Schwer depressiv - wie mit Freunden umgehen?

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karabug
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Schwer depressiv - wie mit Freunden umgehen?

Beitrag Fr., 18.04.2014, 15:39

Liebe alle hier

Ich grüble gerade darüber nach, wie ich, wenn ich alle Hoffnung verloren habe, mit meinen Freunden fair umgehen soll.
Ich bin seit Jahren schwer depressiv, war lange in Behandlung und habe nun einen neuen Anlauf genommen. Ich habe mein Studium nun dieses Semester nicht mehr geschafft und werde keinen Abschluss erreichen, oder wenn, erst nächstes Jahr, vielleicht. Mir geht es sehr mies und ich habe seit einem Jahr keine Hoffnung mehr, dass sich irgendwann was grundsätzlich ändert. Auch aus Erfahrung.

Nun ist es so, dass wenn man ja selbst keine Zuversicht mehr hat und glaubt, nichts hilft mehr, einem nichts mehr helfen kann.
Und da kommen meine Freunde ins Spiel. Sie verschwenden nur ihre Energie an mich, wenn sie was für mich tun. Ich finde es zwar schön und schätze es, und es geht mir dann einen Tag lang besser. Aber ich kann ihnen nichts zurück geben. Und ich glaube, am Ende werden sie sagen: "es war vertane Zeit, sie hat sich keinen Ratschlag angehört, geschweige denn umgesetzt", und werden frustriert sein.

Darf ich ihnen sagen, dass sie sich keine Mühe mehr geben sollen?
Und wenn, wie mache ich es, dass sie mir glauben?
Dass sie verstehen, dass es keine vorübergehende Phase ist?

Ich wäre euch so dankbar, wenn ihr eure Erfahrungen teilt ...

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panta
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Beitrag Fr., 18.04.2014, 15:46

Hi karabug,

tatsächlich finde ich dass Depressionen etwas "egozentrisches" haben, alles dreht sich nur um einen selbst, alles andere wird unwichtig, man versinkt in Selbstmitleid, in Lethargie usw. usf......
Ich hasse das und ehrlich gesagt distanziere ich mich auch von solchen "Energiesaugern", denn wie du es beschreibst nehme ich es auch wahr, man gibt und gibt und gibt und bekommt doch nichts zurück.... Nichtsdestotrotz ist es eine Erkrankung, die man sich nicht ausgesucht hat. Manche Menschen können das auch so sehen (mir fällt es schwer und ich distanziere mich lieber) und haben Verständnis. Vielleicht fragst du einfach mal nach wie deine Freunde das sehen? Ich kenne in meinem Umfeld Menschen die nicht solch ein Problem mit depressiven Menschen haben wie ich. Ich glaube wenn man in der Lage ist sich gut abzugrenzen geht das auch, doch mir persönlich fällt das schwer und ich ziehe mich lieber zurück.

Kommt jetzt halt drauf an wie dein Freundeskreis "tickt", frag doch einfach mal.....
LG

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karabug
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Beitrag Fr., 18.04.2014, 16:32

Vielen Dank für deinen Rat, panta (y)

Genau nach so einem Tipp habe ich gesucht: ehrlich, realistisch und umsetzbar. Denn es ist nicht hilfreich, zu hören: "Ja Freunde sind nur Freunde wenn sie sich immer um dich kümmern", denn so viel kann niemand geben.

Das einfachste ist wirklich, sie zu fragen. Werde ich tun.

Alles Gute und nochmals danke.

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panta
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Beiträge: 194

Beitrag Fr., 18.04.2014, 16:41

Gern geschehen, und dir wünsche ich, dass du einen Weg aus der Erkrankung findest und dass es auch Menschen in deinem Umfeld gibt die dich trotz deiner Erkrankung begleiten werden. Viel Kraft und Liebe Grüße !

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Lukas86
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Beitrag So., 20.04.2014, 17:10

panta hat geschrieben:Hi karabug,

tatsächlich finde ich dass Depressionen etwas "egozentrisches" haben, alles dreht sich nur um einen selbst, alles andere wird unwichtig, man versinkt in Selbstmitleid, in Lethargie usw. usf......
Ich hasse das und ehrlich gesagt distanziere ich mich auch von solchen "Energiesaugern", denn wie du es beschreibst nehme ich es auch wahr, man gibt und gibt und gibt und bekommt doch nichts zurück....
Meinst du Freunde die depressiv sind rauben dir deine Energie, weil sie auf deine viele Hilfestellungen nicht reagieren ?

Ansonst kann ich mich dir anschließen - einfach offen Fragen =)

Karabug, würdest denn du das selbige leisten für einen Freund - frag dich mal so rum =)


Lg Lukas

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panta
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Beitrag So., 20.04.2014, 17:22

@Lukas, es geht ja nicht um Hilfestellungen, ich weiß, dass an einer Depression Erkrankter zwar "will, aber nicht kann". Aber aus eigener Erfahrung ist es halt oft so, dass mich diese "Stimmung" total runterzieht, auslaugt, müde macht und ich kann das nur "bedingt" ertragen.
Es geht ja nicht darum jemandem der traurig ist beizustehen und Trost zu spenden, und auch nicht darum mit jemandem Probleme zu wälzen und nach Lösungen zu suchen, sondern im Prinzip geht es als Freund nur darum diese " Dunkelheit, diese Hoffnungslosigkeit" auszuhalten und beizustehen, aber mir gelingt das nur sehr kurz, ich finde diese Erkrankung wirklich unglaublich schlimm, sowohl für den Betroffenen als auch für das Umfeld und würde mich an einer Depression erkrankter fragen wie sich das mit unserem Kontakt weiterentwickelt würde ich ganz genau seine Erwartungen und wünsche mit meinen Möglichkeiten abgleichen.

