Expartner und Alkohol-wieder beistehen?

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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anna_isabella
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Expartner und Alkohol-wieder beistehen?

Beitrag Di., 04.12.2007, 17:37

Hallo, ich bin neu hier und meine Name ist Anna-Isabella.

Ich bin zufällig auf dieses Forum gestoßen und da ich gerade gar nicht weiß, was ich tun soll, wende ich mich hier mal an euch: Mein mittlerweile Exfreund, wir haben uns im Sommer u.a. wegen seinem Alkoholproblem getrennt, hatte am Wochenende einen RÜckfall und hat sich nun selbst stationär im Krankenhaus aufnehmen lassen. Wir hatten in der letzten Zeit noch immer wieder Kontakt, da ich es nach 5 Jahren Beziehung nicht schaffte, völlig loszulassen. Nun ist er im Spital und möchte, dass ich ihn besuchen komme, da er ja sonst niemanden hat.

Ich bib total unsicher, was ich machen soll. Ich hab ihn schon so oft unterstützt, doch er wurde immer wieder rückfällig, brach die Therapie ab, etc. Ich würd ihn zwar gerne sehen und im etwas beistehen, gleichzeitig hab ich Angst, dass er sich dadurch wieder sicher fühlt und sein Problem nich selbst in Angriff nimmt. Owohl es jetzt das ertse Mal ist, dass er von sich aus Hilfe gesucht hat und nicht weil es ihm andere geraten haben

Hat jemand von euch Erfahrung mit solchen Situationen? Soll ich ihn besuchen, oder hart bleiben und ihn allein lassen?

Würd mich über Erfahrungen/Antworten sehr freuen... Diese Situation belastet mich im Moment sehr.

Vielen Dank fürs "zuhören" und lg, a-i

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turboerbse
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Beitrag Mi., 05.12.2007, 10:51

hallo anna isabella,

das thema hab ich auch durch.

am besten ist, du bleibst bei dir und überlegst dir, mit welcher entscheidung es dir am besten geht. wenn du seinem wunsch jetzt aus einer art helferneigung nachgibst, läufst du gefahr, wieder da rein zu geraten. ihr habt euch definitiv getrennt? er wird dann auch unsicher und weiß nicht was das jetzt bedeutet. das hatte ich auch mal, das problem. während mein damaliger ex-partner dachte, unsere beziehung sein nun doch noch nicht endgültig geklärt, war ich schon so von ihm distanziert und mir sicher, daß egal ob trocken oder naß, ich ihn nimmer will. neue rückfälle mit auszuhalten, das saß nimmer drin. egal ob das einer jetzt egoistisch nennt oder kalt. ich habe damals einfach zu viel schlimmes mit ihm erlebt. auch wenn er jetzt gewissermaßen an dein mitleid appelliert, hast du absolut das recht, nein zu sagen und dich abzugrenzen, wenn das dein wunsch ist. alkoholiker fahren oft eine unklare linie, da ist es wichtig, daß du nicht unklar bist.

ich wünsche dir viel kraft, lg, turboerbse.
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mandel
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Beitrag Mi., 05.12.2007, 11:23

Hi Anna-Isabella,

Ich habe in fast der gleichen Situation bei der Klinik angerufen, bin hingeggangen und hab mich mit dem direkt verantwortlichen Therapeuten unterhalten. Wenn du die einzige aktuelle Bezugsperson deines Ex bist, wird man dich in der Klinik ernst zu nehmen haben. Erfolg und Misserfolg der Behandlung sind eng mit dem "System" verbunden in dem der Abhängige lebt: Familie, Beziehung, Freundeskreis usw. Der zuständige Arzt, Psychologe oder Soziotherapeut wird dir sagen können was für den Patienten hilfreich ist. Ob er/sie auch deine eigene Interessen dabei gut einschätzen kann, ist ungewiss. Die müsstest du dann auf jeden Fall selbst im Auge behalten. Und bitte merke dir: was nicht gut ist für dich, ist letzten Endes auch nicht gut für dein Gegenüber, ob er nun hilfsbedürftig ist oder nicht. Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann auch für andere da sein.

