eine Analyse beenden - was ist/war für euch wichtig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Peonia
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Beitrag Mo., 19.05.2014, 09:49

Hallo Krang2,

was ist denn für Dich lang und was kurz? Und mit welcher Frequenz möchtest Du Deine Stunden machen?
Meine Analyse hat 2 Jahre gedauert, eigentlich mit 3 Stunden pro Woche, von denen aber viele ausgefallen sind, weil ich mich beruflich oft in der Weltgeschichte herumtreibe.
Im Vorfeld kannst Du das nur auf Dich zukommen lassen. Du weisst ja nicht wie lange Du brauchst.

Peonia

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Herzeleide
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Beitrag Di., 20.05.2014, 23:12

Widow hat geschrieben:
Herzeleide hat geschrieben:Jede Analysandin kann hier nur ihre persönliche Geschichte erzählen, Vergleichbares gibt es kaum.

Soweit ich sehe, liebe Herzeleide, ist das hier bereits widerlegt worden.
Mag sein, ich erkenne das nicht. Habe ich leider bei wiederholtem Lesen des "Hier" so gar nicht gefunden.

Die Frage kann sich nun bei "Verlust" und/oder "Geschenk" aufhalten - je länger der Abschied her ist, desto mehr verstehe ich, was ich damals gar nicht verstehen konnte: dass es nötig war, dieses Erbe auf eigene Füße zu stellen und dabei immer gefahrloser vergessen zu können, von wem man das Erbe hat. Ich weiß es nicht genau, aber meine Ahnung ist, dass es ein Unterschied ist, WEN man verliert - der Schmerz mag ähnlich sein, aber das, wozu er wird, unterscheidet sich doch.
Peonia hat geschrieben:Ich halte es für einen großen Liebesbeweis - oder wenn keine Liebe da ist - eine Möglichkeit, seinen Respekt zu zeigen, wenn man das letzte Treffen in einem für beide Seiten angemessenen Rahmen gestaltet. Wie der dann aussieht, muss man sich überlegen. Mit Abhängigkeit oder Regression hat das aus meiner Sicht nichts zu tun, wohl mit Reife.


Peonia, in meinem Fall existierten da komplett unterschiedliche Vorstellungen über einen "angemessenen" Rahmen. Einen "für beide Seiten" gab es nicht, konnte es nicht geben, weil ich vom Schmerz auch gelähmt und überschwemmt war, von großer Angst. Ich wollte also tatsächlich festhalten, auch mit einem "Ding", dem Geschenk, festhalten. Der Mensch hinter meiner Couch wollte gar keinen "Rahmen", weil er auch sonst ein Orthodoxer war, außer Analyse gab es eben nichts. Auch nicht in der letzten Stunde. Also gibt es auch keinen Kontakt mehr, bis auf einmal in den vier Jahren, drei Sätze Email. Das war (und ist es bestimmt noch) von der Seite dieses Menschen aus tiefe Überzeugung, dass dies die wirklich ehrliche Art und Weise ist, die enge Begegnung der Analyse wieder zu lösen und eine Lösung auch zu ermöglichen.

Wie gesagt, für mich entfernt sich das Ende immer mehr von den emotionalen Aspekten und ich komme dahin, mir selbst nehmen zu können, was ich gelernt habe auf meiner Couch.

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Krang2
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Beitrag Di., 20.05.2014, 23:27

Die Länge der Therapie muß auch in Relation zum Behandlungserfolg gesetzt werden. Wenn ich z.B. meine Freundin so anschaue....Verhaltenstherapie, Analysetherapie, Tagesklinik, Folgetherapie, Beratungen...und dann vorher - nachher vergleiche, bin ich schon schockiert.
Kurz wären 40 Stunden, doch das ist unrealistisch für eine Analysetherapie, oder?


