Wie überbrückt man die Zeit zur nächsten Therapiestunde

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Flunky79
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Wie überbrückt man die Zeit zur nächsten Therapiestunde

Beitrag Di., 22.10.2013, 21:40

Hallochen,
ich hatte heute wieder so eine Stunde bei meiner Therapeutin, wo ich jetzt im Nachhinein zu Hause sitze und denke: Jetzt muss ich über eine Woche warten, bis ich wieder hingehen und an das heutige Gespräch anknüpfen kann, welches für mich erst richtig begann, als die Stunde schon fast um war.
Jetzt muss ich so lange warten, bis ich darüber reden kann was mich heute aufgewühlt hat (das ist ja noch ok - sacken lassen und so..), wo ich mich falsch gesehen fühle und wie heute geschehen, ich durch eine Aussage von der Thera sehr getroffen wurde in meinem Selbstwertgefühl und ich total entmutig nach Hause geschlichen bin.
Ich hab auch niemanden so richtig, mit dem ich sprechen kann.

Kennt Ihr sowas generell und wie geht Ihr damit um?

Viele Grüße
flunky79

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Henrike76
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Beitrag Di., 22.10.2013, 21:45

Hallo flunky79,

ja da könntest Du Dir z.B. ein Notizbuch anlegen.

Genauso könntest Du auch hier allgemeine Dinge ansprechen.
Meine Thera hat mir da sehr oft Hausaufgaben aufgegeben. Vielleicht musst Du das aktiv einfordern.

Total entmutigen sollte er Dich keinesfalls. Das kann nix sein.

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candle.
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Beitrag Di., 22.10.2013, 21:45

Hallo Flunky79!

Magst du erzählen worum es ging? Vielleicht können wir dich ja etwas beruhigen?

Viele Grüße!
candle
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Flunky79
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Beitrag Di., 22.10.2013, 23:31

Danke für die schnellen Antworten.
Ein Notizbuch ist evtl. garnicht schlecht. (Ich habe generell immer Schwierigkeiten in der einen Stunde das anzusprechen, wo ich vorher zuhause immer denke: das musst Du bei der nächsten Sitzung ansprechen...)

Also, wenn ich genauer von heute berichte - ich versuchs mal möglichst nicht zuuu lang:
Ich war die Tage sowieso schon schlecht drauf, Stimmung und Antrieb arg gesenkt. Hab in letzter Zeit versucht, alle Belastungen und Aufgaben auf ein Minimum runter zu fahren - Zeit für Therapie, Yoga, Chor... (bin ebenfalls in der Warteschleife für einen Platz in einer psychosomatischen Klinik)
Letzte Woche gings irgendwie Berg auf, hatte mir vorgenommen wieder aktiver zu werden, nicht die Tage auszusitzen und mir dadurch zu helfen -- zum Yoga gehen, ein kommendes Konzert doch mitzusingen und vorzubereiten, meine Wohnung umräumen und in Schuss bringen - dann am Wochenende wieder eingeknickt und war nun wieder total lahmgelegt und traurig, hilflos und verzweifelt darüber.
Ich habe das heute Berichtet: letzte Woche gut, nach Wochenende schlecht. Was war da am Wochenende? Hab kurz berichtet. Da meine Thera auch Ärztin ist, ist sie ausführlicher auf eine medizinische Sache eingegangen... Auf Schlafstörung, unruhige Träume und meinen Stimmungsabfall am Sonntag und so (leider) nicht so doll...
Dann hat sie noch gesagt, ich soll das mit Yoga nicht übertreiben. Hat sie schonmal gesagt und ich denke immer: Hä?! Yoga ist doch super. 1-3 x die Woche. Nur weil ich von Muskelkater erzäht habe, ist das doch keine Belastung. Fühle mich dadurch immer unterschwellig demotiviert, wo ich doch immer tottraurig bin, wenn ich nicht die Kraft finde, mich aufzuraffen zum Yoga zu gehen.