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anna_isabella
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Beitrag Mi., 05.12.2007, 14:45

vielen dank für eure rückmeldungen!

tja ich bin immer noch so unsicher. er hat hier keine familie, von seinen freunden hat er sich schon länger distanziert, er hat also sonst wirklich niemanden, der ihm rückhalt geben könnte.

da kommt natürlich schon wieder mitleid und auch traurigkeit bei mir auf, obwohl ich auch sicher bin, dass ich so nicht mehr weitermachen möchte, wir haben uns fix getrennt, ja, aber er liebt mich immer noch.
ich hab zwar auch noch gefühle für ihn, aber die negative seite, all diese erinnernungen und erlebnisse, überwiegen und ich weiß, dass ich so nicht weitermachen möchte, es nimmt mir kraft und macht mich langsam fertig.

doch ich schaff es nicht, mich völlig zu distanzieren, ich wünsche mir so sehr, dass es ihm bald besser geht und er diesmal wirkliche rnst macht mit therapie und so.

wir haben heute telefoniert und er fragte wieder, ob ich nicht vorbeikommen möchte, er würde ja auch das gleiche für mich tun. er meint, er hat keine kraft und fühlt sich total schlecht, am freitag soll er schon wieder entlassen werden.

ich bin so ratlos, ich würde ihm ja gerne helfen, bin mir aber nicht sicher, ob ich somit für ihn nicht noch alles schlimmer mach...

tut mir leid, dass ich schon wieder so viel schreib, aber ich kann mich im moment auf nichts anderes konzentrieren...

danke noch mal für eure beiträge, a-i.

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Hades36
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Beitrag Fr., 07.12.2007, 11:29

Hallo Anna Isabella!
Du schreibst nicht wie er so ist wenn er alkoholisiert ist oder wie weit sein Alkoholismus schon fortgeschritten ist.Wird er agressiv wenn er betrunken ist und was trinkt er?Es gibt ja verschiedene Arten von Alkoholismus.Ist es schon so weit das er nur harte Getränke (Vodka,Schnaps,etc.) trinkt oder trinkt er Bier und Wein?Denke das das nicht unwesentlich ist für eine Therapie!Bin kein Experte aber kenne so viele Alkoholiker und hab früher auch viel getrunken!Wenn man Schnaps trinkt kann es sogar zu Halluzinationen kommen das ist dann schon extrem!Hat er sich von den Freunden oder die Freunde von ihm distanziert?Es ist ja doch sehr mühselig mit Betrunkenen umzugehen!Es ist schwer dir zu raten was du machen sollst!Auf der einen Seite kann er sich sowieso nur selbst helfen auf der anderen ist es nicht schlecht etwas Hilfe zu haben.Wie gesagt ich weiß nicht wie eure Beziehung war!Am Besten wäre du machst das was für dich am besten ist.Manchmal muss man egoistisch sein es ist ja dein Leben!Du könntest ihn ja besuchen ohne wieder eine Beziehung einzugehen.Ein Besuch verpflichtet dich ja zu nichts!Wünsche dir viel Glück und mach dich nicht selber fertig!Davon hast du am wenigsten!!
Liebe Grüsse Hades 36
Man muss aus den Fehlern anderer lernen,das Leben ist zu kurz um alle Fehler selbst zu machen!!

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marsil
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Beitrag Sa., 08.12.2007, 10:49

Hallo Anna-Isabella,
anna_isabella hat geschrieben: da kommt natürlich schon wieder mitleid und auch traurigkeit bei mir auf,
obwohl ich auch sicher bin, dass ich so nicht mehr weitermachen möchte,
wir haben uns fix getrennt, ja, aber er liebt mich immer noch.
ich hab zwar auch noch gefühle für ihn, aber die negative seite, all diese
erinnernungen und erlebnisse, überwiegen und ich weiß, dass ich so nicht
weitermachen möchte, es nimmt mir kraft und macht mich langsam fertig.
Das würde ich ihm dann auch so vermitteln - und den Kontakt
ansonsten ziemlich reduzieren. Komm erst mal selbst zu Kräften...

Mach Dir vielleicht auch nochmal klar, was genau deine Gefühle
für ihn sind... Würdest Du, wenn er seine negative Seite denn in
den Griff kriegte, dich noch mal auf ihn einlassen? Bist aber vielleicht
noch zu aufgewühlt, um darüber "nüchtern" nachzudenken und
brauchst Zeit, Abstand, und Kraft? - Oder hast du dich bereits
völlig gelöst, und es ist eher das Mitleid, was dich an ihn hält, und
nicht so sehr die Liebe?

Zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich, dass ein weiterer Kontakt
nur dann Sinn macht, wenn du da nen klaren Standpunkt hast.