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ziegenkind
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Beitrag Mi., 21.05.2014, 07:53

glaubst du wirklich, krang, die rechnung geht auf, lange therapie=scheitern der therapie, kurze therapie=erfolg? ich hab auch mal so gedacht ich hab mal gedacht, ich mach die analyse in der häfte der geplanten 300 stunden. und jetzt sind es mehr als doppelt so viele.

ich glaube, das ist komplizierter. kurze therapien können scheitern, lange therapien können scheitern. es gibt keine garantie dafür, dass es funktioniert. therapie ist ein ungeheuer kriesenanfälliges unternehmen.

und: wenn es noch nicht gut ist, dann ist es vielleicht noch nicht zu ende. bei mir ist es jetzt seit einiger zeit gut und daran merke ich, es geht zu ende.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Krang2
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Beitrag Mi., 21.05.2014, 08:18

@Ziegenkind,
um genauer zu sein, ich würde den Quotienten aus Zeitaufwand und Therapieerfolg bilden.


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ziegenkind
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Beitrag Mi., 21.05.2014, 10:07

wofür ist das wichtig? gegenüber welchem buchhalter musst du dich rechtfertigen? mach das nicht v.a. dann sinn, wenn die therapie als nervig, anstrengend und/oder langweilig erlebt wird? und ist dann nicht eh schon alles auf scheitern programmiert, will heißen hinweis auf nichts wie weg da?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Krang2
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Beitrag Mo., 26.05.2014, 07:24

Anstrengung muß schon sein, daher sind deine Adjektive kein Ausschlußkriterium für mich. Ich habe aber in meinem Leben schon zu oft zuviel Zeit und Aufwand verplempert, und das Ergebnis hat sich einfach nicht gelohnt. Buchhaltung auch im Leben finde ich schon ab und zu sinnvoll.

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Peonia
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Beitrag Mo., 26.05.2014, 07:34

Peonia, in meinem Fall existierten da komplett unterschiedliche Vorstellungen über einen "angemessenen" Rahmen. Einen "für beide Seiten" gab es nicht, konnte es nicht geben, weil ich vom Schmerz auch gelähmt und überschwemmt war, von großer Angst. Ich wollte also tatsächlich festhalten, auch mit einem "Ding", dem Geschenk, festhalten. Der Mensch hinter meiner Couch wollte gar keinen "Rahmen", weil er auch sonst ein Orthodoxer war, außer Analyse gab es eben nichts. Auch nicht in der letzten Stunde. Also gibt es auch keinen Kontakt mehr, bis auf einmal in den vier Jahren, drei Sätze Email. Das war (und ist es bestimmt noch) von der Seite dieses Menschen aus tiefe Überzeugung, dass dies die wirklich ehrliche Art und Weise ist, die enge Begegnung der Analyse wieder zu lösen und eine Lösung auch zu ermöglichen.
Dann war dieses Ende für Euch beide genau der angemessene Rahmen, damit Du Dich trennen kannst.
Ich wollte nichts festhalten, denn ich habe meine Therapie beendet, weil ich es an der Zeit fand und allein in die Welt hinaus wollte, so wie ich nach der Schule von zu Hause ausgezogen bin. Mit großer Neugier und Lust und einem ängstlichen Ziehen in der Magengegend.
Wie gesagt, für mich entfernt sich das Ende immer mehr von den emotionalen Aspekten und ich komme dahin, mir selbst nehmen zu können, was ich gelernt habe auf meiner Couch.
Genau so soll es sein.

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Herzeleide
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Beitrag Mo., 26.05.2014, 14:49

Peonia hat geschrieben:Dann war dieses Ende für Euch beide genau der angemessene Rahmen, damit Du Dich trennen kannst.
nee, eben nicht für uns beide....
Für mich war das furchtbar.
Verkürzt nenne ich diese Prozedur "Sauer macht lustig, aber erst in drei Tagen"....
Damals brauchte ich erst mal einen Säureblocker.

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Peonia
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Beitrag Mo., 26.05.2014, 16:30

Herzeleide hat geschrieben:
Peonia hat geschrieben:Dann war dieses Ende für Euch beide genau der angemessene Rahmen, damit Du Dich trennen kannst.
nee, eben nicht für uns beide....
Für mich war das furchtbar.
Verkürzt nenne ich diese Prozedur "Sauer macht lustig, aber erst in drei Tagen"....
Damals brauchte ich erst mal einen Säureblocker.
Ich mache aus manchmal Dinge, die bei anderen keine helle Begeisterung hervorrufen, weil ich sie für notwendig halte - frag mal meine Kinder. Das ist dann die "Ich finde Dich so doof" - Phase. Vielleicht war es ja bei Dir doch so, dass es genau so der "leichteste" Abschied für Dich war. Gerade weil Du - wie Du geschrieben hast- so voller Schmerz warst.