Dann beendete sie das Thema Wochenende durch eine organisatorische Frage und kam dann zu einem Thema der letzten Stunde, zwei zerbrochene Freundschaften.
Eine dieser ehem. Freundschaften ist inzwischen Schauspielerin - ich selber habe einen künstlerischen Beruf im Theaterbereich, aber hinter der Bühne. Seit 14 Jahren. Habe auch schon einiges erreicht.
Vor Kurzem habe ich erzählt, dass ich durch Interesse am Musical als Teenager die Begeisterung zum Theater allgemein entdeckt hatte und durch eine gewisse Faszination an der Theaterwelt dadurch meinen jetzigen Beruf gewählt habe. Um den Kontaktabbruch zu der langjährigen Freundin zu erklären, sagte meine Thera etwas in die Richtung: Schauspieler, "Künstler" haben ja ein gewisses Charakterbild, sind nicht so für kontinuierliche Kontakte gemacht - Bla Blub - Klischees... nicht weiter wichtig.
Dann sagte sie aber, ich sei da ja eher strukturierter und auch irgendwie "ein bisschen künstlerisch, aber festgelegter"... Ich war da schon irritiert. Und dann beschrieb sie mich, um mir halt meinen charakterlichen Unterschied zu den "Künstlern" deutlicher zu machen, als den "Theaterfan", der auch ein bisschen in die Theaterwelt schnuppert.
Das hat mich so getroffen, wie sie mich da sieht.
Ich musste damals so kämpfen, in meinen Beruf zu kommen und halt die Seite zu wechseln vom Theaterliebhaber zum Theaterprofi, und dadurch mich auch künstlerisch entfalten zu können... Ich habe mich in dem Moment total reduziert gefühlt. Meine Vita, meine Arbeit, alles wurscht - ich bin vom Charakter her halt keine Künstlerin, so wie die anderen halt.
Aber das ist ja gerade mein Problem: ich bin gerade nicht so, wie ich eigentlich bin. Aus "strukturiert" und dadurch (emotional) eingeängt will ich ja gerade heraus, wieder leben, fühlen und mich halt auch künstlerisch ausdrücken.

Weiß nicht, ob das einigermaßen verständlich ist, aber durch dieses "nicht so viel Yoga"-Ding und die Art, wie sie mich sieht, war ich dann total demotiviert, verunsichtert, niedergeschlagen.
(Jetzt ist es doch lang geworden - Sorry!)

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Tränen-reich
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Beitrag Di., 22.10.2013, 23:43

Hallo,

ich bin neu hier, lese aber in diesem Fourm schon seit min. einem Jahr still mit.

Das ist genau das, womit ich oft zu tun hatte.... wobei....die Situation, die du beschrieben hast, hatte ich heute auch in meiner Sitzung. Was also tun, um bis zur nächsten Sitzung zu überleben?

Ich habe, wie Henrike76 schon vorgeschlagen, mir vor geraumer Zeit ein Notizbüchlein geholt, wo ich alles sofort eintrage, was ich aus der Sitzung mit rausgeschleppt habe und zur nächsten reinschleppen möchte und was noch nachkommt bis zum Abend.
Wenn es sehr drückt und ich mich auch getroffen fühle, die Stunde aber rum ist und ich nicht mehr reden kann hatte ich angefangen, imaginäre Mails an meine Therapeutin zu schreiben, eine Art Therapie-Tagebuch. Mittlerweile darf ich die Mails auch abschicken, nachdem ich daraus ein Endlos-Thema gemacht hatte. Also schreiben hilft mir sehr.
Angefangen hatte es einfach nur damit, dass ich erstmals nur das Überbrückungsproblem mal angesprochen hatte. ja, únd nach und nach kam dann der Mittelweg zustande, doch das hat auch ein bisschen gedauert. Sie hat zwar Grenzen gesetzt, aber mit denen kann ich super leben.

Wie lange machst du schon eine Therapie?
Es ist auch immer sehr individuell. Meine Thera würde sehr viel für mein Vertrauen tun....und es ist weiß Gott nicht leicht mit mir.... Es kann durchaus sein - und wurde hier auch schon erwähnt - dass das aktiv von dir eingefordert werden könnte....Mut, Vertrauen, Wünsche äußern können... das habe ich als Übung genommen und mich da rangetastet. Das ergibt sich irgendwie...finde ich und hat auch mit eigenen persönlichen Interessen zu tun. Ich schreibe schon von Hause sehr gerne....daher passte es.
Ansonsten habe ich hier viel mitgelesen.