Besuche, die -mal angenommen- bloß dein Mitgefühl bedienen,
ihm aber den Ansporn nehmen, mit der Therapie fortzufahren
(*du* kümmerst dich ja um ihn...) und ihm gleichzeitig eine falsche
Hoffnung vermitteln, ihr könntet wieder zusammenkommen, würde
ich vermeiden.

LG, Marsil
VIRTVTIS RADIX AMOR

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anna_isabella
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Beitrag Sa., 08.12.2007, 21:09

danke für eure antworten!

er war bis letzten mai ein jahr lang trocken, seitdem trinkt er wieder alle 4 wochen, dann aber gleich 2-3 tage durch, bier und wein und was er sonst noch so in die finger bekommt, dann wieder große krise, bereuen und nach ein paar wochen wieder... er wird nicht aggressiv, eher das gegenteil, total depressiv, beginnt zu weinen und alles ist schlimm.

er hat sich von seinen freunden distanziert, sich immer mehr isoliert bzw. an mich gehalten.

ich hab in diesen alk-momenten viel mitgemacht, ich kann und will mir das nícht mehr antun. ich merke, wie mich das runterzieht und fertig macht. gleichzeitig denke ich aber auch an unsere schönen momente, wir waren einige jahre zusammen und ich empfinde immer noch viel für ihn, aber ich merke auch, dass ich immer weniger energie hab.

ich weiß, dass er mich noch liebt und er meint auch, er wird diesmal ernst machen mit der therapie und dass er um mich kämpfen wird, denn ich bin das wichtigste in seinem leben... ich würd ohm so gerne glauben und glauben, dass er es wirklich schafft und seine alkoholsucht bekämpfen kann. doch diese gewissheit gibt es nun mal leider nicht...

manchmal denk ich, ich bin verrückt: hänge noch so sehr an einer person, die mir gleichzeitig so viel kummer und schmerz bereitet hat....
danke noch mal für eure beiträge, sie helfen mir dabei, einen klareren kopf zu bekommen.
liebe grüße, a-i.

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ikum
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Beitrag So., 09.12.2007, 00:11