Beste Grüße aus dem Garten,

Peonia

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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 26.05.2014, 19:16

ziegenkind hat geschrieben:wofür ist das wichtig? gegenüber welchem buchhalter musst du dich rechtfertigen? mach das nicht v.a. dann sinn, wenn die therapie als nervig, anstrengend und/oder langweilig erlebt wird? und ist dann nicht eh schon alles auf scheitern programmiert, will heißen hinweis auf nichts wie weg da?
Liebes Ziegenkind,
Eigentlich meine Antwort an Krang und Broken wing,
aber lieber unter deiner Antwort, weil ich beim Lesen so heftig Nicken musste
Ich glaube, Psychotherapie heilt durch Beziehung.
Und Beziehung braucht manchmal lang, um zu wachsen.

Interessante Zusammenfassung zum Thema mit Überblick über verschiedenste Studien und Metaanalysen der Psychotherapieforschung http://www.bvvp.de/aktuelle-nachrichten ... ektiv.html

Fazit: nicht die Methode ist entscheidend, sondern die Dauer. je länger desto größer der Erfolg

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**AufdemWeg**
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Beitrag Mo., 26.05.2014, 19:29

das ist ja mal was:

dann sind die, die länger in Therapie sind wohl doch nicht die mit dem größten Schaden, wie dann ja oft unterstellt wird.
Frohbotschaft des Abends an alle die in langen Therapien sitzen.
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Krang2
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 07:08

Ich warte mittlerweile seit sechs Wochen auf die erneute Entscheidung der Krankenkasse, hier scheint wohl grundsätzlich alles langsamer zu gehen als anderswo.

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Bramaria
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Beitrag So., 03.08.2014, 18:46

Ich klinke mich einfach mal ein, ich hoffe das ist ok. Wer von euch hat denn inzwischen die Analyse beendet?
Muss sagen, mir macht es auch sehr zu schaffen, dass ich nur noch 8x hin gehen werde.
Ich glaube wenn es erstmal rum ist, wird es mir beser gehen, aber im Moment geht es mir damit einfach schlecht, auch wenn ich das nicht erwartet hätte.
Mir wurde auch eine Verlängerung auf eigene Kosten angeboten, aber das ich ich auf keinen Fall finanzieren und das war auch verständlich und wurde so angenommen. ich möchte auch sehen, ob und wie ich zurecht komme. Habe aber Sorge, ich könnte wieder in sonen Gefühlstotzustand zurück fallen und alles was ich an lebhaften Gefühlen inzwischen kennen gelernt habe geht wieder verloren. Davor habe ich Angst. Weiter oben stand das lebendige Gefühle sich auch ins Gegenteil verkehren können,aber ganz ehrlich finde ich für mich alles besser als dieses Gefühl wie tot neben mir zu stehen und mich durch grauen Nebel zubewegen und davor habe ich Angst, dass das wieder kommt.
Leider versteht mein Umfeld auch nicht so ganz was es für mich bedeutet da Abschied zu nehmen. Für die ist es eben rum und kürzlich wurde ich gefragt, ob "ich mich damit abgefunden habe". Ja klar habe ich das, aber das macht es ja nicht schöner.
Die letzten Sitzungen sollen nun sitzend gemacht werden, was ich auch sehr, sehr komisch finde und mich beunruhigt. ich kann mich dann nicht mehr so gut auf der couch verstecken, denn meine Gefühle nach außen zu zeigen fällt mir noch immer sehr schwer und ich weiß nie, welcher Rahmen da angemessen ist.
Wie angemessen ist es auch traurig zu sein (gerade wenn es keiner so richtig versteht für mich schwer zu beurteilen), oder wann übertreibe ich damit?

Ich hoffe es war ok, dass ich mich hier einfach dran hänge, aber wie gesagt einen neuen Beitrag mit dem selben Thema aufzumachen fand ich bisschen daneben.

LG Brami


pandas
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Beitrag So., 03.08.2014, 19:38

hallo Brami,

die letzten Dekaden der Stunden sollten eigentlich der direkten Integration in den Alltag gewidmet sein.

Habt Ihr das denn nicht gemacht und warum nicht?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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