titus2 hat geschrieben:Meinst du, du kannst für andere Patienten und Therpeuten beurteilen, wann und in welcher Form und unter welchen Umständen Kontakt aufgenommen werden darf?
Meinst du, dass ich das will? Ist mir doch völlig wurscht, was andere Patienten tun. Ich finde es spannend, darüber zu diskutieren, wie man Beziehungen gestalten kann und wo die Grenzen sind bzw. sein könnten. Dass du auf die Idee kommst, ich würde es jemandem vorschreiben (!) wollen, wann er Kontakt aufnimmt, hat wohl mehr mit dir als mit mir zu tun.
Ich schrieb doch nichts von "vorschreiben", sondern "beurteilen". Und das ist ja eine Berurteilung, was du übergriffig findest:
Du müsstest es halt einfach so stehenlassen, dass ich wiederholtes (!) Mailen und Anrufen als Dauerzustand - was per definitionem etwas anderes ist als eine Krise - übergriffig finde. Und es wird dadurch nicht weniger übergriffig, dass der Andere erst mal gezwungen ist, dazu eine Haltung einzunehmen.
Und nun ja... kann ja auch sein, dass dein Therapeut das übergriffig siehst (weiß ich nicht, weißt vielleicht du auch nicht... oder er hat sich schon mal dazu geäußert). Wenn du es ebenfalls übergriffig finden würdest, dann kannst du ja derartige Kontakte unterlassen.
Nur ist es - wie sich hier häufig an den 'Dramen' mitverfolgen lässt - nicht so einfach, dass man sagt: "Solange der Therapeut mir nicht mit dem Rausschmiss droht, ist mein Verhalten erwünscht".
Das habe ich wiederum auch nicht geschrieben oder gemeint, dass ein Therapeut alles toll findet, solange er nicht mit Rausschmiss droht. Ich denke sogar, es gibt tierisch viele Psycho-Macken jenseits von Anrufen oder Mails, die einem Thera auf den Keks gehen können. Aber so what... es ist sein Job mit solchen oder anderen Dramen umzugehen .
Man muss als Patient nicht danach gehen, was vermeintlich gewünschtes Verhalten ist. Verhält man sich inakzeptabel, wird ein Therapeut darauf reagieren.
Das immer nur dem Th. zu überlassen, FÜR den Patienten zu definieren, was erwünscht ist und was unerwünscht ist, finde ich zu einseitig und ich frag mich, ob einen das weiterbringt? Wenn man immer sagt: "Ich mach mal, und wenn es ihm nicht passt, soll er halt meckern".
Kannst du denn immer hellsehen, was erwünscht ist? Das ist doch wohl eher der Punkt. Da kann ich doch nichtmal immer für den Thera mitdenken... und oft muss man das auch nicht (sondern es gibt Menschen, die finden das übergriffig, weil sie sich in der Lage sehen, für sich selbst zu entscheiden und entscheiden zu wollen, wenn etwas an sich herangetragen wird. Denn sie sehen sich als eigenständigen Menschen ). Wenn ich selbst einen Wunsch habe, bin ich so gestrickt, dass ich es als naheliegend finde, denselben zu äußern. Natürlich meine ich damit nicht Wünsche wie "wollen wir uns nicht auf die Couch legen" o.ä. ... also Dinge, die ich der Lebenswahrscheinlichkeit nach als unerfüllbar ansehe äußere ich auch eher nicht.
Wobei: Im Therapiekontext sehe ich das eigentlich noch lockerer: Wenn wirklich jemand persistierend auftretende Wünsche hat (wie auch immer diesselben gelagert sind): Wo sonst sollte man sie ansprechen, wenn nicht in einer Therapie. Wie sagte meine Thera kürzlich: Mir können sie alles sagen (im RL würde ich auch abwägen, wem ich was erzähle).
Und wenn ein Thera befindet, ein Patient agiert manches aus: Ja, mei, mir kommt es so vor als wird den Theras von manchen unterstellt, sie sind damit krass überfordert, damit umgehen zu können.
Zwar sagt mir meine Menschenverstand, wenn ich zu spät komme, ist das eher unerwünscht. Aber bei vielem steckt man doch echt nicht im anderen, sondern kann dann nur retrospektiv sehen, wie die Reaktion ausfällt... oder wie war das, dass bei manchen Patienten die Grenzen zwischen Ich und Du verwischen? Das tun sie in meinen Augen, wenn man glaubt im anderen zu stecken, was dieser für erwünscht oder unerwünscht erachtet.