hallo anna_isabella,

ich kenne das, diese totale verstrickung in einer beziehung, in der der partner abrutscht, mein ex-freund kokst und nach einem jahr trennen und wieder zusammenkommen bin ich am ende, ausgebrannt, ausgelaugt, depressiv, mein leben ist seit einem jahr bestimmt durch die suchtphasen eines anderen menschen, ich und mein leben vegetieren seit geraumer zeit so dahin und ich kann mich kaum befreien.
vielleicht magst du ja mal in meinem thread nachlesen "beziehung mit einem kokser", zwar sind die ausgangslagen sicher verschieden, unter dem strich geht es vielleicht um änhliches; nicht loslassen können und ausbrennen, leben mit einer ungewissheit über lange zeit, und irgendwie machtlos zusehen, wie nicht nur der partner abrutscht, sondern auch langsam sich eine einstige liebe aufgrund von umständen, die nicht innerhalb deines einflusses liegen, in eine qual verwandelt.
ihr habt euch getrennt, da aufgrund der sucht die beziehung nicht mehr lebbar war. wie du schreibst, ist dir das nicht leichtgefallen, es geschah nicht so sehr aus mangelnder liebe, sondern weil sein trinken so langsam alles andere zerrüttet hat. davor war er ein jahr trocken, das muss phasenweise ja auch wieder gute momente für die beziehung dargestellt haben. aber auch davor muss es ja bereits mal die hölle gewesen sein.
also handelt es sich um eine unglaublich lange zeit, in der du zwischen hoffen und bangen lebst und deien eigenen bedürfnisse ständig hinten anstehen müssen (wie schlimm, diese instabilität) und es gibt derzeit keine wirklich realisitische perspektive, mit diesem mann in absehbarer zeit eine erfüllende beziehung zu führen.
so hast du dich zur trennung durchgerungen und wie durch zauberhand beeinflussen seine probleme dein leben weiter, weil du nicht loslassen kannst.
hast du dir vielleicht schonmal überlegt, dass süchtige menschen (unbewusst) dieses verhalten auch auf ihre partner anwenden und damit (unbewusst) sehr viel leid über diese bringen?
wenn es ihm schlecht geht, sucht er sich erleichterung zu verschaffen, und lässt nicht locker, sei es durch alkohol, sei es durch die kontaktforderungen an dich.
dabei weiss er sehr wohl, dass ihm weder der alkohol noch die eingeforderten kontakte mit dir derzeit weiter bringen, sie verschaffen ihm temporär erleichterung- und ermöglichem ihn, sich nicht mit der eigentlichen situation auseinanderzusetzen (leben und beziehung im arsch aufgrund von alkohol). das ist egoistisch und destruktiv und zieht sehr viel kraft ab, eingesetzt für etwas, was doch irgendwie zu nichts führt als zu weiteren kraftraubenden verstrickungen.
und irgendwie hängt dein leben trotz trennug immer weiter von seinen phasen ab, seien es gute, in denen er sich voller euphorie meldet und da so ein funke hoffnung aufkeimt, oder wie jetzt schlechte.
gleichzeitig wecken solche kontakte, so vernunftgesteuert sie auch sein mögen, in irgendeiner form hoffnungen und alte gefühle, kein wunder, dass ihr nicht loslassen könnt, die verstrickungen werden ja immer grösser dadurch,durch dieses wechselbad,durch das den-anderen-leiden-sehen, sich vielleicht trösten in einer kalten welt, die ja aufgrund der langen leidenszeit für euch beide nicht derzeit soo besonders schön sein kann, aber ihr verstrickt euch immer weiter, er ist zwar der, um den es offensichtlich in einer sehr dramatischen lebenslage geht, aber es ist deine kraft, die seit jahren zusätzlich draufgeht.
wenn du dir darüber klar bist, dass diese trennung aufrechterhalten werden soll, dann muss er lernen, dass du ihm zunächst nicht mehr zur verfügung stehst, nur so kann vielleicht auch er anfangen, sich mit der krankheit auseinanderzusetzen, und anfangen, einzusehen, dass nur er allein sein leben und auch seine sucht in der hand hält. das ist sehr unbequem, und das scheint er immer wieder vermeiden zu wollen.
insofern würde ich mir sehr überlegen, ob du diesen klinikbesuch wirklich machst, einfach nur weil er fordert (natürlich geht es ihm schlecht, das will ich nicht verharmlosen). aber warum machst du das, so aus der lage heraus die du schilderst?
mitleid? in eurer situation ist der wortsinn interessant:
mitleid=du leidest mit... im allerallerwörtlichsten sinne würde ich sagen...
aber ist nicht in diesem falle geteiltes leid doppeltes leid?

und wenn dich der gedanke so quält, dass er allein ist und es ihm schlecht geht, nach fünf jahren müssten doch da beispielsweise noch irgendwelche freunde sein? vielleicht könntest du diese bitten, ein wenig auf ihn zu schauen? auch wenn sie ihm nicht mehr so nahe stehen und so tröstlich sind wie du...aber trennung heisst ja auch, dass er sich so langsam endgültig von dem gedanken verabschieden muss, dass du da bist wenns ihm schlecht geht...und du natürlich auch...

liebe grüsse und ganz viel kraft!

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Juli
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Beitrag So., 09.12.2007, 00:30

Hi!

Du bist sicher nicht verrückt, sondern co-abhängig. Was das heißt, kannst du über Google rausfinden, falls dir das kein Begriff ist. Und ich rate dir dringend (bevor! du eine Entscheidung triffst) das zu tun.

Ich würde dir weiters raten, anstatt ihn, eine Beratungsstelle für Angehörige von Alkoholikern zu besuchen. Dein Mitleid hilft nämlich niemanden.
Mach dich schlau und du wirst sehen, dass du im Grunde "normal" reagierst. Die Sucht eines Partners oder Angehörigen betrifft nie nur ihn selbst und alles was du so beschreibst ist klassisch. Er hat dich mit hinunter gezogen und sein Problem wurde zu deinem.
Aber er muß selbst Verantwortung für sein Leben übernehmen und du für deines.
Ersteres zu lernen ist seine Aufgabe. Letzteres deine.