LG

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sandrin
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Beitrag So., 20.04.2014, 18:09

Bei mir ist es z. B. umgekehrt. Ich verschließe mich völlig, weil ich eben andere nicht belasten will. Von daher finde ich die These, Depressionen hätten etwas "Egozentrisches" (diesen Begriff finde ich Depressiven gegenüber auch ganz schön krass!) mehr als gewagt. Es gibt Leute mit Selbstmitleid. Es gibt aber auch viele, die sich nicht öffnen. Das sind dann die Suizide, bei denen man sich fragt, warum keiner was gemerkt hat.

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panta
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Beitrag So., 20.04.2014, 18:24

@sandrin, über einen Kamm scheren lassen sich sicher nicht alle an einer Depression erkrankten....ich berichte hier nur von meinen persönlichen Erfahrungen und auch meinen beruflichen. Es ist ein sehr schwieriges komplexes Krankheitsbild und es gibt sicher Menschen die können mit dieser Erkrankung "besser" umgehen als ich es kann.
Für mich hat es absolut etwas egozentrisches, wenn sich das ganze Leben ab einem gewissen Punkt nur noch um das eigene Leid dreht, ob man dies nun nach außen kommuniziert oder auch nicht spielt dabei keine Rolle, Egozentrik ist ein Merkmal der Erkrankung und hat mit Selbstmitleid nichts zu tun.

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sandrin
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Beitrag So., 20.04.2014, 18:45

Tja, wäre schön, wenn ich mich mal um mich drehen würde, dummerweise dreht sich bei mir nämlich immer nur alles um das Wohl der anderen. Und so geht es vielen anderen Depressiven auch, wenn auch nicht allen. Gerade das prädisponiert ja die Entstehung von Depressionen in vielen Fällen.

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panta
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Beitrag So., 20.04.2014, 18:58

@sandrin, ich möchte mich nicht mit dir streiten, vielleicht können wir einfach unsere jeweiligen Wahrnehmungen/ Erfahrungen nebeneinander stehen lassen?
Der TE hat offensichtlich geholfen was ich geschrieben habe und jemanden zu fragen was für einen geht und was nicht, ist sicher immer eine gute Idee....schöne Ostertage dir!

LG

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sandrin
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Beitrag So., 20.04.2014, 19:04

Schon klar. Dein Rat an sie war ja richtig. Oftmals hilft es wirklich, wenn man einfach mal fragt, wie das ankommt.

Ich find solche Formulierungen halt nur schwierig, weil man gerade Depressive mit solchen Beurteilungen oft ziemlich niedermachen kann. Wie das bei der TE ist, keine Ahnung. Sie wirkte aber auf mich schon sehr resigniert.

Dir auch frohe Ostern!

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karabug
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Beitrag Mo., 21.04.2014, 00:58

Liebe sandrin, lieber Lukas86 und liebe panta

Ich find's total super, dass daraus so eine fruchtbare Diskussion entstanden ist! Danke euch allen. Danke, dass ihr da seid.

@Lukas86: Perspektivenwechsel - logo. Danke für den Tipp.

@sandrin: Ja, darin hast du auch Recht. Am Anfang merkt man die seelische Erschöpfung und Müdigkeit nicht, sie kommt so langsam hereingeschlichen, ist unfassbar und unverständlich. Man will niemanden damit belasten und hat auch weder Zeit noch Raum noch Energie, genau hinzuhören.
Was mich betrifft, ich bin in der glücklichen Lage, für niemanden sorgen zu müssen, und die Hemmung "ich kann mich doch so niemandem zeigen" hinter mir gelassen zu haben. Ich gehe - im privaten Freundeskreis - ehrlich damit um, wie's mir geht.

Aber Freunde sind halt zu kostbar, um ihre Grenzen und Möglichkeiten nicht auch einzubeziehen. Und sie sind keine Therapeuten, keine Wegweiser hinaus. Können sie nicht sein. Also besser eben keine überzogenen Hoffnungen an sie haben, auch wenn's manchmal verlockend wäre, in jemanden einen "Retter" oder "Lichtbringer" zu sehen.

Es liegt völlig drin, sich mal von 'ner guten Freundin bekochen zu lassen, sich einen Abend lang bei Kaffee alles von der Seele zu reden, etc. Aber halt ohne, dass man sich allein darauf stützen muss und hofft, das ist alles, was man für den Weg aus der Depression braucht. Und das Übelste ist wohl, wenn sich die Freundin dafür verantwortlich fühlt, dass es einem besser geht. Kann nur scheitern. Von diesem "sich nur darauf stützen" handelt dieser Thread eigentlich.

@panta: und deswegen fand dein Tipp so gut!

Was mir allerdings auch eine riesige Hilfe ist, ist jemanden kennen zu lernen, die auch Depressionen hatte, sich sehr genau einfühlen konnte und mir tausend hilfreiche Tipps zu Therapien, der Natur einer Depression etc. gab. Die immer wieder im richtigen Moment pushte.

Genug geschrieben. Eine gute Woche euch allen und lasst euch nicht unterkriegen!
Eure karabug

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