Hoffe, ich konnte dir ein Stück helfen.

PS. hab jetzt deinen letzten Beitrag nicht mehr lesen können, hol ich nach...

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candle.
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 00:03

Hallo Flunky79!

Das kann ich gut verstehen, dass du dich da reduziert siehst. Im Grunde ist aber die Therapeutin reduziert in ihrem Blick, weil sie sich ja nicht auskennt. Sie sitzt da wirklich einem Klischee auf, denke ich, also würde ich das einfach mal rein menschlich betrachten. Ich denke nämlich nicht, dass jeder Künstler unstrukturiert ist und hoch emotional. Meine Berufung ist auch etwas sonderbar für die Allgemeinheit, ich backe mir da mittlerweile ein Ei drauf über die Klischees, die mir dann so entgegen schlagen.

Was mit deinem Yoga ist, vermag ich nicht zu beurteilen, allerdings wäre das für mich doch eher ein einmal wöchentlicher Punkt, den ich so betreiben würde. Mehrmals gehen solche Dinge dann schon eher in Richtung Leistungssport oder aber in die selbstverletzende Richtung- so will ich das mal vorsichtig ausdrücken. Insgesamt neben der Arbeit bewältigst du dann doch schon ein ganz ordentliches Pensum.

Viele Grüße!
candle
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Miesel
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 05:44

Ja, das geht mir fast jedes mal und es entmutigt mich manchmal, dass die nächste Stunde auch wieder nur 50 Minuten hat. Bis ich richtig warm werde, ist die Stunde vorbei und ich fühl mich wieder total aufgewühlt.

Was mir hilft ist schreiben. Einfach aufschreiben was mich bewegt.

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Kekse
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 08:14

Flunky79 hat geschrieben: Schauspieler, "Künstler" haben ja ein gewisses Charakterbild, sind nicht so für kontinuierliche Kontakte gemacht - Bla Blub - Klischees... nicht weiter wichtig.
Dann sagte sie aber, ich sei da ja eher strukturierter und auch irgendwie "ein bisschen künstlerisch, aber festgelegter"... Ich war da schon irritiert. Und dann beschrieb sie mich, um mir halt meinen charakterlichen Unterschied zu den "Künstlern" deutlicher zu machen, als den "Theaterfan", der auch ein bisschen in die Theaterwelt schnuppert.
Das hat mich so getroffen, wie sie mich da sieht.
Ich musste damals so kämpfen, in meinen Beruf zu kommen und halt die Seite zu wechseln vom Theaterliebhaber zum Theaterprofi, und dadurch mich auch künstlerisch entfalten zu können... Ich habe mich in dem Moment total reduziert gefühlt. Meine Vita, meine Arbeit, alles wurscht - ich bin vom Charakter her halt keine Künstlerin, so wie die anderen halt.
In diesen Punkt kann ich dich ja so gut verstehen! Das sind totale Klischees, die sie da auffährt. Da brauchst du mal gar nichts drauf zu geben. Solche Aussagen haben mich früher auch völlig verunsichert. Ich zumindest habe mir mein eigenes creativ sein noch nicht zugetraut - zumindest noch nicht ganz- und dann kommt sowas...
Es ist doch erstaunlich wie viele Menschen Vorurteile in Bezug aufs "Künstler" sein haben. Das sind aber deren Probleme, nicht deine.

Im übrigen sind solche Kommentare mittlerweile komplett aus meinem Leben verschwunden.
Sobald man das gar nicht mehr zu Debatte stellt, einfach sagt, ich bin das und das, verstummen diese Leute.
Es ist mir ganz wichtig dir in diesem Punkt Mut zuzusprechen. Einfach weitermachen und sich nicht von solchen Kommentaren abhalten lassen!


leberblümchen
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 08:15

Flunky, ich denke, man kann da unterscheiden zwischen dem allgmeinen Gefühl, dass die Zeit bis zur nächsten Stunde (subjektiv oder objektiv) zu lang ist auf der einen Seite - und auf der anderen Seite dem Gefühl, dass etwas Bestimmtes in der Stunde dich besonders irritiert hat.