Solange du für ihn einspringst, hat er keine Chance das zu schaffen und du ebenfalls nicht. (Meine Vorschreiberin hat gut beschrieben warum.)
Im Übrigen kann ich mir gut vorstellen, dass er sich hat einliefern lassen um ein spektakuläres Zeichen zu setzen, um dir vorzugaukeln, dass es ihm ernst ist, mit dem Aufhören. Das Dumme ist nur, dass er meint dich dazu zu brauchen und das ist eben genau das Gegenteil von "Verantwortung für sich übernehmen". Er hängt sie dir um, macht es von dir abhängig. (Da ist es wieder, dieses Wort ...)
Es ist sogar ziemlich egoistisch, denn er macht sich offenbar keine Gedanken über dein Leiden. Dass du dabei psychisch vor die Hunde gehst, scheint er nicht zu sehen. Dass dir die Kraft ausgeht, ist ihm egal. Er hat kein Mitleid. Sein Leiden steht über deinem und wenn du ihn jetzt besuchst, dann bist du meiner Meinung nach auf dem besten Weg, das auch wieder für dich zu übernehmen.

Bitte such dir selbst Hilfe. Dass du die Trennung geschafft hast, ist ein großer Schritt gewesen! Ich denke, wenn du dich jetzt von Mitleid leiten lässt, machst du einen fast ebensogroßen Schritt wieder zurück! Ich denke nicht, dass du noch viel Energie übrig hast, um ihn dann erneut zu gehen und die Spirale dreht sich wieder zurück - abwärts!

Nutze deine noch vorhandene Energie also bitte FÜR DICH!

Ich wünsch dir viel Glück, Mut und Kraft dafür!

LG
Juli

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ikum
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Beitrag So., 09.12.2007, 02:51

hab mir julis beitrag durchgelesen und meinen und mir ist noch was aufgefallen daran...das wird alles nicht neu sein für dich, mit all diesen erwägungen schlägt du dich ja bestimmt schon ein weilchen rum...
eben unter dem nicht unwahrscheinlichen aspekt von juli, dass immer ein teil berechnung, unbewusst oder nicht hinter solchen schüben und einlieferungen zu befürchten ist...
wird zeit, dass DU rauskommst aus dieser spirale...setz dich selbst auf die agenda, ganz oben, du leidest, hast zu all dem trennungsschmerz noch den druck, jemanden im stich zu lassen, bist ausgebrannt, das ist zeichen genug und du bist nicht schuld dran...das weiss dein exfreund auch..auch er wird teilweise schuldgefühle wegen all dem, was du durchmachst haben, krankheit hin oder her, unterm strich muss er sich all das zurechnen lassen...
damit entsteht ein weiteres system der spirale, solange es ihm objektiv (klinik,abbrüche, vielleicht auch irgendwann suiziddrohungen) schlechter (als dir) geht, wird das augenmerk auf ihn gelenkt, und vor diesem dramatischen hintergrund rutscht eine tatsache aus den scheinwerfern: dass nämlich ganz schleichend auch du daran kaputt gehst, wozu er einen nicht unwesentlichen beitrag ganz kontinuierlich leistet...mit seinen trinkexzessen verdrängt er unangenehme gefühle- dazu gehören zu grossen teilen auch schuldgefühle an deiner situation, und nimmt dir damit bis jetzt eine möglichkeit; dich aufzuraffen und ganz egoistisch dich aus dieser situation zu befreien ohne an ihn zu denken oder auf ihn einzugehen
, denn immer, wenn du das versuchst, muss es ihm nur schlechter gehen und schon bekommst du bedenken und überlegst, ob es nicht eine anmassung ist an dich zu denken, während es ihm so schlecht geht...aber wenn wir es schon moralisch betrachten:
sicher ist es ein harter schritt, den anderen "seinem leiden zu überlassen", aber du tust es ja nicht aus gleichgültigkeit, sondern weil du nicht mehr lange kannst, hat also näher betrachtet nichts unmmoralisches...
aber wer mit solchen moralkategorien argumentiert, wie es dein freund tut: der sollte sich dann doch trotz allem elend an die eigene nase fassen, da hat es nämlich in all den jahren so stark an moral gemangelt, dass er sehenden auges sich und dich so versaufen konnte...bei allem verständnis für die entstehungsgründe seiner krankheit und dass er der letzte ist, der das so wollte...hier ist jetzt ganz viel verständnis und sorge für dich an der tagesordnung...

es gibt viele aspekte, unter denen man es sehen kann, aber die richtung ist eindeutig, oder?

