sind eben so.
trotzdem danke ich dir, dass du für uns betest, es zeigt mir, dass wir nicht allein sind.

...fortsetzung folgt...

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tinkerbell
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Beitrag Fr., 13.06.2008, 16:32

thorn hat geschrieben: es klingt, als müsstest du mit dieser schwierigen Situation ganz alleine fertig werden. Du wirkst total zerrissen zwischen deinem Schmerz, mit dem du deinen Freund nicht belasten willst, und dem Druck, für ihn jetzt stark zu sein. Gibt es denn niemanden, bei dem du dich "mit gutem Gewissen" mal so richtig ausweinen kannst? Der genügend Kraft hat, dich zu halten? Denn dass du Halt brauchst, ist offensichtlich. Und absolut normal und verständlich! Mach dir bitte klar, dass deine Kraftressourcen nicht unendlich sind. Wo und wie kannst du die auftanken?
das ist eine sehr gute frage,...ich habe freunde, und natürlich meine familie, die mich in den arm nehmen würden, mir trost und kraft spenden würden
..die sache ist nur die: ich habe angst davor, mich all diesen gefühlen hinzugeben... meine schwächen zuzulassen, denn ich weiß nicht, ob ich dann meine stärke wiederfinden kann.
ich benötige viel kraft, um das für ihn durchzustehen,...das ist mir schon bewusst.
allein das wissen, dass ich jemanden habe, der mich auffangen würde, wenn ich mich fallen lassen würde, hilft auch schon
ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, oder ob es überhaupt sinn macht: meine kraft, meine stärke halten mich aufrecht, halten mich davon ab zusammenzubrechen...und genau das braucht er von mir, nur so kann ich für ihn da sein
wenn ich mich jetzt in die position begebe in der ICH jemanden brauche, der mich stützt, habe ich angst, vor lauter verzweiflung nicht mehr aufstehen zu können...
ich lasse diese schwäche bewusst nicht zu, weil mir das risiko zu groß ist, für ihn nicht mehr voll und ganz dasein zu können
thorn hat geschrieben:Vielleicht kommt es dir grausam vor, jetzt auch an dich zu denken, dir selbst etwas Gutes zu tun, und vielleicht hast du ein schlechtes Gewissen dabei. Aber nur wenn du selber genügend Kraft hast, kannst du auch deinem Freund eine Stütze sein und das Kommende durchstehen, ohne völlig unter dieser Last zusammenzubrechen.
wie gesagt: ich habe angst davor, diese schwäche zuzulassen....er gibt mir ja auch kraft(es ist ja nicht nur einseitig) indem er mich in den arm nimmt und ich für ein paar augenblicke vergessen kann, was noch alles auf uns(und ab einem gewissen zeitpunkt nur mehr auf mich) zukommt.
struggle hat geschrieben: Wenn ich deinen Beitrag lese, werde ich auch unendlich traurig.
das tut mir leid, ich möchte niemanden traurig machen!
struggle hat geschrieben:Auf der anderen Seite des Weges
du hast recht, das ist ein wunderschönes gedicht...vielleicht das schönste, dass es zu diesem traurigen thema überhaupt gibt
...ich habe dieses gedicht beim begräbnis meiner oma gelesen..und damals hat es mir fast das herz herausgerissen...dieses gedicht spendet trost in einer trostlosen zeit und ich bin dir sehr dankbar dafür, es mir wieder vor augen geführt zu haben
meine oma starb plötzlich..und damals dachte ich, dass es so schön gewesen wäre, sich verabschieden zu können, von einem menschen den man so sehr liebt...dass es leichter wäre, wenn ich mich auf die situation vorbereiten könnte

aber jetzt ist es genau anders herum...und erst jetzt habe ich gelernt, dass es keine "einfache" oder "bessere" art gibt, einen geliebten menschen zu verlieren...ob darauf vorbereitet oder nicht... es ist ein beinahe unerträglicher schmerz.

nochmal vielen dank für eure lieben beiträge,
tinkerbell

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Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 16.06.2008, 12:46

von Tinkerbell: ... ich möchte das nicht weiter ausführen, aber ich bin zu verletzt(das mag jetzt lächerlich klingen, ist aber so)..es tut zu sehr weh, als dass ich akzeptieren könnte, dass gott(wer auch immer er sein mag) einen derart guten menschen mit einem solchen schicksal quält...dass er mir gerade denjenigen menschen entreißt, der mir die meiste kraft gibt
...dass das vollkommen egoistisch ist, sehe ich ein..aber ich kann meine gefühle nicht ändern, sie sind eben so.
Ich finde Deine Gefühle nur zu verständlich, und wer würde erwarten, dass Du in dieser Phase Frieden über die Situation bzw. mit Gott darin findest? Ich ganz sicher nicht. Egoistisch? Nein, nur ganz und gar menschlich.

Möchte jetzt nicht zu religiös daherkommen, aber selbst die Bibel trifft in der Geschichte Hiobs, der wahrhaftig alles Schlimme auf einmal zu verkraften hatte, keine solche Aussage, im Gegenteil! Hiob hadert schrecklich mit seinem Schicksal. Und obwohl er sehr gläubig ist, bleibt ihm zunächst nichts anderes übrig, als die Schultern zu heben und mit derselben Hilflosigkeit, die wir angesichts des Leidens und des nahenden Todes verspüren, auszurufen, dass er Gott nicht versteht!
Am Ende seines Leidensweges vermag er Gott lediglich "zu verzeihen" (vielleicht etwas gewagte Interpretation, aber so lese ich es), Wege zu gehen, die außerhalb unseres Verständnisses liegen können.

Was ich sagen will: Es GIBT einfach keine simplen Antworten auf existentielle Fragen dieser Art. Es gibt keinen leichten Umgang mit Leid und Tod. Schmerz gehört zum menschlichen Dasein; wenn er überhaupt eine verstehbare Funktion hat, dann die, uns reifen zu lassen. Ein Trost ist auch das nicht.

Schön aber, Tinkerbell, dass Dir Gebete recht sind; ich werde weiterhin so an Euch denken.

Alles Liebe!
Eve

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