Wenn es ein allgemeines Vermissen ist, würde ich das ansprechen (eventuell kann man die Frequenz erhöhen, was allerdings nach meiner Erfahrung das Problem nur scheinbar löst...). Ein Therapietagebuch führen ja viele Patienten; ich finde das nicht nur nützlich, sondern auch schön, was die Erinnerung an diese Zeit betrifft.

Im Grunde genommen läuft es aber darauf hinaus, sich vom Erleben in den Stunden nicht umwerfen zu lassen, sondern es zu bewahren. Ich glaube, das kann man auch lernen - denn ich persönlich halte nichts davon, das Problem mit regelmäßigen Mails lösen zu wollen. Dabei lernst du ja nichts. Du lernst nur, deinen eigenen Frust, deine eigenen Sehnsüchte und Hoffnungen jederzeit (wie praktisch) beim Anderen abzuladen. Manchmal geht es nicht anders, aber eine richtige Option wäre das für mich nicht.

Etwas Anderes ist es meiner Meinung nach, wenn du nach einer bestimmten Stunde ein bestimmtes Problem hast: wenn du das Gefühl hast: "Irgendwas ist hier gerade mächtig schiefgelaufen und es nagt an mir und ich möchte das nicht eine Woche mit mir rumtragen!" - dann spricht doch nichts dagegen, sie anzurufen oder ihr zu schreiben.

Ich hab das in zwei Jahren dreimal so gehandhabt: Einmal hab ich einen Brief geschrieben (Mail gibt's bei uns nicht), und zweimal hab ich angerufen: einmal, um mich für mein Verhalten zu entschuldigen und einmal, um mich für etwas besonders Hilfreiches zu bedanken. Und ich hatte jedes Mal dieses drängende Gefühl, dass es nicht warten kann!

Vielleicht kannst du das für dich also noch mal differenzieren, ob etwas wirklich akut belastend für dich ist oder ob es ein grundsätzliches Gefühl ist, dass die Zeit zwischen den Stunden zu lang ist?

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ichbins(nur)
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 13:07

Ich kann mich leberblümchen da nur anschließen.

Therapietagebuch finde ich sehr gut und sehr hilfreich. Wenn mir die Zeit zwischen zwei Terminen (gefühlt) gar zu lang wird, weil mir etwas sehr wichtig ist oder ich glaube, dass etwas schiefgelaufen ist, dann schreibe ich mir das alles auf, notfalls auch mehrmals und immer wieder, bis ich es aus dem Kopf draußen habe. Dann drucke ich es aus und habe es auf Papier. Das lese ich vor der nächsten Stunde nochmal und mache mir davon dann eine Zusammenfassung, entweder kurz handschriftlich oder im Kopf. Und das nehme ich dann in die nächste Stunde mit rein.

Auf die Idee, meinem T eine Mail zu schreiben oder ihn anzurufen, käme ich nicht. Wie leberblümchen schon schrieb, geht es darum, zu lernen, "auf eigenen Füßen zu stehen". Die Therapie soll lediglich stabilisieren und ein wenig "heilen", was denn überhaupt zu heilen geht (im Wortsinn). Sie soll einem helfen, dass man selber besser zurechtkommt. Vor dem Hintergrund ist es eine gute Übung, dass man zwischen zwei Terminen manchmal eine längere Pause hat. Sage ich, weil ich solche Phasen schon selbst hatte, glaubte, das niemals zu überleben - und es dann letztlich (natürlich) doch überlebt habe. Versuch es positiv zu sehen.

Wegen der Auffassung, die sie zu haben scheint: entweder hat sie zu wenig Info über dich oder aber sie wollte dich vielleicht bewusst aus der Reserve locken? Ich würde sie jedenfalls konkret darauf ansprechen, was ihre Aussage mit dir gemacht hat. Nur wenn du es ihr sagst, wirst du erfahren, was wirklich ihre Intention war.