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anna_isabella
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Beitrag So., 09.12.2007, 11:30

liebe leute!

vielen dank für eure beiträge und aufmunternden worte. ich hab mir schon gedacht, dass ich co-abhängig bin, wollte es mir bis jetzt nur nicht eingestehen. ich hab mir gleich mal ein paarbücher zu dem thema bestellt und beschlosse, eine therapie zu machen.

ich fing vor einem jahr schon einmal eine an, damals war es auch ganz schlimm, suiziddrohungen inklusive. jetzt wird mir erst klar, dass er mich die ganzen jahre hinweh perfekt einekocht hat, mir immer ein schlechtes gewissen gemacht hat, wenn ich mal nicht mehr konnte. ich bekam dann die vorwürfe, ich müsse doch stärker sein in so einer krisensituation, er war immer nur der arme, der nicht anders konnte. therapie machte er nicht um seiner selbst willen, sondern nur wegen mir.

wenn ich so darüber nachdenke, kommen mir die tränen und ich bin wahnsinnig traurig. traurig, dass die liebe meines lebens (es gab auch immer wieder viele, viele monate ohne alk) durch den alk alles kaputt gemacht hat und ich bin acuh wütend, auf ihn, aber auch auf mich selbst, dass ich so lange mitgemacht hab und nicht die kraft hatte, aus dem teufelskreis auszusteigen.

was ich so über co-abhängigkeit gelesen hab, wird es sicher kein leichter weg für mich werden, aber ich weiß jetzt, dass ich da durch muss.

und ich hab ihn dann übrigens doch besucht, gegen all eure warnungen und jetzt ist mir umso klarer, wie sehr ich noch gefangen bin. als ich ihn so sah, waren die positiven gefühle auf einmal wieder da, ebenso die hoffnung, diesmal wird er es schaffen, er liebt mich auch und will mich zurück.

naja, ich hoffe nur, dass ich diesmal stärker bin und einmal an mich denke...

danke fürs zuhören und noch einen schönen tag, a-i

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comus
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Beiträge: 876

Beitrag So., 09.12.2007, 12:32

Steve de Shazer war ein bekannter Psychotherapeut und Autor und er berichtete mal von folgendem Erlebnis.
Eine Frau die in einer langjährigen Beziehung mit einem Alkoholiker stand kam zu ihm in die Praxis. Sie bat Steve de Shazer ob er ihr dabei behilflich sein würde ihren Mann vom Alkohol wegzubringen. Er willigte nach einem längeren Gespräch ein und so begann die Therapie mit dem alkoholkranken Ehegatten. Und Steve de Shazer schaffte das scheinbar unmögliche der Mann hörte im Laufe der Therapie zum Trinken auf.
Und wisst ihr was dann passierte?
Einige Zeit später ließ sich der Mann von seiner Frau scheiden.
Steve de Shazer brachte dieses Beispiel als seine "größten therapeutischen Misserfolge" da es bei der Zielarbeit ebenso wichtig ist, auf mögliche negative Aspekte zu achten die eintreten könnten wenn ein gewünschtes Ziel erreicht wird. Im allgemeinen wird davon ausgegangen wenn ein Ziel erreicht wird, hätte das nur positive Auswirkungen, jedoch das stimmt nicht (Stichwort "Krankheitsgewinn" etc.)
D.h. Steve de Shazer unterstützte seinen Klienten erfolgreich sein Ziel zu erreichen, die Konsequenzen beachtete er aber zuwenig. Diese Ehe wurde wahrscheinlich durch den Alkohol und die daraus resultierende Co Abhängigkeit getragen, eine "glückliche" Ehe war es nur in dieser Zeit. Als der Mann erstmals "nüchtern" war und wieder selbst handlungsfähig "befreite" er sich vollständig was das Ende der Ehe bedeutete.

Was möchte ich dir @anna_isabella damit sagen, es lässt sich schwer beurteilen was euch noch zusammenhält, wo es Liebe, wo es die Sucht und Co Abhängigkeit ist. Im Zusammenhang mit deinem Ex Freund stellt sich für mich die Frage, kann er dich eher bei sich halten wenn er immer wieder mal rückfällig wird oder wenn er trocken bleibt?
Mein Gefühl dazu ist, die Rückfälle (bzw. es sollte besser als Vorfall nicht als Rückfall bezeichnet werden ) kann er durchaus "kontrolliert" einsetzen um dich weiterhin an ihn zu binden. Das wäre die "umgekehrte" Shazer Geschichte.
Mein Tipp den ich dir geben kann ist, schau dir genau deine Rolle und Funktion an die du in diesem "Spiel" trägst. Vor allem möchte dein Freund seine Helfer (deine Person, Alkohol, etc.) schon loslassen, wo überwiegen die positiven Auswirkungen?

Einen interessanten Link hab ich noch für dich.

LG, comus

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