Und dass man Sport auch übertreiben kann, selbst wenn man ihn gerne macht - natürlich ist das möglich, von daher stimme ich ihr da zu. Dir geht es ohnehin nicht gut, dein Körper zeigt bestimmte Anzeichen... Da kann es manchmal sogar kontraproduktiv sein, (zuviel) Yoga zu machen.
[center]Wie können wir wissen, wer wir sind,
wenn wir nicht wagen,
was in uns steckt?
(Paulo Coelho)[/center]


Tränen-reich
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 13:53

ichbins(nur) hat geschrieben:....meinem T eine Mail zu schreiben oder ihn anzurufen, käme ich nicht. Wie leberblümchen schon schrieb, geht es darum, zu lernen, "auf eigenen Füßen zu stehen".
Also, das mit dem Mails schreiben ist ganz sicher nicht der Lernprozess. Ein drückendes Gefühl, das in der Sitzung nicht mehr angesprochen werden konnte, kann schon belastend sein und eine Mail kann als Strohhalm genutzt werden. Es kann allerdings nicht die Regel sein, es gibt halt auch gewisse Grenzen.

Das hat aber nichts damit zu tun, dass man dadurch nicht lernt auf eigenen Füßen zu stehen. Es kommt vielleicht ein Stück weit darauf an, in welcher Phase man sich in der Therapie befindet. Ich kann erst lernen, wenn ich aufgedeckt habe und dazu brauche ich wiederum Vertrauen und/oder Halt...was auch immer es für jeden einzlnen sein mag.

"Hilfsmittel" wie Mails oder Anrufe können nur in der eigenen therapeutischen Beziehung geklärt werden. Manche Theras machen das ganz einfach nicht, andere lassen es teilweise zu, andere sind da offen. Man muss halt gucken, was man sich selbst wünscht und was möglich ist. Das ist Ausprobieren in der therapeutischen Beziehung wie auch im echten Leben. Das ist immer alles sehr individuell (für beide Seiten) und jeder pickt für sich, für seinen eigenen momentanen Zustand das Richtige raus. Ein Therapeut, der sich darauf auch einlässt, kann es evtl. für förderlich halten, dass das Vertrauen wächst....und der Patient hört mit der E-Mail-Schreiberei von allein auf... alles ist möglich im Leben und manchmal geht man auch ein paar Umwege... Fakt ist, es gibt da für mich keine Maßstäbe, die Therapie ist so individuell wie der Mensch selbst.

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Calzone
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 14:00

Ohne jetzt zu sehr auf den konkreten Fall einzugehen, nur ein kurzer Erfahrungsbericht von mir. Mir hat es tatsächlich geholfen mir Notizen zu machen. Habe immer ein kleines Notizbuch dabei gehabt, oder manchmal schnell was aufs Handy gesprochen. Manchmal auch Listen oder kurze Mindmaps um meine Gedanken zu ordnen.

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Flunky79
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 14:09

Danke Euch allen für Eure Nachrichten! Die Einschätzungen und Tipps haben schon geholfen und mich wieder etwas beruhigt!
candle. hat geschrieben: Das kann ich gut verstehen, dass du dich da reduziert siehst. Im Grunde ist aber die Therapeutin reduziert in ihrem Blick, weil sie sich ja nicht auskennt. Sie sitzt da wirklich einem Klischee auf, denke ich, also würde ich das einfach mal rein menschlich betrachten. Ich denke nämlich nicht, dass jeder Künstler unstrukturiert ist und hoch emotional. Meine Berufung ist auch etwas sonderbar für die Allgemeinheit, ich backe mir da mittlerweile ein Ei drauf über die Klischees, die mir dann so entgegen schlagen.
Kekse hat geschrieben: In diesen Punkt kann ich dich ja so gut verstehen! Das sind totale Klischees, die sie da auffährt. Da brauchst du mal gar nichts drauf zu geben. Solche Aussagen haben mich früher auch völlig verunsichert. Ich zumindest habe mir mein eigenes creativ sein noch nicht zugetraut - zumindest noch nicht ganz- und dann kommt sowas...
Es ist doch erstaunlich wie viele Menschen Vorurteile in Bezug aufs "Künstler" sein haben. Das sind aber deren Probleme, nicht deine.

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@ candle und Kekse:
Danke, das beruhigt mich wieder etwas. Wenn ich nicht gerade in so einer Krise wäre, deshalb gehe ich ja auch zur Therapie , dann hätte mich das vielleicht nicht so getroffen und ich hätte mir da das Ei drauf pellen können. Aber meine Therapeutin hat direkt, durch ihre klischeebeladene Einschätzung, einen Wunden Punkt getroffen und es hat mich halt getroffen, dass diese z.Zt. für mich wichtige Vertrauensperson mich so sieht.
Ich kann gerade so dirket auch nicht sehen, dass Sie da etwas anstoßen oder aufrütteln wollte, da sie es in ihrer ruhigen "na, jetzt hören sie ruhig mal darauf, wie ich die Lage einschätze und nehmen mal eine andere Sichtweise an"-Art gesagt hat.
Hm, da es für mich gerade auch darum geht, aus mir heraus zu kommen, Ängste und Denkmuster abzulegen, mir nicht mehr im Weg zu stehen und so zu werden, wie ich eigentlich bin, da war das halt total demotivierend und hat eher das bedient, was ich doch eigentlich in mir selber abschalten will.
Nun ja...
candle. hat geschrieben: Was mit deinem Yoga ist, vermag ich nicht zu beurteilen, allerdings wäre das für mich doch eher ein einmal wöchentlicher Punkt, den ich so betreiben würde. Mehrmals gehen solche Dinge dann schon eher in Richtung Leistungssport oder aber in die selbstverletzende Richtung- so will ich das mal vorsichtig ausdrücken. Insgesamt neben der Arbeit bewältigst du dann doch schon ein ganz ordentliches Pensum.
@ candle:
Ich bin heute früh gleich zum Yoga ... ich habe mir gedacht: jetzt erst recht.
Zur Erklärung: ich war zuletzt letzten Donnerstag und habe mir eigentlich vorgenommen auf alle Fälle 2x die Woche zu gehen. Ich arbeite gerade nicht, bin krank geschrieben und wenn es mir schlecht geht, dann hocke ich zu Hause und habe nicht die Kraft z.B. ins Yoga-Studio zu gehen und fühle mich der Depri-Phase total ausgeliefert. Deshalb ist Yoga super. Dort hin gehen, aktiv werden... Heute war ich da, habe etwas für mich getan, war unter Leuten. Man lernt dort Achtsamkeit gegenüber sich selbst und bekommt Kraft durch die Yogapraxis. Bin danach ein anderer Mensch.
Leider lasse ich mich, trotz meiner eigentlichen Überzeugung, von der Aussage meiner Thera da runterziehen. Heute früh dort hinzugehen war ein Kraftakt und ich bin halt irritiert, dass sie mich nicht ermutigt, das zu machen, sondern eher das Gegenteil der Fall ist.
Morgen gehe ich wieder hin, da ich heute Energie getankt habe und der Tag gut läuft und ich das versuche weiter zu tragen.

Viele Grüße in die Runde
Flunky79

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candle.
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 14:14

Nur mal als Verständnisfrage: Yoga ist super, aber du bist krankgeschrieben? Ich bringe das jetzt nicht zusammen, wenn man depressiv ist, dass das Eine geht, das Andere dann nicht? Gibt es Probleme auf der Arbeit?

candle
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Beitrag Mi., 23.10.2013, 14:24

@ candle: Ich bin Freiberufler und in der Warteschleife auf einen Platz in einer psychosomatischen Klinik. Und ja, Yoga und Alltag kriege ich dann immer mal hin im Gegensatz zum normalen Hardcore-Arbeiten, was ich oft monatelang habe, und wonach ich immer wieder zusammenbreche oder mich durchquäle. Um das mal auf Dauer zu verbessern, ist es gerade so wie es ist. Mach ich irgendwas falsch?

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